Eine Frau erzählt von der Penisseligkeit. Zwei andere vergleichen ihre Muschis. Bevor unser Kolumnist sich auf seine Hände setzen muss, schreibt er uns das Fax der Woche.
Ich öffne die Augen, eine Frau steht am Bettrand, sie sagt: Penisseligkeit. Ich schaue auf den Wecker, drei vor vier Uhr morgens, ich schließe die Augen. Am nächsten Morgen, beim ersten Kaffee zu Hause, fällt mir das Wort wieder ein: Penisseligkeit. Ein langes Wort, fünf Silben, Genital und überirdisches Glück, wie passt das zusammen? Und wer ist diese Frau, die mir erschien?
Später, im Supermarkt, zwei Studentinnen vor mir in der Schlange, Studentin eins zu zwei: Hast du auch eine Mimi-Mumu? Zwei zu eins: Meine Mimi bedeckt kein Minibikini …
Habe ich das alles wirklich gehört? Ich stapfe durch den Schnee, aus dem Lokal für Morgensäufer torkelt Hartmut ins Freie, er will mir beim Tütentragen helfen, ich lehne ab. Arschflocken, sagt er, den Putten sind in der Kälte die Ärsche abgefallen, sie sind zerbröselt, und die Arschbrocken fallen als Flocken auf uns nieder … Keine Lust auf den Plausch über Puttenbacken. Später, am Alten Markt, zwei Vollblöde glotzen auf Gläubige vor der Nicolaikirche. Trottel eins zu zwei: Ich hab gezählt. 14 Leute. Macht 28 Brustwarzen. Trottel zwei: Macht 14 Bauchnabel … Die Deppen werden von einem Hund verbellt, sie trollen sich.
Kaffeepause im Steakhaus, Kellnerin hält mich für bekloppt. Blättere in der Zeitung. Botoxnadel trifft Nerv. Ex-Seifenoper-Nebendarstellerin untröstlich wegen Gesichtserschlaffung. Sie steht im Bikini an der Schlafzimmerkommode, lächelt wie ein Gecko, und tatsächlich, im Interview sagt sie: Ich konnte mit der Zungenspitze in der Nase bohren. Diese schöne Zeit ist vorbei, was soll ich nur machen? Schleimerjournalist, Mann, antwortet: Ich fühle mit Ihnen … Du Hupe fühlst gar nichts, denke ich, du bist nur scharf auf die öde Mutti, wahrscheinlich sitzt du auf deinen Händen, damit du der Mutti nicht vorzeigst, dass man auch mit einem stinknormalen Finger sich entpopeln kann.
Draußen, schöne Küstenkälte, ich halte die Feuerzeugflamme an die Zigarette, Schneeball trifft mich zwischen die Augen. Alter Kumpel, blöde Sau, lacht, bis er ausrutscht und aufs Pflaster kracht. Er begleitet mich ein Stück des Weges, er fragt: Sektquirl? Ich sage: Mixer. Schäumt den Sekt im Glas. Er erzählt: Hab Kakao für mein Leben gern, muss aber geschäumt sein … Aha … Platzende Blasen, fühl mich dann wie ’n Kind … Ist nicht wahr … Glaubst du, ich lüge? … Da ich eisern schweige, biegt er rechts ab.
Mir ist eine kleine Beule an der Stirn gesprossen, bösherzige Freunde sind ein Fluch. Am Bankautomaten mache ich ein langes Gesicht. Frieda, dick wie Bolle, steht plötzlich neben mir, sie trägt, passend zur Saison, einen Poncho mit Lamamuster, sie will mir den Kontoauszug aus der Hand reißen, ich bin schneller, sie schnauft. Konto kaputt, Stirn pocht, mir ist kalt. Da halt, ein dröhnender Darmwind, Männer und Frauen an den Automaten fahren erschrocken herum. Frieda: Das war ich, tut mir Leid. Kommt nicht wieder vor. Frieda zu mir: Ich knatter mir seit Tagen einen ab. Woran liegt’s, was meinst du? … Keine Ahnung … Hast doch mal Medizin studiert … Ist lange her, alles vergessen … Die Ärztin sagt, nervöser Magen. Papi sagt, kann passieren, schäm dich nicht. Mami sagt, reiss das Fenster auf. Ich mach Liebe mit meinem Freund, ich muss knattern, er sagt, da hab ich echt keinen Bock mehr … Schlimm … Ja. Tschüss.
Im Morgengrauen reiße ich die Augen auf, Frau steht am Bettrand und kämmt das lange Haar, sie flüstert: Oh, Mumie, erhebe dich, ich schließe die Augen, es hilft nichts, ich erhebe mich, hocke auf der Klobrille, starre auf die Kacheln. Weberknecht macht Jagd auf Silberfisch. Mimi, Mumu, Seligkeit. Später, Postbote übergibt das Paket, er zeigt auf die Bissspur an seinem Ohr, er sagt: Hab ’ne wilde Freundin … Komische Tage.