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5 Millionen Arbeitslose – kein Grund für Pessimismus

 

Der Aufschwung in Deutschland ist besser als sein Ruf. Viel besser als die traurige Zahl von 5 Millionen Arbeitslosen. Und noch viel besser als uns die Zeitungskommentare heute morgen weis machen wollen. Im Kampf Optimisten versus Pessimisten, muss ich schnell den Optimisten das Wort reden. Die Pessimisten sind schon wieder dabei, all ihre Vorurteile über die verkrustete deutsche Wirtschaft auszukramen und die 5 Millionen Arbeitslosen zum Menetekel der neuen Regierung zu stilisieren. Jetzt, so ihre konsequenten Kommentare, müsse die Große Koalition endlich das Reformieren beginnen. Wo? Na am Arbeitsmarkt. Meine Bitte: Haltet inne, schaut hinter die Daten und lasst doch die Wirtschaft, die Menschen einfach mal in Ruhe den Aufschwung schaffen.

Die Arbeitsmarktdaten sind das Papier nicht wert, auf dem sie gedruckt sind, hat gestern der Analyst der HypoVereinsbank, Andreas Rees geschrieben. Der Mann hat Recht. Die vielen Umstellungen in der Statistik seit Anfang vergangenen Jahres, die von Monat zu Monat unterschiedlichen Erfassungszeiträume, die eiskalte Witterung und die Tatsache, dass alle im Februar und später arbeitslos werdenden Menschen deutlich kürzer Anspruch auf Arbeitslosengeld I haben – all das hat die Zahlen im Januar nach oben verzerrt. Der Trend hinter den Zahlen ist aber intakt. Der Abbau der wichtigen sozialversicherungspflichtigen Stellen hat im Frühjahr 2005 sein Ende gefunden. Seither entstehen neue Jobs, ja genau: neue sozialversicherungspflichtige Jobs! Rees schätzt, dass seit Juni 110.000 dieser Jobs (saisonbereinigt, versteht sich) geschaffen worden sind. Auch Sylvain Broyer von CDC Ixis verortet den Aufbau sozialversicherungspflichtigen Jobs bis Januar über 100.000. Hier sein Chart, das auf harten Daten bis November basiert.

Sozialversichert beschäftigte Personen

Und wie geht es weiter? Alle Frühindikatoren sprechen für einen weiteren Stellenaufbau im laufenden Jahr.
Nehmen wir den Ifo-Index. Er ist im Januar auf dem höchsten Stand seit dem Boomjahr 2000 geklettert. Nehmen wir den Einkaufsmanagerindex der Industrie, der heute raus kam. Er gewann zu Jahresbeginn noch einmal an Dynamik. Und ganz wichtig: Die 500 befragten Firmen gaben an, so viele Menschen einzustellen wie zuletzt vor viereinhalb Jahren. Nehmen wir die Auftragseingänge, die der Maschinenbauverband VDMA heute bekannt gegeben hat. Die Aufträge der Maschinen- und Anlagenbauer lagen im Dezember um 12 Prozent über dem Vorjahreswert. Und jetzt kommt es: Die Inlandsbestellungen sind um 28 Prozent nach oben geschossen.

Die deutsche Wirtschaft ist gerade dabei, sich von ihrer einseitigen Exportabhängigkeit zu lösen. Die Firmen produzieren am Rande ihrer Kapazitäten, investieren jetzt und werden neue Jobs schaffen, ja schaffen müssen. Das tun sie umso eher, je mehr Vertrauen sie in den Aufschwung haben, je optimistischer die Kommentare in den Zeitungen sind.

Ich glaube, wenn es mal läuft, werden die Berufspessimisten noch staunen, wie viele Jobs zum Jahresende neu entstanden sind. Der Kapitalismus ist ein sich selbst verstärkendes Ungeheuer. Das gilt für den Abschwung, aber natürlich auch für den Aufschwung.