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Ehrenmorde im Iran: Mildernde Umstände für Mörder

Die iranische Feministin Mehrangiz Kar schreibt über die Ehrenmorde im Iran:

„Honor killings are as old as paternalistic cultures. What makes honor killings interesting ‎in majority Muslim societies is that, in these societies, the legislator defends the murderer ‎who commits an honor killing against a woman, citing mandates set by the Sharia and ‎Islamic law. ‎
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In the Islamic Republic of Iran, according to addendum 2 to article 295 and article 226 of ‎the Islamic penal code, if someone murders another on the assumption that the victim ‎was “vajeb al-ghatl” [literally, „necessary to be killed“ ], he will not be tried for first-‎degree murder. Based on these laws, judges convict murderers who have committed ‎honor killings on the assumption that the murdered woman has committed adultery not to ‎death or life imprisonment, but rather to pay the “dia” [blood money ]. As such, legal ‎incentives, protected by judges in the area of implementation, are given to men who are ‎accused of killing women. This must be noted as the most important factor behind the ‎rise in the number of honor killings in Iran. „
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Integrationsbarrieren

Mitbloggerin „Miriam“ schreibt mir:

„Ich bin zwar nicht aus der Türkei, aber ich komme aus einem Land, das damals, als ich die Flucht ergriff, in mancher Hinsicht so traditionell war wie Anatolien. Ich weiß, wie Tradition sich anfühlt, und ich mache drei Kreuze, dass ich in der Moderne lebe.

Und meine Tochter, die sowohl die deutsche Staatsbürgerschaft hat als auch die meines Herkunftslandes. Auf meine Frage, welche von beiden sie behalten würde, wenn sie nur eine haben dürfte, antwortete sie:” Die deutsche, natürlich! Ich bin ja Deutsche!” Sie ist voll integriert, weil sie sich voll integrieren darf. Die größte Integrationsbarriere, mit der integrationswillige Migranten türkischer Herkunft zu kämpfen haben, ist die Tatsache, dass sie sich von ihren Familien und Communities aus oft gar nicht voll integrieren dürfen: sprachliche, Bildungs- und berufliche Integration ist durchaus erwünscht, soziale Integration besonders im Sinne von Ehen mit Deutschen wird meist nicht gern gesehen; auch Wertintegration im Sinne von der Übernahme der individualistischen Werte der Moderne wie Selbstbestimmung und Eigenverantwortung gilt oft als Verrat an den kollektiven Werten der Tradition. Das Problem ist nur: Ohne Wertintegration und soziale Integration können Bildungs- und Berufsintegration nicht gelingen.“

 

„Hitler ist nicht tot“

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Die rechtsradikal-islamistische türkische Zeitung Vakit greift zu ihrer Lieblingsmasche und zeigt die deutsche Politik im Schatten des Hakenkreuzes. „Hitler ist doch nicht tot.“
Angesichts mehrerer Brände in Deutschland, denen Türken oder türkischstämmige Deutsche zum Opfer gefallen sind, wird das bereits im September benutzte Merkel-Hitler Bild wiederverwertet. VAKIT ist seit 2005 in Deutschland verboten.
Davon abgesehen: Die Serie der Brände löst auch im vernünftigen Teil der türkischen Öffentlichkeit große Sorge aus. Das ist verständlich. Es ist nämlich nicht auszuschließen, daß in Dautphetal bei Marburg eine rassistische Straftat vorliegt. In Aldingen/Baden-Württemberg wurde ein 53jähriger Deutscher nach einem Brand verhaftet. Er scheint bereits mehrere pyromanische Taten verübt zu haben und psychiatrische Hilfe zu brauchen. In Gelsenkirchen scheinen zündelnde Kinder die Ursache eines Brandes zu sein.

 

„Unterstützt Erdogan“

„Hi, ich bin ein in Berlin lebender Moslem und Türke, der in Deutschland aufwuchs. Auch wenn ich jüdisch oder ein Christ wäre, würde ich Erdogan absolut unterstützen.
Seitdem er das erste Mal gewählt wurde, hat er meinen Glauben an Politik allgemein und in meinem Geburtsland gestärkt.
Man hat versucht ihm alles anzulasten, ihn zu verwirren, und trotzdem hat er seine Linie verfolgt. Er will nur das beste für die Türkei, hat die Wirstschaft beflügelt, von Parasiten gesäubert, Toleranz gepredigt (Religionen und Gesellschaftsgruppen ). Packt an und quatscht nicht. Man (die Armee) sollte ihn lassen und nicht ständig unter Drohung halten. Er ist ein gläubiger Mensch, und auch wenn er die Thora oder Bibel lesen würde, auch ok. Er klebt nicht am Weltlichen, und dadurch fällt es mir einfacher, ihm zu glauben, dass er ein guter Mensch ist. Er steht zu seiner Frau, die ein Kopftuch trägt, mit all den Schwierigkeiten, die es mit sich brachte auf seinem Weg, das zeugt von Stärke und Glaubwürdigkeit. REAL SEIN. Mit der wahren Identität sich dem Westen präsentieren, wodurch er mehr Anerkennung erntet als so manscher Heuchleur der türkischen Politik. … Support Erdogan, he is a good guy…“

 

Gegen das Kopftuchverbot – und gegen die Kopftuchpolitiker

In einem klugen Essay für das Time-Magazine artikuliert Pelin Turgut den Zwiespalt vieler Türken angesichts von Erdogans Politik: Man lehnt das Kopftuchverbot ab, weil es nicht eine freiheitliche Staatsauffassung passt. Man macht sich aber auch keine Illusionen über die Agenda Erdogans, der weder ein Freiheitsheld noch ein Feminist ist:

„To most Americans and Europeans, the head-scarf issue is a no-brainer. In a functioning democracy, an 18-year-old has the right to attend university dressed however she chooses. That much is indisputable. By lifting the ban, Turkey will have righted a wrong that has been a thorn in its side for far too long.

But the current clash over the ban isn’t just about democracy. It is also a reflection of class struggle between the old élite (the „White Turks“) and a new ruling class. At an upscale shopping mall in Istanbul last week, I overheard a group of teenage girls with big hair and designer jeans proclaim loudly as two head-scarved young women approached: „Why do they have to come here? Can’t they go somewhere else?“ That’s the ugly face of secularist snobbery. Some university professors have even declared they won’t teach head-scarved students, while Deniz Baykal, leader of the opposition Republican People’s Party, speaks of the head scarf in militaristic terms as a „uniform imposed by outside forces.“

But in rejecting that intolerance, let’s not kid ourselves that Prime Minister Recep Tayyip Erdogan is a champion of women’s rights. I have attended meetings where his Justice and Development Party (AKP) deputies chose not to shake my hand simply because I’m a woman. I know that hardly any of the AKP deputies have wives who work; when one of them sought to file charges against her husband for allegedly beating her, she was quickly dissuaded. I have watched Erdogan’s daughter (who studied in the U.S. because of the ban) come home, get married and disappear. There was not a single female MP on the commission that drafted the current constitutional amendment … about women!

Erdogan seized on the chance to lift this ban with an enthusiasm that he hasn’t shown for any of the many other democratic reforms Turkey needs. The government has shelved plans to lift Article 301, which makes it a crime to denigrate „Turkishness,“ under which writers and intellectuals like Nobel prizewinner Orhan Pamuk have been tried. Erdogan has made little progress in addressing the grievances of Turkey’s Kurdish minority. If he is really out to prove his democratic mettle, these are the kinds of issues he needs to address.“

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Führender Neocon: Amerika muss mit Iran sprechen!

Etwas dreht sich: Reuel Marc Gerecht, der wichtigste Iran-Spezialist der Neocons, rät der amerikanischen Regierung zu sofortigen, bedingungslosen Gesprächen mit Iran.
Sein Kalkül: Dies würde die Mullahs in Erklärungsnot bringen und Amerika den moral high ground sichern, der auch für eine eventuelle Militäraktion gegen das Atomprogramm notwendig wäre.
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Reuel Marc Gerecht Foto: AEI

„When dealing with the mullahs, it is always wise to follow the lead of one of Iran’s most audacious clerical dissidents, former Interior Minister Abdallah Nuri. In 1999, he mocked the regime for its organic fear of the United States. Is the revolution’s Islam so weak, he said, that it cannot sustain the restoration of relations with the United States?

It would be riveting in Tehran — and millions of Iranians would watch on satellite TV — if Secretary of State Condoleezza Rice challenged the regime in this way: Islam is a great faith; the United States has relations with all Muslim nations except the Islamic Republic; we have diplomatic relations with Hugo Chávez and American diplomats in Havana. Why does the Islamic Republic fear us so? Is the regime so fragile? President Khatami repeatedly said that he wanted a “dialogue of civilizations.” The United States should finally say, “O.K., let’s start.”

If the Bush administration were to use this sort of diplomatic jujitsu on the ruling clerics, it could convulse their world. No, this is absolutely no guarantee that Tehran will stop, or even suspend, uranium enrichment. But a new approach would certainly put the United States on offense and Iran on defense. We would, at least, have the unquestioned moral and political high ground. And from there, it would be a lot easier for the next administration, if it must, to stop militarily the mullahs’ quest for the bomb.“
Der ganze Text hier.

 

Milli Görüs: Das ganze Leben ist Dschihad

Eine differenzierte Einlassung zum Thema Dschihad auf der neuen, schicken Webpräsenz von Milli Görüs.
Dschihad soll als gottgefällige „Lebensführung“ verstanden werden, nicht als „Heiliger Krieg“.
Schön und gut. Aber am Ende stehen dann diese rätselhaften, schwammigen Sätze:

„Zusamenfassend kann festgehalten werden, dass der Dschihâd keine Form der Kriegsführung, sondern eine umfassende Lebensweise ist, weshalb er nicht mit Terror und Gewalt gleichgesetzt werden kann. Denn im Gegensatz zum Krieg, also einem zwischenstaatlichen Konflikt, bei dem das Leben von Zivilisten geschützt ist, kommen bei einer terroristischen Handlung viele Zivilisten ums Leben. Den Beschluss einen Krieg zu führen, der als Dschihâd angesehen werden kann, darf ohnehin nur eine staatliche Instanz fassen. Der Widerstand gegen eine unrechtmäßige Einnahme des Landes jedoch betrifft das ganze Volk, so dass zeitweise eine vom Volk anerkannte Widerstandsbewegung die Initiative ergreifen kann. Aber auch in einer solchen Situation haben die Verbote bezüglich der Kriegführung Gültigkeit.

Das bezieht sich wahrscheinlich auf Hamas. Ist deren Initiative nun legitim, weil vom Volk anerkannt? Ist damit die ganze Hamas-Charta abgesegnet? Was heißt dann „Verbote
bezüglich der Kriegführung“? Sind also Selbstmordattentate o.k. oder unislamisch? Ist der Beschuss von Kitas und Schulen in Sderot haram oder helal? Ich bin so schlau als wie zuvor!

Hier der beste Text bisher zum Thema IGMG.

 

Erdogan: Türkische Verbände betreiben „Ghettoisierung“

Die Debatte geht weiter, auch in den türkischen Medien: „Unsere Verbände betreiben Ghettoisierung“ ist heute in großen Lettern auf der Titelseite der HÜRRIYET zu lesen, die damit auf Aussagen des türkischen Ministerpräsidenten Erdogan aufmerksam macht. So habe Erdogan in einem Fernsehinterview die türkischstämmigen Verbände in Europa beschuldigt, nicht modern genug zu sein und sich gegenüber der Mehrheitsgesellschaft zu verschließen. Mit diesem Konzept der „geschlossenen Gesellschaft“ komme aber weder die türkischstämmige Bevölkerung noch die Integration in den entsprechenden Ländern weiter. Damit erfüllten die Verbände nicht ihre eigentliche Aufgabe und betreiben mit den Worten Erdogans eine „Ghetttoisierung“, so die Zeitung.

Das ist ein notwendiges Wort des Ministerpräsidenten.

Aber welches Spiel spielt er in der Türkei? Die säkulare Elite macht sich große Sorgen, daß die Freigabe des Kopftuches der Beginn einer Islamisierungskampagne ist. Der Hürriyet-Kolumnist Mehmet Y. Yilmaz berichtet von einem Empfang im Präsidentenpalast Cankaya, bei dem Erdogan demonstrativ nicht die Hand von Hayrunissa Gül schüttelte, der Ehefrau von des Staatspräsidenten Abdullah Gül. Das Kopftuch von Frau Gül war seinerzeit als Argument gegen die Berufung Güls zum Staatspräsidenten gebracht worden. Es war nicht das erste Mal, dass Erdogan Frau Gül nicht die Hand reichte. Bei dem Empfang war auch der sudanesische Staatschef Bashir anwesend, dessen Frau das Händeschütteln ablehnt.
Mehmet Yilmaz wundert sich:
„What’s more, we know from experience that Hayrunnisa Gul is not a woman who shies away from handshakes normally. So it must of been Erdogan who decided not to shake. Which is why, the only thing I can make out of this is that Erdogan must of been „playing to the tribunes“ (since on that evening, Cankaya was hosting Sudanese leader El Beshir, whose wife does not shake the hands of men). If this is the case, it is not behavior acceptable in a leader.“

Es geht hier nicht um Petitessen – sondern um die Frage, ob der türkische Regierungschef sich vor einem der schlimmsten Diktatoren unserer Tage verneigt, der Sudan den Islamisten überantwortet hat und die Verantwortung für den Völkermord in Darfur trägt.

 

Endlich: Die Bluetooth-Burka ist da

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Foto: Markus Kison
Der in Berlin lebende Künstler Markus Kison hatte die Idee zum digitalen Upgrade eines islamischen Kleidungsstücks, das unsere westliche Phantasie sehr beflügelt: „CharmingBurka“ ist da.
Die Bluetooth-Burka sendet ein selbst definiertes Bild ihrer Trägerin an alle umstehenden Bluetooth-Handys.
So ist es endlich möglich, ein strenggläubiges Leben mit dem Wunsch vieler modernen Muslimas zu versöhnen, dennoch am öffentlichen Verkehr teilzunehmen. Dank moderner Technik ist es ebenso möglich, ein Foto von der Trägerin selbst wie auch das Bild eines elktronischen Avatars zu senden. Großartig!
Scharia und Second Life, das Mittelalter und die digitale Ära endlich versöhnt!
Hier die Website des Projekts, hier die des Künstlers.