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Rap am Mittwoch

Nicht mehr nur in Berlin oder Köln: Jetzt kommt das legendäre Live-Battle „Rap am Mittwoch“ nach Hamburg – in den Gruenspan.

Eine Berliner Institution als Gastspiel in Hamburg: Schon 1999 veranstaltete Ben Salomo Freestyle-Battles in seiner Reihe Rap am Mittwoch in der Hauptstadt. Er bot dabei so manchen MCs, die heute große Hallen füllen, ihre erste Bühne. Das Ganze wurde aber zu schnell zu groß – eine zehnjährige Pause bis zur Neuauflage im Jahr 2010 folgte. Die Regel, dass jeder mitmachen darf, macht seit jeher den besonderen Charme der Battle-Liga aus und brachte schon gestandene Rapper in arge Bedrängnis vor hungrigen Newcomern. Mal sehen, wer hier im Gruenspan wen ins Aus reimt. Ab in die Cypher!

Text: Benedikt Ernst

 

„T/HE/Y“

Kerle ohne Geschlechtsteil und Testosteron: Was bleibt da noch vom Manne? Ein Gender-Bender-Stück auf Kampnagel stellt diese Frage.

Beeindruckende Kerle auf der Bühne, doch ganz ohne geballtes Testosteron. Denn die drei Darsteller sind nicht an der üblichen, genormten Männlichkeit interessiert. Viel spannender finden sie, was vom Manne übrig bleibt, wenn es weder um die biologische Kategorie noch um eine identitätsstiftende Geschlechtszugehörigkeit geht. Und so nennen sie ihre Show T/HE/Y – da versteckt sich das männliche „He“ mitten im neutralisierten „They“. Um Freiheit geht es, die ein Switchen zwischen Geschlechtern und das Überwinden von gesellschaftlich gesetzten Grenzen erlaubt.

Initiator der Performance ist Josep Caballero García, ein spanischer Tänzer und Choreograf, der schon mit Pina Bausch am tänzerischen Umgang der Genderfrage arbeitete. Ihm zur Seite stehen der Musiker Black Cracker – der mehrfach für seine unkonventionellen Texte ausgezeichnet wurde – und Océan LeRoy, ein Multimedia-Künstler, dessen Karriere als Drag-Queen begann. In T/HE/Y lernen sie voneinander und bereichern so das (fragwürdige) Bild von einem Mann. Am 20. Mai ist Premiere. Aufgeführt wird bis zum 23.Mai.

Text: Dagmar-Ellen Fischer

 

B-Movie

Die Dokumentation mit dem Subtitel „Lust & Sound in West-Berlin“ ist ein surrealer Trip durch eine turbulente Dekade. Premiere mit Gästen im Abaton

Bereits vor dem Mauerfall war Berlin ein Mekka der hemmungslosen Exzesse, der Hausbesetzungen und der Subkultur. Punk, Neue Deutsche Welle oder Techno – scheinbar stündlich gab es neue Musikströmungen. In der Dokumentation B-Movie widmen sich die Filmemacher Klaus Maeck, Jörg A. Hoppe und Heiko Lange dem Westberlin der achtziger Jahre. Den englischen Musiker, Produzenten und Gründer des Berliner Plattenlabels MFS Mark Reeder hat es in den Siebzigern in die deutsche Hauptstadt verschlagen, in der alles möglich war und die Nächte endlos schienen. Davon erzählt er selbst aus dem Off, während der Zuschauer alte Privataufnahmen und Filmausschnitte zu sehen bekommt: die ersten Schaufenster-Performances von Blixa Bargeld, ein Einblick in die Wohnung von Nick Cave, eine zufällige Begegnung in einer Kneipe mit Christiane F. Ein surrealer Trip durch eine turbulente Dekade.

Text: Natalia Sadovnik

 

HörSalon

Zur Gesprächsreihe zum Thema „Ein Jahr danach. Der Fußball-Triumph und seine Folgen“ kommen 
Thomas Hitzlsperger und Ronald Reng
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Bei großen Sportereignissen geht es meistens nur vordergründig um Sport. Als Deutschland 2014 Weltmeister wurde, war die Freude nicht nur dem guten Spiel geschuldet, sondern auch dem Imagewandel, den Deutschland scheinbar machte. Die Schlagzeilen überall auf der Welt suggerierten: Deutschland ist ein weltoffenes, modernes Land, das den Titel verdient hat. Ob diese Erwartungen erfüllt wurden und warum Fußball in Deutschland so wichtig ist, ergründet man heute in der neuen Gesprächsreihe HörSalon von NDR Kultur und der ZEIT-Stiftung. Es diskutiert Ronald Reng (Foto) – dessen Bücher über Robert Enke, Lars Leese und den Trainer Heinz Höher auch von Fußball-Skeptikern geschätzt werden – mit Thomas Hitzlsperger, der im letzten Jahr als erster deutscher Fußballer über seine Homosexualität sprach.

Text: Natalia Sadovnik

 

Architekt

Der „provokante Battle-Rapper“ aus Bielefeld droppt sein neues Album „Architekt – HITS2015“ im Kleinen Donner.

Architekt ist der Beweis dafür, dass es Bielefeld anscheinend doch gibt. Der Rapper ist in der Stadt aufgewachsen und bastelte hier an seinen ersten Rhymes – akribisch und technisch gibt er vor, Architekt halt. Dann zog er nach Hamburg, wo er 2005 sein Debüt-Album Richtfest (Hiddentape / Royal Bunker / GrooveAttack) veröffentlichte und sich einen Ruf als „provokanter Battle-Rapper“ erarbeitete. In den kommenden Jahren machte Architekt als MC Zuhälter von sich Reden, rappte seine Verbalgegner in Grund und Boden, droppte Videos am laufenden Band (zum Beispiel Tyrannosaurus Rap) und ging auf „Architektour“. Im April 2015 erschien sein neues Album Architekt – HITS2015, dessen Release beim Rap-Indoor-Festival Mile Of Style gefeiert wurde – und nun auch im Kleiner Donner am Schulterblatt.

 

„Pedal the world“

18.000 Kilometer, 22 Länder, 365 Tage: Felix Starck hielt seine Fahrradweltreise mit der Kamera fest. Sein Film läuft im Zeise Kino.

Viel Aufmerksamkeit hat Felix Starck für seinen Film Pedal the world bekommen. Kein Wunder. Schließlich handelt die Dokumentation von etwas, das jeden von Fernweh durchdrungenen Menschen packt. Der junge Abenteurer reiste mit dem Fahrrad um die Welt und hielt die zurückgelegten 18.000 Kilometer mit der Kamera fest. Durch 22 Länder rollten die Reifen seines voll bepackten Tourenbikes an 365 Tagen. Im Juni 2013 legte der damals 23-Jährige los und fuhr unter anderem durch Thailand, Laos, Neuseeland, die USA und Norwegen. Mit seiner Kamera produzierte er 500 Stunden Rohmaterial, aus denen ein 80-minütiger Beitrag entstanden ist. Begegnungen mit den Menschen vor Ort und Aufnahmen, wie er sich alleine die Berge hocharbeitet, wechseln sich ab. Am 17. Mai wird der Film morgens im Zeise Kino gezeigt. Und anschließend kann man dann selbst eine Tour ins Alte Land machen.

Text: Lena Frommeyer

 

Affenfaust

Die Galerie ist in den ehemaligen Supermarkt in der Paul-Roosen-Straße gezogen und eröffnet mit der Ausstellung „Das eigene Ich„.

Auf St. Pauli fand man es nicht so geil, dass der Aldi schloss. Für die Nachbarschaft zwischen Holstenstraße und Bernstorffstraße verschwand so ein günstiger Nahversorger. Die gute Nachricht: Kein geistloser Investor, sondern ein Kollektiv der Hamburger Kulturszene beerbt den Discounter in der Paul-Roosen-Straße. Da kann man zwar kein Brot kaufen, aber Kunst. Am 16. Mai eröffnet das Team (Foto) die neue Affenfaust Galerie, die zuvor in der Detlev-Bremer-Straße zu Hause war.

Aus 70 werden dann 1.000 Quadratmeter – eine respektable Fläche für urbane und zeitgenössische Kunst. Die Gruppenausstellung Das eigene Ich weiht die neue Affenfaust ein. Der Hamburger Künstler Elmar Lause kuratiert dafür 44 lokale und internationale Künstlerinnen und Künstler, die sich mit dem Selbstporträt beschäftigen. Sie nähern sich dem eigenen Ich und untersuchen die Gattung in klassischen wie modernen Darstellungsformen. Ein spannendes Feld in Zeiten von allgegenwärtigen Selfies.

Text: Lena Frommeyer

 

Pudel Garden Live XI

Tanzen und knutschen auf Treppenstufen: Das Trio Tenors of Kalma eröffnet die stilvolle Elektro-Pop-Jazz-Sause rund um den Pudel Club.

Tätärätäää, der Sommer ist da – rund um den Pudel wird wieder getanzt und geknutscht, getrunken und gegrillt. Pudel Garden Live XI heißt diese illustre Veranstaltung. Das erste Draußengepudel des Jahres 2015 gestaltet eine gar schillernde Figur der finnischen Musikszene: Jimi Tenor erzeugt Popmusik auf einer selbstgebauten Geräuschmaschine. Gemeinsam mit Kalle Kalima, ebenfalls Finne, Gitarrist und Liebhaber der Genre Jazz und Rock, sowie Joonas Riippa bildet er das Trio Tenors of Kalma. Dazu heißt es in der Akündigung: „Am Anfang stand die Idee, eine Mischung aus der Musik von Kraftwerk und des Sun Ra Arkestra zu kreieren“, grinst Kalle Kalima und Jimi Tenor präzisiert: „Ich wollte irgendwas in der Art von Free Jazz machen, Kalle etwas mit Sequenzern und Elektronik.“ Klingt spannend. Hin da! Auch weil es noch einen weiteren Act gibt, das Sky Walking DJ Set.

Text: Lena Frommeyer

 

Rocko Schamoni

Ton Steine Scherben oder Saal 2 in der Swing-Version: Der Kenner legt vergessene Perlen der Popgeschichte mit dem Orchester Mirage neu auf.

Nachdem er mit Fraktus klarstellte, wer Techno wirklich erfunden hat, kehrt König Rocko Schamoni nun mit noch mehr Musikgeschichte zurück: Auf Die Vergessenen finden sich mehr als ein Dutzend zu Unrecht vergessene Perlen deutscher Popgeschichte, dener sich der gelernte Töpfer mit dem Orchester Mirage angenommen hat. Geleitet wird die Psychedelic-Truppe von Sebastian Hoffmann. Auf Die Vergessenen (VÖ: 22.5., Staatsakt) bekommen alte abseitige Songs von Ton Steine Scherben, Saal 2 oder Manfred Krug eine gehörige Portion Swing verpasst. Als Präsent hat Rocko Schamoni auch zwei eigene Lieder in das Repertoire gemogelt. Gerade der Mix macht aus dem Album, das wieder im Thalia Theater aufgeführt wird, eine spannende Reise in eine Welt, zu der ansonsten eigentlich nur noch Chefnerds Zugang haben. Musik also, die immer nur dann im Radio läuft, wenn schon alle schlafen. Und das wäre doch schade drum.

Text: Jannes Vahl

Endspurt der Vergessenen from wemakeit.com on Vimeo.

 

„Döner Hawaii“

Die Globalisierung der Kulinarik nimmt ihren Lauf und Marin Trenk hat drüber geschrieben. Im Nochtspeicher liest er aus seinem Buch.

Wir essen uns täglich um die Welt – über die kulinarische Globalisierung hat der Ethnologe Marin Trenk das Buch Döner Hawaii geschrieben. Er liest daraus am 19. Mai im Nochtspeicher. Was Christoph Kolumbus mit unserem Abendessen zu tun hat, wie Kanzler Kohl Süß-Saures nach China brachte und welche Auswirkungen der Genuss von Schokolade auf die Sprösslinge französischer Hofdamen hatte, erforschte der Frankfurter Ethnologe Marin Trenk. Sein neues Buch Döner Hawai ist eine historische Entdeckungsreise durch die Esskulturen der Welt. Marin zeigt, wie unsere Essgewohnheiten durch die Globalisierung geprägt wurden und wie die kulinarischen Trends der Zukunft aussehen.

Text: Natalia Sadovnik