Es ist ein komisches Gefühl, diese Pleite mitzuerleben. Morgen früh wird ja Q-Cells Insolvenz beantragen, der einstige Weltmarktführer für Solarzellen in Deutschland. Zu Hochzeiten war dieses Unternehmen mehrere Milliarden Euro an der Börse wert, jetzt daddelt die Aktie bei gerade einmal 12 Cent herum.
2006 lief ich durch Bitterfeld-Wolfen und besuchte einen Tag lang den damaligen Star der deutschen Solarbranche. Herausgekommen ist damals diese Reportage (pdf). Es herrschte eine extrem optimistische Stimmung in dem Gewerbepark und bei Q-Cells.
Aus und vorbei. „Sonnenuntergang“ ist zurzeit die beliebteste Überschrift für all die Porträts über den Verfall der deutschen Solarindustrie. Der Preisverfall auf den Märkten wegen immenser Überkapazitäten bedeutete auch das Ende für Q-Cells. Es ist die vierte große Pleite eines deutschen Solarunternehmens in jüngster Zeit. Ich zitiere mal kurz und natürlich komplett uneitel den Firmengründer Anton Milner (inzwischen ausgeschieden) aus der Reportage von damals:
Er sei eine Art „altruistischer Kapitalist“, erzählt Milner. Natürlich wolle er Geld verdienen – aber am liebsten mit einem Produkt, das Menschen helfe: „In Afrika oder China brauchen die Leute erst einmal Strom.“ Es gefällt ihm, leise, aber beharrlich die Öl-, Gas- und Atomkonkurrenz herauszufordern. „Wir können den Klimawandel beeinflussen“, sagt er, „und den Energiemarkt aufmischen.“
Den Energiemarkt hat Q-Cells sicherlich zeitweise aufgemischt. Aber wenn man tatsächlich in Afrika helfen will, dann ist wohl nichts sinnvoller, als günstig Solarmodule zu produzieren. In Deutschland ist das derzeit unter den aktuellen Bedingungen nicht möglich. Das bedeutet eine weitere Insolvenz, was schlimm ist, vor allem für die Region Bitterfeld. 2200 Arbeitsplätze sollen bei Q-Cells auf dem Spiel stehen.
Um die Ziele, also Gridparity, zu erreichen, ist allerdings der Kostenverfall ein Muss. Sonst wird Solarstrom niemals mit Strom aus Kohle- oder Atomkraftwerken mithalten können. Es ist der „schöpferische Wettbewerb“ a la Schumpeter, den man da gerade live in Bitterfeld erleben kann.
Allerdings mit teilweise unfairen Waffen. Das zeigt Solarworld, die ja erfolgreich gegen die massive Subventionierung der chinesischen Solarindustrie und Dumpingpreise klagen, wie die Frankfurter Rundschau meldet.