Lesezeichen
 

Seether

Die 1999 in Südafrika gegründete Post-Grunge-Gruppe kommt mit ihrem sechsten Album „Isolate and Medicate“ in den Gruenspan.

Südafrika ist nicht vordergründig für seine Rockszene bekannt, Seether wögen mit ihrer bisherigen Bandgeschichte aber locker eine Hand voll mittelerfolgreicher Gitarrenformationen auf – würde man gerade an einem Atlas über Gründungsorte und Genreströmungen arbeiten. Unabhängig davon hat das Quartett im Sommer sein sechstes Studioalbum veröffentlicht, Isolate and Medicate, für das Sänger Shaun Morgan sein Eigenheim umstrukturierte, um sich besser konzentrieren zu können und den veränderten Raum auf sich wirken zu lassen. Wenn’s hilft… Die neuen Stücke nahmen Seether erneut mit Brendon O’Brien auf, den man von Kooperationen mit Pearl Jam oder Bruce Springsteen kennen könnte. Das Ergebnis sind frontale Gitarrensounds, Post-Grunge und episch bis melancholische Hymnen.

Text: Miriam Mentz

 

Constellations

Eine Beziehung – unendlich viele Möglichkeiten: Nick Paynes umjubeltes Stück feiert seine Hamburg-Premiere im St. Pauli Theater.

Roland und Marianne treffen sich auf einer Grillparty. Sie ist Physikerin, er ist Imker. Sie haben nichts gemeinsam, bis dieses Nichts in einem simplen Moment zu einem Universum wunderbarer Möglichkeiten expandiert. Constellations verspricht ein rauschhaftes Bühnenspiel über die unendlichen Wege der Begegnung, den wechselhaften Verlauf des Lebens und den Zauber der Liebe. Angelehnt an die Multiversumtheorie katapultierte Autor Nick Payne das Theater in eine neue Dimension, brach immer wieder die Linearität der Handlung auf und verknüpfte existenzialistische Fragen jenseits aller Wissenschaft über Schicksal und den freien Willen zu einem genialen Theaterereignis. Gefeiert von Kritikern in London und New York wurde Constellations 2012 mit dem renommierten Evening Standard Theatre Award ausgezeichnet, mit Nick Payne als dem bislang jüngsten Preisträger.

Text: Reimar Biedermann

 

„Das Wunder von Bern“

Ballzauber auf der Bühne: „Aus dem Hintergrund müsste Rahn schießen…“ – ab 23. November im neuen Theater an der Elbe.

Bessere PR-Arbeit hätte der DFB gar nicht für das neue Musical in Hamburg leisten können: Im selben Jahr, in dem die deutsche Fußballnationalmannschaft den vierten Stern aufs Trikot genäht bekam, wird am Hafen Das Wunder von Bern uraufgeführt. Darin wird die Geschichte des ersten Titelgewinns erzählt – anhand eines deutschen Nachkriegsschicksals. Der kleine Matthias lebt mit seinen Geschwistern und Mutter Christa in Essen. Der Junge schwärmt für Nationalspieler Helmut Rahn und wünscht sich nichts sehnlicher, als sein Idol zur WM zu begleiten. Doch als sein Vater nach zehn Jahren aus der Kriegsgefangenschaft heimkehrt, ist nichts mehr, wie es einmal war … Das Musical unter der Regie von Gil Mehmert basiert auf dem gleichnamigen Film von Sönke Wortmann, die Musik schrieb der Hamburger Martin Lingnau – mit Songtexten von Frank Ramond, der sonst Stars wie Annett Louisan, Ina Müller oder Roger Cicero die Worte in den Mund legt. Premiere feiert auch das Haus, in dem die emotionale Geschichte vom ersten deutschen Weltmeistertitel gesungen und gespielt wird: das neue Theater an der Elbe (Foto), neben dem König der Löwen.

Text: Thorsten Moor

 

Dúné

Anfang 2015 erscheint das neue Album der dänischen Band, die ihren Sound „Scandi-ElectRock“ nennt. Zuvor spielt sie sich in der Prinzenbar warm.

Zuletzt war es ruhig geworden um die fünf Dänen, die 2007 mit Songs wie Dry Lips oder 80 Years großflächig Wellen schlugen, mit Panic At The Disco und den Ärzten tourten und Bühnen für Bands wie Muse und Foo Fighters warm spielten. Das, was sie da an Sound produzieren, taufte die Band „Scandi-ElectRock“. Punk der Siebziger, 80’s Pop und Neunziger-Indierock kommen zusammen. Warum nun die Funkstille? Zum einen gestattete sich das Quartett eine Atempause, zum anderen brachte die Band im vergangenen Jahr das Album Wild Hearts heraus, das nur in Dänemark veröffentlicht werden durfte und so weitere internationale Bestrebungen vorläufig im Zaume hielt. Anfang 2015 soll es nun jedoch auch über die dänische Grenze hinaus wieder ein neues Album geben, für das sich Dúné schon einmal im kleinen Rahmen in der Hamburger Prinzenbar warm spielen.

Text: Miriam Mentz

Dry Lips (Official Music Video) from Dúné Official on Vimeo.

 

Double Denim, Triple Tweed

Vier musikalische Acts aus Hamburg und London bestreiten einen gemeinsamen Abend im Goldenen Salon des Hafenklang.

Unter dem Motto Double Denim, Triple Tweed begrüßen einen an diesem Abend gleich vier Bands im Goldenen Salon des Hafenklang. Den Anfang macht der Hamburger Henning Kasbohm unter dem Pseudonym Some of My Best Friends – file under Garage-Soul, Psycho-Dub, Trap und, wie es die Veranstalterinfo ausdrückt, dem Booty von Karl Marx im Pailletten-Overall. FlÏrt setzen sich aus Mitgliedern der von uns sehr geschätzten Bands Tripping The Light Fantastic, Honeyheads und Sleeping Policemen zusammen. Dazu noch der Jangle ’n‘ Roll von Chorusgirl aus London, eine spontane Reunion von Mikrofisch und DJs mit so schönen Namen wie Mucki Bärlauch & Harald Matusalem – fertig ist ein Abend voller Highlights. Tipp: Pünktliches Erscheinen ist angeraten, denn bei so vielen Programmpunkten gilt es den Zeitplan einzuhalten.

 

Jamie T

Der junge, geschmackssichere Singer-Songwriter aus London präsentiert sein erstes Album nach fünfjähriger Pause live im Mojo Club.

Update: Das Konzert wurde kurzfristig verschoben.

Nach zwei gefeierten Alben – Panic Prevention von 2007 und Kings And Queens von 2009 – verschwand Jamie T erst einmal von der Bildfläche. Carry On The Grudge, seine dritte Platte, kam darum etwas überraschend: Fünf Jahre Pause sind eben eine Menge, und der Typ ist noch immer keine dreißig. Als Singer-Songwriter schöpft Jamie T aus dem reichhaltigen Fundus britischer Popgeschichte: Punk von The Clash, Ska von The Specials, Hip-Hop von The Streets und protestierendes Liedermachertum von Billy Bragg finden sich im musikalischen Erbmaterial – eine scharfkantigere Version davon gab es zuletzt vom Shooting-Star King Krule zu hören. Auf Carry On The Grudge klingt der in Wimbledon geborene Musiker weniger dringlich als auf den von seiner Bassgitarre vorangetriebenen frühen Stücke, irgendwie: professioneller. Sein Songwriting-Talent ist aber auch nach der langen Auszeit bemerkenswert intakt.

Text: Thorsten Moor

 

„Deutschstunde“

Der Klassiker von Siegfried Lenz auf der Thalia-Bühne – die Premiere am 22. November ist ausverkauft. Weitere Vorstellungen finden am 23. und 25. November statt.

Jahrelang hat der Regisseur Johan Simons vorgehabt, den wichtigsten deutschen Nachkriegsroman für die Bühne zu adaptieren. Nun inszeniert er Deutschstunde im Thalia Theater. Der Autor selbst wird die Bühnenfassung seines wichtigsten Werks nicht mehr erleben können: Am ersten Probetag verstarb Siegfried Lenz mit 88 Jahren im Kreise seiner Familie. In seinen Büchern erforschte Lenz immer wieder persönliche Schicksale im Kontext politischer Verhältnisse. Auch in Deutschstunde thematisierte Lenz die Verbindung von Schuld und Pflichterfüllung im Nationalsozialismus. Besonders faszinierte Simons, wie verloren Lenz seine Figuren in der Weite der norddeutschen Landschaft erscheinen lässt und so darf man auch bei Simons Bilder der Verlorenheit und Ausgesetztheit des Menschen in der Natur erwarten.

Text: Natalia Sadovnik

 

Iceage

Anfangs faszinierend kaputt, neuerdings mit Sinn für Arrangements: Die Kopenhagener Band macht auf ihrer Tour einen Zwischenstopp im Uebel & Gefährlich.

Dieses Quartett aus Kopenhagen strahlte schon eine gewisse Faszination aus, als man sie noch gar nicht verstand: Im Jahr 2008 gegründet, klang der wild um sich schlagende Punk der Band um Sänger und Gitarrist Elias Bender Rønnenfelt in ihrer Anfangszeit zwar kaputt und intensiv, aber nicht gerade schön oder besonders nachvollziehbar. Nach New Brigade und You’re Nothing legt nun das kürzlich erschienene dritte Album der Dänen, Plowing Into The Field Of Love, in bislang nicht gekanntem Maß Wert auf Songwriting und Arrangement. Überraschenderweise schleicht sich hier sogar erstmals eine gewisse Wärme in die Stücke. Nichts gegen das Frühwerk der vier Jungs, aber diese etwas sortiertere Version von Iceage ist die bislang beste. Und ihr Konzert im Turmzimmer des Uebel & Gefährlich wird sicher gut besucht sein.

Iceage – The Lord’s Favorite from danozone on Vimeo.

 

Elbrausch

Der Designmarkt im Karoviertel lädt zum gemütlichen Bummeln mit frischen Waffeln und gutem Kaffee. Dort erhält man reichlich Inspiration für den eigenen Wunschzettel.

Einfach nur Hübsches bis Nützliches zum In-Tüten-packen und Mit-nach-Hause-nehmen gibt es am Samstag und Sonntag beim Elbrausch Designmarkt im Karoviertel. Rund 70 Aussteller aus dem ganzen Land überbieten sich hier am 22. und 23. November gegenseitig mit ihren Ideen aus den Bereichen Schmuck, Wohnaccessoires, Illustration, Möbel und Textilien. So könnte das ein oder andere früh gefundene Weihnachtsgeschenk unter den Bäumen dieser Stadt landen. Oder man macht sich selbst eine Freude – ist ja schließlich erst November … Das Elbrausch-Art-Kollektiv hat eine Reihe an Designern ausgesucht, die in Hamburg schöne Dinge fertigen – darunter das Label Ahoi Meise mit handgedruckten und illustrierten Produkten, die Fahrradfolierer Mooxibike, das auf St. Pauli beheimatete Modelabel XXII Streetwear und Schmuckdesignerin Katja Schian.

 

The Beards

Konzept-Rock der etwas anderen Art: Das haarige Quartett aus Australien spielt seine bärtigen Heavy-Blues-Nummern live im Knust.

Freiwillige Beschränkung ist in Sachen Rockmusik manchmal der Kreativität förderlich, etwa, wenn Bands bloß mit Gitarre und Schlagzeug auskommen oder ihre Songs grundsätzlich live einspielen. Die Idee, nur noch Songs über Bärte zu schreiben, gehört da sicherlich auch irgendwie dazu. Unfassbare vier Alben mit etlichen Songs haben die großzügig gesichtsbehaarten Australier verfasst, an Einfällen mangelt es ihnen nicht: Songs wie If Your Dad Doesn‘t Have A Beard, You’ve Got Two Mums, You Should Consider Having Sex With A Bearded Man oder Damn That‘s A Nice Beard zeigen den glattwangigen Muttersöhnchen dieser Welt, wo der Rasierer hängt – und gefälligst hängen bleibt. Die Musik dazu ist bierseliger Blues- und Heavy-Rock, der das Testosteron frei fließen lässt, und bei aller gewollter Dämlichkeit auch noch seltsam eingängig ist. Der Witz hat zwar den sprichwörtlichen Bart, aber warum sollte ausgerechnet der keinen haben?