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Danny Doom

Der Berliner Künstler interpretiert Heldenfiguren aus Sagen neu und kreiert bunte Gamepads auf Leinwand – zu sehen in der OZM Gallery.

„Mein Name ist Danny Doom, ich wohne in Berlin und bin in der OZM Gallery für meine Ausstellung ‚Game on – don’t worry'“, verkündet der Künstler im eigens gedrehten Vorstellungsvideo. Am 6. Februar eröffnet die Plattform für Urban Art seine Schau, in der es thematisch um „Mythologie, Heldengeschichten und Gaming“ geht. Wie das? Danny Doom stellt Superhelden, Götter, Kriegsherren und Erfinder in abstrakten „Gamepads“ dar, dabei werden sie zu iconartigen Personen. Er arbeitet mit Graffiti und bringt zudem Acryl-Farben, Wachs und Erde auf die Leinwand auf. Seine Bilder sind in den Räumen der Galerie im Schanzenviertel entstanden und können hier bis zum 28. März angeschaut werden.

Wer bei der Vernissage coole Leute kennenlernt, möchte vielleicht noch das Tanzbein schwingen – etwa zu elektronischer Tanzmusik. Im Tutur (Ex-Tonne) in Wilhelmsburg legen Benjamin Brunn, Christopher Rau und Bastien Fabel ab Mitternacht unter dem Motto „Unten am Fluss“ auf. Sweet!

 

Flüchtlinge in Hamburg

Der Flüchtlingsrat lädt in der Werkstatt 3 zur Diskussion zum Thema „Gemeinsam mit Flüchtlingen wohnen“ anhand des Wohnprojektes „Bunte Mischung“.

Sie geht uns alle etwas an: die Diskussion um das Zusammenleben mit Flüchtlingen. Gestritten wird seit vielen Monaten über ein Recht auf Wohnraum und soziale Teilhabe, über Flüchtlingsheime in zentralen Vierteln oder Randlagen, über Freundschaft und Ablehnung. Recht kurzfristig lädt der Flüchtlingsrat Hamburg am 5. Februar in die Werkstatt 3, um gemeinsam über das Thema „Gemeinsam mit Flüchtlingen wohnen“ zu sprechen. Dabei geht es um einen konkreten Ansatz in Altona: „Am Beispiel des (…) Wohnprojekts Bunte Mischung, in dem auf dem Kolbenhofgelände in Bahrenfeld jede siebte Wohnung für Flüchtlinge vorgesehen ist, soll eine Quotierung für geflohene Menschen im Rahmen des Hamburger Wohnungsbauprogramms diskutiert werden.“ So eine Quote könne in städtebaulichen Verträgen zu neuen Bebauungsplänen festgeschrieben werden. Auf dem Podium diskutieren Frau Dr. Melzer, Bezirksamtsleiterin Altona und Martin Leo vom Unternehmen f & w (fördern und wohnen) sowie Vertreter des Flüchtlingsrates Hamburg, des Vereins Kolbenhof e.V., der Initiative Pro Wohnen Ottensen und des Wohnprojektes Bunte Mischung. Durch den Abend führt der Journalist Burkhard Plemper.

 

„Mis-Shapes“

Die beliebte Party mit der sympathischen Losung „schwul.lesbisch.scheißegal“ setzt am 6. Februar alle Molotow-Floors unter Bass und Bums.

Für den 6. Februar machen wir besonders gerne auf die Mis-Shapes-Party mit der altbekannten Losung „schwul.lesbisch.scheißegal“ aufmerksam, denn die Sause startet erstmals auf drei Tanzflächen. Auf dem Elektro-Floor gibt es „Beats, Bass & Bums“, im Karate-Keller wird Resident-DJ Johannes D. Täufer Deep House, Nu Disco und Funky Tunes mixen, während auf dem Hauptfloor Martha Hari und 1mandisco mit IndiePopElectro Vollgas geben. Ganz neu: In der sogenannten Sky Bar im zweiten Stock bringt Das_K von der Party-Reihe Special Needs die Freunde von Alternative, Rock, Britpop, Metal und Indie zum Tanzen. Achtung, wer knapp bei Kasse ist, sollte beim Anwärmen der Säle mitbehilflich sein: Bis Mitternacht beträgt der Eintritt nur 3 Euro. Danach muss man das Doppelte berappen.

Text: Ole Masch

 

Jan Plewka…

…singt Rio Reiser: Der Schauspieler und ehemalige Selig-Sänger interpretiert die Songs von Ton Steine Scherben und deren Frontmann.

Seit Jahren bestreitet der ehemalige Selig-Sänger Jan Plewka regelmäßig Konzertabende im Schauspielhaus, an denen die Lieder des 1996 verstorbenen Ton-Steine-Scherben-Sängers Rio Reiser auf dem Programm stehen. Begleitet wird er dabei stets von der Schwarz-Roten-Heilsarmee, deren Farbgebung höchstwahrscheinlich auf die links-anarchistische Gesinnung von Meister Reiser anspielen soll. Wie viel vom schwarz-roten Gedankengut noch in den Song-Interpretationen Plewkas zu spüren ist? Schwer zu sagen – immerhin hat die Band auch den Rauch Haus Song im Set, den man in Zeiten von hemmungsloser Gentrifizierung und ständig steigender Mieten gar nicht laut genug singen kann. Wer lieber den Sound of Silence mag, dem sei ein anderes Programm Jan Plewkas empfohlen. Zurzeit ist er nämlich auch mit dem Material von Paul Simon und Art Garfunkel unterwegs. An diesen Abenden weht dann eher die weiße Fahne… – demnächst auch in Hamburg.

 

The Kooks

Die vier Briten sind mit einem neuen Album namens „Listen“ zurück und zeigen, wie gut ein Hauch von R’n’B ihren alten Indie-Gemäuern tun kann.

„Never change a running system“, sagt der gewohnheitsorientierte Sprichwortliebhaber gerne einmal. Pustekuchen, denn der Himmel ist nach oben offen und Beweise dafür, dass Dinge umgekrempelt oft noch besser aussehen, gibt es reihenweise – seit letzten Herbst neu in dieser Reihe: The Kooks. Denn lange steckten diese wohl in ihrem eigenen, unfraglich funktionierenden System fest. 2006 veröffentlichte die Band mit ihrem Debüt eine scheinbar vollkommene Hit-Compilation und konnte fortan ja kaum noch etwas besser machen. An den Folgealben fand somit fast jeder was zu meckern. Mit dem neuesten Werk Listen ist sie jetzt die Flucht nach vorn angetreten. So hat das britische Quartett einfach mal mit den Beats angefangen, die Gitarren hinterhergelegt und damit einen radikalen Umbruch gewagt. Die neuen Songs schwirren vor R’n’B und Groove und Gründe, sich die Indie-Wunderkinder mal wieder live anzuschauen, gibt es nun gleich zu Hauf, frisch aufgestapelt.

Text: Miriam Mentz

The Kooks ‚Bad Habit‘ from Motherland on Vimeo.

 

HAM.LIT

15 Autoren, 3 Bands, 2 Clubs – die lange Nacht der jungen Literatur und Musik ist zurück. Lucy Fricke und Jan Lafazanoglu trommeln Schreib- und Lesewütige zusammen.

Literatur als Club-Festival? Als HAM.LIT in Hamburg an den Start ging, wollte man einwenden, dass manche Sachen vielleicht nicht zum Gemeinschaftserlebnis taugen, zum Beispiel: Bücher lesen. Doch genau wie Musik hören ganz gut alleine geht, funktionieren umgekehrt auch Lesungen im knackvollen Konzertschuppen. Die Auftritte bei HAM.LIT sind jedenfalls unprätentiös wie ein Punkrock-Gig – vielleicht ein bisschen leiser. Zum fünften Mal nimmt die Veranstaltung einen Abend lang den Feldstraßenbunker und seine Clubs in Beschlag: Zwischen Terrace Hill und den zwei Sälen vom Uebel & Gefährlich pendeln die Zuhörer und begeistern sich im Idealfall für Lyrik und Prosa von Autoren und Autorinnen, die sie vorher gar nicht auf dem Schirm hatten. Zu den bekannteren Namen des Festivals gehört dieses Jahr Karen Köhler (Foto), die mit ihrem Erzählband Wir haben Raketen geangelt zum Literaturstar des vergangenen Jahres wurde, ebenfalls mit dabei ist die auch als Theaterregisseurin bekannte Nino Haratischwili, zum guten Schluss liest die hochkomische Berlinerin Kirsten Fuchs. Musik gibt es in diesem Jahr von Rakede, Der Bürgermeister der Nacht und Joco. 15 Autoren, drei Bühnen, drei Bands: Lesungen schaffen es nur selten cool zu sein, HAM.LIT hingegen ist regelrecht sexy.

 

Bilder einer Reisenden

Bieke Depoorter hat es schon wieder getan: Sie trampte durch ein Land und übernachtete bei Fremden. Aus den Begegnungen entstand die Fotoserie „I am About to Call it a Day„.

Was für ein Abenteuer: Die junge Belgierin Bieke Depoorter stieg 2008 in die Transsibirische Eisenbahn, um durch die russische Pampa zu reisen – ohne ein Wort der Sprache zu sprechen. In ihrer Jackentasche verwahrte die Fotografin einen Zettel, auf den zuvor ein Freund in Russisch einen hilfreichen Satz schrieb: „Haben Sie für mich einen Schlafplatz?“ Dieses Stück Papier hielt sie an den Stationen, an denen sie ausstieg, Passanten unter die Nase. Und tatsächlich wurde sie eingeladen in die Wohnungen von Fremden, um dort die Nacht zu verbringen. Bieke Depoorter fotografierte während dieser Reise eine viel beachtete und intime Serie.

Nun hat sie es wieder getan. Seit 2010 reiste sie mehrmals als Anhalterin durch die USA und sprach Menschen an, um einen Platz zum Schlafen zu finden. Wieder führten sie die Gastgeber in ihre Wohn-, Kinder- und Schlafzimmer und ließen sich fotografieren. Ihre zweite Serie nannte Bieke Depoorter I am About to Call it a Day. Zur öffentlichen Vernissage am 5. Februar ab 19 Uhr ist die Fotografin in der Freelens Gallery vor Ort. Jutta Schein, Fotoredakteurin der Zeit, stellt die Arbeiten vor.

Text: Lena Frommeyer

 

Lichtmess-Geburtstag

Das Kino wird 24! Zur Feier läuft der oscarprämierte Stummfilmklassiker „Sunrise“. Für den Live-Soundtrack sorgt das Gitarrenorchester Gilbert Couché.

Ein Feuerwerk der Bildeinfälle bietet der Stummfilmklassiker Sunrise – A Song of Two Humans (USA 1927) von Friedrich Wilhelm Murnau. Und eine Achterbahnfahrt der Gefühle dazu! Den erzählerischen Strom der melodramatischen Ehegeschichte, deren Höhepunkte ein Besuch im gleißenden Lunapark und eine nächtliche Sturmfahrt im Ruderboot sind, befeuern Schwarzweißbilder von hoher Plastizität. Die Handlung  – grob vereinfacht: Murnau zeigt, wie zwei Frauen, eine vom Lande, eine aus der Großstadt, um denselben kernigen Naturburschen kämpfen. Bei einer der allerersten Oscarverleihungen vor 85 Jahren erhielt Sunrise gleich drei Trophäen. Den stummen Bildern wird zum 24. Geburtstag des Lichtmess feierlich mit Livemusik Leben eingehaucht. Freuen darf sich der Zuschauer auf einen gewohnt elektrifizierenden Live-Gitarren-Score des Gitarrenorchesters Gilbert Couché. Da heißt es: Anschnallen bitte!

 

The Fat White Family

Angst, Ekel und Erregung: Sie gelten derzeit als die „beste englische Liveband“. Das liegt auch an ihren krass provozierenden Shows.

Geheimtipps. Jeder dahergelaufene Checker hat in der Regel einen parat für dich und weiß schon weit im Voraus (total exklusiv natürlich), auf welche Band es in Zukunft zu achten gilt. Gääähn! Bei The Fat White Family hingegen sind sich die Kristallkugelleser seit Langem mal wieder einig: Von der „besten englischen Liveband right now“ ist da die Rede, von „völlig wahnsinnigen Showcases“ und „perfekter Provokation: kontrovers und polarisierend“. Auf dem dazugehörigen Debütalbum Champagne Holocaust prügeln die sechs Briten auf so ziemlich jedes Genre ein, das nicht bei drei auf den Bäumen ist: 60s Mod, Bluesrock, Garage, Psychedelic, Punk … Doch erst live soll einem beim Sound der Briten so richtig das Blech wegfliegen. „Angst, Ekel, Erregung“, so versuchte Noisey: Music By Vice mal die Bühnen-Faszination der Fat White Family einzufangen. Wie vielversprechend klingt das denn?!

Text: Jan Kahl

 

„Strictly Rock Dance“

Kutte vs. Discohemd: DJ Cooky beehrt den Hafenbahnhof und legt seine liebsten Funk- und Rock-Platten der 1970er Jahre auf.

Das gemütliche kleine Hexenhäuschen an der Großen Elbstraße mit bestem Blick auf den Hafen hat zum Jahreswechsel eine neue Veranstaltung ins Programm bekommen. Man möchte ab nun regelmäßig all jene herbeilocken, deren Herzen noch andauernd im Takt des 1970er-Funks schlägt. Und all jene, die noch regelmäßig ihr rockiges Herz-Tattoo auf dem Bizeps küssen oder zur Musik gerne ihre Haare schütteln. Unter dem Titel Strictly Rock Dance serviert DJ Cooky, eigentlich aus der Hamburger B-Boy-Szene bekannt, im Hafenbahnhof seine musikalischen Favoriten der Vergangenheit. Einen Dresscode gibt es zwar nicht, aber Lederkutte, hartes Schuhwerk und ein Ring mit integriertem Flaschenöffner machen sich an diesem Abend sicherlich nicht schlecht.