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Fiva

Die Münchner Rapperin und TV-Moderatorin präsentiert ihr neues Album, „Alles leuchtet“, am 23. September live in der Prinzenbar.

Aus gutem Grund will seit mindestens 20 Jahren das Lamento über den Mangel an Musikerinnen im Pop-Business nicht verstummen. Klar, Madonna, Hole und Lady Gaga haben irgendwie Schule gemacht. Aber gerade in den klassischerweise männlich dominierten Genres (Metal, Rock, Hip-Hop – eben überall dort, wo ein gewisses Maß an Testosteron sich gern auch im Sound niederschlägt), stellen sich den breitbeinigen Typen immer noch zu wenig Ladies entgegen. Die Münchner Rapperin Fiva gehört zu den Ausnahmeerscheinungen im deutschsprachigen Hip-Hop. Sie ist seit Ende der 1990er am Start, hat mehrere Alben veröffentlicht, hat im Jahr 2012 am Bundesvision Song Contest teilgenommen und arbeitet derzeit unter anderem als Moderatorin für den Sender ZDFkultur. Kürzlich ist mit Alles leuchtet ihr neues Werk erschienen. Am 23. September stellt sie es in der Prinzenbar live vor.

 

„Concerning Violence“

Göran Hugo Olssons Dokumentation über die afrikanischen Freiheitskämpfe der 1960er und 1970er Jahre läuft heute in Anwesenheit des Regisseurs im Abaton.

Frantz Fanon, gesprochen von Lauryn Hill: Der Theoretiker des antikolonialen Befreiungskampfes liefert den Hintergrund für einen Dokumentarfilm des Schweden Göran Hugo Olsson über die afrikanischen Befreiungsbewegungen der 1960er und 1970er Jahre. Bei der Berlinale wurde Concerning Violence mit dem Cinema-fairbindet-Preis honoriert: „Durch die Verbindung von Frantz Fanons historischem Text über Kolonialismus, eindrucksvoll gesprochen von Lauryn Hill, mit einzigartigem Archivmaterial entsteht ein überzeugender und poetischer aktueller Film. Der Regisseur hat ein beeindruckendes Werk geschaffen, indem er komplexe theoretische Ideen in kinematographische emotionale Erfahrung umsetzt. Er eröffnet uns zugleich überraschende Erkenntnisse über die heutige Welt. Der faszinierende Film zeigt uns, dass Gewalt weiterhin eine zentrale gesellschaftliche Herausforderung ist“, so die Begründung der Jury.

 

Polizeiorchester

Die (durchaus sehens- und hörenswerte) Big Band der Hamburger Polizei schmettert ihre Evergreens im Musikpavillon Planten un Blomen.

Hab die zufällig mal live gesehen, ausgerechnet auf Helgoland, und zwar vor sehr vielen Jahren. Waren gar nicht so schlecht, wie man vorher vielleicht erwartet haben mag (die Hamburger Feuerwehr-Kombo, die direkt im Anschluss gespielt hat, war übrigens auch ziemlich okay). Das Wort „Orchester“ führt hier allerdings etwas in die Irre, es war nämlich eher eine klassische Big Band. Im Programm hatten die so manchen Italo-Schlager, wie zum Beispiel Marina von Rocco Granata oder Adriano Celentanos Buona Sera Signorina. Und selbst deren Sänger hat hierbei nicht versagt. So viel Swing und Liebe zum musikalischen Material hätte man den Beamten gar nicht zugetraut. Wie man sich doch täuschen kann … Also: Wer dem schmetternden Sound einer Big Bband grundsätzlich etwas abgewinnen kann, sollte am Sonntag, den 21. September, den Musikpavillon in Planten un Blomen aufsuchen, um dem Polizeiorchester zuzuhören. Der Eintritt ist frei.

Text: Eric-Elia van Thoma

 

Datscha!

Balkan-Elektro-Beats und Videoanimationen von tanzenden Bauarbeitern machen die Barkasse Hedi heute zur Tanzfläche für Kinder.

Wer sagt denn, dass auf Hedi immer nur Erwachsene ihren Spaß haben dürfen? Also liebe Kinder, poliert eure Tanzschuhe, schnappt euch einen ausgewachsenen Menschen eurer Wahl und geht auf die Kinderparty vom Datscha Projekt. Was das ist? Das Wort „Datscha“ kommt aus Russland und bezeichnet in etwa das Gleiche wie die deutsche Kleingartenlaube: eine Behausung im Grünen, in der man sich erholen kann. Das Datscha Projekt will osteuropäische Musik und Lebensfreude in Deutschland bekannter machen. Die zugehörigen DJs und VJs aus Hamburg, St. Petersburg und Moskau bedienen sich dafür abgefahrener Live-Soundsyteme und Videoanimationen. Erwarten darf man die „Musik der russischen Kneipenorchesterkinder, Balkan Electro, Franzosenpolkas und Swing“, optisch unterstützt durch „schimmelreitende Schönheiten, singende Hasen und fliegende Bauarbeiter“ auf den Leinwänden. Summa summarum heißt das: „Tanzen bis zum Sandmännchen!“ Die Barkasse legt jede volle Stunde von den Landungsbrücken aus ab.

Text: Lena Frommeyer

 

Helmet

Präzises Gitarrengebretter jenseits von Genregrenzen: Page Hamiltons Band spielt die Songs des dritten Helmet-Albums, „Betty“, live im Knust.

Als Genregrenzen noch eine gewisse Restbedeutung hatten, also zuletzt so in den Neunzigern, verwirrte die New Yorker Band Helmet mit ihrer Version von harter Gitarrenmusik: Die Songs, die Bandkopf Page Hamilton mit seinen Mitstreitern entwarf, waren nicht Metal, nicht Prog, nicht Hardcore, nicht Grunge. Deren Anhänger konnten sich dennoch irgendwie auf das präzise Gebretter einigen, das damals seinesgleichen suchte – und bis heute nicht gefunden hat. Betty, das dritte Album von 1994, ist eine der ewigen Konsensplatten des US-Alternative-Rocks, Finesse und Wucht sind hier in seltener Ausgewogenheit zu finden. Zum 20. Geburtstag der epochalen Langspielplatte geht Hamilton mit zu Klassikern gewordenen Songs wie Wilma’s Rainbow und Milquetoast auf Tour. Von ihm abgesehen sind dabei keine Original-Mitglieder in der aktuellen Helmet-Besetzung zu hören. Zu verschmerzen, seine Gitarre spielt eh seit jeher die erste Geige.

Text: Michael Weiland

 

Again: Wilde 13

Erst in Buchform, dann als Film und nun auch im Theater: In der Buslinie 13 wird der Charakter von Wilhelmsburg sichtbar – auch die Probleme durch Gentrifizierung.

Bedingt durch Großprojekte wie die IBA und die Internationale Gartenschau war das öffentliche Interesse an Wilhelmsburg in den vergangenen zwei Jahren besonders groß und die Elbinsel wurde mit vielen Klischees aufgeladen. Welche Veränderungen das nach sich zieht, und welche Ängste das bei den Wilhelmsburgern auslöst, thematisiert der aus Kerstin Schaefers Magisterarbeit entstandene Dokumentarfilm und nun auch das Theaterstück Die Wilde 13. Vom Sitzen auf angestammten Plätzen. Regisseur Jan Gehler, der in Dresden lebt, möchte kein spezielles Wilhelmsburg-Stück zeigen. Es geht ihm um „Stempel und Masken“, die den Wilhelmsburgern von außen verpasst werden. Klischees werden mit tatsächlicher Lebenswirklichkeit vermischt und auch der Hype um die Vielfalt auf der Elbinsel wird kritisch beleuchtet. In dem Bühnentext von Olivia Wenzel werden collagenartig verschiedene Geschichten rund um das neue und alte Wilhelmsburg verwoben. Eine unheilvolle Schlüsselrolle spielt dabei die ominöse I. Zielinsky, die aus dem Bus heraus Wilhelmsburg als ziemlich exotisch erlebt … Das klingt nach einem hochaktuellen, fröhlich kritischen Beitrag zur stets aufs Neue entflammenden Gentrifzierungsdebatte. Die Premieren am 21. September um 16 und 20 Uhr sind ausverkauft. Im Anschluss steigt im Ballsaal eine Soulkitchen-Exil-Party.

Text: Katharina Manzke

 

Beijing Berlin Projekt

China im Blick: Skulpturen des Pekinger Bildhauers Wang Shugang sind bis zum Januar 2015 im Ernst Barlach Museum Wedel zu sehen.

In Deutschland hat er gelernt, was es heißt, einsam zu sein, sagt der 1960 geborene Bildhauer Wang Shugang, der von 1989 bis 2000 im Ruhrgebiet lebte, bevor er nach Peking zurückging. Dennoch ist er hier immer wieder zu Gast, gehört zu den Künstlern der Berliner Galerie Alexander Ochs und bekam am 31. August im Ernst Barlach Museum Wedel den Ernst Barlach Preis 2014 verliehen. Seine Arbeiten, die sich um den Umbruch der chinesischen Gesellschaft drehen und darum, dass persönliche Freiheit immer auch den Verlust von Gemeinschaft bedeutet, gastieren in Wedel gleichzeitig mit dem Beijing Berlin Projekt (Foto), das eine verblüffende Ost-West-Zusammenarbeit zeigt. Die Ausstellung ist noch bis zum 11. Januar 2015 zu sehen. Ein guter Grund für einen kleinen Ausflug hinter die westliche Stadtgrenze Hamburgs.

Text: Sabine Danek

 

Glyn Dillon

Der Londoner Zeichner nimmt den Trubel auf Pauli zum Anlass,  Hamburg einen Besuch abzustatten und spricht mit Dirk Schneider über sein „The Nao in Brown“.

Nao ist halb Japanerin und halb Engländerin, arbeitet in einem Spielzeugshop und als Designerin. Sie lebt in London, träumt von der großen Liebe und ertappt sich selbst immer wieder dabei, wie sie darüber fantasiert, den Menschen auf der Straße Gegenstände ins Auge zu rammen oder sie vor die Bahn zu schubsen. Und Nao ist die Hauptfigur des ersten Autorencomics von Glyn Dillons, der zuvor lange als Storyboard-Zeichner gearbeitet hat, bevor er 2013 The Nao in Brown veröffentlichte und einige der renommiertesten Comicpreise der Welt, wie den Spezialpreis der Jury in Angoulême, einsackte. In seinem ersten Werk erzählt er die Geschichte von Nao als feinfühlige Liebesgeschichte, die zwischen Realität, Zwangsstörung und Wahn, zwischen genauer Beobachtungsgabe und Poesie schwankt. Bei seinem Besuch im Strips & Stories wird er sich mit dem Journalisten Dirk Schneider über die Facetten seines Debütwerks sowie sein momentanes künstlerisches Schaffen unterhalten. Im Anschluss wird Dillon zudem noch für Signaturen zur Verfügung stehen.

 

A Wall is a Screen

Im Rahmen des Reeperbahn Festivals projiziert das mobile Kino musikalische Kurzfilme an Hausfassaden. Zuvor läuft eine „German Pop“-Dokumentation im East Hotel.

Auch am letzten Tag des Reeperbahn Festivals werden Menschenmassen durch die Straßen und Gassen St. Paulis mäandern. Wer aufmerksam nach links und rechts schaut, den überrascht vielleicht eine Projektion. Das mobile Kino A Wall is a Screen nutzt auch in diesem Jahr diverse Fassaden auf dem Kiez als Leinwand. Wer die Flimmerer bei ihrer Tour begleitet, nimmt an einer Kombination aus Stadtführung und Filmnacht teil. Gezeigt werden Kurzfilme, die thematisch zum Clubfestival passen. Starttreffpunkt ist der Eingang zur Südtribüne vom Millerntorstadion. Wer sich zuvor bereits Musikfilm-technisch in Stimmung bringen möchte, schaut um 17.30 Uhr im East Hotel die Dokumentation Musik ist Trumpf von Thomas Röschner und Alfred Hackensberger über „German Pop“ der 1990er Jahre.

Text: Lena Frommeyer

 

MakerHub

In der Anlaufstelle für Technik-Innovationen und gemütliches Kaffeetrinken treffen Töne auf Farben bei der Pop-up-Gallery von Patrick Hanke.

Hightech trifft Cappuccino: Das MakerHub in Altona ist gleichzeitig Café und Knotenpunkt für moderne Technik. Das junge Ehepaar Seda und Ali Jelveh serviert im Erdgeschoss Kuchen und einen günstigen Mittagstisch. In der oberen Etage werden 3D-Drucker und CNC-Cutter hergestellt und eine große Veranstaltungsfläche an kreative Macher vermietet, etwa für Vorträge von Start-ups. Auch Künstler stellen hier aus: Patrick Hanke eröffnet am 20. September im MakerHub seine Pop-up-Gallery. Bei den Bildern aus der Serie Eins von 20 treten die Techniken „Siebdruck“ gegen „Aquarell“ an. Mit einer beachtlichen Kollektion an Malwerkzeug – von einer Art Zahnbürste bis zum klassischen Pinsel – bringt er Abstraktes auf die Leinwand.

felox

Bei der Vernissage treffen Töne auf Farben: DJ Felox (Foto), ein umtriebiger Soundbastler, den man aus dem Mandalay oder Mojo Jazz Café kennt, legt auf.

Text: Lena Frommeyer