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Featuring Yourself

Die Post-Punker aus Hamburg, Kiel und Berlin spielen in der Astra-Stube. Unterstützt werden sie von The Dimensions, die ihre neue Platte „Blue Smoke“ mitbringen.

Im Mai 2010 gründeten Matthias, Timo und Kay die Band Featuring Yourself. Matthias Frank war 14 Jahre lang Mitglied der Kieler Punkrock-Band The Creetins, mit der er drei Alben herausbrachte und durch Europa tourte. 2008 verließ er die Band und arbeitete als Produzent. Kay Petersen spielte in den Bands The Detectors und Rantanplan. Zusammen mit dem Drummer Timo Koehler brachten sie Ende 2014 das Album Audience of One heraus – digital und auf Vinyl gepresst. Nun touren Featuring Yourself durch Deutschland. In der Astra-Stube treten die Post-Punker aus Hamburg, Kiel und Berlin zusammen mit The Dimensions auf, die mit ihrer ebenfalls Ende 2014 erschienenen Platte Blue Smoke einen rauen, rotzigen und dennoch melancholischen Punkrock spielen.

Text: Natalia Sadovnik

 

„Elser“

Oliver Hirschbiegels Verfilmung des Attentates auf Hitler mit den Schauspielern Christian Friedel, Burghart Klaußner läuft im Abaton.

Nach den großen Filmen Das Experiment und Der Untergang kehrt der Regisseur Oliver Hirschbiegel zurück zu seinem großen Thema Drittes Reich. Im Gegensatz zu seinen früheren Erfolgen setzt er im Berlinale-Wettbewerbsbeitrag Elser auf leise Töne. Einen unauffälligen Verlierer nimmt er dabei ins Visier: den Widerstandskämpfer Georg Elsner, dessen Attentat auf Adolf Hitler im Münchner Bürgerbräukeller gescheitert ist. Am 8. November 1939, zwei Monate nach dem deutschen Einmarsch in Polen, platzierte der Schreiner eine Bombe, die Hitler und die NS-Führungsriege töten sollte und machte sich auf den Weg in die Schweiz. Jedoch beendet der Führer seine Jubiläumsrede früher als geplant und verlässt das Bürgerbräukeller, bevor die Bombe hochgeht. Unter anderem behandelt der Film das Mitläufertum im Dritten Reich und zeigt die deutsche Realität fünf Jahre nach der Machtübernahme. Bei der Premiere am 6. April sind der Regisseur Oliver Hirschbiegel und die Hauptdarsteller Christian Friedel und Burghart Klaußner anwesend.

Text: Natalia Sadovnik

 

Kultur in Barmbek

Ausflug am Ostersonntag: Erst den Kulturflohmarkt am Museum der Arbeit besuchen, dann im Café LüttLiv in der Barmbeker Zinnschmelze Kaffee trinken.

Der Frühling ruft, die Natur macht sich hübsch – in der Wohnung muss selbst nachgeholfen werden. Wie gut, dass nun auch wieder die Flohmarkt-Saison startet und man sich durch Vintage-Accessoires, Trödelkram und Handgemachtes wühlen kann. Eine Gelegenheit dazu bietet der Kulturflohmarkt am Ostermontag im weitläufigen Hof des Museums der Arbeit. Alles außer Neuware gibt es dort an den Ständen zu entdecken. Wer zwischendurch ein Päuschen braucht, der schlendert einfach zur benachbarten Barmbeker Zinnschmelze. Dank neuem Anbau verfügt das Stadtteilzentrum seit Kurzem über ein ständiges Café: Das LüttLiv bietet umgeben von Industriecharme und Wohnzimmerflair hausgemachte Leckereien an. Bei schönem Wetter auch im Biergarten.

Text: Julia Braune

 

Chuck Ragan

Da brennt das Lagerfeuer direkt im Hals: Der Musiker singt mit rauer Stimme zu Folk-Sounds. Harte Typen in Holzfällerhemden pilgern in die Große Freiheit.

Vermutlich gab es nie einen Musiker, der mehr volltätowierte Holzfällertypen mit seinen Songs zu Tränen gerührt hat. Chuck Ragans Folk-Sound klingt nach Schreinerarbeiten, Motorradtouren auf dem Highway und der großen Liebe. Seine Reibeisenstimme vermittelt den Eindruck, als brenne ihm das Lagerfeuer direkt im Hals. Eigentlich müsste der Typ nicht einmal singen, auch seine Sprechstimme lässt einen aufmerksam den Kopf schief legen. Man möchte ihn engagieren, um morgens aus der Zeitung und abends Gute-Nacht-Geschichten vorzulesen. Und weil der US-Amerikaner neben seiner Solo-Aktivität vor allem als Sänger der großartigen Post-Hardcore Band Hot Water Music bekannt ist, dürfen ihn sogar die ganz Harten gut finden.

Text: Benedikt Ernst

Chuck Ragan – Something May Catch Fire from Anthem Films on Vimeo.

 

Knete #2

Schlaflos in Hamburg: Zum zweiten Mal gibt der Techno-Frühklub im Knust allen ein Zuhause, die um acht Uhr morgens noch oder schon tanzen wollen.

Frühclubs sprießen in den letzten Monaten wie Raver aus dem Tanzboden. Jeder zweite Elektro-Club schmeißt mittlerweile seine eigene Tagtanzparty. Neu im Geschäft ist ein Laden, der seit Schlachthofer-Tranceport-Partys eher weniger mit elektronischer Musik am Hut hatte. Zum zweiten Mal feiert der Knete Frühclub seine Party im Hamburger Knust. Knete ist ein Zusammenschluss von Kulturschaffenden, die sich zur Aufgabe gemacht haben, „einen Raum in ein sphärisches Paralleluniversum zu verwandeln“. Technoide Klänge kommen dafür unter anderem von ILLs Krux vs Fritz Holzhauer, 50 HZ oder Flexxi von den Rotzigen Beatz. Guten Morgen!

Text: Ole Masch

 

„Exit G“

Ein Hamburger Fahrradkurier ist der Held dieser zeitgenössischen Oper. Weitere zentrale Rollen spielen die Motoren elektrischer Zahnbürsten.

Steffen Pohl, Michael Maierhof und Isabel Osthues (Foto, v.l.n.r.) initiieren die Oper Exit G. Ein Held des Berufsverkehrs steht dabei im Mittelpunkt: der Fahrradkurier Valentin. „Wir finden, man sollte den Alltagsstoff nicht allein den Musicals überlassen. Es gibt bei uns keinen singenden Kurierfahrer. Es werden keine Texte, sondern Töne gesungen. Der Text wird gesprochen“, sagt das Team. Um den Alltag authentisch darzustellen, recherchierte man intensiv. Steffen Pohl traf sich mit einem Hamburger Fahrradkurier und erhielt so wichtige Hintergrundinfos. Neben der Handlung spielt die Musik eine wichtige Rolle: „Die Musiker und der Dirigent sind im Raum verteilt. Je nachdem, wo der Zuschauer sitzt, hat er einen ganz subjektiven Eindruck. Die Musik klingt auf jedem Platz anders.“ Es wird experimentell. Michael Maierhof: Wir erweitern das Instrumentarium, indem wir ’neue Anreger‘ benutzen. Das Cello wird dann nicht von einem Bogen, sondern dem Motor einer elektrischen Zahnbürste angeregt. Die kommt auch beim Singen zum Einsatz. Statt einer Bürste verwenden wir dabei Holzkugeln als Aufsatz. Die Sänger halten die vibrierenden Kugeln an Plastikbecher, in die sie hineinsingen. Die Geräusche, die da entstehen, haben viel mit unserem Leben in der Stadt zu tun – mit Noise, Geschwindigkeit und Stress.“ Besonders raffiniert sei die Oral B-Zahnbürste. Die habe 8.800 Rotationen in der Minute.

Text: Lena Frommeyer

 

Traumpaare

Das B-Movie versetzt „Graphic in Motion“ und zeigt zauberhafte Animationsfilme, in denen es um Freundschaften und Abenteuer geht.

Freunde, Verliebte, Familien – Beziehungen können auf ganz unterschiedliche Weise bezaubern. Im B-Movie wird Animationsfilmen, in denen menschliche oder tierische Pärchen Abenteuer erleben, eine Reihe gewidmet. Ein ganz besonderer heißt Ernest & Célestine (Foto) (5./16./26.4.), der es jedoch nie in die deutschen Kinos schaffte. Insofern ist die Hamburger Erstaufführung eine echte Premiere. Schon beim Filmfestival in Cannes 2012 wurde der Oscar-nominierte Animationsfilm aus Frankreich hochgelobt dafür, dass er geistreich und voller Poesie sein Publikum verzaubert. Neben dem zeichnerisch opulenten Buddy-Movie, das von einer Freundschaft zwischen Bär & Maus erzählt, sind im B-Movie weitere Traumpaare zu Gast: Maria und ich (2./19./23.4.) schildert eine Ferienreise von Tochter und Vater auf die Kanaren, Mary & Max (2./9./18.4.) verfolgt deren philosophische Brieffreundschaft zwischen New York und Australien.

 

FlohZinn

Ziemlich szenig: Der Comicbus und russische Punk-Akkordeon-Experten kommen zum Kulturflohmarkt in die Wilhelmsburger Zinnwerke.

Es ist Sonntag. Der erste im Monat. Da ist es doch beinahe schon ein Ritual, zum FlohZinn nach Wilhelmsburg zu pilgern. Der charmante Kulturflohmarkt rund um die und in den Wilhelmsburger Zinnwerken bietet – wie immer – Gefeilsche, Musik, Kuchen, Kaffee, eine Plattenverkostung (nicht die kalte vom Schlachter, sondern Vinyl) und den Comicbus. Letzterer gehört Fabian Sengebusch. Er baute einen ausgemusterten Polizeibulli zum mobilen Comicladen um. Damit fährt der 30-Jährige zu Festivals und hält an den Straßenecken Hamburgs, um grafische Literatur zur verkaufen. Im Innenraum schmückt eine Lichterkette die selbst gebauten Holzregale, in denen Graphic Novels stehen – auch von Hamburger Verlagen. Zudem sind Independent-Comics aus der Schweiz, Mainz und Frankfurt bei ihm an Bord. Die Livemusik zum FlohZinn kredenzen die russischen Punk-Akkordeon-Experten von Misha Kapa.

Text: Lena Frommeyer

 

Soul Allnighter

Double-Feature im Mojo: Erst läuft der Film „Northern Soul“, dann legen Fab Boy Two, Lars Bulnheim und Marco Santucci „Sixites & Seventies Soul“ auf.

Der österliche Soul Allnighter präsentiert sich in diesem Jahr als Double-Feature. Bevor bis in den frühen Morgen gefeiert wird, zeigen die Veranstalter in einer exklusiven Vorführung ab 20 Uhr den Spielfilm Northern Soul. Die Regisseurin und Mode-Fotografin Elaine Constantine setzt sich hier mit der gleichnamigen englischen Bewegung der frühen 1970er Jahre auseinander. Der Film basiert auf fiktiven Geschehnissen um die damalige Hochburg des Northern Soul, dem legendären Wigan Casino. Danach sorgen die Veranstalter Fab Boy Two und Lars Bulnheim sowie Special Guest Marco Santucci ab 23 Uhr dafür, dass es direkt mit dem besten Sound des „Rare and Classic Sixites & Seventies Soul“ auf die Tanzfläche geht. Don’t forget your dancing shoes. Die Veranstalter erwarten am Ende des Abends „wund geschnipste Finger und kaputt getanzte Sohlen“.

Text: Ole Masch

 

„Flavour of the Month“

Der Hamburger DJ Mirko Machine serviert rawen und realen Deutschrap zur Oldschool-Hip-Hop-Party im Grünen Jäger.

„Kein Gangsta-, Pimp- oder Hustler-Shit, sondern True-School-Hip-Hop vom Feinsten.“ Das gibt’s bei der Partyreihe Flavor of the Month im Grünen Jäger auf die Ohren. Heiß und fettig, raw und real, serviert von Mirko Machine, dem Mann hinter den Plattenspielern. Der Hamburger DJ ist regelmäßiger Gast im Grünen Jäger, wenn er nicht gerade gemeinsam mit DJ Stylewarz und DJ Mixwell als DJ Orchester irgendwo die Bühne rockt, und weiß, zu welchen Old-School-Beats seine Crowd mit dem Kopf nicken will. Diesmal widmet Meister Mirko Machine die Hip-Hop-Nacht des Monats ganz allein dem Deutschrap, komme was wolle. Denn: „Ein Fuchs muss tun was ein Fuchs tun muss!“

Text: Julia Braune