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Die Weltrangliste der blutigsten Konflikte – und der Nahostkonflikt

Der Bremer Völkermordforscher Gunnar Heinsohn hat zusammen mit dem Nahost- und Islamismusexperten Daniel Pipes eine Rangliste der schlimmsten Konflikte des letzten Jahrhunderts aufgestellt.

Der Nahostkonflikt bingt es nur auf Platz 49, was die Frage aufwirft, warum er eigentlich diese herausgehobene Stellung in der öffentlichen Wahrnehmung einnimmt.

Insgesamt starben 85 Millionen Menschen (ohne die beiden Weltkriege) durch politische Gewalt im Zwanzigsten Jahrhundert. Im arabisch-israelischen Konflikt starben 35000 Araber und 16000 Israelis. Diese Zahlen bedeuten, dass die Toten aus dem Nahostkonflikt nur 0.06 Prozent aller Opfer in den Konflikten der Zeit ausmacht.

Anders gesagt, nur eine von 1700 Personen, die in Konflikten nach 1950 getötet wurden, starb infolge des arabisch-israelischen Krieges.

Seit 1948, so Heinsohn und Pipes, sind etwa 11 Millionen Muslime gewaltsam umgekommen, darunter 35000 (0.3 Prozent) in den 60 Jahren des Kampdes gegen Israel. Das heißt: Einer von 315 Muslimen, die durch politische Gewalts zu Tode kamen, starb infolge des Nahostkonflikts. Hingegen: 90 Prozent der 11 Millionen Muslime, die in diesen Jahren getötet wurden, starben von der Hand muslimischer Glaubensbrüder.

Das sind erstaunliche Fakten, die kaum je in der Debatte um den Nahostkonflikt erwähnt werden. Sie relativieren die Bedeutung Israels für die arabische Misere. In Gaza werden die Zahlen niemanden trösten.

Aber für die umliegende arabische Welt und die muslimische Öffentlichkeit generell sind sie vielleicht doch erhellend.

Davon abgesehen stellt sich einem angesichts der Heinsohnschen Zahlenreihen die Frage, warum überhaupt das große Morden in dieser zuvor unvorstellbaren Weise im zwanzigsten Jahrhundert einsetzt. Zitat:

Conflicts since 1950 with over 10,000 Fatalities*

1 40,000,000 Red China, 1949-76 (outright killing, manmade famine, Gulag)
2 10,000,000 Soviet Bloc: late Stalinism, 1950-53; post-Stalinism, to 1987 (mostly Gulag)
3 4,000,000 Ethiopia, 1962-92: Communists, artificial hunger, genocides
4 3,800,000 Zaire (Congo-Kinshasa): 1967-68; 1977-78; 1992-95; 1998-present
5 2,800,000 Korean war, 1950-53
6 1,900,000 Sudan, 1955-72; 1983-2006 (civil wars, genocides)
7 1,870,000 Cambodia: Khmer Rouge 1975-79; civil war 1978-91
8 1,800,000 Vietnam War, 1954-75
9 1,800,000 Afghanistan: Soviet and internecine killings, Taliban 1980-2001
10 1,250,000 West Pakistan massacres in East Pakistan (Bangladesh 1971)
11 1,100,000 Nigeria, 1966-79 (Biafra); 1993-present
12 1,100,000 Mozambique, 1964-70 (30,000) + after retreat of Portugal 1976-92
13 1,000,000 Iran-Iraq-War, 1980-88
14 900,000 Rwanda genocide, 1994
15 875,000 Algeria: against France 1954-62 (675,000); between Islamists and the government 1991-2006 (200,000)
16 850,000 Uganda, 1971-79; 1981-85; 1994-present
17 650,000 Indonesia: Marxists 1965-66 (450,000); East Timor, Papua, Aceh etc, 1969-present (200,000)
18 580,000 Angola: war against Portugal 1961-72 (80,000); after Portugal’s retreat (1972-2002)
19 500,000 Brazil against its Indians, up to 1999
20 430,000 Vietnam, after the war ended in 1975 (own people; boat refugees)
21 400,000 Indochina: against France, 1945-54
22 400,000 Burundi, 1959-present (Tutsi/Hutu)
23 400,000 Somalia, 1991-present
24 400,000 North Korea up to 2006 (own people)
25 300,000 Kurds in Iraq, Iran, Turkey, 1980s-1990s
26 300,000 Iraq, 1970-2003 (Saddam against minorities)
27 240,000 Colombia, 1946-58; 1964-present
28 200,000 Yugoslavia, Tito regime, 1944-80
29 200,000 Guatemala, 1960-96
30 190,000 Laos, 1975-90
31 175,000 Serbia against Croatia, Bosnia-Herzegovina, Kosovo, 1991-1999
32 150,000 Romania, 1949-99 (own people)
33 150,000 Liberia, 1989-97
34 140,000 Russia against Chechnya, 1994-present
35 150,000 Lebanon civil war, 1975-90
36 140,000 Kuwait War, 1990-91
37 130,000 Philippines: 1946-54 (10,000); 1972-present (120,000)
38 130,000 Burma/Myanmar, 1948-present
39 100,000 North Yemen, 1962-70
40 100,000 Sierra Leone, 1991-present
41 100,000 Albania, 1945-91 (own people)
42 80,000 Iran, 1978-79 (revolution)
43 75,000 Iraq, 2003-present (domestic)
44 75,000 El Salvador, 1975-92
45 70,000 Eritrea against Ethiopia, 1998-2000
46 68,000 Sri Lanka, 1997-present
47 60,000 Zimbabwe, 1966-79; 1980-present
48 60,000 Nicaragua, 1972-91 (Marxists/natives etc,)
49 51,000 Arab-Israeli conflict 1950-present
50 50,000 North Vietnam, 1954-75 (own people)
51 50,000 Tajikistan, 1992-96 (secularists against Islamists)
52 50,000 Equatorial Guinea, 1969-79
53 50,000 Peru, 1980-2000
54 50,000 Guinea, 1958-84
55 40,000 Chad, 1982-90
56 30,000 Bulgaria, 1948-89 (own people)
57 30,000 Rhodesia, 1972-79
58 30,000 Argentina, 1976-83 (own people)
59 27,000 Hungary, 1948-89 (own people)
60 26,000 Kashmir independence, 1989-present
61 25,000 Jordan government vs. Palestinians, 1970-71 (Black September)
62 22,000 Poland, 1948-89 (own people)
63 20,000 Syria, 1982 (against Islamists in Hama)
64 20,000 Chinese-Vietnamese war, 1979
65 19,000 Morocco: war against France, 1953-56 (3,000) and in Western Sahara, 1975-present (16,000)
66 18,000 Congo Republic, 1997-99
67 10,000 South Yemen, 1986 (civil war)

*All figures rounded. Sources: Brzezinski, Z., Out of Control: Global Turmoil on the Eve of the Twenty-first Century, 1993; Courtois, S., Le Livre Noir du Communism, 1997; Heinsohn, G., Lexikon der Völkermorde, 1999, 2nd ed.; Heinsohn, G., Söhne und Weltmacht, 2006, 8th ed.; Rummel. R., Death by Government, 1994; Small, M. and Singer, J.D., Resort to Arms: International and Civil Wars 1816-1980, 1982; White, M., „Death Tolls for the Major Wars and Atrocities of the Twentieth Century,“ 2003.

 

Nachtrag zur Islamdebatte mit Giordano

Zu dem ziemlich unsäglichen Schauspiel, das Ralph Giordano kürzlich auf Phoenix in einer Phoenix-Debatte mit Necla Kelek, Cem Özdemir, Ayman Mazyek, Raphael Seligman und Guido Knopp bot, schreibt Chajm alles Wesentliche:

Giordano, der „scheinbar einige hassende Fans mitgebracht hatte und ansonsten leider keine Argumente, sondern ausschließlich beängstigende Meinungen. Er hat nicht verstanden, oder will nicht verstehen, dass man all seine Argumente auch spielend gegen einen Synagogenbau einwenden könnte und nach wie vor bin ich überzeugt, dass eine Mehrheit der Menschen gegen einen Synagogenbau stimmen würde, wenn sie darüber abstimmen dürften. Selbstverständlich wurde er schnell zur Stimme der Kölner Moscheegegner und Seligmann wendet in dieser Runde natürlich zu Recht ein:

Wenn eine Jude sich zur Stimme des Volkes macht, dann wird er schnell missbraucht

Verblüffend ist die Offenheit, mit der Giordano hasst. Hier in der Talkrunde wiederholt er, dass er den Islam für das Problem hält. Stellen wir uns vor, jemand tritt öffentlich auf und sagt „Das Judentum ist das Problem”. Mit Sicherheit würde Giordano gegen diesen Menschen auftreten.
Dann schreit er heraus:

Wenn die offenen Haare die muslimischen Männer so derartig in Aufruhr versetzen, dann wäre es besser, ihnen Handschellen anzulegen als den Frauen Kopftücher.

Damit bedient er vielleicht den Mob, aber was ist wirklich dran? Vielleicht hat Herr Giordano schon bemerkt, dass es Jüdinnen gibt, die ihre Haare bedecken. Ist er bisher dagegen vorgegangen?“

 

Ein Hauptschullehrer gibt auf

Bewegendes Dokument in der taz: Ein Hauptschullehrer schreibt über seine jahrzehntelange Berufserfahrung.

Wolfgang Schenk, 59 Jahre, bekennender Linker (bei Adorno studiert, später Maoist), seit 1972 als „Idealist“ an drei Berliner Hauptschulen tätig, ist in den vorzeitigen Ruhestand gegangen. Schenk war in den Achtzigern schulpolitischer Sprecher der Grünen in Berlin und Mitglied der GEW. Beides hat er aufgegeben. Das Resümee eines Ausgebrannten ist eine Besorgnis erregende Lektüre. Auch auf die Einwanderungspolitik kommt er zu sprechen.

Zitat:

„Auch die ethnische Herkunft spielt eine entscheidende Rolle. Türkischstämmige Einwanderer stellen einen großen Teil der Unterschicht. Die erste Generation der türkischen Kinder war lernwillig, sie wollte gut sein. Die Eltern kamen noch zu jedem Elternabend, auch wenn sie kaum Deutsch sprachen, ihr Kind sollte etwas werden in Deutschland.

Dann machten sich an den Hauptschulen schnell die Fehler der deutschen Einwanderungspolitik bemerkbar. Nach Berlin kamen viele bildungsferne, anatolische Bauern, wenig türkischer Mittelstand. Der Staat duldet noch immer aus falsch verstandener Toleranz, dass junge türkische Frauen für arrangierte Ehen nachgeholt werden. Was das bedeutet, merken wir in den Schulklassen: Die Jungs spielen ihre Mackerrolle, fassen jede Kritik als Frontalangriff auf und reagieren schnell mit Gewalt. Die Mädchen sind eifrig, aber mit zwölf, dreizehn Jahren sitzen sie plötzlich mit Kopftuch in der Klasse und werden vom Sport- oder Biologieunterricht abgemeldet. Ihre Eltern sind nicht daran interessiert, in der Gesellschaft anzukommen, ihre Kinder sollen es auch nicht. Gegen diese Integrationshürden ist von der Schule aus kaum anzukommen.“

 

Der ganze Text hier.

 

Tariq Ramadan antwortet auf Ayaan Hirsi Ali: „Es ist eine Schande!“

Tariq Ramadan hat sich Ayaan Hirsi Alis Kritik zu Herzen genommen, die moderaten Muslime würden nicht genug gegen die extremistische Auslegung des Islam tun, wie sie in den Fällen des Mohammed-Teddybärs und der Verurteilung einer Vergewaltigten in Daudi-Arabien zum Vorschein komme.

In der Herald Tribune kontert Ramadan jetzt, er habe sich sehr wohl geäußert. Außerdem formuliert er eine eigenständige Kritik des Justizsystems so genannter islamischer Staaten. Und er bezieht Stellung zu den Attentaten in Algerien.

Ich finde Ramadans Position sehr gut. Er hat sich ziemlich entwickelt von der Position her, die er noch vor wenigen Jahren einnahm: Damals weigerte er sich, bestimmte Exzesse direkt und ohne Einschränkungen „unislamisch“ zu nennen. (Hier mein eigenes Porträt aus der ZEIT von 2004.) Ramadan zog eine diplomatische Art der Verurteilung vor, um es sich nicht mit Ultrakonservativen zu verderben (es gebe keinen Konsens zwischen den Gelehrten, ob bestimmte drakonische Strafen wie das Handabtrennen und das Steinigen und das Auspeitschen islamisch erforderlich seien, daher seien diese Strafen nicht anwendbar).

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Tariq Ramadan

Ramadan bezieht heute eindeutig Stellung, und das verdient anerkannt zu werden. Er ist nicht ganz von selbst und freiwillig dort hin gekommen. Kritikerinnen wie Ayaan Hirsi Ali waren auch daran beteiligt, dass er seine Position vereindeutigt hat. Ich sehe darin einen Beleg für die Produktivität einer offenen, nicht konfliktscheuen, nicht höflichen Debatte über diese Dinge.

Zitat:

I started by rejecting any kind of victim mentality on the part of Muslims, for it would have easily been possible to claim that the media were once again covering only damaging stories about Muslims and Islamic countries. For Muslims to simply blame this „ongoing campaign against Islam, its Book, its Prophet and its values and practices“ is no longer enough.There comes a time, I wrote before Hirsi Ali’s accusation of silence among Muslims, where one should take a hard look at the state of affairs of the legal system in Islamic countries and draw some imperative (and constructive) conclusions. It is simply a shame! In the name of Islam, innocent people are accused, jailed, sometimes beaten and sometimes executed with no evidence and, moreover, no way to properly defend themselves. A woman, victim of a rape, becomes the accused in Saudi Arabia while a British teacher is jailed because her students decided to name a teddy bear „Muhammad“! And then, in Algeria, two recent suicide bombings have killed innocent civilians. If all this is done in the name of Islam, where are we heading?

In Islamic countries the judiciary system is often used for political reasons or so-called „religious concerns.“ The problem is much more serious and deep than the stories we have been getting in the media. These countries need profound reform. Let’s face it. A rape is a rape. While all the evidence has not been shown, it remains unacceptable to start by blaming the woman. To use the story of an innocent British teacher to show how much „we care about Islam“ is nonsense and should be rejected.

It is as if the teacher had become a government vehicle for showing its dedication to Islam and for some Muslims to convey their anger toward the West. First, anger is not good in itself; second to send it through a wrong and unjust means must be condemned. Did not the Prophet Muhammad say: „What is built on wrong foundation is wrong“?

Der ganze Text hier.

 

Ein modischer Knubbel auf der Stirn

Michael Slackman nimmt sich in der Herald Tribune einer neuen religiösen Mode in Ägypten an: der Zebibah. Das heißt im Wortsinn „Traube“ und meint im Alltag heute eine sichtbare Hornhaut auf der Stirn, einen dunklen Fleck, der von großer Frömmigkeit zeugt.

Regelmäßige, inbrünstige Beter, die ihre Stirn fest an den Boden pressen, weisen nach vielen Jahren diese charakteristische Hautverdickung auf. In Ägypten gehört eine Zebibah mittlerweile zum guten Ton. Sie schafft Vertrauen: Ich bin ein frommer, bodenständiger Mann, sagt die dunkle Stelle am Haaransatz. Die Zebibah ist insofern der Hidschab des Mannes, ein demontstratives Zeichen konservativer Frömmigkeit.

Manche aber haben Schwierigkeit, eine ansehnliche Zebibah aufzuweisen – sei es mangels Gebetseifer oder weil sie zu weiche Haut haben. Und in Ägypten kursieren denn auch schon Gerüchte, mancher helfe mit Sandpapier nach, wenn die 5 täglichen Gebete es nicht schaffen.

Zitat:

„Muslim men pray throughout the Arab world. Indeed, Egyptian women pray, but few of them end up with a prayer bump. So why do so many Egyptian men press so hard when they pray?’If we just take it for what it is, then it means that people are praying a lot,‘ said Gamal al-Ghitani, editor in chief of the newspaper Akhbar Al Yourm. ‚But there is a kind of statement in it. Sometimes as a personal statement to announce that he is a conservative Muslim and sometimes as a way of outbidding others by showing them that he is more religious or to say that they should be like him.‘

….’The zebibah can help,‘ said Ahmed Mohsen, 35, a messenger for a law firm whose own mark was pinkish, bumpy and peeling. ‚It can lead to a kind of initial acceptance between people.‘

There are no statistics on the zebibah’s prevalence. But today, perhaps more than any time in recent history, Egyptians are eager to demonstrate to each other just how religious they are.

There are many rumors about men who use irritants, like sandpaper, to darken the callous. They may be apocryphal, but the rumors themselves reveal how fashionable the mark has become.

Of course, not everyone has a zebibah. There are still plenty of Egyptians who feel their faith is a personal matter.

But the pressure is growing, as religion becomes the focus of individual identity, and the most easily accessible source of pride and dignity for all social and economic classes.“

Die Führer der Muslimbruderschaft haben  prächtige Zebibahs. Sie sind Avantgardisten der populären Islamisten-Mode in Ägypten:

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Mohammed Mehdi Akef, Vorsitzender der Muslimbruderschaft

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Machmud Ezzat, Generalsekretär der Muslimbrüder

 

High Heels in Teheran

Aus unserer losen Reihe „islamische Kleidung“ – oder: „Eure Probleme möchten wir haben“:

Während Kopftücher und Burkinis sich in Europa ausbreiten, versucht die Teheranerin, trotz dem Moralterror des Regimes flott auszusehen.

Boots mit Absätzen  sind im Winter beliebt, die Hosenbeine werden gerne hineingesteckt, ganz wie auch auf hiesigen Straßen.

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Verrbotten!

Der Teheraner Polizeichef  will nun dagegen vorgehen, weil diese Mode „unislamisch“ sei. Auch Hüte, die an Stelle von Hidschabs getragen werden, sollen künftig verfolgt werden, ebenso kurze Wintermäntel.
AFP berichtet:

„The police last week launched what was termed a „winter“ crackdown on unIslamic dressing, to follow an unusually vigorous summer drive against women whose clothing was deemed overly flimsy.

Tehran police chief Ahmad Reza Radan said women who wear high boots with their trousers tucked-in would be targeted by the moral police, as well as those who sport hats instead of headscarves and short tight winter coats.

Radan had described such fashions as an example of „Tabarroj“, an Islamic term which means revealing one’s beauty and bodily contours to unrelated men.“

Einige Abgeordnete, heißt es, protestieren gegen die Strafverfolgung.

 

Burkini in Almelo

In einem Schwimmbad der niederländischen Stadt Almelo gab es in der letzten Woche eine Premiere. Eine Muslima badete dort im Burkini.

Auf diesem Blog hier ist bereits mehrfach über diese aus Australien stammende Bademode berichtet worden. (Gestern waren darum weit über 10.000 niederländische Leser hier, zu meinem anfänglich großen Erstaunen. Eine Recherche bei den Kollegen von Elsevier und de Volkskrant ergab die Lösung.)

Die Frau hatte ihren Besuch des Schwimmbads – offenbar schon Ärger antizipierend – bei der Schimmbadleitung angemeldet. Dennoch beschwerten sich später Badegäste über den Anblick der verhüllten Frau beim Direktor.

Die Muslimin nimmt an einem Integrationsprogramm der Stadt Almelo teil. Dazu gehört auch Sport. Für das Schwimmen ließ sie sich in der Türkei einen schwarzen Burkini mit Blumenmuster anfertigen.

Der leiter des Schwimmbades erklärte de Volkskrant, er sehe kein Porblem mit der Badekleidung. Jeder dürfe im Schwimmbad tragen, was er wolle – ausgeschlossen eine Verhüllung des Gesichts. (Wäre auch ein bißchen unpraktisch – gerade so als wolle man sich selbst waterboarden. Aber wer weiß, auch das wird womöglich noch kommen.)

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Islamisch korrekte Badefreuden, jetzt auch in Holland. 

 

Typen wie Lau

Die Reaktionen von selbst ernannten Amerikafreunden sind kurios:

Zitat aus dem Blog Wind in the Wires:

„Hinz und Kunz fühlen sich bestätigt. Während man nicht einmal bei den amerikanischen Geheimdiensten den eigenen Bericht für bare Münze nimmt und über Wahrscheinlichkeiten, Eventualitäten und Unsicherheiten schreibt, ist man plötzlichan allen möglichen Orten davon überzeugt, ganz genau zu wissen, wie es um das iranische Atomprogramm bestellt ist.

Zum Beispiel erklärt Jörg Lau auf den Seiten der Zeit seine Erleichterung darüber, dass es nun „doch kein[en] Weltkrieg“ geben soll. Der Bericht der US-Geheimdienste lasse „den US-Präsidenten de facto als Lügner und Kriegshetzer dastehen“. Es handele sich um eine „Ungeheuerlichkeit […], die einen Amerika wieder lieben läßt.

Typen wie Lau machen keinen Hehl daraus, die USA zu hassen. Für gewöhnlich ist die bloße Erwähnung amerikanischer Nachrichtenagenturen für solche Leute der Beginn eines Gesprächs über Lügen, finstere Machenschaften und Intrigen. Solche Regungen sind mit einem Mal verschwunden: Man liebt Amerika „wieder“.

Dabei spielt es keine Rolle, dass die Geheimdienste nicht einmal ihren eigenen Angaben Glauben schenken. Weshalb sollte man sich auch bemühen darüber nachzudenken? Der NIE-Bericht lässt sich so schön in das antiamerikanische Ressentiment einfügen, dass man gar nicht mehr bemerkt, wie man plötzlich an Leute glaubt, die sonst als das absolute Böse galten.“

Ich habe den CIA nie für das absolut Böse gehalten. Das sind zum großen Teil auch nur Leute, die herumrecherchieren und dann Artikel schreiben. Sie haben ein paar andere Quelle als unsereiner, und ihre Papiere können direkt Politik beeinflussen.

Ich fühle mich auch nicht bestätigt: Denn ich habe geglaubt, dass es ein aktives Bombenprogramm gibt.

Ich glaube nicht zu wissen, wie es heute wirklich um das Programm steht. Ich nehme zur Kenntnis, dass der amerikanische Geheimdienst das Bedrüfnis hatte der Welt mitzuteilen, dass er das auch nicht ganz genau weiß. Das ist schon ein Hammer.

Antiamerikanische  Ressentiments? Kann ich ehrlich von mir weisen. Bush der Jüngere ist ohne jeden Zweifel ein Verhängnis für Amerika und die Welt. Die Mehrheit der Amerikaner sieht es auch so. Und offenbar die Führung des Militärs und der Geheimdienste.

Damit hätte ich nicht gerechnet, und daß es so etwas geben kann, macht einen „Typen wie Lau“ froh und stolz, ein Freund Amerikas zu sein.

 

Wo sind die moderaten Muslime?

Ayaan Hirsi Ali erregt sich zu Recht über das peinliche Schweigen, mit dem viele so genannte moderate Muslime über die schrecklichen Fälle „islamischer Justiz“ hinweggehen, die in den letzten Wochen Schlagzilen machten – die Verurteilung einer Vergewaltigten in Saudi-Arabien, die Teddybär-Mohammed-Affäre im Sudan (nun, da gab es lobenswerte Ausnahmen) und die Hatz auf Taslima Nasrin in Indien.

Die Karikaturen haben den Mob auf die Strasse gebracht,  über den Menschenrechten und jedem Anstand Hohn sprechenden Urteile im Namen der Scharia wird geschwiegen:

„I wish there were more Islamic moderates. For example, I would welcome some guidance from that famous Muslim theologian of moderation, Tariq Ramadan. But when there is true suffering, real cruelty in the name of Islam, we hear, first, denial from all these organizations that are so concerned about Islam’s image. We hear that violence is not in the Koran, that Islam means peace, that this is a hijacking by extremists and a smear campaign and so on. But the evidence mounts up.

Islamic justice is a proud institution, one to which more than a billion people subscribe, at least in theory, and in the heart of the Islamic world it is the law of the land. But take a look at the verse above: more compelling even than the order to flog adulterers is the command that the believer show no compassion. It is this order to choose Allah above his sense of conscience and compassion that imprisons the Muslim in a mindset that is archaic and extreme.

If moderate Muslims believe there should be no compassion shown to the girl from Qatif, then what exactly makes them so moderate?

When a “moderate” Muslim’s sense of compassion and conscience collides with matters prescribed by Allah, he should choose compassion. Unless that happens much more widely, a moderate Islam will remain wishful thinking.“

Ganzer Text hier.