Mit bürgerlichem Namen heißt sie Joy Olasunmibo Ogunmakin. Unter dem griffigen Pseudonym Ayo ist die deutsch-nigerianische Musikerin vor knapp zehn Jahren ins Musikbusiness eingestiegen. 2006 erschien ihr Debüt-Album, Joyful, mit dem sie vor allem in Frankreich mehr als nur einen Achtungserfolg für sich verbuchen konnte. Für ihre Mischung aus Folk, Soul und Reggae erhielt sie 2008 den European Border Breakers Award. Ihr zweites Album, Gravity At Last, hielt sich fast ein Jahr lang auf Platz 1 der französischen Charts, während ihr drittes, Billie-Eve betiteltes Werk immerhin die dortigen Top Ten entern konnte. Hierzulande blieb ihr ein derartiger Erfolg bisher aber verwehrt. Ob sich das mit der aktuellen Veröffentlichung ändert, wird sich dieser Tage zeigen. Zurzeit befindet sich Ayo, die mittlerweile in New York wohnt, auf Europa-Tournee. Ihr Zwischenstopp in Hamburg führt sie in den Mojo Club.
Text: Michele Avantario
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Klar, man kann versuchen, das Rad neu zu erfinden. Aber mal ehrlich: Ist es nicht cooler, mit einem Sixties-Straßenkreuzer vorzufahren als in einem aerodynamischen Elektro-Auto? Wer jetzt die Nase rümpft, braucht es mit The Delta Riggs vermutlich gar nicht erst zu versuchen. Deren Sound schöpft aus demselben Bluesrock-Brunnen wie The Black Keys oder The Jon Spencer Blues Explosion, mit einer Extraportion Stones-Sleaziness als nicht sehr gut versteckter Geheimzutat. Die fünfköpfige Band wirkt beizeiten wie eine geschmackssichere Version der ebenfalls aus Melbourne stammenden Garagenrocker Jet, mit mehr musikalischem Geschichtsbewusstsein, aber einem ähnlichen Gespür für Hooks. Im Molotow Exil gibt es einen Vorgeschmack auf das im Frühjahr erscheinende zweite Album Dipz Zebazioz – der Sound hat zwar etwas von einem Oldtimer, aber: scheckheftgepflegt und mit vielen PS unter der Haube.
Text: Michael Weiland
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Manche Häuserfassade sieht trostlos aus. Große, rissige Flächen von ergrautem Putz ignoriert man lieber, eilt an ihnen vorbei. Oder man rückt sie für einen Abend ins rechte Licht, lässt via Projektor Geschichten auf ihnen tanzen. Bei der mobilen Filmveranstaltung A Wall Is A Screen werden Gemäuer zur Leinwand – in der Gruppe ziehen die Teilnehmer durch die Stadt, um Filme, Vorführformat und Architektur miteinander zu synchronisieren. Am 24. Mai widmen sie ihre Tour Zurück in die Zukunft dem 30. Geburtstag des KurzFilmFestivals Hamburg mit einer Format-Retrospektive. Nostalgie und Wehmut schwingen in ihrer Erklärung mit: „Viele Orte, an denen A Wall is a Screen schon einmal Filme gezeigt hat, gibt es mittlerweile nicht mehr.“ Bevor es auch den Variationen an Filmformaten so ergehe, wolle man Super-8, 16mm, 35mm und VHS mit Original-Technik noch einmal zum Leben erwecken. Als Kulisse dient diesmal das Industriegebiet zwischen Stresemannstraße und Diebsteich in Altona mit seinen Gewerbehöfen, die nach und nach von Kultur und (Kreativ-)Wirtschaft bezogen werden.
Text: Lena Frommeyer
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Der Stadtteil gilt ja eh als ziemlich lebhaftes Pflaster. Zwischen Hansaplatz und Schauspielhaus, indischem Supermarkt und Refugee-Camp, Schwulenbars und Rotlicht steigt am 24. und 25. Mai ein Stadtfest. Zwei Bühnen werden in St. Georg aufgebaut – die Kulturbühne auf dem Carl-von-Ossietzky-Platz ist Plattform für Stadtteilkultur und Bands wie die Rock-’n‘-Roll-Blues-Punker Der Fall Böse aus St. Pauli, die am Samstag um 20.15 Uhr spielen. Die Pepe Newcomerbühne (Lange Reihe/Ecke Baumeisterstraße) ist für Nachwuchsbands aus Hamburg und Umgebung reserviert – beispielsweise am Sonntag um 15 Uhr für das Singer-Songwriter-Duo Gutbier & Vogeler (Foto). An beiden Tagen reihen sich in der Baumeisterstraße von 10 bis 18 Uhr die Flohmarktstände aneinander. Liebe Fußballfans: Am Samstag steht ein Bierwagen mit Bildschirm an der Straßenecke Lange Reihe / Schmilinskystraße und zeigt das Champions-League-Finale ab 20.45 Uhr. Wer ab 23 Uhr weiterfeiern möchte, steuert die Aftershowparty POP-Kantine mit dem Berliner Travestiekünstler Ades Zabel im Deutschen Schauspielhaus an. Das vollständige Programm gibt’s hier.
Text: Lena Frommeyer
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Erst Jurist, Banker und Berufspokerspieler, dann Konzeptkünstler, Darsteller und Sänger (besser gesagt: Vokalist) bei den Elektro-Pop-Pionieren Yello, schließlich Bio-Bauer, Rinderfarmer und Winzer. Dieter Meier hat in den letzten 50 Jahren so einiges angestellt und dabei – zumindest als öffentliche Person – stets eine gute Figur gemacht. Kaum zu glauben, aber wahr: Mit schlappen 69 Jahren hat der gebürtige Schweizer sein erstes Solo-Album heraus gebracht. Es heißt Out of Chaos und der Titel dürfte alles andere als biografisch gemeint sein – scheint der Mann sein Leben doch relativ gut im Griff zu haben. Erstaunlicherweise begibt sich das kauzige Multitalent, das bisher nur selten als Live-Sänger zu sehen war, nun auf Tournee, um sein neues Werk vorzustellen. Darauf darf man gespannt sein. In diesem Fall gilt: Je normaler der Konzertabend verläuft, desto größer die Überraschung.
Text: Michele Avantario
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Am 5. April 1994 nahm sich Kurt Cobain im Alter von 27 Jahren mithilfe einer Schrotflinte das Leben. Drei Jahre zuvor war ihm mit der Gruppe Nirvana der weltweite Durchbruch gelungen. Damit nicht genug, ließ ihn der Hit Smells Like Teen Spirit unfreiwillig zum Sprachrohr einer ganzen Generation aufsteigen. Dieser von Cobain selbst skeptisch betrachtete Kult wirkt bis heute nach – und zwar nicht nur bei altgewordenen Grunge-Rockern, die Anfang der neunziger Jahre ihre beste Zeit hatten, sondern auch bei erstaunlich vielen jungen Leuten, die damals gerade erst gezeugt werden mussten. So ist es kein Wunder, dass bei entsprechenden Veranstaltungen auch heute noch langhaarige Knirpse in Nirvana-Shirts zu sehen sind. Und man kann davon ausgehen, dass der Altersdurchschnitt bei der Nirvana-Party im Kaiserkeller nicht über 35 Jahren liegt. Wetten?
Text: Michele Avantario
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Natürlich geht es beim Elbjazz hauptsächlich um den zweiten Wortbestandteil, aber der Fluss im Titel hat schon seine Berechtigung: Ein schöneres Jazz-Festival wird sich in Deutschland kaum finden. Hauptanziehungspunkt des über den gesamten Hafen ausgebreiteten Veranstaltungsgebiets ist sicherlich das Gelände von Blohm + Voss, wo auch die Hauptbühne steht – zu erreichen mit einer schaukeligen Barkassenfahrt oder durch den Alten Elbtunnel. Dieses Jahr sind unter anderem Soul-Überflieger Gregory Porter und die norwegische Sängerin Rebekka Bakken zu Gast an und auf der Elbe. Mehr als 40 weitere Künstler sind bestätigt, darunter Dianne Reeves, Hugh Masekela, Avishai Cohen, Raul Midón, Raphael Gualazzi, Ulita Knaus, Girls In Airports, das Andromeda Mega Express Orchestra sowie die Hamburger Free-Jazz-Formation PiHo HuPo.
Text: Michael Weiland
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Die Stadt verändert sich – baulich, sozial und politisch. Das internationale Symposium Europe, the City Is Burning bietet Raum für die Diskussion von Veränderungsprozessen im Urbanen und ist Eröffnungsveranstaltung des Projekts Stadtkuratorin Hamburg, welches das Programm Kunst im öffentlichen Raum von 1981 neu ausrichten soll. Im Fokus steht an drei Tagen die Frage: „Welche Konzepte von Öffentlichkeit und Raum bringen künstlerische Praktiken heute hervor?“ Gegenstand sind dabei die Entwicklungen der Stadt Hamburg, aber auch die Rückeroberung der Stadt als demokratischen Raum durch zivilgesellschaftliche Bewegungen, wie man sie in Athen oder Istanbul beobachten konnte. Am Freitag ab 19 Uhr referieren der Künstler Lawrence Weiner (New York, Amsterdam) und Ute Meta Bauer, die Direktorin des Centre for Contemporary Art an der Nanyang Technological University in Singapur. Am Sonntag um 14 Uhr spricht der Hamburger Künstler Christoph Schäfer über die Gezi Park Fiction. Das vollständige Programm finden man hier.
Text: Lena Frommeyer
Das Projekt findet unter der künstlerischen Leitung von Kuratorin Sophie Goltz statt.
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Der Blödsinn, den man täglich in sein Handy plappert oder den man von seinen Mitmenschen in Bus und Bahn mithört, ist ärgerlich. Wirklich abartig ist allerdings, unter welchen Bedingungen Mobiltelefone produziert werden: Das für die Funktionsfähigkeit nötige Erz Coltan wird in Afrika unter menschenunwürdigen Voraussetzungen abgebaut. „Kein Blut im Handy“, fordern zudem Menschenrechtsorganisationen, die kritisieren, dass mit dem erwirtschafteten Geld der Bürgerkrieg in Krisengebieten wie dem Kongo „gefüttert“ wird. Roland Schimmelpfennig, einer der bekanntesten deutschen Gegenwartsdramatiker, beleuchtet in SPAM beide Seiten: Während die einen in der Coltan-Grube verschüttet sind, fahren die anderen in einer U-Bahn in ihr Unglück. Das Bühnenbild für die Auftragsarbeit für das Schauspielhaus kommt von Altmeister Wilfried Minks.
Wer nicht von seinen Eltern, sondern von einem Rudel Wölfen in der Wildnis aufgezogen wurde, den nennt man Wolfskind. Jeder von uns kennt mindestens eine Geschichte über diese verlorenen oder verstoßenen Kinder. Aber nicht nur im Märchen, auch in der realen Welt fehlt es dem Nachwuchs manchmal an sozialen Kontakten, an Bezugspersonen, an einem stabilen Zuhause. Der Fotograf Fabian Weiß porträtierte Jugendliche, die in instabilen Verhältnissen aufwuchsen. Viele von ihnen sind heute verhaltensauffällig und vorbestraft, leben in Heimen, in Pflegefamilien, aber auch Arrestanstalten oder auf der Straße. Er besuchte die Jugendlichen in Einrichtungen, die oft abseits der großen Städte liegen, manche werden gar in Polen oder Schweden untergebracht – weit weg von ihrer Heimat. Dann heißt es: raus aus der Stadt, rein in die tiergestützte Therapie auf dem Bauernhof wie bei dem 15-jährigen Felix (Foto), der auf dem Hof seiner Pflegefamilie in Mecklenburg-Vorpommern „Hühner fliegen lässt“. Die Fotografien der Reihe Wolfskinder, die Fabian Weiß ab dem 22. Mai in der Freelens Galerie ausstellt, kommen keiner kitschigen Sozialreportage gleich. Sie zeigen die Jugendlichen in banalen Alltagssituationen.