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Logic

Pumpender Bass und sweeter Flow: Der junge Rapper aus Maryland präsentiert sein Debütalbum „Under Pressure“ im Mojo Club.

Nachdem Logic schon zu Beginn der Zehnerjahre mit den Young-Sinatra-Mixtapes für Furore im Untergrund des US-Rap sorgen konnte, schlug sein Debütalbum Under Pressure folgerichtig ein wie eine Bombe. Sein Geheimnis: ein präzises Gespür für den richtigen Moment. Logic lässt den Bass genau an den richtigen Stellen pumpen und nimmt das Tempo raus, wenn seine Songs Luft zum Atmen brauchen. Mal minimalistisch, mal progressiv und meistens einen Schritt weiter als die Konkurrenz. Songs, die sich vor lauter Ideen überschlagen und trotzdem nie überladen wirken – dem überwältigenden Flow sei Dank. Seine Texte sind meist autobiografisch. Hier erfährt man, aus welch selbstzerstörerischen Verhältnissen der Rapper stammt. Er ist der Sohn crack- und alkoholabhängiger Eltern, in dessen Familie Gewalt immer eine große Rolle gespielt hat und der von der Highschool flog. Fast schon klassisch in diesem Genre.

Text: Benedikt Ernst

 

Martin Kohlstedt

Der clubkompatible Pianist spielt am 2. April im Volt. In einem Backsteingebäude unter den Messehallen eröffnete diese neue Nachtleben-Location.

Villa Nova, Monkeys Music Club oder Pal sind nur einige Namen, die mit Neueröffnungen in den letzten Monaten von sich Reden machten. Letztere feiern ihre Partys in der Karolinenstraße 45, im alten Backsteingebäude unter den Messehallen. Genau an dieser Stelle ist nun ein weiterer Laden entstanden. Mitte März eröffnete der Volt Club. Während es im Pal vor allem ums Feiern geht, stehen hier Konzerte im Vordergrund. „Der musikalische Fokus liegt auf elektronischer Musik“, erklärt Booker Candy Glas. „Daneben finden gleichwertig Hip-Hop, Folk, Songwriter und mitunter auch Jazz bei uns eine Bühne. Es soll eine Art Spielwiese für Experimente und Entdeckungen sein.“ Ein Konzept, mit dem die Veranstalter ihrem Publikum Künstler aus unterschiedlichen Genres näherbringen wollen und auch Nischenkünstlern eine Bühne bieten. Für April bedeutet dies unter anderem ein Auftritt von Martin Kohlstedt am 2. April. Der Pianist erobert auch immer wieder die Elektrotanzbretter der Welt. 

Text: Ole Masch

 

„Love Supreme“

„Sechs Saiten und ein Brett“ heißt die Unterzeile der filmischen Liebeserklärung an die Gitarre, in der viele Musiker zu Wort kommen.

Als Bob Dylan 1966 auf dem Newport Folk Festival die Bühne mit einer E-Gitarre betritt, erschüttert dies die Welt in ihren Grundfesten. Aus der populären Musik ist die Stromgitarre seither nicht mehr wegzudenken. Love Supreme – sechs Saiten und ein Brett heißt eine filmische Liebeserklärung an sie, in der Gitarristen aus Europa und den USA über ihre innige Beziehung zu dem Instrument berichten. Auch Live-Einlagen soll es bei der Premiere geben – natürlich gemäß der alten Dylan-Devise: „Play fucking loud!“ Zur Premiere am 1. April sind die Regisseure Steffen König und Olaf Neumann zu Gast. Dazu gesellen sich die Gitarristen (und Protagonisten des Films) Tito Larriva der Band Tito & Tarantula und Uwe Hassbecker von Silly.

 

„Feministische Avantgarde“

Nackter Busen von starken Frauen: Die Schau in der Kunsthalle Hamburg zeigt Fotografien mit teils radikalen Darstellungen  verschiedener Künstlerinnen.

Die Bilder und Videos in der Schau Feministische Avantgarde der 1970er Jahre in der Hamburger Kunsthalle sprechen eine deutliche Sprache. Ana Mendieta ließ sich in ihrer Studentenbude mit nacktem Gesäß und blutverschmierten Beinen auf einen Tisch binden, um mit diesem drastischen Bild Vergewaltigung zu thematisieren. Valie Export forderte in einem umgeschnallten „Tapp- und Tastkino“ Passanten auf, ihren nackten Busen zu begrapschen, Helen Chadwick nähte sich in eine Küche aus Stoff ein und Lynda Benglis präsentierte sich in einer selbstgekauften Anzeige in der New Yorker Kunstzeitschrift artforum eingeölt und mit einem Doppeldildo im Schoß. Der eigene Körper war für die jungen Künstlerinnen das geeignetste Motiv, um gegen Ungerechtigkeiten zwischen den Geschlechtern aufzubegehren, Missstände anzuprangern, unter denen Frauen zu leiden hatten, und sich für feministische Ziele einzusetzen. Mit Hilfe von Fotografie, Video und Performance entstanden so kluge, provokante und energiegeladene Zeugnisse einer Bewegung, die auch heute aktuell sind. Trotz und gerade wegen ihrer Radikalität.

 

Africa Fashion

Arbeiten von afrikanischen Designern wie AAKS aus Ghana sind neben „Stammeskunst“ von Dirk Meinzer in der Galerie Melike Bilir zu sehen.

Nachdem sich Beatrace Oola lange darüber gewundert hat, dass afrikanische Designer in Deutschland kaum Beachtung finden, machte sich die Hamburger Stylistin daran, das zu ändern – mit dem Africa Fashion Day, der seit 2013 fester Bestandteil der Berliner Fashion Week ist. Jetzt sind die Arbeiten von Designern wie AAKS aus Ghana oder Bisrat Negassi aus Eritrea in der Galerie Melike Bilir zu sehen, gemeinsam mit Stammeskunst des Hamburgers Dirk Meinzer. Er ist bekannt für seine Masken, in denen durchaus auch mal Pompons und Pommes zu finden sind.

Text: Sabine Danek

 

„Fast Fashion“

Im Rahmen der neuen Ausstellung im MKG ist unter anderem die Fotoserie „Death of A Thousand Dreams“ von Taslima Akhter zu sehen.

Die Mutter von Rina sitzt vor der eingestürzten Textilfabrik in Bangladesch. Sie starrt auf die Trümmer. Vielleicht hofft sie auf ein Wunder – dass sich die Steine bewegen und ihre Tochter aus der Ruine steigt. Unversehrt. Rina war Näherin und wird nach dem Unglück, das 2013 weltweit durch die Medien ging, vermisst. Die Aktivistin Taslima Akhter fotografierte die trauernde Mutter. Drei Monate bevor das Bild entstand, ereignete sich hier der schwerste Fabrikunfall in der Geschichte des Landes, bei dem 1.127 Menschen getötet wurden. Er entfachte eine neue Diskussion um die Bedingungen, unter denen in armen Ländern Kleidung für die westliche Welt hergestellt wird. Bangladesch liegt weit von Hamburg entfernt, trotzdem klebt das Blut der verunglückten Arbeiter an unseren Klamotten. Nicht nur an der Billigware, auch an den Kollektionen der Luxuslabels. Das Museum für Kunst und Gewerbe (MKG) wirft in seiner neuen Ausstellung Fast Fashion. Die Schattenseiten der Mode einen kritischen Blick hinter die Kulissen der Industrie. Dabei wühlt man sich bis in den hintersten Winkel des Kleiderschrankes durch. Differenziert und kritisch setzt sich die Schau mit dem Kreislauf auseinander, bündelt aktuelle Diskussionen und beleuchtet Aspekte des Konsums, der Ökonomie und Ökologie. Was ist Fashion? Wer ist Victim? Und kann man mit Upcycling oder Zero Waste dem Teufelskreis entkommen? Vielleicht liefert die Ausstellung ein paar Antworten.

Text: Lena Frommeyer

 

Kaffeeklappe

In der Tradition Hamburger Hafenkantinen eröffnete Volker von Witzleben sein Bistro in Wilhelmsburg – mit köstlichem Mittagstisch.

Volker von Witzleben ist der geborene Gastronom. Der 28-Jährige scheint keine schlechte Laune zu kennen. Auf den Holztresen gestützt grinst er (rotes Käppi, Schnauzbart, rote Wangen) den Gästen entgegen. Ende März eröffnete seine Kaffeeklappe in der Wilhelmsburger Fährstraße. Mit dem Bistro greift er die Tradition der gleichnamigen Hafenkantinen auf, die zu Freihafenzeiten die Arbeiter mit Kaffee und Suppe statt Promille versorgten. Einem gesunden Lebensstil frönt man auch in der Kaffeeklappe des 21. Jahrhunderts. Regionale Zutaten, beispielsweise vom Biohof in Moorwerder, und das große vegane Angebot klingen köstlich auf der Tageskarte: „Curry-Rosenkohl mit Aprikosen, Chili und Süßkartoffelpüree mit oder ohne marinierte Hähnchenflügel“ (4,50/6,50 Euro). Den Mittagstisch gibt es von 11.30 bis 16 Uhr. Am Wochenende wird Sonntagsbraten aufgetischt: „Ochsenbäckchen mit Pastinakenpüree, sautierte Lauchköpfe, Pommes Macaire & Rotweinkirschen“ (11,50 Euro). Volker von Witzleben steht selbst am Herd. Der studierte Stadtforscher erlernte in einem spanischen Restaurant das Kochhandwerk. Nachmittags gibt es Kuchen.

Text: Lena Frommeyer

 

Ennio Morricone

Großes Kino für Ohren und Augen: Der berühmte Filmmusik-Komponist aus Italien gastiert mit großem Chor und Orchester in der O2 World.

Er bereicherte die filmische Atmosphäre mit seiner raffinierten Art der Anordnung und Besetzung. Die Kompositionen für Sergio Leones Western-Filme wurden durch diverse Mittel wie Maultrommeln, verstimmte Mundharmonikas, tanzende Piccoloflöten, bombastische Kirchenorgeln, unheimliches Pfeifen, donnernde Trompeten und geisterhaften Gesangschören kreiert. Geschätzt von legendären Künstlern wie Quincy Jones und Regisseur Martin Scorsese, ist Ennio Morricone eine gegenwärtige Ikone unserer Zeit. Nach Aufführungen in namhaften Venues wie der Great Hall in Peking, der General Assembly Hall des UN-Gebäudes in New York und der Royal Albert Hall in London sowie dem Kreml in Moskau und der Arena in Verona, sind die Konzerte eine gute Gelegenheit, Italiens Maestro und seine musikalischen Werke zu erleben. Die Konzerte spiegeln die 50-jährige Karriere des Komponisten in der Filmmusik wieder. Morricone dirigiert persönlich ein 85-köpfiges Orchester und einen Chor mit 75 Stimmen und gibt seine großen Melodien, die Generationen von Kinogängern faszinieren, zum Besten.

 

La Buena Vida

Das gute Leben: In seinem Film, der im Mai offiziell in deutschen Kinos anläuft, berichtet Regisseur Jens Schanze vom Raubbau in Kolumbien.

La buena vida – Das gute Leben erzählt die Geschichte der kolumbianischen Dorfgemeinschaft Tamaquito vor dem Hintergrund des weltweiten Strebens nach Wachstum und Wohlstand. Jairo Fuentes, der junge Anführer der Dorfgemeinschaft von Tamaquito, lebt in den Wäldern im Norden Kolumbiens. Die Natur gibt den Menschen hier alles, was sie zum Leben brauchen. Seit Jahrhunderten gehen sie in den Bergen auf die Jagd, sammeln Früchte und halten Hühner, Schafe und Rinder. Doch die Lebensgrundlage der Wayúu-Gemeinschaft wird durch den Kohleabbau in der Mine El-Cerrejón zerstört: Das gewaltige Loch, mit 700 Quadratkilometern der größte Kohletagebau der Welt, frisst sich immer tiefer in die einst unberührte Landschaft. Die Steinkohle wird in alle Welt exportiert. In Deutschland, England und Israel, in den Niederlanden, der Türkei und den USA produzieren die Kohlekraftwerke damit den Strom, der das Leben schnell, hell und warm macht. Jairo Fuentes ist entschlossen, die gewaltsame Vertreibung seiner Gemeinschaft, wie andere Dörfer sie in der Vergangenheit erlebt haben, zu verhindern. Er beginnt Verhandlungen mit den Betreibern der Kohlemine, hinter denen mächtige Rohstoffkonzerne wie Glencore, Anglo Amercian und BHP Billiton stehen. Der Dialog mit den Konzernvertretern gestaltet sich jedoch schwierig. Die Konzerne versprechen den Dorfbewohnern die Segnungen des Fortschritts, die Wayúu hingegen legen keinen Wert auf moderne Häuser mit Stromversorgung und ein sogenanntes besseres Leben. Sie beginnen den Kampf um ihr Leben in den Wäldern, der schon bald zum Existenzkampf wird.

 

Hamburg im Film

Mehrere Amateurfilme laden zu einer Seefahrt in die Vergangenheit ein – abgelegt wird am 29. März im Abaton.

Ein „Kreuzfahrthafen“ war Hamburg schon in den 1930er Jahren, nur dass die Schiffe nicht unbedingt exotische Ziele ansteuerten. Sechs Filme aus dem Film- und Fernsehmuseum Hamburg führen in küstennahe Gewässer, nach Cuxhaven oder Travemünde. Höhepunkte der Hamburger Reisen in den 1930er Jahren sind zwei neu entdeckte farbige Filme. Zu ihnen gehört das 15-minütige Von Hamburg nach Sylt, ein Amateurfilm aus dem Jahre 1935, der Eindrücke von der Schiffspassage und Westerlands Inselzauber festhielt. Weiterhin im Programm: Unterwegs auf der Yacht Sturmvogel (1930), 6 Minuten; Reisebilder (1929/30), 10 Minuten; Unsere Weihnachtsfahrt auf der MS Milwaukee (1934), 22 Minuten; Deutsche Nordmark – meerumschlungen (1938), 22 Minuten; Probefahrt mit dem Flaggschiff Robert Ley (1939), 8 Minuten. Viel Spaß!