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Der Zinker

Die Londoner Unterwelt der 1920er Jahre: Edgar Wallaces Krimi in der Inszenierung von Frank Thannhäuser feiert am 24. März Premiere im Imperial Theater.

Edgar Wallace ging fast pleite, weil er den Lesern Geld versprach. Jeder, der das Ende seines Romans Die vier Gerechten erraten konnte, bekam ein ordentliches Taschengeld. Edgars Hauptfigur in dem Stück Der Zinker ist da etwas schlauer: Statt Geld zu verschenken, erpresst er Ganoven, damit sie ihm gestohlene Ware für einen Bruchteil ihres Wertes verkaufen. Andernfalls verzinkt er die Banditen bei Scotland Yard. Blöd nur, wenn der Zinker selbst in einen Mord verwickelt wird: Die Inspektoren Elford und Barrabal gehen einer Spur nach, und die führt sie zu dem Geschäft eines gewissen Frank Sutton. Elford und Barrabal sind nicht die Einzigen, die sich für diesen Fall interessieren, und schon bald ist auch Reporter Joshua Collie dem Zinker auf der Spur. In dem Stück, welches auf dem gleichnamigen Roman basiert, führt Frank Thannhäuser Regie. Der gebürtige Kasseler ist seit der Eröffnung Intendant, Regisseur und Schauspieler des Theaters ganz vorn auf dem Kiez.

Text: Adriana Jodlowska

 

Eröffnungsreigen

Die „Stipendiaten des Hamburger Arbeitsstipendiums für bildende Künstler 2014“ im Kunstverein: Eröffnung ist am 24. März mit Christoph Blawert.

Die Bezeichnung ist hölzern, das Ergebnis umso spannender und die Präsentation auch: Die „Stipendiaten des Hamburger Arbeitsstipendiums für bildende Künstler 2014“ zeigen ihre Arbeiten im Kunstverein. Das ist eine Premiere, ebenso, dass dieses nicht in einer Gruppenschau, sondern in zehn Einzelausstellungen geschieht. Eine nach der anderen wird im Erdgeschoss eröffnet, im Wochentakt und insgesamt zwei Monate lang. Den Anfang macht Christoph Blawert, es folgen Lara Steinemann (Abb.), Benjamin Yavuzsoy, Katja Aufleger, Anna Lena Grau und andere, und zu jeder Präsentation gibt es eine Eröffnung mit Künstlergespräch über die Arbeit des Stipendiaten und das jeweilige Projekt, über Ideen und Konzepte – und mit der Möglichkeit einer kontinuierlichen Diskussion. Die hat sich im Kunstverein bereits im letzten Sommer bei dem täglich wechselnden Film- und Ausstellungsprojekt A Paradise Built in Hell bewährt.

Text: Sabine Danek

 

Irma

Witzezeichner, Maler, Musiker und Bachmann-Preisträger Tex Rubinowitz ist am 24. März zu Gast beim „Yachtclub“ im Nochtspeicher.

Tex Rubinowitz ist ein wahres Multitalent: Witzezeichner, Maler, Musiker, Schriftsteller und vieles Kreative mehr – und seit letztem Jahr einer der wenigen Autoren, die mit einem eher humorvollen als tiefschürfenden Text den renommierten Bachmann-Preis gewonnen haben. Kein Wunder also, dass Friederike Moldenhauer und Tina Uebel ihn in ihrem Yachtclub zu Gast haben möchten. Rubinowitz ist der Einladung gefolgt und liest nun aus Irma. Irma ist die Jugendliebe seines Erzählers, die sich nach dreißig Jahren per Facebook wieder bei ihm meldet. Der Erzähler nimmt daraufhin die Vergangenheit mittels alter Fotos gründlich auseinander – doch wie verlässlich ist die eigene Biografie? „Eigensinnig, sprunghaft, komisch, sehr unterhaltsam und zugleich verstörend“ nennt der Verlag den Text. Das dürfte interessant werden!

Text: Almuth Strote

 

Coaching vom Chef

Bekannt aus Funk und Fernsehen: Heinz Strunk gastiert am 23. und 24. März sowie am 1. April in der Fabrik. Für den 1. April sind noch Karten erhältlich!

Letzten Monat haben wir ja schon sein neues Album gefeiert: Sie nannten ihn Dreirad, Superscheibe. Und weil es gerade so gut läuft, hören wir einfach mit dem Feiern gar nicht mehr auf. Was Strunk nämlich eben noch in Songs wie Aufnehmen Bewerten Handeln besungen hat, gibt’s jetzt in 3 D und Dolby Surround, live und in Farbe auf der Bühne. Endlich ist er nämlich mit seinem Strunk-Prinzip auf Tour – und ja, ganz genau, Grundlage fürs Bühnenprogramm ist die gleichnamige Titanic-Kolumne des famosen Starautors. Als Experte für alles (völlig unhinterfragt) trägt er Passagen aus seinem Ende letzten Jahres bei Rowohlt erschienenen Selbsthilfe-Ratgebers vor, Musik dazu gibt es auch, angeblich wird er außerdem auf zwei (!) Querflöten spielen und on top performt er auch noch Live-Art vom Feinsten (nach DJ Bobo). Das volle Programm, direkt und unverstellt. Denn die Frage lautet doch: „Wollen Sie Wirtschaftskapitän, Diktator, Malerfürst sein oder als Wurzelsepp enden, als Latrinenwart, als Olm im Rinnstein?“

Text: Almuth Strote

 

Star an der Bar

„Der Prinz“ feiert am 23. März Premiere im Abaton. Als Gäste werden Regisseur Mahmoud Behraznia und Hauptdarsteller Jalil Nazari erwartet.

Von Afghanistan nach Altona: Ein nicht gerade alltägliches Flüchtlingsschicksal erzählt der Filmemacher Mahmoud Behraznia in Der Prinz, dessen Protagonist Jalil Nazari in Altona als Pizzabäcker tätig ist. Der 1980 geborene Afghane flüchtete mit 17 Jahren aus Furcht vor den Taliban in den Iran, wo er sich mit Gelegenheitsjobs über Wasser hielt. Bis ihn das Kino entdeckte und er in dem iranischen Spielfilm Djomeh die Hauptrolle erhielt. Das Werk des Regisseurs Hassan Yektapanah wurde in Cannes aufgeführt und mit der Caméra d’or prämiert, wodurch sich für den frisch gekürten Filmstar ganz neue Perspektiven auftaten. Zur Deutschlandpremiere am 23. sowie zur Matinee am 29. März werden Jalil Nazari und sein Regisseur Mahmoud Behraznia als Gäste erwartet. Am 2. April startet der Film dann offiziell in deutschen Kinos.

 

Evan Dando

Der ehemalige Indie-Rock-Posterboy und Sänger der Lemonheads singt seine Songs (und ein paar ausgewählte Cover-Versionen) live im Molotow.

Na klar, Evan Dando zehrt bis heute an seinem Ruhm aus den Neunzigern. Aber der reicht ja auch für mindestens ein ganzes Leben. Als die Lemonheads schließlich ihn zum Sänger erkoren, machte er die Band zu MTV-Stars: Das Album It’s A Shame About Ray von 1992 ist ein Klassiker, mit Evergreens wie Confetti, Rudderless, My Drug Buddy – und dem Cover des Simon-and-Garfunkel-Gassenhauers Mrs. Robinson, dessen Erfolg den Songwriter nachhaltig kränkte. Es folgten Platten wie das unterschätzte Car Button Cloth von 1996 und sein einziges richtiges Soloalbum Baby, I’m Bored (2003). Wer den Mann in den letzten Jahren häufiger live gesehen hat, sah bedröhnte Konzerte des Teilzeit-Junkies, bocklos durchgepeitschte Sets oder – wie 2012 beim Rolling-Stone-Weekender – einen zu Herzen gehenden Akustik-Abend. Er kann’s doch.

Text: Michael Weiland

 

Black Metal modern

Brille statt „corpse paint“: Mit Downfall of Gaia und Der Weg einer Freiheit präsentieren sich zwei aktuelle Bands des Genres live im Logo.

Black Metal macht sich wieder breit. Was Anfang der 1990er als reine Lehre vorwiegend aus Norwegen über den Rest der Welt schwappte (und für einen vorerst letzten Schock in der Popmusik sorgte – inklusive Neonazis und Okkultismus sowie Mord und Totschlag), hat sich in den vergangenen 20 Jahren musikalisch mehrfach diversifiziert, indem hier auch Elemente aus Metal-fremden Genres Einzug erhielten. „Post-Black-Metal“ und „Blackgaze“ sind nur zwei Stichworte in diesem Zusammenhang. Im Logo präsentieren sich am 22. März zwei Bands, die ebenfalls zur neueren und wahrscheinlich eher undogmatischen Black-Metal-Schule zählen. Bart und Brille anstatt Kruzifix und corpse paint: Downfall of Gaia kommen aus Berlin, Hamburg und New York. Sie sind beim legendären Metal-Blade-Label unter Vertrag, ihr Sound gilt als innovativ. Die zweite Band nennt sich Der Weg einer Freiheit (was ja eher „Hamburger Schule“ und NDW assoziieren lässt) und kommt aus Würzburg. Ihr neues Album Stellar steht ab sofort in den Läden. Wer wissen möchte, wie sich moderner Black Metal aus deutschen Landen im Jahr 2015 anhört: Dieser Abend wäre eine Gelegenheit.

 

Your Army

Heute auf Club-Tour, morgen auf großen Festival-Bühnen: Vier Briten eifern Vorbildern wie Skunk Anansie und Guano Apes nach.

Your Army kommen aus England und sind einer dieser Formationen, die aus drei hart rockenden Männern im Hintergrund und einer Frontfrau mit enormer Stimme bestehen. Deswegen werden die vier Briten hier und dort gern in einem Atemzug mit Guano Apes und Skunk Anansie genannt. Ein Mitglied letzterer Band produzierte das aktuelle Album von Your Army, das gerade neu auf dem Markt ist. Es trägt den Titel Sicker Than Us und knallt ganz amtlich, enthält aber auch unverzerrte und sehr melodiöse Momente. Zurzeit befindet das Quartett auf Club-Tour durch Deutschland. Und es ist anzunehmen, dass auch der eine oder andere Festival-Gig im Sommer folgen wird. Sollte alles nach Plan laufen, gewinnt die Band dadurch eine Menge Fans dazu. Dann sieht man sich im nächsten Jahr wieder – allerdings im großen Saal der Markthalle.

 

„Die tote Stadt“

Eine unglückliche Liebesgeschichte in Brügge – Premiere ist am 22. März. Weitere Vorstellungen finden am 25., 28. und 31. März statt.

Regenwetter, dunkle Straßen und Kanäle. Nein, die Geschichte spielt nicht in Hamburg. Schauplatz dieser unglücklichen Lovestory ist Brügge, die der Protagonist als Die tote Stadt erlebt – ein Spiegelbild seiner Seele: Paul hat sich nach dem Tod seiner über alles geliebten Frau Marie ins flandrische Brügge zurückgezogen. Dort trifft er die Tänzerin Marietta, die Marie zum Verwechseln ähnlich sieht. Fortan soll sich die Lebendige in die Verstorbene verwandeln, Kleider der Toten helfen beim Selbstbetrug. Erwartungsgemäß wird die Illusion bald brüchig, denn die Ersatzfrau weicht von der ihr zugedachten Rolle als Kopie ab… Die tote Stadt machte den 23-jährigen Komponisten Erich Wolfgang Korngold nach der Uraufführung 1920 mit einem Schlag berühmt. Die Opern des österreichischen Wunderkinds gehörten damals (neben jenen von Richard Strauss) zu den meistgespielten im deutschsprachigen Raum. Doch der jüdische Künstler musste vor den Nazis in die USA fliehen – und machte dann dort Karriere: vier Oscar-Nominierungen und zwei Oscars für seine geniale Filmmusik.

Text: Dagmar Ellen Fischer

 

„Die Sehnsucht…

…der Veronika Voss“: Thalia-Ensemblemitglied und TV- und Kinostar Victoria Trauttmansdorff könnte als alternde Filmdiva nicht schöner scheitern.

Bastian Kraft ist Regisseur und Bilderzauberer, der es liebt, anhand von Videoprojektionen auf der Bühne mit Illusion und Wirklichkeit zu spielen – zuletzt in der hochgelobten Inszenierung des Käthchens von Heilbronn. Die Sehnsucht der Veronika Voss ist eine Hommage an Rainer Werner Fassbinder, der die Figur der Veronika Voss an der Biografie des ehemaligen UFA-Stars Sybille Schmitz angelehnt hat, die sich nach dem Ende des Dritten Reiches vergeblich um ein Comeback bemühte. Victoria Trauttmansdorff – bekannt unter anderem aus dem Tatort oder aus Hannah Arendt – liebt es, Frauen mit Abgründen zu spielen: „Ich bin keine Heldendarstellerin. Die Zerrissenen, Zukurzgekommenen haben mich immer viel mehr interessiert als die Naiven“, sagte Trauttmansdorff kürzlich in einem Interview. Aber auch wenn Veronika scheitert, so scheitert sie mit Glamour. Premiere ist am 22. März. Weitere Vorstellungen gibt es am 31. März sowie am 17. und 21. April.