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Weltraum-Zombies

Das martialische Make-Up der vier Musiker gibt einem das Gefühl, dass da tatsächlich Untote an Kontrabass, Schlagzeug und Co. hantieren. Die Horrorpunk- und Psychobilly-Band Bloodsucking Zombies From Outer Space aus Wien spielt im Hafenklang. Ihr attitüdenreiches Auftreten und ihre Texte, die sich bei Horror-Filmklassikern wie Freitag der 13. oder Der Exorzist bedienen, bilden ein gruseliges Gesamtpaket. Ähnlich dramatisch klingen auch die Namen jener drei Bands, die ab 20 Uhr im Grünen Jäger angekündigt sind: Declare Your Funeral stehen für Metalcore aus Hamburg, Cry My Name spielen melodischen Hardcore und auch We Need Guns aus Lübeck sind musikalisch den Genres Metal und Hardcore zugeneigt. Letztere distanzieren sich übrigens von jeglicher Waffengewalt, die ihr Bandname suggeriert. Der entstand, als der kleine Bruder des Gitarristen ihre erste Jam-Session stürmte und aufgeregt „Wir brauchen Waffen!“ rief, um mit seinen Freunden Indianer und Cowboy spielen zu können. Süß.

TEXT: LENA FROMMEYER

www.facebook.com/BZFOS

 

Kohl der Heimat

„Kimchi ist die Seele der koreanischen Kultur“, heißt es in der Graphic Novel Vergiss nicht, das Salz auszuwaschen. „Und wer genug Kimchi eingemacht hat, der fühlt sich reich, hat keine Sorgen mehr – schließlich kann man damit alle möglichen Gerichte zubereiten“, erklärt Sohyun Jung. Die 32-jährige Südkoreanerin kam vor sechseinhalb Jahren nach Hamburg, wo sie an der Hochschule für Bildende Künste studierte. In ihrem Buch, das mit dem Hamburger Graphic-Novel-Förderpreis AFKAT ausgezeichnet wurde, spielt das koreanische Nationalgericht die Hauptrolle. Und Hana, die in einer deutschen Großstadt lebt und aus lauter Sehnsucht nach ihrem koreanischen Zuhause versucht, Kimchi zuzubereiten. In zarten Tusche-Zeichnungen erzählt Jung die Geschichte von Heimat und Heimweh, von Familie und vom Erwachsenwerden. Manchmal macht Sohyun Jung ebenfalls Kimchi – so wie ihre Titelheldin schneidet sie den Chinakohl in vier Viertel, legt ihn ein, streut Salz zwischen jedes Blatt und lässt das Ergebnis acht Stunden lang stehen. Wenn ihr dazu die Geduld fehlt, geht sie zum Kimchi-Essen ins Restaurant Hanmi in der Rentzelstraße. Am 17. April präsentiert Sohyun Jung ihre Graphic Novel im Club 20457 in der HafenCity – mit Kimchi-Verkostung und einem Konzert des Krachkisten Orchesters.

TEXT: LENA FROMMEYER

 

Emotionaler Rapper

Klischees bedienen kann jeder. Das Independent-Hip-Hop-Plattenlabel Rhymesayers Entertainment aus Minnesota hat es sich zur Aufgabe gemacht, weniger grell ausgeleuchtete Pfade des Raps zu beschreiten und ist dabei unter anderem auf Benjamin Laub aka Grieves gestoßen. Sein viertes und jüngstes Album, Winter & The Wolves, fußt auf nachdenklichen, emotionalen Texten über das Erwachsenwerden und den Kampf um die eigene Existenz. So klingen auch die Beats – eingebettet in ein smoothes, warmes Soundgerüst, Klavier, Gitarre, Gesang, Rap … Bei einigen Songs erinnert Grieves gar an Eminem ohne all den Zorn. Er setzt sich mit den alltäglichen Hindernissen auseinander und läuft manchmal Gefahr, zu sehr auf die eigene Person fokussiert zu sein. Das melodisch treibende, fast schon poppige Gewand verzeiht aber inhaltliche Schwächen. Dafür lauscht man auch Grieves Stimme einfach zu gern – egal ob sprechend oder singend.

TEXT: LENA FROMMEYER

www.facebook.com/Grievesmusic

 

Zu viele Kippen

Thees Uhlmann, Joko Winterscheidt, Atze Schröder – die Journalistin und Moderatorin Katrin Bauerfeind hat sie alle vorm Mikro. In diesem Jahr erschien ihr erstes Buch, in dem sie selbst Auskunft über ihr Leben gibt. In Mir fehlt ein Tag zwischen Sonntag und Montag erzählt sie Geschichten vom schönen Scheitern. Passt der Titel zu einer Frau, die noch während ihres Studiums das Gesicht von Ehrensenf wurde und ihr eigenes Kulturmagazin auf 3sat bekam? Ja, denn in ihrem Debüt geht es nicht primär um beruflichen Misserfolg, sondern das Scheitern im Alltag und persönliche Macken, von denen sie in sarkastisch-amüsiertem Ton berichtet. Bauerfeind schreibt über Dinge, die viele Menschen in der Großstadt mit Anfang 30 beschäftigt: Zu wenig Sport, frühes Aufstehen ist weiterhin ungeil und die Sache mit dem Rauchen sollte man wahrscheinlich lieber sein lassen. Amüsant sind auch die Kapitel, in denen sie ihre Besuche in der schwäbischen Heimatprovinz beschreibt, da findet sich in Hamburg jeder Zugezogener mit dörflichen Wurzeln wieder. Am 16. April liest sie im Ballsaal des Medienbunkers.

TEXT: LENA FROMMEYER

www.facebook.com/Katrin.Bauerfeind

 

Singende Traveller

Manchmal halten Reisefreundschaften länger als gedacht. Gerade auf Langzeittrips trifft man Menschen – manchmal sogar mehrmals auf verschiedenen Kontinenten – die einen auch durch das weitere Leben begleiten. So geschehen bei Sänger Adam und Bassist Victor, die sich beim Reisen durch Europa und Südamerika kennenlernten, sich nicht aus den Augen verloren und schließlich eine Band gründeten. The Shy Lips sind mittlerweile zu fünft, das Hauptquartier liegt in Göteborg und die Bandmitglieder stammen aus Marokko, Polen und Schweden. Gemeinsam spielen sie sympathischen Indie-Pop und das sowohl ambitioniert als auch fleißig: Regelmäßig tauchen neue Songs und Videos auf ihrer Soundcloud- und Facebook-Seite auf. Oft spiegeln sich ihre Reisen oder die unterschiedliche Herkunft der Bandmitglieder in den Texten wieder. Die neuesten Stücke, She Was Born In Bahia und That’s Where I Belong, wurden am 11. April veröffentlicht und werden bestimmt auch beim Konzert in der Hasenschaukel auf St. Pauli vorgetragen.

TEXT: LENA FROMMEYER

www.facebook.com/theshylips

 

Slow Fashion

Die Hamburger Modedesignerin Regine Steenbock hat sich eine längere Kreativpause gegönnt und feiert nun an neuer Stelle mit verändertem Konzept die Neueröffnung ihres Ladens Sium. Das Label verabschiedet sich vom saisonalen Kollektionsprinzip. Im Sinne von „Slow Fashion“ soll ohne Zeitdruck kontinuierlich an neuen Schnitten gebastelt werden. Ihrem Bekenntnis zu Farbe, Sinn und Form zwischen Kunst und alltagstauglichem Modedesign bleibt Regine Steenbock treu. Ihre neuen Kreationen sind weiterhin in limitierter, in Hamburg gefertigter Auflage erhältlich und ab dem 16. April im neuen Laden (schräg gegenüber der alten Heimat) zu begutachten. Hier, in der Marktstraße des Karoviertels, hat sie sich ein offenes Atelier mit großer Schaufensterfront eingerichtet. Ab 18 Uhr steigt die Eröffnungsparty.

TEXT: LENA FROMMEYER

Mo-Fr 12–19, Sa 11.30–16 Uhr
www.facebook.com/pages/Sium/421425931254850

 

Fassaden-Emoticons

An vielen Häuserwänden, Brücken oder in Tunneln der Stadt steht das Schriftzeichen OZ – mit schwarzer Farbe auf die Wände gesprayt. Als „Hamburgs Graffiti-Großvater“ wird der Mann bezeichnet, der sich so oft auf fremdem Eigentum verewigt hat. Ob nun sein einfacher Schrifzug, bunte Smileys oder bemalte Gullideckel – vor dem Gericht gelten seine Werke als Sachbeschädigung. Mehrmals wurde der gebürtige Heidelberger verurteilt, sogar zu Gefängnisstrafen. Seine Fans indes feiern ihn als Künstler, der die Stadt bunter macht. Andreas Blechschmidt, KP Flügel und Jorinde Reznikoff brachten nun im Verlag Assoziation A ein bildreiches Buch über ihn heraus.

OZ 2
Die Fotografie stammt von Theo Bruns.

In Free OZ! – Streetart zwischen Revolte, Repression und Kommerz wird sein Schaffen von unterschiedlichen Seiten beleuchtet: Diverse Autoren – darunter Journalisten, Galeristen, Aktivisten und auch sein Rechtsanwalt und langjährige Verteidiger, Andreas Beuth – erklären, wie sich der öffentliche Raum gegen Privatisierung wehrt, untersuchen die Vereinnahmung von Urban Art durch Werbung, würdigen OZ als Künstler und Menschen und stellen die Kunstfreiheit der Straffreiheit gegenüber. Wer zur Buchpremiere am 15. April im Rahmen der HEW-Lesetage ins Gängeviertel kommt, darf sich darauf freuen, im Buch zu blättern und anhand der großen Fotos zu realisieren, wie allgegenwärtig OZ in Hamburg ist.

TEXT: LENA FROMMEYER

 

1.000 Gegenstände

Als sich Günter und Anneliese Hillwig Ende des Zweiten Weltkriegs auf dem Dorfplatz von Eddelak das erste Mal in die Augen blickten, war es um sie geschehen. Schnell folgte die Hochzeit, zwei Kinder, der Hausbau … In den 66 Ehejahren haben sich viele Dinge angesammelt. Die Fotografin Nele Gülck hat in ihrer Arbeit Auf ewig diese Sammlung an Gegenständen, insgesamt sind es über 1.000, fein säuberlich katalogisiert. Sand aus dem Urlaub, Lebensmittelmarken und Hitlerabzeichen, Radios, eine Toilettenpapierrolle, liebevoll umstrickt. Pflanzen erzählen von der gemeinsamen Liebe zur Natur. Anhand der Gegenstände kann der Betrachter sich die Geschichte selbst zusammensetzen. Jeder für sich und jeder eine etwas andere. Zum 10. Jubiläum der Robert Morat Galerie werden die Bilder von Nele Gülck und großformatige Fotografien von Peter Bialobrzeski ausgestellt, dessen jüngste Arbeit Habitat die rasante Entwicklung von asiatischen Megacitys zeigt. Im Mai erscheint dazu sein neues Buch Nail Houses – or the Deconstruction of Lower Shanghai im Hatje Cranz Verlag.

TEXT: LENA FROMMEYER

Ausstellung vom 15. März bis zum 17. Mai 2014
Di-Fr 12-18 | Sa 12-16 und nach Vereinbarung

 

Protest auf Bäumen

Cécile Lecomte wird auch „das Eichhörnchen“ genannt. Nicht, weil sie gerne Nüsse isst, sondern weil die aus Frankreich stammende Umweltaktivistin hervorragend klettern kann. Diese Fähigkeiten nutzt sie für politischen Protest. Sie seilte sich von Brücken ab, erklomm für die Antiatomkraftbewegung Bäume und kletterte bei Aktionen gegen das Bahnhofsprojekt Stuttgart 21 auf einen Bagger. Normalerweise sind Aktivisten anonym, wie jene, die für Greenpeace im Schlauchboot sitzen. Cécile Lecomte gibt dem Protest ein Gesicht und einen Namen. Sie schrieb ein Buch über ihre Erfahrungen: Kommen Sie da runter – Kurzgeschichten & Texte aus dem politischen Alltag einer Kletterkünstlerin. Die gewaltfreie Aktionsgemeinschaft für Natur und Umwelt Robin Wood präsentiert ihre Lesung im Rahmen der HEW-Lesetage. „Die Charaktere sind zum Teil fiktiv, die Texte basieren aber auf meinen realen Erfahrungen der letzten zehn Jahre“, so die Autorin. Unter anderem stellte sie sich die Fragen, wie es sich anfühlt, oben in einer Baumkrone über der Castor-Strecke zu sitzen und wie man mit dem Tod eines Mitkämpfers umgeht.

TEXT: LENA FROMMEYER

 

Politischer Fußball

Flexibles Flimmern ist eine Art Pop-up-Kino, das Ort und Film nach thematischem Zusammenhang wählt. Einen Dokumentarfilm über das Sterben zeigt das mobile Kino im Bestattungsinstitut, einen Streifen über verlorene Orte präsentieren die Veranstalter im ehemaligen Güterbahnhof und die Fatih-Akin-Produktion Müll im Garten Eden lief auf dem Energieberg Georgswerder. Am 16. April widmet sich Flexibles Flimmern im Jahr der Weltmeisterschaft in Brasilien mit kritischem Blick dem Thema Fußball. Dafür haben sie sich mit dem nachhaltigen Hamburger Modelabel Recolution zusammengetan, das wiederum gemeinsam mit dem Hamburger Künstler-Kollektiv Der 6te Lachs eine WM-Kollektion mit derben Motiven kreiert hat und diese vom 16. bis 19. April in der Kinogalerie PROJEKTOR über dem alten Schlachthof präsentiert. Im Rahmen dieses Happenings zeigt Flexibles Flimmern die Arte-Dokumentation Rebellen am Ball von Éric Cantona, ein Film über Profifußballer, die politisch Haltung beziehen – beispielsweise den Ivorer Didier Drogba, der im Jahr 2004, als an der Elfenbeinküste ein blutiger Bürgerkrieg herrschte, die verfeindeten Parteien um Waffenruhe bat. Zum Film gibt es den brasilianischen Bohneneintopf Feijoada. Am Mittwoch eröffnet das Kunst-Mode-Film-Event mit einer Vernissage. Donnerstag und Freitag läuft der Film ab 20 Uhr. Am Samstag startet um 11 Uhr der Tagesmarkt, die Band Coffee spielt ihr Live-Akustik-Set und abends legen DJs bei der Finissage auf.

TEXT: LENA FROMMEYER

Reservierungen für die Kinoabende: reservierungen@flexiblesflimmern.de

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