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Zukunft für Pompeji

Dr. Albrecht Matthaei und Dr. Andreas Hoffmann informieren über Chancen und Schwierigkeiten bei der Instandhaltung des antiken Pompejis.

Im Rahmen der Ausstellung Pompeji. Götter, Mythen, Menschen kann man noch bis zum 11. Januar im Bucerius Kunst Forum am Rathausmarkt in einer noch nie da gewesenen Präsentation durch die archäologischen Überreste der Villa Casa del Citarista spazieren, Möbelfragmente und Wandmalereien erkunden. Fast ein Wunder, denn bei den Ausgrabungen, der Restaurierung und Erhaltung Pompejis wurden viele Fehler gemacht. Bei der Veranstaltung Pompeji eine Zukunft geben spricht am 8. Dezember der Koordinator des Pompeii Sustainable Preservation Project, Dr. Albrecht Matthaei, über die Chancen und Schwierigkeiten der Instandhaltung. Ihm gegenüber sitzt mit Dr. Andreas Hoffmann der Geschäftsführer des Bucerius Kunst Forums, der gleichzeitig Kurator der Ausstellung ist.

Text: Sabine Danek

 

La Roux

Trotz persönlicher Krisen: Die Britin kommt mit spritzigem neuen Album in den Mojo Club. Bei ihrem Synthiepop verfliegt jeder Ärger im Nu.

Trouble In Paradise – klingt im ersten Moment wie der Titel des geplanten Comeback-Films von Bud Spencer und Terence Hill. Doch mitnichten: Wahrhaftig verbirgt sich dahinter das zweite Album der Britin Elly Jackson aka La Roux. Ganze fünf Jahre brauchte sie für den Nachfolger ihres nach sich selbst benannten Debüts (2009). Auf der Suche nach den Gründen landen wir dann schnell wieder beim Albumtitel: Stimmverlust, Panikattacken, die Trennung von ihrem Langzeitpartner Ben Langmaid. Der Erfolg von La Roux hat seine Spuren hinterlassen. Umso erfreulicher, wie funky, eingängig und unbeschwert sich Jackson in den neuen Songs präsentiert. Gemeinsam mit Produzent Ian Sherwin variiert sie den Klang ihres spritzigen Synthiepops derart häufig, dass Trouble In Paradise zu keiner Zeit ermüdet oder in banales Popgedudel abdriftet; eher das Gegenteil ist der Fall: Von Uptight Downtown über Paradise Is You bis hin zu The Feeling hat jeder Song das Potenzial zur Single-Auskopplung. Bei soviel Premiumqualität kann ihr Gig im Mojo nur toll werden.

Text: Jan Kahl

 

Hamburger Förderpreise

Die spannendsten Literaturprojekte und Übersetzungen werden ausgezeichnet. Freuen darf sich unter anderem Uebel & Gefährlich-Betreiber und Autor Tino Hanekamp.

Abgesehen von Ausnahmen wie Pulitzer und Booker sind jährliche Preisverleihungen selten spannend. Seit über 20 Jahren zeichnet die Kulturbehörde Hamburg die besten literarischen Werke und Übersetzungen aus – jedes Jahr dasselbe, könnte man meinen. Neue Gesichter sind jedoch ein bewährtes Mittel, das jährliche Förderpreis-Ritual nicht zur Routine werden zu lassen. Rund 200 Einsendungen gab es in diesem Jahr, aus welchen die fünfköpfige Jury die sechs besten Autoren und drei Übersetzer ausgewählt hat. Der Uebel & Gefährlich-Betreiber und Autor Tino Hanekamp, die Künstlerin und Schriftstellerin Sigrid Behrens sowie Manuel Funk, Jonis Hartmann, Catharina Junk und Susanne Neuffer erhalten jeweils einen mit 6000 Euro dotierten Preis. Die Übersetzer Daniel Gerzenberg, Miriam Mandelkow und Claudia Steinitz dürfen sich auf jeweils 2500 Euro freuen. Nach einer Begrüßung vom Staatsrat Horst-Michael Pelikahn lesen die Preisträger im Literaturhaus aus ihren Texten. Danach gibt es Zeit für Fragen und Diskussionen bei einem Bier.

Text: Natalia Sadovnik

Tino Hanekamp liest aus So was von da (2011):

 

„Napoli“

Ballett ohne Schwermut: Die glückliche Liebesgeschichte von August Bournonville spielt sich auf der Bühne der Hamburgischen Staatsoper ab.

Rezept und Zutaten für ein erfolgreiches Ballett waren im 19. Jahrhundert überschaubar: Eine unglückliche Liebesgeschichte, umrankt von bedrohlichen Fabelwesen, scheitert grandios im malerischen Ambiente. Napoli indes ist anders. Obwohl ein Kind der Romantik, folgt es eigenen Regeln, die sein Schöpfer August Bournonville (trotz des französischen Namens durch und durch Däne) für sich aufstellte. Damals war ein Trip nach Italien für Künstler ein Pflichttermin. In Neapel fand der Choreograf mediterrane Inspiration, die er in seinem berühmtesten romantischen Ballett verarbeitete: Eine glückliche Liebesgeschichte, umrankt von einsichtigen Fabelwesen, siegt erfolgreich über widrige Umstände. Überliefert sind von dem Werk aus dem Jahr 1842 die Akte 1 und 3, das fehlende Mittelstück choreografiert Lloyd Riggins – Erster Solist und Ballettmeister – frisch hinzu.

Text: Dagmar Ellen Fischer

 

Rakede

Vom YouTube-One-Hit-Wonder zum Major-Act: Das 2006 gegründete Quartett aus Hamburg, Berlin und Köln ist zu Gast im Uebel & Gefährlich.

Knapp zwei Millionen Mal wurde ihr 2013er Tischkonzert, bei dem die Hamburg-/Köln-/Berlin-Formation Rakede um einen Küchentisch sitzt und mit leeren Bierflaschen und Kugelschreibern bewaffnet ihren Song Bitte Bitte performt, mittlerweile bei YouTube angeklickt. Die Reaktion der Jungs fiel dementsprechend aus: „WTF – 400.000 Views über Nacht – wir sind ein One-Hit-Wonder“, so die überschwängliche Freude der sechs Ende 2013 auf Facebook – und da ahnten sie ja noch nicht mal was von den weiteren knapp 1,5 Millionen Klicks. Als Belohnung winkte prompt ein Deal beim Major Warner Music, über den sie nun auch ihr nach sich selbst benanntes Debütalbum veröffentlichen. Und das hat es ganz schön in sich: Sämtliche Bandmitglieder sind nach Triebwerken durchnummeriert. Druck und Schub werden da zur Selbstverständlichkeit in den Songs. Mit mächtig Kawumms unter der Haube steuern sie ihre zappelnde Rakede durch ein elektronisches Meteoriten-Klangfeld. Das Ziel: Die Planeten „Dancehall“, „Pop“ und „HipHop“. Jan Delay wusste schon, wovon er redet, als er sagte: „Wow! Diese Rakede geht ab!“

 

Abgedreht

Unter dem Motto „Filme gehören auf die Leinwand!“ zeigt das Metropolis Kino vom 10. bis zum 12. Dezember Kurzwerke von Hamburger Nachwuchsfilmern.

Für die mittlerweile 26. Ausgabe des Hamburger Nachwuchsfestivals haben sich die Kuratoren durch knapp 200 Einsendungen gewühlt, die 62 besten sind im Dezember im Kommunalen Kino zu sehen. „Filme gehören auf die Leinwand!“, ist das Motto der Veranstalter, denen der persönliche Austausch zwischen Filmemachern und Publikum ganz besonders am Herzen liegt. Nicht älter als 27 Jahre darf der teilnehmende Nachwuchs beim Filmfestival Abgedreht sein. Soziale Themen wie Drogenmissbrauch, Magersucht und Suizid werden in ihren Arbeiten aus erfrischend persönlichen Perspektiven thematisiert, doch kommen Komik und Action darüber nicht zu kurz. Das Festival startet am 10. Dezember um 19 Uhr mit dem animierten Beitrag Pepe & Dörte, der im Umfeld des Medienzentrums St. Pauli entstand. Ein Workshop, diesmal zum Thema Filmsound, gehört inzwischen schon zur Tradition des Festivals, genauso wie die feierliche Preisverleihung zu dessen Abschluss am 12. Dezember – ebenfalls im Metropolis Kino.

Pepe und Dörte from TARJA KÜHNE on Vimeo.

 

„Cassette“

Von wegen alter Knacker: David Wampach ringt auf Kampnagel Tschaikowskis Ballett-Klassiker neue Bedeutungsebenen ab – weitere Vorstellungen am 11. und 12.12.

Tschaikowskis Nussknacker-Ballett erfreut sich gerade großer Beliebtheit – und zwar nicht in der angestaubten klassischen Variante, sondern als Ausgangsmaterial für abenteuerliche Variationen. So hat der Hamburger Musiker Sven Kacirek gerade seine eigene Bearbeitung der Komposition veröffentlicht, und auch Cassette geht vom Original aus originelle Wege. Das queere Tanztheater des französischen Shootingstars David Wampach ist ab dem 10. Dezember auf Kampnagel zu sehen. Darin wird die Geschichte vom Nussknacker, der gegen ein Heer von Mäusesoldaten kämpft, vom Ballettboden auf die Tanzfläche geschickt: Mit Lasershow und Neonfarben verwischt die Inszenierung Gendergrenzen und betont das Märchenhafte und Fantastische der Vorlage. Mit großer Geste wird der Klassiker zerlegt und als humorvolle Latino-Ballroom-Party wieder zusammengesetzt. So wird der Casse-Noisette zur Cassette – und der Choreograf ringt im Dialog mit Tschaikowskis Musik dem ollen Stück neue Bedeutungsebenen ab.

 

Ray Cokes

Deftige Worte: Der britische Wahl-Belgier erzählt aus seinem bewegten Leben als ehemalige MTV-Plaudertasche – nicht immer ganz jugendfrei.

Auf der Lesereise zu seinen Memoiren My Most Wanted Life ist Hamburg für Ray Cokes kein simpler Tourstopp: Nur ein paar Schritte von seinem Auftrittsort endete seine Karriere als MTV-Moderator, ebendort startete eine neue – wenn auch ohne Millionenpublikum. Die unrühmliche Geschichte lässt sich im Buch nachlesen: Der Sender kündigte missverständlich ein Konzert der Toten Hosen auf der Reeperbahn an, die sollten allerdings nur live zugeschaltet werden. Die enttäuschten Fans drehten durch – und der sonst so souveräne Moderator ließ sich zu ein paar deftigen Worten hinreißen, die ihn letztlich den Job kosteten. Doch die Sache hat irgendwie ein Happy End: Ray Cokes’ tägliche Talkshow auf dem Reeperbahn-Festival gehört für viele zum alljährlichen Höhepunkt der Veranstaltung. Der Mann ist schließlich ein geborener Conférencier: schlagfertig, charmant und kompetenter als es die meisten im Musikfernsehen je waren. Wenn der britische Wahl-Belgier im Imperial-Theater aus seinen nicht unbedingt jugendfreien Erinnerungen liest, kann man davon ausgehen, dass er nicht sklavisch an den Seiten klebt: Der ein oder andere frei vorgetragene Bonustrack wird dem hochkomischen Berufsplauderer schon einfallen.

Text: Michael Weiland

 

Little Dragon

Elektropop, der es sich regelmäßig zwischen den Stühlen bequem macht: Das schwedische Quartett live zu Gast im Mojo Club.

Little Dragon sind extrem beliebte Kollaborationspartner: Dave Sitek (TV On The Radio), die Gorillaz, SBTRKT, DJ Shadow – sie alle baten das schwedische Elektropop-Quartett um Sängerin Yukimi Nagano schon zur Unterstützung an ihre Seite. Doch auch bei ihrer eigenen Musik wissen sie den Einfluss Außenstehender zu schätzen; so holten sie zum Beispiel für zwei Songs ihres aktuellen Albums Nabuma Rubberband die Songwriter-Qualitäten von David J. Jolicœur (De La Soul) dazu. Der kommt musikalisch zwar aus einer völlig anderen Ecke, aber hey – es ist ja nicht so, als würden sich Little Dragon mit ihrer Musik nicht eh zwischen alle Stühle setzen. Den elektronischen Unterbau ihrer Songs erweitern sie regelmäßig und wie selbstverständlich um Dreampop-, Neo-Soul- oder auch TripHop-Elemente. Das klingt (fast) immer spannend und macht neugierig auf die Live-Umsetzung.

Text: Jan Kahl

 

„Tight“e Kunst

Das Studio Sechs7 zeigt Malerei, Foto und Video – und ein Who-is-Who der Szene. Die Schau läuft bis zum 12. Dezember.

Man kennt sich – die 30 Künstler dieser beeindruckend gewachsenen Schau, die mit viel Herzblut und erneut im Studio Sechs7 stattfindet. Sich selbst einen Raum geben, die eigenen Arbeiten mit denen anderer aufeinanderprallen lassen, sich in ungewöhnliche Nachbarschaften begeben – und das auf hohem Niveau, dafür sorgen das Kuratoren- und Künstlerteam Sandra Prill und Patrick Fazar und lässt die Arbeiten tight, eng aneinanderrücken, wie die diesjährige Ausstellung heißt. Jochen Flinzer, immer auch virtuos mit Nadel und Faden, ist dabei, der unermüdliche deutsche Popartist Jim Avignon, 4000, Karen Koltermann und dazu gibt es Fotografien von Bernhard Prinz, sich wunderbar in Rauch Auflösendes von Wolfgang Oelze oder die aus den Angeln gehobenen Welten von Henning Kles, die so düster sind, wie sie herrlich funkeln. Nicht nur die Auswahl der Verkaufsschau ist spannend, sondern auch, dass jeder Künstler bis zu vier Arbeiten ausstellt – und zwar neue und meist noch nie gezeigte.

Text: Sabine Danek