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Paul Smith

Paul Smith ist der ruhigste Mann im britischen Rockgeschäft – zumindest abseits der Bühne. Der Mann aus Newcastle mit dem harten nordöstlichen Akzent fällt fern der großen Show, für die er mit seiner Band Maxïmo Park seit deren bahnbrechendem Debütalbum A Certain Trigger (2005) steht, kaum auf, ist extrem zurückhaltend, geradezu schüchtern. Er liebt es, weit weg von allem Trubel in seine Bücher einzutauchen, die Werke der größten Schriftsteller, Aktivisten und Philosophen der Welt. Aktuell besonders beliebt bei Smith: Maxim Gorki, von dem er sich für die Arbeit an Contradictions inspirieren ließ. Und ist die Zeit gekommen, da Smith zurück auf die Bühne geht, ist er natürlich wieder ein anderer. Ein Entertainer durch und durch: quirlig, ausgeflippt, eben das Gegenteil von Ruhe. Er ist ein Typ der zwei Extreme. Und kann beide extrem gut. Welche Seite er wohl im Molotow am Nobistor zeigt? Support kommt von Devon Sproule. Danach: Motorbooty! (Rock’n’Roll Dancefloor).

Text: Erik Brandt-Höge

 

Via Toselli

Zu Gast beim ehrlichen Italiener unter den prahlenden Portugiesen – das kuschelige Restaurant ohne Balsamico-Schnörkel ist (noch) ein Geheimtipp.

Ein typischer Abend auf der Promeniermeile des Portugiesenviertels: Auf den Bürgersteigen treten sich die Menschen gegenseitig in die Hacken, in der Luft liegt der Duft von gegrilltem Fisch, und vor den großen Restaurants wird jeder potenzielle Gast angeschnackt wie vor einer Table-Dance-Bar. Und irgendwo läuft immer ein Kellner mit einem lichterloh brennenden Teller durch die Reihen. Oooh und Aaah machen da die Touristen. Wer sein Essen jedoch ohne viel Tamtam serviert bekommen möchte, für den gibt es seit dem Frühjahr das Via Toselli. Das Brot ist dünn und knusprig, die Tomaten und das Olivenöl sind fruchtig und es gibt keine Balsamico-Schnörkel. Die Pizza mit Garnelen und Zucchini (12,50 Euro) ist größer als der Teller, geizt weder mit Meerestieren noch mit Knoblauch, ein Volltreffer. Auch die Penne all‘ arrabbiata (8,90 Euro) kommen mit genau der richtigen Schärfe auf den Tisch. Ebenfalls üppig. Deshalb muss ein Tiramisu für zwei reichen, und das ist so mjam, dass wir sogar in das allgemeine Oooh und Aaah mit einstimmen.

Text: Wiebke Anabess Kuhn

 

„Books de Hood“

Diesmal zu Gast beim Bücherclub in der Kneipe: Sonja Baum. Sie platziert ihr Debüt „Am Tresen lauert die Gefahr“ exakt in der Gefahrenzone.

Die Literaturjunkies Daniel Vollstedt und Tobias Soffner stellen jeden dritten Mittwoch im Monat aktuelle und geliebte Literatur vor. Dafür nominieren sie jedes Mal ein Buch zum Schmöker des Abends. Diesmal fällt die Wahl auf Sehr geehrter Herr M. von Herman Koch, einem Thriller über einen Schriftsteller, zwei verliebte Gymnasiasten und ein auf mysteriöse Weise verschwundenen Lehrer.

Das Books-de-Hood-Duo begrüßt zudem Sonja Baum in der Hasenschaukel, die ihr trunkenes Debüt Am Tresen lauert die Gefahr exakt in der Gefahrenzone platzieren wird. Drogen, Mafia, Geld und Rache rauschen durch ihr Erstlingswerk, das passenderweise auch noch um die Ecke der Kneipe spielt. Früh schon hatte die Autorin traumatischen Kontakt zum Hamburger Rotlichtmilieu, als sie in eine Schießerei geriet und deswegen sogar ihren Namen geändert hat.

Text: Georg Kühn

 

Harbourfront Literaturfestival

Der junge Autor Giorgio Fontana liest in der Sankt Pauli Kirche aus seinem neuen, ebenfalls preisgekrönten Roman „Tod eines glücklichen Menschen“.

Anfang der achtziger Jahre in Norditalien: Der Mailänder Staatsanwalt Colnaghi untersucht inmitten der bittersten Phase des Linksterrorismus ein Attentat. Dabei kann er die antifaschistischen Motive der Täter durchaus nachvollziehen, ist doch sein eigener Vater als Widerstandskämpfer von den Deutschen im Krieg ermordet worden. Im Rahmen des Harbourfront Literaturfestivals Hamburg, bei dem noch bis zum zehnten Oktober viele spannende Autoren an allerhand Orten zu Wort kommen, liest der junge Autor Giorgio Fontana aus seinem neuen Roman Tod eines glücklichen Menschen – auch der Ort ist ein besonderer: Der Geschichte lauscht man in der weltoffenen Sankt Pauli Kirche.

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„Die Dreigroschenoper“

Der Rockstar der Regisseure in Hamburg, Antú Romero Nunes, inszeniert Bertolt Brechts kapitalismuskritischen Klassiker im Thalia Theater.

Im Jahre 1928 ist im Londoner Stadtteil Soho das Verbrechen ein gängiges Geschäftsmodell. Der Chef der Soho-Bettlermafia Jonathan Peachum ist ein Händler mit dem schlechten Gewissen: Er versteht es, die Bettler so zu verkleiden, dass die Passanten möglichst spendabel sind – und er selbst die Hälfte der Einnahmen behalten kann. Der Gangsterboss Mackie Messer sichert sein Einkommen lieber mit Mord und Raub, was ihm die Freundschaft mit dem korrupten Polizeichef Londons „Tiger“ Brown ermöglicht. Als der Gangster und der Mafioso aufeinandertreffen, ist Böses zu erwarten. Der Rockstar der Regisseure in Hamburg, Antú Romero Nunes, inszeniert Bertolt Brechts kapitalismuskritische Dreigroschenoper in der ihm eigenen drastischen Weise.

Text: Natalia Sadovnik

 

Science Slam

Wissenschaft im Popformat: Die Kurzvorträge im Uebel & Gefährlich drehen sich rund um neue Ideen – skurril, lehrreich und witzig, das kann es geben!

Die Gewinnerthemen der letzten Jahre lauteten: Ein Fossil zum Knutschen, Speed up your Mind oder Dienliche Defekte, aus den Bereichen Paläontologie, Biochemie oder Physik. Mit solchen knackigen Kurzvorträgen gewinnt man Applaus und Berühmtheit und bestenfalls noch das goldene Gehirn. Denn vor allem geht es beim Science Slam darum, Wissenschaftler in knapper und pointierter Präsentation zu schulen. Andererseits wird das Interesse von Laien an sehr speziellen Forschungsthemen geweckt – und sehr lustig kann es auch werden. Wer ein gutes Thema mit entsprechendem Fachwissen hat, sich aber nicht traut und kein Showtalent besitzt, der wird von den Veranstaltern an die Hand genommen. Wie beim Slam üblich, wird auch die Zeit limitiert, so etwa auf zehn Minuten wie bei dem geistreichen Vortrag von Giulia Enders zu ihrer Forschung Darm mit Charme:

 

„Kontrastbedürfnis“

Isa Melsheimer braucht nicht viel für ein Kunstwerk. Einige Spiegelfragmente, ein paar Vasen, Topfpflanzen und ein Fuchsfell. Nun stellt sie im Ernst Barlach Haus aus. 

Die Künstlerin spürt in Kontrastbedürfnis einmal mehr den Prinzipien urbaner Lebensräume nach, ihrer Gestaltung und Veränderung und den sozialen Bedingungen, die sich daraus ergeben. Die Künstlerin arbeitet mit Perspektivwechseln, Maßstabssprüngen, Verschiebungen und Materialkontrasten. Ganz konzentriert, forsch und auf den Punkt – und in einer Ästhetik, die so verdichtet wie verblüffend ist. Im Ernst Barlach Haus ist diese mit einem besonderen Twist versehen, weil sie sich zudem auf Werner Kallmorgens markante 1960er-Jahre-Architektur in Hamburg bezieht, zu der das Spiegel- und IBM-Hochhaus ebenso gehören wie der Kaispeicher A. Einst imposanter Lagerraum, ist er heute geduldiger Sockel der Elbphilharmonie, während das einstige Spiegel-Hochhaus als „Hamburg Heights – oben angekommen“ (und das ist kein Witz!) zu einem Apartmenthotel für Geschäftsleute umgebaut wird. Verkehrungen und Architekturikonen im Visier lässt Melsheimer im Artrium nicht nur die Pflanzen, sondern auch die Bedeutungen sprießen, macht sich auf Zeitreisen in Zukunft und Vergangenheit.

Text: Sabine Danek

 

Sufjan Stevens

Nach fünf Jahren endlich ein neues Album und eine Tour. Ranhalten, wer ihn live sehen will, die meisten Europa-Termine sind ausverkauft, für Hamburg gibt’s noch Tickets!

War The Age of Adz von 2010 noch geprägt von elektronischem Flirren, wuchtigem Sound und seinem Überdruss von Banjo, seiner Stimme und überhaupt, kehrt der Multi-Instrumentalist auf dem aktuellen Werk wieder zurück zu den folkigen Wurzeln und leiseren Tönen der frühen Alben. Carrie & Lowell sind die Namen seiner Mutter und seines Stiefvaters, erstere litt unter Schizophrenie und Drogensucht. Leichte Muße wird es also auch dieses Mal nicht – der Opener Death with Dignity lässt es bereits erahnen – wenn Stevens ins Mehr! Theater am Großmarkt kommt. Die Bilder im Netz versprechen hier eine tolle, neue Location in dem prominenten „Wellen“-Gebäude, die große Fanschar Stevens würde allerdings auch in feuchte Keller pilgern.

Text: Georg Kühn

 

„Play 15“

Das Festival für kreatives Computerspielen findet an elf verschiedenen Spielorten, vom Uebel & Gefährlich bis zum InnovationsCampus der Handelskammer, statt.

Der gemeine Gamer verlässt nie das Haus, ernährt sich ausschließlich von Chips und Cola und hat keine Freunde. So will es das Stereotyp. Doch sieht die Realität anders aus? Klar. Denn die mobilen Geräte haben den Computernerd schon längst aus dem stillen Kämmerlein mitten unter uns geholt. Er ist gut vernetzt und die Durchmischung der digitalen und realen Welt hat schon interessantes hervorgebracht.

Das Festival unterteilt sich in die Sektionen Sehen, Machen, Reden, Feiern. In Ausstellungen etwa kann man die schönsten Spiele-Artworks bestaunen, man kann lernen, sein eigenes Computerspiel zu programmieren, darüber diskutieren, welche Emotionen digitale Spiele auslösen oder mit kostümierten Cosplayern feiern. Das Fest mündet in die Verleihung des ersten Creative Gaming Awards im Spiegelsaal des Museums für Kunst und Gewerbe (19.9.).

Play 15 ist ein Festival, ganz dicht am Puls der Zeit. Eröffnung mit PLAY Show und Heinz Strunk alias Torsten Bage von Fraktus und Tennis for Two im Uebel & Gefährlich.

 

Kazuo Ishiguro

Drachen, Menschenfresser und Höllenhunde auf St. Pauli – der Autor liest in der Stadtteilkirche aus seinem Roman „Der begrabene Riese“.

Pünktlich zum Sommer endete die aktuelle Staffel der Erfolgsserie Game of Thrones. Aber nicht verzagen, liebe Fantasy-Freunde, für Nachschub ist schon gesorgt: Bestsellerautor Kazuo Ishiguro stellt derzeit sein neues Buch vor. Und darum geht’s: Ende fünftes Jahrhundert in Britannien. Die Römer ziehen ab und hinterlassen ein verwüstetes Land und seine Bewohner in einem bleiernen Nebel aus Vergessen und Verdrängen. Die ausgestoßenen Protagonisten des Romans Der begrabene Riese gehen auf eine beschwerliche Reise durch düstere Wälder, wo Drachen, Menschenfresser und Höllenhunde lauern. Die Zutaten sind bekannt, Ishiguro bindet sie jedoch ins Ende der Antike ein – erfrischend anders. Einen Eindruck davon gibt es bei der Lesung auf dem Harbour Front Literaturfestival in der Sankt Pauli-Kirche. Hier vorab die Leseprobe downloaden.

Text: Jan-Hagen Rath