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„Hempel Lädt Ein“

Dieser Jazzraum ist kein typischer Jazzraum: In der aktuellen Musikerreihe lädt Gitarristin Sandra Hempel immer andere Kollegen zum Spielen ein.

Eigentlich ist das Konzept des Jazzraums mittlerweile klar wie Kloßbrühe: Jeden Montagabend spielt eine Band zwei Live-Sets und zwar im gemütlichen Hafenbahnhof in Altona. Ein wenig anders läuft der Hase aber, wenn der Jazzraum sich mit der Gitarristin Sandra Hempel paart. Hempel Lädt Ein heißt die Reihe dann und die Jazzmusikerin kommt dem Titel nach – an zwölf Abenden insgesamt, immer am letzten Montag im Monat. An diesem Montag darf Hempel das neunte Mal ihr eigenes Ding machen und befreundete und bewunderte Kollegen zum Jammen und Spielen herbeirufen. Lutz Büchner kommt mit Saxophon und Klarinette, Martin Terens ist an den Tasten, Giorgi Kiknadze am Bass und Nathan Ott bedient die Drums – und fertig sind die Hempel-Allstars des Abends. Alle sind entweder studierte Musiker oder haben jahrelange Erfahrung – oder beides. Aber viel wichtiger: Alle haben das Feeling für den Jazz.

Text: Andra Wöllert

 

Cro

Nach dem Release seines Unplugged-Albums im Juli beehrt uns der Stuttgarter Pop-Rapper auf der Trabrennbahn in Bahrenfeld.

Jedem Tierchen sein Pläsierchen! Sido hatte seinen Totenkopf, MF Doom den Gladiatorhelm von Russell Crowe. Und Cro singt eben durch ein Pandabär-Gesicht. Ob er damit eine ganze Generation prägte, Musikgeschichte schrieb und den Deutsch-Rap revolutionierte, darf man wohl mit einem sehr dicken Fragezeichen versehen. Aber man muss ja auch nicht immer alles glauben, was man so auf Facebook zu lesen bekommt. Außerdem gehört ein großes Ego zur Standardausrüstung eines jeden respektablen Rappers. In jedem Fall ist sein gefälliger Mix aus Pop mit Rap-Einlagen ungefähr genauso niedlich wie seine Panda-Maske, außerdem äußerst erfolgreich. Erst im Juli veröffentlichte der 25-Jährige sein MTV-Unplugged-Album, wie es sich gehört mit dem vollen Programm samt Streichern und Gästen von Max Herre bis zu den Prinzen. Die werden wohl nicht mit zur Trabrennbahn kommen, dafür gibt es aber Support von Dat Adam, einer Berliner Cloud-Rap-Formation, die auf YouTube eine stattliche Anzahl von Klicks aufweist und auch gerne durch Masken performt.

Text: Nik Antoniadis

 

„Schlürf & Schmatz“

Feinste indigene Küche: Im Rahmen des popup-Lädenfestivals im Reiherstiegviertel verwandelt sich der Stübenplatz in eine bunte Fressmeile.

Hamburg hat ein neues Leuchtturmprojekt mit internationaler Strahlkraft: Schlürf & Schmatz, den ersten Wilhelmsburger Straßenesstag. Zu diesem erstmaligen, einmaligen und festmahligen Anlass finden sich Starköche und Kochkünstler aus allen Himmelsrichtungen auf dem Stübenplatz ein. Vincent Vegan, Goldmädchen und The Big Balmy schmeißen am Sonntag die rollenden Herdmodule an, und die Eingeborenen präsentieren das Feinste, was die indigene Küche zu bieten hat: Im Steinofen gebackene Fladenbrote vom Interkulturellen Garten, selbst gerollte Pasta von Don Matteo, Falafel von Al Sham, Bratwürste der Wilhelmsburger Tafel, um nur einige zu nennen. Dazu hat der Kunst-Imbiss ein Tagesmenü mit ofenfrischen Arbeiten von über 90 Künstlern zusammengestellt. Und weil sich am besten zu guter Musik isst, spielen ab 13 Uhr erst Jonas Dahm, dann Tim-Eike Krebs und zuletzt The OIC Band. Guten Appetit!

 

Craft Beer Days

In den Schanzenhöfen stehen die Zapfhähne nicht still, wenn 20 Brauereien ihre neuesten hopfigen, obergärigen und würzigen Delikatessen ausschenken.

Arrogant Bastard trifft Thirsty Lady. Nein, das sind keine Chiffres aus den Kontaktanzeigen im Wochenblatt. Es sind zwei von über 100 flüssigen Köstlichkeiten bei den diesjährigen Craft Beer Days in den Schanzenhöfen, die schon am Samstag eingeläutet wurden. Letzte Chance also, am Sonntag noch mal vorbeizuschauen und sich von Stand zu Stand zu arbeiten. Die Auswahl ist gewaltig und reicht von verschiedenen IPAs, Pilsenern und Wit-Bieren bis zu flüssigen Lollis wie dem Lakritz Oatmeal Stout Black Gold oder dem Urban Haze Pale Ale with Elderflower. Insgesamt 20 Brauereien schenken ein, darunter die vier Hamburger Blockbräu, Buddelship, Kehrwieder und Ratsherrn, außerdem die Hamburger Hobbybrauer, die mittlerweile 155 Mitglieder haben, und Braukönige aus dem Rest der Republik und dem Rest der Welt. Weil sich auf nüchternen Magen nicht gut trinken lässt, gibtʹs natürlich Craft Food, um die Ausdauer zu erhöhen: Bio-Hotdogs, SurfʹnʹTurf-Spieße, Erdbeerkaltschalen. Ab 13 Uhr außerdem Musik, organisiert vom Clubkinder Klanglabor. Wohl bekomm’s!

Text: Nik Antoniadis

 

„Out of the Darkness“

Der Film dokumentiert die Arbeit zweier Ärzte, die mit minimaler medizinischer Ausrüstung Bergbewohner im Himalaya vom Grauen Star heilen.

Fast die Hälfte der Fälle heilbarer Blindheit auf der Welt – etwa durch Grauen Star – wird verursacht oder zumindest stark begünstigt durch Unterernährung und niedrige Lebensstandards. Häufig ist es den Betroffenen in entlegenen ländlichen Regionen, viele davon Kinder, nicht möglich, in die nächste größere Stadt zu reisen, geschweige denn dort die Kosten für eine Augenoperation zu bezahlen. Der Film Out Of The Darkness von Stefano Levi folgt dem nepalesischen Arzt Sanduk Ruit und dessen amerikanischen Kollegen Geoff Tabin auf ihrem beschwerlichen Fußmarsch in die Bergdörfer des Himalaya. Die beiden Mediziner haben eine minimale tragbare OP-Ausrüstung für Augenoperationen entwickelt und retten mit einem kurzen Eingriff für nur 5 US-Dollar Hunderten von erblindeten Bergbewohnern das Leben.

Zur Filmvorführung im Abaton wird Regisseur Levi persönlich vor Ort sein, um seine Dokumentation vorzustellen. 5 Euro des Eintrittsgeldes gehen als Spende nach Nepal.

Out of the Darkness – Trailer from Stefano Levi on Vimeo.

 

Indiemag-Day

Marginalisiert, unterbezahlt und vom Aussterben bedroht, wird es am Oberhafen mit einem eigenen Event angemessen geehrt: das gedruckte Magazin.

Auf den ersten Blick ist es vielleicht etwas sonderbar, ein solches Ereignis in der Onlineausgabe einer Zeitung anzukündigen anstatt auf einer Litfasssäule oder einem handfesten Flyer. Aber: Seiʹs drum! Das Oberhafenquartier in der HafenCity wird zur „Freihandelszone für Gedrucktes“. Im Überlebenskampf gegen kostenlose Internetpublikationen ist es inzwischen wie Vinyl zu einer Art Nischenkultur geworden, ein nostalgiegeladenes Retro-Medium für Ästheten und Idealisten. Marginalisiert, unterbezahlt und vom Aussterben bedroht, wird es nun mit einem eigenen Event angemessen geehrt: das gedruckte Magazin. Inspiriert vom Recordstore Day und dem Indie Book Day wurde dafür eigens der Indiemag Day ins Leben gerufen. Dabei können Magazinmacher und Print-Verleger an eigenen Ständen ihre Werke präsentieren, während alle Freunde des Papiers sich durch haufenweise Hefte hindurchblättern können. Damit man sich in diesem Printrausch rundum wohl fühlt, gibt es zum Lesen Snacks und Drinks.

Text: Nik Antoniadis

 

Electroswing Crew

Tanzbarer Hafencruise, der mitschwingt: Die Electroswing Crew zieht vom Fundbureau für eine Sommersause auf die MS Classic Queen.

Im August zieht es viele Veranstalter verständlicherweise an oder am besten noch auf die Elbe. Neben den üblichen Verdächtigen wie der Partybarkasse Frau Hedi werden auch gerne andere schwimmende Untersätze gemietet, um mitten im Hafen zu feiern. Die MS Classic Queen hält in diesen Wochen gerne als besondere Partylocation her. Am kommenden Samstag macht sich Hamburgs Electroswing Crew von der Sternbrücke, sonst im Fundbureau beheimatet, auf in Richtung Elbe. Für die Sause auf dem Feierdampfer wurde unter anderem Kalletti Club eingeladen. Auf dem diesjährigen Ferienkommunismus-Festival in Lärz haben sie den Weidendom zum Beben gebracht. DJ meets Live-Instrumente: absolut tanzbar und wirklich swingtastisch. Wer diese grandiose Performance verpasst haben sollte, hat nun erneut die Gelegenheit. Aber aufgepasst: Tickets sind begrenzt und der Vorverkauf läuft. Und wer die Ohren danach noch nicht voll hat, der zieht weiter zur Aftershow-Party – natürlich wieder im heimatlichen Fundbureau.

Text: Ole Masch

 

Peer Kusiv

Der Sommer mag sich dem Ende neigen, mit Peer Kusivs Mischung aus Pop und Deep House lässt das Uebel & Gefährlich ihn aber noch mal hochleben.

Peer Kusiv hat den Sommer – und das ist deutlich vielversprechender als Hamburgs Himmel uns gelegentlich zu bieten hat – im Gepäck. Das Nordlicht aus Kiel, dem die Musikalität irgendwie schon in die Wiege gelegt wurde, steht für kreative Vielfalt und treibende Beats. Inspiriert durch Hip-Hop, Jazz und auch gängige Popperlen, landet der Four-Music-Artist bei elektronischer Musik, die seine Leidenschaft wird – und das merkt man. Bei seinem melodischen Mix aus Samples und durchweg tanzbaren Sounds zwischen Pop und Deep House kann niemand einfach an der Theke stehenbleiben. Da geht es dann eher auf die Theke – in dem Fall die des Turmzimmers im Uebel & Gefährlich. Schließlich will der Sommer getanzt werden. Und wer die letzten musikalischen Sonnenstrahlen erhaschen will, weiß ja jetzt, wo es die gibt!

Text: Kathrin Schwatlo

 

Soul im Hafen

Gute Vibes und trockene Füße: Das Festival bietet nicht nur ein internationales soulful Line-up, sondern auch einen Soul- und Vintagemarkt.

Mit dem John Butler Trio (Foto) aus Australien, der Bremer Soul-Lawine Flo Mega & The Ruffcats, der Hip-Hop-Blaskapelle Moop Mama und den heiß gehandelten Newcomern Malky aus Leipzig lässt das Line-up der zweiten Ausgabe von Soul im Hafen den Puls der Genre-Fans höherschlagen. Dank Mojo-Club-Mastermind Oliver Korthals, Scrimshire vom Whawha 45 Record-Label und Co. werden vor der DJ-Stage ebenfalls gute Vibes schwingen. Damit die nicht gleich nassgeregnet werden, gibt es neben dem Außenbereich mit Essensständen und einem Soul- und Vintagemarkt auch eine neue Location, die Großmarkthallen, die dem unberechenbaren Hamburger Sommer trotzt – und gleichzeitig den Soul mitten rein in die Hansestadt bringt.

Wer tagsüber nicht dabei sein kann, für den hält der Mojo Club abends einige Sahnestücke bereit. Bei der Aftershow-Party ab 23 Uhr sind auch Nicht-Festivalbesucher herzlich willkommen. Neben Resident Ben Kenobi wird Hip-Hop-Masterin und DJane-Urgestein Miss Leema an den Plattentellern stehen. Seit über zehn Jahren zeigt sie unter anderem an der Seite von Das Bo, Jan Delay oder Samy Deluxe ihr Können und mixt nahezu alle Bereiche der sogenannten Black Music zu ihrem exklusiven Partysound. Groove garantiert!

Text: Theresa Huth/Ole Masch

Soul im Hafen / Soul im Brunnen Trailer from Soul im Hafen/Soul im Brunnen on Vimeo.

 

Lange Nacht der Literatur

Hamburg hat Bock auf und Geduld für Bücher und Lesungen: Deshalb findet die Lange Nacht der Literatur zum zweiten Mal statt – überall in der Stadt.

Neue Romane, Klassiker oder Biografien: Am Samstag wird vorgelesen, was das Zeug hält. Die Lange Nacht der Literatur geht in die zweite Runde und die Autoren kommen in Scharen, um aus ihren Werken zu lesen. In Buchläden oder Cafés überall in Hamburg verteilt lesen unter anderem Rocko Schamoni, Farina de Ward oder Rold Lappert vor. Und während dieser Abend mit einer Feier in der Freien Akademie der Künste zu Ende geht, drehen die übermütigen Herrschaften der Verlage mairisch (Foto: Gründer Daniel Beskos und Peter Reichenbach), Minimal Trash Art und Textem erst auf. Ab 20 Uhr feiern sie die Lange Nacht der Independent Verlage mit der Präsentation ihrer Romane, Hörbücher oder Magazine im Nochtspeicher. Ob unabhängig oder nicht, am Samstagabend bekommt ihr ordentlich was zu hören.

Text: Andra Wöllert