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Ups, fast doch ein Weltkrieg…

Hier ein Video von der „iranischen Provokation“ in der Strasse von Hormus.
Entweder ist das der dämlichste vorstellbare Versuch, halbstarker Revolutionsgardisten, den dritten (oder vierten, je nachdem wie man zählt) Weltkrieg doch noch zu starten.
Oder die schlechteste Fälschung aller Zeiten.
(Ich liebe diese iranische Macho-Stimme: I am coming to you… you will explode after minutes.)
Die Meinungen auf amerikanischen Blogs gehen noch weit auseinander. Golf von Tonkin II oder USS Cole II, das ist hier die Frage?

Die Pentagonquelle hier.

 

Sprachnachweise für Einwanderer als Abzocke?

Dies hier scheint mir Aufmerksamkeit zu verdienen. Es schreibt „Bettina“ anläßlich des Post über die Sprachnachweise für Zuwanderer („300 Worte sind nicht genug“):

Nun, als direkt Betroffene, Ehefrau eines derzeitig Deutsch lernenden Ausländers, ist uns erst im Laufe der Zeit die Irreführung der Politik deutlich geworden.
Da ist die Rede davon, um einreisen zu können, müsse man sich auf einfache Weise artikulieren können: Wie heißt du/ heißen Sie? Formulare ausfüllen etc.

Nach einem 100-stündigen Intensivsprachkurs hier in Deutschland an einer Volkshochschule und dem erforderlichen zitierten Wissen, ist mein Mann zunächst in sein Heimatland zurück gereist. Damit das Erlernte nicht vergessen, sondern verfestigt und erweitert wird, haben wir beschlossen, dass er in seinem Heimatland einen von der dortigen Deutschen Botschaft angebotenen Kurse besucht.

Gleichzeitig wurde ihm von einem Mitarbeiter der Botschaft, welcher für die Annahme der Anträge zwecks Ehegattennachzug verantwortlich ist, mitgeteilt, er wäre mit der Bescheinigung der Volkshochschule gut vorbereitet, weil diese anerkannt würde.

Nach 2 Wochen in dem neuen Kurs teilte die Lehrerin vor Ort mit, dass nun jeder eine Prüfung Start Deutsch1 ablegen müsse. Unabhängig davon, dass „wir“ uns ziemlich veralbert vorkommen, lässt diese Lehrerin keine Minute/Stunde aus, den Teilnehmern dieses Kurses mitzuteilen, wie SCHWER die Prüfung wäre und dass kaum eine Chance bestünde, diese Prüfung zu bewältigen, es sei denn…
Sie bot den verschreckten und eingeschüchterten Teilnehmern an, sie könne Ihnen weitere Stunden, natürlich gegen zusätzliche Bezahlung, anbieten. Der Kurs vor Ort kostet 90,– Euro für knapp 50 Std., Material 26,– Euro sowie nun noch einmal knapp 20,– Euro p. P. für zusätzliche Stunden. Geht man in dem Land von einem Durchschnittseinkommen von knapp 200,– Euro aus, liegt auf der Hand, wer diese Kosten übernehmen muss.

Spannend ist, dass diese Lehrerin gleichzeitig Botschaftsangehörige ist und eine weitere Botschaftsangehörige, die für die gesamten Sprachkurse verantwortlich zeichnet, ist gleichzeitig autorisiert, die Prüfungen für das Goethe-Institut abzunehmen. Eine für meine Begriffe mehr als unglückliche Verquickung, vor allem, wenn man bedenkt, welches Menschenbild die vor Ort in diesen Kursen Tätigen haben.

Hausaufgaben werden grundsätzlich nicht überprüft und korrigiert, Deklinationen müssen die Teilnehmer sich irgendwie mit ihren Partnern im Ausland aneignen, wenn denn dann mal das Internet in dem Land funktioniert.

Einem Mitbetroffenen haben die Mitarbeiter vor Ort einen weiteren Einblick in ihre Ansichten gewährt:
Wie man überhaupt einen Menschen aus dem Land ehelichen kann.
Die meisten der Teilnehmer würden das Land niemals verlassen können, da sie nicht einmal die Grammatik ihrer eigenen Sprache beherrschen.
…aber auch dafür hätte man eine Lösung, er könne ja Privatunterricht die Stunde für 20,– Euro für seine Ehefrau „kaufen“.

Aufgerüttelt, durch diverse Äuserungen und Informationen, habe ich daraufhin einen Übungssatz als Vorbereitung für die Prüfung beim Goethe-Institut angefordert. Wenn es nicht so traurig wäre, würde ich an eine Provinzposse glauben.

In einem der Hörbeispiele des GOETHE-INSTITUTES ist zu hören: „Mensch Jan du Penner…“

In meinem Haus wird dieser Jargon nicht gepflegt und ich habe selbst etliche Kurse zum Erlernen anderer Sprachen belegt – kein einziges Mal wurden mir vergleichbare Worte beigebracht, waren schon gar nicht prüfungsrelevant. Zudem sind wir alle bemüht, dem Verfall der deutschen Sprache entgegenzuwirken und der Jugend ein Vorbild für eine angemessene Sprachwahl zu sein.
Ich will mir gar nicht vorstellen, wie viele ausländische Lerndende zukünftig Freunde, Verwandte und erst recht ihnen fremde Menschen mit „Mensch, du Penner“ anreden, weil das schliesslich beim bewährten Goethe-Institut ein prüfungsrelevantes Wort ist.

Meine diesbezügliche Beschwerde beim Goethe-Institut hat man dahingehend beantwortet, dass das Wort „Penner“ unter all den heutzutage verwandten Wörtern von Jugendlichen doch noch recht charmant wäre. Zudem bekäme die Institution -vor allem aus dem Ausland- immer wieder Lob und Anerkennung, so dass sie dieses Wort „O-Ton: getrost“ in die Welt schicken könnten. Es unterläge eh der subjektiven Betrachtung.

Welches Weltbild wird da vom offiziellen Förderer der deutschen Kultur, so der Slogan auf deren Internetseiten, in die Welt transportiert? Anstatt sich der Kritik zu stellen, wird arrogant auf die Stellung der Institution als solches hingewiesen. Schlimm genug, fällt mir dazu nur ein!
Im Gesetz ist von einem Wortschatz die Rede, der dazu dienen soll, sich im Leben zurecht zu finden. Auch in unserer Stadt gibt es Menschen, die unter der Wortbezeichnung „Penner“ erfasst werden können, doch haben diese wenig mit unserer alltäglichen Lebenswelt zu tun und diesesWort ist auch nicht erforderlich, um sich im Alltag zurecht zu finden.

Kommen wir zu den „geringen“ Kosten der Prüfung: 50,– Euro, beliebig wiederholbar. Bis dass der Tod uns scheidet…

Wie sagte ein weiterer Betroffener so schön: Absolute Geldschneiderei. Die Botschaft verdient Geld mit ihren Kursen, die Lehrer vor Ort mit eigenen Kursen in den Kursen, geboren aus desmotivierender und einschüchternder Haltung den Partizipanten gegenüber. Mangelnder Unterricht, der wiederum nicht auf die Prüfung vorbereitet, so dass mindestens ein „Durchfall“ pro Prüfling garantiert ist – also, mindestens 100,– Euro Prüfungsgebühr.

Frage: Warum werden nur Prüfungen vom Goethe-Institut akzeptiert? Weil die so prägnat die Sprache der Straße vermitteln? Oder geht man gleich davon aus, dass die betroffenden Lerner eh alle aus unteren Schichten kommen und sich somit in der deutschen Sprache gleich wieder zuhause fühlen sollen? Zu dem Schluss könnte man kommen, denn das Buch zur Vorbereitung auf die Prüfung „Optimal“ aus dem Verlag Langenscheidt hat da nette Passagen parat.
Schon auf den ersten Seiten des Buches findet man reichlich Lernstoff der nicht nur überflüssig ist, sondern meiner Meinung nach nur dazu dient, das Erlangen eines Sprachzertifikates fast unmöglich zu gestalten.
„Grüetzi“ oder „Servus“ sind da noch ertragbar.

Ferner zitiere ich folgende Textauszüge:

„Hallo, mein Name ist Yakuma Waldhäusl, mein Vater ist Japaner, meine Mutter Österreicherin“.

„Hallo, ich bin Werner, ich komme aus Ostfriesland und rede nur Comicdeutsch“.

Weiterhin folgen viele Dialekte und Namen, die ein Ausländer überhaupt nicht verstehen kann, da er aus einer ganz anderen Kultur kommt und noch nie in Europa war und mit denen selbst ich meine Schwierigkeiten hatte.

Bei mir schleicht sich zunehmend das Gefühl ein, dass ich durch den Sprachtest indirekt darauf aufmerksam gemacht werden soll, mein Blut doch lieber mit deutschen Männern zu mischen – gleich einem Reinheitsgebot.

 

Was Jordanier wirklich über Ehrenmorde denken

Diesen Kommentar sendet soeben Ellen R. Sheeley, die selbst im letzten Jahr ein Buch über Ehrenmorde in Jordanien veröffentlicht hat:

Sorry, I cannot read all of this blog post, nor am I proficient enough to write a response in German. So please forgive me.

But, since I have worked on dishonor killings in Jordan for years now, I wanted to respond.

I recently conducted a nationwide attitude and opinion survey about these crimes in Jordan. In my representative sample, 89% of the respondents support tougher penalties for these crimes (3.5% are neutral and the rest prefer the status quo). Right now, there are three penal code articles on the books in Jordan that offer such leniency to the perpetrators that the average sentence is just six months (not a typo). So my findings are heartening. . .people do know right from wrong. Now, if only the leadership could summon the courage to act in a manner that is consistent with the wishes of the overwhelming majority rather than pander to the extremists.

It is the case that some perpetrators return to their towns, villages, and homes as heroes, but that is not to imply that all Jordanians view these crimes as in any way honorable.

Ellen R. Sheeley, Author
„Reclaiming Honor in Jordan“
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(Muss ich das übersetzen? J.L.)

 

Scharia als Rechtfertigung – für Israelis?

Tolle Islam-Ausgabe der New York Times Book Review. Darin ein Rezensions-Essay von Irshad Manji über die Theorie des gerechten Krieges in der Scharia.
Keineswegs ist es so, daß die islamischen Theologen und Juristen dem totalen Krieg gegen die Ungläubigen das Wort reden. Manji arbeitet in ihrer Lektüre interessante Paradoxien des islamischen Nachdenkens über gerechtfertigte Kriege heraus:

Take the just-war criterion of protecting innocents. One mainstream Muslim scholar has acknowledged that, in Kelsay’s words, a child’s death may be “foreseeable but unavoidable, as when an enemy’s military resources are deployed in the midst of a civilian population. … Soldiers whose actions take place under such conditions are excused from the guilt associated with unjust killing.” That ruling would let Israeli defense forces off the hook for collateral damage in their 2006 war in Lebanon, since Hezbollah deliberately operated in residential Beirut.

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Hier alles lesen.

 

Die neuen arabischen Feministen

Was Frauenrechte angeht, kommt Bewegung in die öffentlichen Debatten der islamischen Welt. Auch Männer gehen dabei mit voran. Ein neues Beispiel: das Blog LA-HA.ORG (Leading Ahead Her Ambition), das sich mit „Ehrenmorden“ und Genitalverstümmelung, aber auch mit alltäglicher Benachteiligung.
Aus der Selbstdarstellung:

The role of the LAHA initiative will be to network young activists, both male and female, who want to promote grassroots reform. LAHA’s core founding members come from Jordan, Syria, and Egypt, and the project hopes to attract a regional following.

One of the main issues that LAHA targets is so-called “honor killings,” where male family members “rid their families of shame” by killing a female relative whom they feel has “dishonored” their family. The problem is not simply social attitudes in some families. Courts in countries like Jordan and Syria routinely give light punishments to men who kill their female relatives. Murderers are often given only brief jail terms because judges claim to understand the motivation behind the killing.

Auf der Website findet sich zum Beispiel ein Essay über eine jordanische Richterin, die ihres Amtes enthoben wurde, nachdem sie einen Mann, der seine Schwester wegen einer angeblichen vorehelichen Affäre ermordet hatte, zum Tode verurteilte.
Die Richterin schlägt zurück und argumentiert als Muslima:

Fatima Habib considers the decision complete barbarism and primitivism. She adds that it will take us ages to convince people here that women are human beings, and they are as wise as men if not wiser sometimes. Fatima would never put her hands up and surrender. She said that she has the right to be a judge or even a prime minister without doing any harm to the criteria of justice.

“Extremists in our midst spread propaganda claiming that women’s liberation is a western thought aiming at eradicating Islamic morals. This propaganda is false, and its purpose is to confuse you and justify acts of extremism against women. Those extremists know nothing about Islam because one of the major messages of this religion is to defend women and give them their rights to be as equal as men,” says Fatima.

Auf lange Sicht werden sich Frauen wie Fatima Habib nicht aufhalten lassen.

Auch Websites wie mideastyouth und nohonor.org berichten regelmässig über Diskriminierung.

 

Schwule Taliban?

Aus Anlass unserer Debatte hier eine Erinnerung an den sensationellen Fund des Magnum-Fotografen Thomas Dworzak in Kandahar:

 

Ehrenmorde als Test für die Menschenrechtspolitik

Im Guardian schreibt Brian Whittaker über „Ehrenmorde“ (etwa in Jordanien, wo ein Viertel aller ermordeten Frauen ihnen zum Opfer fallen) als Testfall für die Menschenrechtspolitik. Mit Eifersuchts-Morden an Ehefrauen im Westen seien diese Verbrechen nicht gleichzusetzen, weil die politischen und rechtlichen Rahmenbedingungen anders seien: Diese Morde würden im Westen schließlich verfolgt und geächtet, was im jordanischen Fall nicht gesagt werden kann. Die Behörden gehen dort oft nicht oder nur zögerlich gegen die Verbrechen vor, manchmal verhalten die sich wie Komplizen:

„Honour“ killing is Jordan is a different matter. Under certain circumstances, and among the more traditional kinds of family, it is regarded as a social duty. A report by Human Rights Watch in 2003 also noted: „Police rarely investigate ‚honour‘ killings, seldom take any initiative to deter these crimes, and typically treat the killers as vindicated men.“ The report also quoted a Jordanian lawyer as saying that when ‚honour‘ killers turn themselves in to the police, the police „try to calm them down, give them a cigarette. The culture deals with them as heroes.“

Whittaker weist darauf hin, dass Ehrenmorde eine prä-islamische Praxis seien. Allerdings setzt die gegenwärtige islamische Kultur in der arabischen Welt dieser Praxis zu wenig entgegen beziehungsweise ermuntert gar zu ihr, in der Konsequenz einer patriarchalen und patrilinearen Herrschaft.
Whittaker zitiert einen kritischen palästinensischen Wissenschaftler, der die Ehrenmorde in den Kontext der Geschlechterverhältnisse in der arabischen Welt rückt:

Then there’s the gender issue. According to Sharif Kanaana, professor of anthropology at Birzeit University in Palestine, „honour“ killing is the product of a patriarchal and patrilineal society: „What the men of the family, clan, or tribe seek control of in a patrilineal society is reproductive power. Women for the tribe were considered a factory for making men. The honour killing is not a means to control sexual power or behaviour. What’s behind it is the issue of fertility, or reproductive power.“

Whittaker widerspricht dem Kulturrelativismus, der sich mit Blick auf Gewalt in Geschlechterverhältnissen im Westen jede Einmischung verbietet. Er sucht aber nach einer Möglichkeit, den Fortschritt durch eine Kritik zu fördern, die nicht maximalistisch und selbstgerecht auftritt.

Hier die Vorschläge von Human Rights Watch, wie mit der jordanischen Regierung in dieser Frage verhandelt werden solle.

 

In der schwulen Türkendisco

Muslime gehen nicht in die Disco, und wenn sie doch in die Disco gehen, sind sie keine Muslime mehr. (Diese Meinung wurde hier im Forum von Muslimen und Islamkritikern bereits vertreten.) Die gleiche Logik greift bekanntlich bei der Homosexualität.
Was ist dann mit schwulen Muslimen, die in der Disco tanzen gehen und trotzdem Muslime bleiben wollen?
Wie ist der rege Zulauf zu den Discoabenden im Kreuzberger SO36 zu erklären, wenn dort „Gayhane“ (türk. hane = Haus, Zuhause) stattfindet? Die volle Tanzfläche straft die Meinung Lügen, Homosexualität sei für Muslime „kein Thema“. An dem Thema zeigt sich vielmehr exemplarisch, wie und ob Muslime mit der westlichen Moderne zurechtkommen.
gayhane.jpgNachtleben im Gayhane
Und es tut sich durchaus etwas: Türkische Homos bevölkern Internetforen wie etwa Delidivane. Dort trägt der meistgelesene Artikel bezeichnender Weise den Titel: Wie steht der Koran zur Homosexualität? Der Artikel ist der Versuch eines frommen schwulen Muslims, den Koran für sich und seinesgleichen zu retten.
Eine schöne Reportage von der Gayhane-Party für schwule und lesbische Araber und Türken hier in der Herald Tribune.
Sie endet ziemlich düster:
K., a 22-year-old Turk from Hamburg, said: „For us, for Muslims, it’s extremely difficult. When you’re gay, you’re immediately cut off from the family.“

He had recently moved to Berlin not long after being cut off from his mother because he is bisexual. „A mother who wishes death for her son, what kind of mother is that?“ he asked, his eyes momentarily filling with tears.

Hasan, a 21-year-old Arab man, sitting at a table in the club’s quieter adjoining cafe, declined to give his last name, saying: „They would kill me. My brothers would kill me.“ Asked if he meant this figuratively, he responded, „No, I mean they would kill me.“

„I’m living one life here and the other one the way they wish me to be,“ Hasan said, referring to his parents. He said he still planned to marry, but when he turned 30 rather than right away, as his parents wished. „I have to have children, to do what Islam wants me to do,“ he said. „I would stop with everything in the homosexual life. I would stop it.“

He stood up from the table and called to his two friends. „All right, boys, let’s go dance,“ he said. „We’re here to have fun.“ And they marched off to the dance floor, smiling.

 

Frohes Fest!

Allen Mitbloggern ein schönes Weihnachtsfest (und für alle, die es nicht lassen können, ein Lesetip über „Weihnachten im Koran“).

Hier wird es in den nächsten Tagen ruhig zugehen.

Das wünsche ich Euch/Ihnen allen auch.

JL