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Mad Caddies

Das sonnig gelaunte kalifornische Septett präsentiert den Feel-Good-Sound seines aktuellen Albums, „Dirty Rice“, live im Knust.

Feel-Good-Sound aus Kalifornien. Die Mad Caddies haben sich 1995 gegründet, seitdem neun Alben veröffentlicht und sich durch regelmäßiges Touren weltweit eine beachtliche Fangemeinde erspielt. Ihre Anhänger halten sie für die „beste Ska-Punk-Band“ der Welt – dass hier die Begriffe „Ska“ und „Punk“ sehr unscharf verwendet werden, tut nichts weiter zur Sache. Das Septett kombiniert Off-Beat-Rhythmen, wie sie für jamaikanische Musik typisch ist, mit Alternative-Rock-Spielarten. Was dabei herauskommt, ist nicht nur absolut Festival-tauglich (siehe Hurricane 2012 oder Area4 2011 oder Bizarre 2001), sondern funktioniert auch in mittelgroßen Konzertclubs wie dem Knust. Hier stellen Mad Caddies am 30. November ihren aktuellen Tonträger, Dirty Rice, live vor. Als Einheizer fungiert die stilistisch ähnlich geartete Gruppe The Tips aus Neuss.

 

Maxim

Pathos, Melancholie und großer Pop: Zur Bewerbung seines aktuellen Albums „Aus dem Staub“ gastiert der Wahlkölner mit seiner Begleitband im Mojo Club.

Aus dem Staub, Haus aus Schrott, Alles versucht – die Titel seiner Stücke klingen nicht gerade nach strahlendem Optimismus. Doch wenn man die Musik des Wahlkölners Maxim hört, wendet sich das Blatt. Haben wir es hier doch mitnichten mit düsteren Sounds zu tun, auch wenn das ein oder andere besungene Thema ein eher ernstes ist. Die Musik wirkt leicht und entspannt, dazu kommt eine ordentliche Portion Pathos und Melancholie (und ein hübscher Sänger, der all das zu verkörpern weiß) – also die perfekten Zutaten für großen Pop. Da will es auch nicht weiter verwundern, dass Maxim zurzeit aus dem Touren gar nicht mehr herauskommt und zur Bewerbung seines aktuellen Albums, Aus dem Staub, schon wieder (oder immer noch) unterwegs ist. Im Mojo Club erwartet ihn ein herzlicher Empfang.

 

Maritimer Weihnachtsmarkt

Im Formschoen versammeln sich Hamburger Labels, um bei Glühwein und veganen Snacks ihre Design-, Mode-, Schmuck- und Fotografie-Waren anzubieten.

Der Pop-up-Store Stadtkutter versammelt am 29. und 30. November im Formschoen. Raum für Design urbane Accessoires aus dem Norden: Design, Mode, Schmuck und Fotografie zum Kaufen und Verschenken; mit dabei sind unter anderem das Café-Glück, der elbbote, Flaschenfieber, harry hirschs einkochkunst, Jackymatus design, Kila-photography, die Kleiderfee, Mas Belleza, das Marmeladenmaedchen und die Wolkenfabrik. Dazu gibt es Glühwein, Kekse sowie herzhafte und vegane Snacks. Während die Eltern shoppen, sind die Kinder mit basteln und schminken beschäftigt. Vielleicht genau das richtige für einen Sonntag? Zur Info: Der Pop-up-Store Stadtkutter ist ein Zusammenschluss aus zehn Hamburger Labels. Die Location Formschoen ist ein 2014 eröffneter Coworking Space rund um die Modeproduktion. Hier finden auch regelmäßig Workshops statt.

 

„Don’t wake Daddy“

29 Künstler zeigen bei Feinkunst Krüger ihre Low Brow Art: betrunkene Monde, Clowns mit Brüsten – ein Hoch auf den Pop-Surrealismus.

Wer Pop-Surrealismus mag, liebt Don’t wake Daddy. Zum neunten Mal findet bei Feinkunst Krüger die große Ausstellung statt, die ganz im Zeichen der künstlerischen Strömung Low Brow Art steht. Bei der Gruppenschau zeigen 29 internationale Künstler ihre Werke. In diesem Jahr ist auch Femke Hiemstra wieder mit dabei. Eines ihrer aktuellen Werke zeigt ein besorgt dreinschauendes Schwein, das durch die Nacht stapft. In seinem Bast-Rucksack liegt der besoffene Mond (oder ist es die Sonne?) und schläft mit zwei leeren Flaschen in den Händen. Auch Jon MacNair gibt sich die Ehre. Eine seiner Darstellungen zeigt einen Teufel und einen Vogel in Menschengestalt, die eine Art Fisch mit menschlichem Gesicht opfern. Ebenfalls strange ist das Bild von Brendan Danielsson, der einen betrübten, nackten Clown mit großen Brüsten malte. Am 29. November findet die Vernissage vom Don’t wake Daddy statt, zu der auch einige der Künstler kommen.

Text: Lena Frommeyer

 

Rock’n’Roll Speeds Up Records

Das Hamburger Label feiert Geburtstag und bittet Halma, Ofen 8 und den Bürgermeister der Nacht auf die Bühne.

Zehnter Geburtstag – was bei einem selbst noch mit Stuhlkreis, Stopp-Tanzen, Pumuckltorte und Luftschlangen gefeiert wurde, ist für ein Label der Beweis dafür, dass man die ersten Wogen und Wellen erfolgreich umschifft hat. Rock’n’Roll Speeds Up Records haben das geschafft. Die Hamburger feiern ihr zehnjähriges Jubiläum im Hafenklang. Aufgefahren werden zu diesem Anlass „Labelbands, beknackte Jubiläumsreden, Gaukler, Ausdruckstänzer, Luftballonkünstler, Gewinnspiele und weitere rare Tagesspezialitäten befreundeter Hamburger Musikprominenz“, verrät der Veranstalter in der Ankündigung des Events. Für die musikalische Unterhaltung sorgen die Eigengewächse Halma, der Bürgermeister der Nacht, Ofen 8, Johnny King und Mercedes Tuccini. Macht euch hübsch und lasst die Geschenke zu Hause. Die haben schon alles.

Text: Miriam Mentz

 

Theaterschiff

Sylvia Richer inszeniert den Erich-Kästner-Abend „Außer man tut es“ mit Johannes Kirchberg und Frank Roder in den Hauptrollen.

Ein Freund der Menschheit und zugleich ihr strengster Kritiker. „Ein Satiriker mit Herz“, sagte einmal der Schriftsteller Hermann Kesten über Erich Kästner, den man mit Recht eine der klügsten Stimmen des 20. Jahrhunderts nennen kann. Kästner beherrschte alle denkbaren Literaturformen vom Epigramm bis zum Roman. Unter der Regie von Sylvia Richer gehen die Ensemble-Mitglieder Johannes Kirchberg und Frank Roder auf Spurensuche durch Gedichte, Lieder und Tagebucheinträge des deutschen Schriftstellers. Satirisch nähern sie sich Kästners Überzeugung „Die Menschen sind gut – nur die Leute sind schlecht“ und versprechen einen unterhaltsamen Abend für alle, die Kästner-Liebhaber sind und alle, die zu solchen werden wollen. Weitere Vorstellungen finden im Februar, März und April nächsten Jahres statt.

Text: Natalia Sadovnik

 

Lamb

Das nord-englische TripHop-Duo präsentiert die Tracks seines neuen Albums „Backspace Unwind“ live im Mojo Club.

In den Neunzigern bezog das nord-englische Duo Lamb seine Spannung aus den beiden Polen Andy Barlow und Louise Rhodes: Er programmierte harsche Beats, über die sie beeindruckend unbeeindruckt sang. Damit füllten sie mehrere erfolgreiche Alben und konnten so manchen Track auch in der Werbung unterbringen (zum Beispiel in Clips für Opel und Audi sowie für das PC-Spiel Tomb Raider). Nach einer Pause von mehreren Jahren, in denen sich Barlow und Rhodes ihren jeweiligen Solokarrieren widmeten, sind die beiden seit 2010 wieder eine Band, die auch noch so klingt, als würde sie endlich wieder an einem Strang ziehen. Das macht die Tracks zwar etwas weniger spannend, als Elektropop-Duo mit neu gefundener Harmonie klingen Lamb aber auch 2014 ausgezeichnet. Das gilt vor allem für das aktuelle Album Backspace Unwind – und hoffentlich auch für ihre Live-Darbietung im Mojo Club.

 

DJ ND

Saturday Night Wildstyle: Der DJ und Turntable-Virtuose zeigt sein Können am 29. November im Moondoo. Zweiter Plattendreher des Abends: Miami Nice.

Als Resident der Brüsseler Radioshow Extravadance und Einheizer von Shows von Rihanna, Nas, Kelis, Fatman Scoop oder Avicii dürfte DJ ND sehr genau wissen, was er tut. Neben seinen technischen Skills an Mixer und Plattenspielern spielt der Mann, der unter anderem Jazzy Jeff und Gang Starrs DJ Premier zu seinen Einflüssen zählt, auch in punkto Selection ganz vorne mit. Rap, RʼnʼB, Electro, Dubstep und Trap sind die Säulen seiner energiegeladenen Sets, die er weltweit zum Besten gibt. Seine eigenen Produktionen erscheinen auf Hardfunk-Records. Außerdem teilt er sein Turntable-Wissen mit anderen: An der neu gegründeten ND Academy (und heute live vor Ort), können sich Nachwuchs DJs Skills beim Champion abgucken. Nicht ohne Grund lautet das Motto des Abends Saturday Night Wildstyle. Mit von der Partie ist neben DJ ND auch Miami Nice aus St. Pauli.

Text: Gaby Olofson

 

Von Spar

Die Kölner haben ein neues Album: „Streetlife“ legt sich, wie gewohnt, musikalisch nicht fest. Den Beweis gibt es am Freitag im Pudel Club.

Von Spar können alles sein, was du willst. Und sind im entscheidenden Moment vermutlich immer wieder etwas anderes, als du erwartet hast. Ein Chamäleon, das sich perfekt angepasst durch die Musikstile der letzten Jahrzehnte schleicht, vorbei an Electropunk, Pop, Indie- und Krautrock, um im nächsten Moment auf Discobeleuchtung umzustellen und zu tanzen (entgegen dem Vorurteil, Chamäleons könnten das nicht). Mit Streetlife haben die Kölner von Von Spar beim Berliner Label Italic Recordings nun ihr viertes Album veröffentlicht, das sie im Pudel Club live präsentieren. Dort passen sie schließlich hervorragend hin, in die zugekritzelte Experimentierbude. Um dem Abend noch einen passenden Hut aufzusetzen, betritt im Anschluss Richard Fearless (kennt man als eine Hälfte des Duos Death In Vegas) die Bühne.

Text: Miriam Mentz

 

„Welt-Klimakonferenz“

Vor dem internationalen Gipfel im Dezember simuliert das Künstlerkollektiv Rimini Protokoll mit Experten aus Forschung und Politik im Schauspielhaus das „Hauen und Stechen“.

„Wir sind die erste Generation, die den Klimawandel spürt. Und die letzte, die etwas dagegen tun kann“, sagte US-Präsident Barack Obama im September 2014 beim Sondergipfel der UN zum Klimaschutz in New York. Das weiß mittlerweile jedes Kind. Getan wird aber global zu wenig, um den Prozess tatsächlich aufzuhalten. Die nächste Chance für ein Abkommen bietet die internationale Klimakonferenz im Dezember 2014 in Perus Hauptstadt Lima. 190 Nationen versuchen da, auf einen gemeinsamen Nenner zu kommen. Dieses Großereignis folgt seinen eigenen Regeln – oder, bringen wir es auf den Punkt: Das ist das reinste Hauen und Stechen. Da wird um Zahlen und Formulierungen gerungen und in Grüppchen, neben dem großen Plenum, werden die Geschäfte abgeschlossen. Das Künstlerkollektiv Rimini Protokoll spielt so eine Konferenz beispielhaft auf der Bühne des Schauspielhauses nach. Drei politische Wochen fassen sie zu einer dreistündigen, modellhaften Simulation zusammen. Die Zuschauer werden zu Delegierten, gehen in kleinen Gruppen durch das Theater zu länder- und themenspezifischen Meetings. Zwanzig Experten aus Klimaforschung (wie dem Max-Planck-Institut), Politik und gesellschaftlichen Organisationen führen die Gäste und klären auf: Wie läuft die Konferenz ab? Welche Delegationen sind die Blockierer von Entscheidungen? Wer will was?

Text: Lena Frommeyer