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Foreign Body

Das Metropolis Kino zeigt das psychologische Drama des polnischen Regisseurs Krzysztof Zanussi im Original mit englischen Untertiteln.

Liebe, Moral, Religion und Kapitalismus – um nichts weniger geht es in dem Film Foreign Body: Angelo und Kasia lernen sich in Italien in einer Gebetsgruppe kennen und verlieben sich. Dann entscheidet Kasia, zurück nach Polen und in ein Kloster zu gehen. Angelo reist nach Warschau, um zu versuchen, Kasia zur Änderung ihrer Meinung zu bewegen. Dort nimmt er einen Job in einem internationalen Energie-Konzern an, der von der rücksichtslosen Kris geleitet wird. Der tiefgläubige Angelo wird bald zum Opfer von Mobbing und schlimmster Erniedrigungen … Das psychologische Drama von Krzysztof Zanussi, dem das Kino Metropolis eine Retrospektive widmet, zeigt den Zusammenprall von unternehmerischen Zynismus und jugendlichem Idealismus. Im Anschluss an den Film stellt sich der polnische Regisseur einem Publikumsgespräch.

 

„Hamburg Sounds“

Für die Benefiz-Ausgabe der Reihe verzichten Johannes Oerding, Cäthe und Co auf ihre Gage. Die Erlöse gehen an die Deutsche Multiple Sklerose Gesellschaft.

Einmal im Monat stellen Musiker – junge Talente und bekannte Gesichter – ihre Songs in der Altonaer Fabrik vor. Hamburg Sounds heißt diese Konzertreihe, ausgerichtet von NDR 90,3. Im Dezember spielen die Künstler für den guten Zweck. Die Erlöse kommen Menschen zugute, die an Multipler Sklerose (MS) erkrankt sind. So ist man Teil der NDR Benefizaktion Hand in Hand für Norddeutschland, die vier norddeutsche Landesverbände der Deutschen Multiple Sklerose Gesellschaft (DMSG) unterstützt. Die Benefiz-Ausgabe von Hamburg Sounds findet im Rolf-Liebermann-Studio des NDR statt. Das Line-up kann sich sehen lassen: Johannes Oerding (Foto), Cäthe, Michy Reincke, Bodo Wartke, Stefanie Hempel, Marcel Brell, Marvin Brooks, Jane Comerford und Katja Kaye stehen nacheinander ab 18 Uhr am Mikrofon. Wer keine Tickets ergattert hat, der schaltet am 13. Dezember das Radio an und lauscht der Aufzeichnung des Konzertabends.

 

Hanseatische Materialverwaltung

Im gemeinnützigen Fundus werden ein DJ-Pult und Feuertonnen aufgestellt für einen Winterbasar im Oberhafen – das verspricht gemütlich zu werden.

Was nun genau die im Dezember angestrebte Gemütlichkeit oder Besinnlichkeit erzeugt, darüber lässt sich wahrlich streiten. Gebäck und Musik gehören dazu. Nette Menschen wohl auch. Das alles wird am 6. und 7. Dezember in den Hallen der Hanseatischen Materialverwaltung vorhanden sein. Zum 2. Winterbasar laden die Betreiber des gemeinnützigen Fundus in den Oberhafen. Das Wohnmobil vor der Halle wird zum KandieVan und damit Bezugsstelle für Kaffee, Waffeln und andere Leckereien. Drinnen legen DJs auf: The Hairy Cowboy (THCB), Jeanette Trèsbien, Paul Gregor, Roman Ski und Hotte Hue (Pony) sind am Start. Dann kann man tanzend im Fundus stöbern und stößt auf Papp-Piratenschiffe, Riesennasen und Las-Vegas-Bühnen. Die Gastgeber versprechen: „Feuertonne ist auch am Start – willkommen im Kultur- und Kreativ-Ghetto Oberhafen, harhar!“ Dicken Pulli einpacken und ab dafür.

Wem das zu experimentell ist, der findet mit der Smørre-Jul-Party in der Ottensener Motte eine Alternative. Hier lädt das Altonaer Musikatelier Smørrebrød am 6. Dezember ab 14 Uhr zu Gebäck und Livemusik von den Swinging Santa Clauses. Auch gemütlich.

Text: Lena Frommeyer

 

Messer

Das Quintett aus Münster spielt seinen Punk-geerdeten Indie-Rock mit deutschsprachigen Texten live im Golden Pudel Club.

Der Begriff „Messer“ klingt so gefährlich wie profan – ein passender, naheliegender Name für eine Rockband. Die Kombo aus Münster, die sich nach dem Gebrauchsgegenstand und Mordinstrument benannt hat, veröffentlichte 2013 ihr zweites Album Die Unsichtbaren: Mit melodisch treibenden Bassläufen, schimmernden Gitarren und Hendrik Otrembas bildhaften Texten lieferte die Platte eine überzeugende Bestandsaufnahme deutschsprachiger Rockmusik – und leitete damit zwar keine Renaissance, aber vielleicht eine Wiederanerkennung derselben ein, die dank Bands wie Trümmer und den Labelkollegen Die Nerven derzeit anhält. Ein Teil Punk und Hardcore, zwei Teile Indierock – so wird dieses Messer geschmiedet. Dass die Band ihr Hamburger Gastspiel im Pudel bestreitet, ist irgendwie passend: Das, was man mal Diskursrock nannte und in Messer fähige Nachfolger fand, war auch hier zu Hause.

Text: Michael Weiland

 

„Gertrud“

Entweder Liebe oder Kunst: Das Stück des schwedischen Dramatikers Hjalmar Söderberg feiert seine Premiere im Thalia in der Gaußstraße.

Das selten gespielte Stück des schwedischen Dramatikers Hjalmar Söderberg stellt seine Titelfigur zwischen drei Männer: Die Sängerin Gertrud begehrt und wird begehrt, ihr Ehemann, ein ehemaliger Liebhaber und eine Affäre sind ihr mehr und minder zugetan. Keine dieser Paarungen verspricht Glück: Söderberg verspürte zur Zeit der Niederschrift seines Dramas tiefen Liebeskummer, da er vom Verhältnis seiner Geliebten zu einem jüngeren Literaten erfahren hatte – darum gönnt er wohl auch seinen handelnden Personen wenig Grund zur Freude. Die Geschichte aus dem frühen 20. Jahrhundert setzt noch auf alte Widersprüche, die sich so auch etwa bei Tschechows unglücklichen Paaren finden: Die Kunst und die Liebe sind unvereinbar, für eines muss man sich schon entscheiden. Auch Gertrud findet nur einen Kompromiss: Zwar bleibt die Liebe unerfüllt und das Künstlerdasein mittelmäßig, dafür lebt sie ihr Leben selbstbestimmt. Die Premiere am 6. Dezember ist bereits ausverkauft – es gibt aber noch Tickets für den folgenden Tag.

Text: Michael Weiland

 

Cine High Heels

Die Hamburger Künstlerin Mariola Brillowska präsentiert eine Auswahl von unkonventionellen und abwechslungsreichen Kurzfilmen.

Studentenfilme können quälend sein. Das weiß Mariola Brillowska aus eigener Erfahrung. Die in ihrem neuen Showroom Cine High Heels ausgestellten sind es nicht. Dafür garantiert Brillowska, die als Professorin in Offenbach lehrt. Sie hat ein gutes Dutzend abwechslungsreichster Kurzfilmpreziosen zusammengetragen, die sie gemeinsam mit ihrem Performance- und Radiokollegen Günter Reznicek aka Nova Huta im Kino live präsentiert. Zu den aufgeführten Filmen zählen unter anderem Lightning Strikes von Sönke Held und Felix Kubin, Der Investor von Timo Schierhorn, Katharina Duve und Ted Gaier, Ich fahre mit dem Fahrrad von Michel Klöfkorn und Der Türgeist, den Brillowska selbst im letzten Jahr produzierte. Die meisten dieser Filme sind dem Hamburger Publikum bisher verborgen geblieben. Langeweile kommt da gar nicht erst auf!

TÜRGEIST / GENIE IN THE DOOR from Mariola Brillowska on Vimeo.

 

EcoFavela

Bei der Soliparty für die Unterbringung von sechs Lampedusa-Flüchtlingen legen diverse DJs auf – unter anderem Viktor Marek und DJ Booty Carell.

Statt Abriss erfolgt der Einzug. Über den Winter wird ein hölzerner Nachbau der Roten Flora zum Quartier für sechs Lampedusa-Flüchtlinge. Im Sommer errichtete die Hamburger Künstlergruppe Baltic Raw im Rahmen des internationalen Sommerfestivals auf Kampnagel als zusätzlichen Spielort eine hölzerne Nachbildung der Roten Flora. Eigentlich hätte diese zum Winter nun wieder demontiert werden sollen. Doch kam den Initiatoren angesichts der kalten Jahreszeit eine bessere Idee: Statt Abriss folgt der Ausbau – die Außenwände werden so isoliert, dass der Unterschlupf winterfest ist und sechs Lampedusa-Flüchtlingen bis Mai 2015 als Winterquartier dienen kann. Die Baukosten für das Projekt werden über Crowdfunding sowie Spenden gesammelt – beispielsweise im Rahmen einer Soliparty. Gefeiert wird am 6. Dezember im Flora-Original am Schulterblatt. Pünktlich zum Nikolaus servieren die Rotfloristen zur Unterstützung des Projekts Sounds von Viktor Marek und Ashraf Sharif Khan, DJ Booty Carell, Beykin und DJ Momo.

 

„Das letzte Testament“

Männerrollen und Messiasbotschaften: Der Hamburger Autor und Darsteller Niklas Leifert begibt sich auf hochpolitisches Terrain.

In unserer Gesellschaft wurde Religion scheinbar vom Glauben an die Wissenschaft und den technologischen Fortschritt abgelöst. Andererseits begegnen wir immer wieder religiösem Fanatismus, der mittelalterlich anmutet. In diesem Spannungsfeld steht das Stück Das letzte Testament. In der circa einstündigen Solo-Performance wartet ein Vater auf die Geburt seines Sohnes. Das Warten entwickelt sich im Laufe des Stücks zu einem Symbol für die ganze Gesellschaft – mit einer Messias-Figur im Mittelpunkt. Gleichzeitig Autor und Schauspieler, wagt sich der in Hamburg geborene Niklas Leifert auf hochpolitisches Terrain. Ernste Themen werden zum Teil auch humorvoll verhandelt: der Wunsch, Vater zu werden, die Suche nach einer zeitgemäßen Männerrolle, aber auch die Frage, wie das nächste Kapitel der Menschheitsgeschichte aussehen könnte.

Text: Natalia Sadovnik

 

Sky Walking

Die „electronic supergroup“, bestehend aus Richard von der Schulenburg, Peter M. Kersten und Christian Naujoks, lädt zur Impro-Session ins Golem.

Fünf Jahre lang haben sich die Hamburger Musiker Richard von der Schulenburg (Die Sterne, 440Hz Trio), Peter M. Kersten (alias Lawrence) und Christian Naujoks regelmäßig zum freien Improvisieren getroffen. Zum Instrumentarium gehörten dabei Klavier, Vibraphon, Synthies und eine ausrangierte Steel Drum. Das Beste aus diesen zwanglosen Impro-Sessions, die ursprünglich gar nicht zur Veröffentlichung vorgesehen waren, ist kürzlich als CD erschienen – das Kollektiv nennt sich Sky Walking. Es präsentiert live am 5. Dezember im Golem seine Stücke. Der Abend beginnt mit einer Impro-Session des Trios, das sich in mehreren Rezensionen bereits als „electronic supergroup“ betitelt sieht. Danach begeben sich die Musiker hinters DJ-Pult, um in Begleitung von befreundeten Künstlern mit sicherer Hand und einer geschmackssicheren Plattenauswahl durch die Nacht zu führen.

 

Haus der Photographie

Ausstellung, Party, Vortrag: Der Freundeskreis des Hauses der Photographie feiert Jubiläum und lädt zu einer zweitägigen Veranstaltung in die Deichtorhallen.

Seit 20 Jahren besteht der Verein mit dem Ziel, das Medium Fotografie im Dialog mit den anderen Genres der zeitgenössischen Kunst zu fördern. Das Jubiläum des Freundeskreises ist ein Anlass, der nicht nur die Mitglieder im Angesicht der nun schon lange währenden gemeinsamen Tätigkeiten rund um den südlichen Teil der Deichtorhallen erfreuen dürfte – auch all jene, die Ausstellungen im Haus aktiv oder passiv genossen haben möchten mitfeiern. Denn spätestens hier ähneln sich Menschen und Kulturorte unabstreitbar: Gibt es niemanden, der einem fördernd und fordernd zur Seite steht, können auch kleine Hindernisse schnell mal unüberwindbar werden. Zum runden Geburtstag verliert man die gemeinsame Absicht, der fotografischen Kunst eine Plattform zu bieten, nicht aus dem Auge – so wird im Rahmen der Jubiläumsveranstaltung am 5. Dezember der BestPortofolio-Preis verliehen (hier anmelden) und Fotograf Martin Kollar hält einen (bereits ausgebuchten) Vortrag. Am Samstag findet schließlich ein (ebenfalls ausgebuchtes) Symposium zur Zukunft der Fotografie statt. Unter anderem sind hier Marcel Feil, künstlerischer Leiter des Foam Fotografiemuseums in Amsterdam, Fotojournalist Michael Hauri und Fotografin Christina de Middel zu Gast.