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Muslime und Sexualkunde

Aus der neuen Studie über muslimisches Leben in Deutschland, die heute vom Innenministerium veröffentlich wird:

Diese Grafik macht deutlich, dass wir jahrelang über ein absolutes Scheinproblem geredet haben: Es gibt keine nennenswerte Nichtteilnahme von muslimischen Schülern am Sexualkunde-, Schwimm- und Sportunterricht.

Nichtteilnahme an Klassenfahrten – mit 8,7 Prozent auch nicht sehr bedeutend, wird mit „sonstigen Gründen“ (nicht mit der Religion) begründet. Es dürften also traditionelle Sittlichkeitsvorstellungen eine Rolle spielen.

In anderen Worten: Diese Thema können wir getrost vergessen.

 

„Gott ist groß“

Etwas hat sich verändert im Iran. Es sind Risse im Gebälk des Systems sichtbar geworden, die eines Tages zu seinem Einsturz führen können.
Und es hat sich auch etwas am Bild des Iran in der Welt verändert. Nun steht nicht mehr nur „der Irre von Teheran“ für dieses Land, sondern auch die Menschen, die sich immer noch nicht, nach 30 Jahren Diktatur, an Stiefel im Genick gewöhnen mögen.
So schreibt Bradley Burston in Ha’aretz: „Ich hätte mir nie vorstellen können, dass ich den Iran (im Fussball) unterstützen würde.“ Er bezieht sich dabei auf die grünen Bänder, die die Spieler des Iran beim Spiel gegen Korea getragen hatten, um die Opposition zu unterstützen:

Now, though, the people in Tehran’s streets have made it possible to begin to see past Ahmadinejad. I have to get used to Iran not as a cartoon bully, but as my neighbor. Not because they will go nuclear – though nuclear they may well go. But because it is a nation of people, as we are, not pawns in an increasingly obsolete revolution.

It often seems that fundamentalism is the curse of the Middle East. In Israel, in Palestine, in Lebanon, in Iraq and Iran, it appears at first glance that it is fundamentalism that keeps peace at bay, that it has cursed Israel with settlements and faith-based racism; that it has cursed the Palestinians with anti-Jewish incitement and dated ideology which has kept statehood a practical impossibility; that it makes Hezbollah worship weaponry over all else; and that it has has spurred brother Muslims, Shi’ites and Sunnis in Iraq, to suicide bomb each other’s mosques, and each other.

But this view is too simple. It fails to take into account the fact that it is not religion per se, but its unholy marriage with politics, that yields the excesses that rob people of their freedom, dignity, and a future of peace. When fundamentalism becomes revolution, the truth that is in religion, becomes the first casualty.

Und so sah es gestern in Teheran aus, man achte auf die Rufe der Menschen. „Allahu akbar“ – das kann auch heissen: Schert euch zum Teufel, verdammte Mullahs.

 

Drei Muftis in zwei Tagen: Wolfgang Schäuble internationalisiert den Dialog mit den Muslimen

(Aus der ZEIT Nr. 27 vom Donnerstag, 25. Juni 2009)

Kairo, im Juni
Das Smartphone des Großmuftis vibriert, er nimmt den Anruf an und beginnt hinter vorgehaltener Hand vernehmbar zu plaudern. Der deutsche Innenminister – Ehrengast bei diesem Dinner mit islamischen Würdenträgern – schaut kurz irritiert auf den Nil und fährt dann fort, andere Teilnehmer mit Fragen zu löchern: Wie stark sind die Muslimbrüder wirklich? Schützt der Staat die christliche Minderheit? Wie kooperiert die Regierung mit den theologischen Fakultäten?

Der Nil in Kairo, südwärts      Foto: Jörg Lau
Ägyptens Mufti Ali Gomaa hat unterdessen sein Gespräch beendet und tippt nun eine SMS. Neben ihm sitzt Großscheich Tantawi von der Al-Azhar-Universität, höchste Autorität des sunnitischen Islams. Doch auch er spricht ins Handy, und so verbringt der deutsche Innenminister den Rest des Dinners neben zwei plaudernden Turbanträgern, die offenbar durchaus Interesse am Dialog haben – nur nicht mit ihm.
Wolfgang Schäuble ist 3000 Kilometer weit geflogen, um das Gespräch mit den Muslimen zu internationalisieren. Er sucht in den Herkunftsländern dieser für Deutschland noch immer neuen Religion nach Partnern für das Projekt, das ihm zur politischen Lebensaufgabe geworden ist: die Einbürgerung des Islams in Deutschland. Schäuble wirbt in Alexandria, Kairo und Damaskus auch für seine Islamkonferenz.
Vor allem aber will er verstehen: Der Aufruhr in Iran treibt ihn um, bei dem Hardliner wie Reformer die Sprache des politischen Islams benutzen. Werden diejenigen sich durchsetzen, die Islam und Demokratie für kompatibel halten? Oder wird der militärisch-theologische Komplex der Islamischen Republik Iran die Reformer niederwalzen? Und wie geht es mit dem moderaten Islamismus der türkischen AKP weiter? Wird sich daraus ein glaubensbasierter, aber pragmatischer Konservatismus entwickeln wie in der euro­päischen Christdemokratie?

Landschaft mit Ministerkolonne Foto: Jörg Lau
Dass Entwicklungen in weit entfernten Ländern Rückwirkungen auf die deutsche Dis­kus­sion um den Islam haben werden, ist Wolfgang Schäuble nur allzu bewusst. In Kairo und Damaskus fragt er: Was tut ihr gegen die Radikalisierung der Jugend? Wie entwickelt ihr die Theologie weiter? Wie stellt ihr euch die Rolle des Islams in einer globalisierten Welt vor?
Es kommt an diesem Wochenende ernüchternd wenig zurück. Drei Muftis in zwei Tagen, neben den beiden Ägyptern noch ein Syrer, hinterlassen beim deutschen Innenminister das Gefühl: Bei diesem Kampf sind wir allein. Auf die arabischen Gelehrten kann er nicht bauen. Verkehrte Welt: Wer dem deutschen Innenminister zuhört, wie er die Würdenträger mit seinen besorgten Nachfragen wachzurütteln versucht, erwischt sich bei der Frage: Wer ist hier eigentlich der Obermufti? Wer macht sich mehr Gedanken um die Zukunft des Islams?
Gleich nach dem Dinner mit Nil-Blick rast Schäubles Kolonne zur Universität Kairo, wo der Minister eine Rede über das »Miteinander der Religionen« hält – unmittelbar gegenüber dem Saal, in dem 18 Tage zuvor der amerikanische Präsident eine Rede an die »muslimische Welt« gerichtet hat. Schäuble bemüht sich zwar, schon aus Gründen der Fallhöhe, nicht im gleichen Genre anzutreten. Er spricht über seine Erfahrungen mit der Islamkonferenz und über seine Vision für ein gleichberechtigtes und friedliches Zusammenleben der Religionen in Deutschland. Doch für viele unter den etwa 300 Zuhörern ist er in diesem Moment auch ein weiterer Repräsentant des Westens, der sich um Entspannung und Abrüstung im Krieg der Kulturen bemüht. Dass so eine »bedeutende Persönlichkeit«, wie die Moderatorin mehrmals betont, hierher gekommen ist, um sich der Debatte zu stellen, wird mit Genugtuung aufgenommen. Wie die Welt sich doch verändert hat: Ein Innenminister macht Außenpolitik. Die lange geforderte »Weltinnenpolitik« beginnt mit kleinen Schritten.
Und plötzlich, in dem stuckge­schmückten Foyer der Kairoer Universität, bekommt Schäuble doch noch die Debatte, die ihm die telefonierenden Muftis schuldig blieben: Ein ägyptischer Säkularer hält es für einen Fehler, dass der Staat überhaupt mit der Religion kooperiere. Eine Feministin sorgt sich um die Rechte der Frauen, wenn die konservativen Gläubigen mitbestimmen dürfen. Und eine Teilnehmerin mit Kopftuch fragt misstrauisch: Wollen Sie einen deutschen Islam schaffen, Herr Minister?

Der Innenminister trifft den Stellvertreter seines syrischen Kollegen   Foto: Jörg Lau

Nein, repliziert Schäuble. Er wolle überhaupt keinen »Islam schaffen«. Er sei bloß für die Rahmenbedingungen zuständig, unter denen die Muslime sich dann selbst entfalten müssten.
Das ist die politisch und juristisch korrekte Antwort. Aber sie ist nicht ganz aufrichtig. Denn natürlich geht es dem Minister um ebendies: die Förderung eines deutschen, eines europäischen, eines moderneverträglichen, westlichen Islams. Das ist eine Lehre der Nahostreise des Innenministers, die er so natürlich niemals aussprechen wird: In der islamischen Welt gibt es herzlich wenige brauchbare Partner für diese Entwicklung. Wenn man von zwei modernen theologischen Fakultäten der Türkei in Ankara und Istanbul absieht, muss man der Tatsache ins Auge sehen, dass die Reform des Islams ein langwieriger europäischer Kraftakt sein wird. Diese Reise macht das schmerzlich klar. In der Kairoer Uni sagt Schäuble, es sei jetzt »Zeit zu handeln«, sonst würden »die anderen« weiter die Religion missbrauchen, »um die Welt zu zerstören«. Großer Beifall.
Schäubles doppelte Mission, wie er sie in Kairo entfaltet, ist folgende: Wir Europäer, sagt er, müssen uns daran gewöhnen, dass die Religion, die wir als politischen Faktor schon abgehakt hatten, wieder sichtbarer geworden ist – und dies vor allem durch die muslimische Präsenz auf unserem Kontinent. Und die Muslime müssen, wenn sie die Gleichstellung mit anderen Religionsgemeinschaften erreichen wollen, ohne Vorbehalt ihren Frieden mit Rechtsstaat, Demokratie und Menschenrechten machen.

Omajadenmoschee in Damaskus     Foto: Jörg Lau
Schäuble sagt den Satz immer wieder, mit dem er seinerzeit die Islamkonferenz eröffnet hatte: »Der Islam ist ein Teil Deutschlands.« Wenn man sich in einigen Jahren zu vergegenwärtigen versucht, was die Große Koalition eigentlich zustande gebracht hat, werden diese sechs schlichten Worte dazugehören: Sie haben eine Zeitenwende im deutschen Selbstverständnis eingeläutet. Der Minister weiß das, und er ist unverholen stolz darauf. Er genießt die Verwirrung seiner Beobachter, dass der Autor dieser Worte derselbe Schäuble sein soll, der einst gegen die doppelte Staatsangehörigkeit polemisiert und die populistische Kampagne Roland Kochs gegen den »Doppelpass« unterstützt hatte.
Aber ist es wirklich derselbe? Ist das einfach nur konsequent, wie er selbst zu glauben scheint: Wer die Integration will – so die innere Logik, die den Schäuble des Jahres 2000 mit dem von heute verbindet –, darf sich eben nicht scheuen, Einwanderern die Loyalitätsfrage vorzulegen und eine Entscheidung für dieses Land abzuverlangen. Und darum sei er eben auch heute noch gegen die doppelte Staatsangehörigkeit.
Mag sein. Aber als Unterstützer einer hässlichen Kampagne wie seinerzeit kann man sich ihn eben einfach nicht mehr vorstellen. Und das spricht dafür, dass irgendetwas Grundlegendes passiert sein muss, ein auch für ihn selbst überraschender, unabgeschlossener Lernprozess.
Als er 2005 zum zweiten Mal Innenminister wurde, waren gerade die Bomben in Londoner U-Bahnen explodiert. Die Pariser Banlieue brannte, und kurz darauf starben Menschen wegen der dänischen Mohammed-Karikaturen. Während die Rechte vielerorts in Europa mit antiislamischer Rhetorik reüssierte, startete Schäuble mit der Islamkonferenz ein gesellschaftliches Experiment: Entspannungspolitik im Inneren, gegen den populistischen Strom der Zeit.

Freundlich grüßen Vater und Sohn Assad. Flughafen Damaskus    Foto: Jörg Lau

Wolfgang Schäuble ist stolz darauf, dass Rechtspopulisten in Deutschland kaum Chancen haben, mit Hetze gegen Moscheebauten und Kopftücher Stimmen zu gewinnen. Dass »Pro Köln« es nicht vermochte, die Domstädter gegen die geplante Großmoschee zu agitieren, schreibt er nicht zu Unrecht auch seiner Politik gut. In seiner eigenen Partei seien die Abwehrreflexe rückläufig: Klar könne man auch dort Menschen finden, erklärt er, die erst mal eine Abwehrhaltung einnehmen – »Muslime, uuh!« –, aber in Wahrheit seien die Leute in seinen Parteiversammlungen stolz, dass die Union bei dem Thema heute führe. Luftherrschaft über den Stammtischen bedeute, für klare Luft zu sorgen, »nicht sich dem Mief anzupassen«. Die Leute wollen vielleicht ja gar nicht, sinniert der Minister, »dass wir ihnen nach dem Mund reden«. Sie wollen Führung, sagt er verschmitzt. Wer mag, darf diesen Satz wohl auch auf andere Politik­bereiche beziehen.
Auf dem Rückflug von Damaskus, nach einem weiteren enttäuschenden Gespräch mit dem dortigen Großmufti, macht Wolfgang Schäuble schon Pläne für die nächsten vier Jahre. Weil wir auf die Scheichs und Muftis nicht zählen können, brauchen wir schnell eine richtige islamische theologische Fakultät in Deutschland. Er werde Druck machen, dass sich ein Bundesland der Sache annehme, sagt er. Der Innenaußenminister nun auch noch als Bildungsminister?
Deutschland hat noch kein Inte­grationsministerium, aber einen Integrationsminister in einem ganz wörtlichen Sinn: Er hält die widerstreitenden Pole in der Konferenz zusammen, die islamkritischen Feministinnen und die konservativen Herren von den Verbänden, die ihn gleichermaßen respektieren. Und er kann auch die skeptischen Teile der deutschen Mehrheit integrieren, vielleicht gerade weil er selber früher harte Töne angeschlagen hat. Und weil er auch das Inbild des harten Sicherheitsministers abgibt. In der Islamkonferenz, so hat es Navid Kermani als Teilnehmer formuliert, müssten »die Beteiligten gewissermaßen stellvertretend für ihre Gesellschaft lernen, wie kompliziert es sich mit den Identitäten verhält«. Das gilt ganz offensichtlich auch für ihren Erfinder.

 

Obama verschärft den Ton gegen Iran

Dpa meldet, dass  Barack Obama die «ungerechten Aktionen» der iranischen Staatsgewalt gegen Demonstranten scharf verurteilt habe: «Die USA und die internationale Gemeinschaft sind erschüttert und empört über die Drohungen, Misshandlungen und Gefangennahmen der letzten Tage» im Iran, sagte Obama am Dienstag zu Beginn einer Pressekonferenz im Weißen Haus in Washington.
Entscheidungen über die künftige US-Politik gegenüber dem Iran hänge allerdings von der Entwicklung ab, die derzeit noch ungewiss sei.

Die USA respektierten die Souveränität der Islamischen Republik des Irans und hätten keine Absicht, sich in die internen Angelegenheiten einzumischen. Aber die USA verurteilten «Gewalt gegen unschuldige Zivilisten», gleich wo sie sich in der Welt ereigneten. Die Vorwürfe Teherans über eine angebliche amerikanische Einmischung in den Konflikt seien «falsch und absurd».

Die Führung des Irans versuche mit «einer alten Strategie» und der Schaffung von Sündenböcken davon abzulenken, dass das iranische Volk um seine Zukunft ringe, sagte Obama weiter. Es gehe darum, den «Mut und die Würde der iranischen Volkes» zu bezeugen. Im Iran würden derzeit «internationale Normen und Prinzipien» über Gewalt und den Umgang mit friedlichen Oppositionellen verletzt.

«Das iranische Volk hat ein universelles Recht auf Versammlungs- und Redefreiheit», sagte der US-Präsident. Keine Politik der «eisernen Faust» dürfe heute ein Volk daran hindern, seinen Willen
auszudrücken. Auch die Versuche Teherans, Journalisten auszuweisen und zu zensieren, könnten dank Handys und Computer nicht verhindern, dass die Welt von der Ereignissen erfahre. Obama wehrte sich gegen den Vorwurf, er habe zu spät auf die Ereignisse im Iran reagiert. Er habe früh auf die «universellen Bürgerrechte» verwiesen.

Obama verwies erneut darauf, dass es ein zentrales Sicherheitsinteresse der USA sei, dass der Iran keine Atommacht werde. Noch habe Teheran die Wahl, den Weg zu wachsender Isolation zu verlassen; allerdings seien die jüngsten Entwicklungen aus US-Sicht wenig ermutigend.

Und ich finde, dieser Ton ist sehr angemessen. Es war richtig, die Opposition nicht durch eine zu frühe Einmischung zu delegitimieren.
Jetzt ist allerdings die Zeit für klarere Worte gekommen – und vielleicht bald auch für Taten, also konsequente Isloation und Bestrafung des Regimes.

 

Mussawi: Wir sind Opfer von Betrug

Dieses Statement von Mir Hossein Mussawi vom Wochenende gibt einen guten Einblick in sein Denken und Argumentieren. Ich denke, es ist gefährlich für das Regime, eben weil er selbst religiös-khomeinistisch orientiert ist, aber den Geist der islamischen Revolution gegen das heutige Establishment wendet.

„Im Namen Gottes, des Barmherzigen

In der Tat verlangt Gott von Dir, treuhänderisch umzugehen mit dem, was die Menschen Dir anvertrauen und sie mit Gerechtigkeit zu regieren (Koranvers)

Ehrenwertes und kluges Volk des Iran, in diesen Tagen und Nächten ereignet sich ein entscheidender Moment in unserer Geschichte. Die Menschen fragen einander: „Was sollen wir tun?“

Vor dreissig Jahren siegte in diesem Land eine Revolution im Namen des Islam, eine Revolution, die die Würde der Menschen wiederherstellen wollte, eine Revolution für Wahrheit und Gerechtigkeit. In jenen Zeiten, als unser erleuchteter Imam Khomeini noch lebte, wurden viele Leben investiert, um diese Grundlage zu legitimieren und viele wertvolle Dinge wurden erreicht. … Dieses Volk erlangte Würde und Freiheit…
Ich bin sicher, dass diejenigen, die jene Tage erlebt haben, sich nicht mit weniger zufrieden geben werden. Haben wir als Volk die Gabe verloren, jene frühere Spiritualität zu erleben? Ich war gekommen um zu sagen, dies sei nicht der Fall. Es ist noch nicht zu spät, wir sind noch nicht zu weit entfernt von diesem erleuchteten Raum.

Ich war angetreten um zu zeigen, dass es möglich sei, spirituell zu leben und zugleich ein Teil der modernen Welt zu sein. Ich war gekommen um die Warnungen des Imams über den Fundamentalismus zu wiederholen. Ich war gekommen um zu sagen, dass die Missachtung der Gesetze zur Diktatur führt; und um daran zu erinnern, dass die Achtung der Menschenwürde die Grundfesten des Regimes nicht erschüttert, sondern stärkt.
Ich war gekommen um zu sagen, dass die Menschen Aufrichtigkeit und Integrität von ihren Dienern erwarten, und dass viele unserer Gefährdungen sich aus der Lüge ergeben. … Ich war gekommen um neu einzuladen zur Islamischen Revolution, so wie sie sein sollte, und zur Islamischen Republik, so wie sie sein sollte. … Die Kernbotschaft der Revolution erwies sich als so anziehend, dass es meine Artikulationsfähigkeit überstieg und die junge Generation anstachelte, die jene Tage nicht erlebt hatte, Szenen nachzuschaffen, die wir seit den Tagen der Revolution und der heiligen Verteidigung nicht gesehen hatten. Die Volksbewegung wählte Grün als Symbol, und ich bekenne, darin folgte ich ihr.
Eine Generation, die angeprangert wurde, sie sei von der Religion entfernt, hat nun Parolen wie „Gott ist groß“, „Gottes Sieg ist nahe“ und „Oh Hussein!“ angenommen, um zu zeigen, dass die Früchte dieses Baumes sich alle ähneln. Niemand hat ihnen diese Slogans beigebracht, sie von durch ihren eigenen Instinkt zu ihnen geleitet worden.
Wie ungerecht sind jene, die aus kleinlichem Vorteilsdenken unterstellen, dies sei eine „samtene Revolution“, die von Fremden angezettelt wurde!
Aber wie ihr wisst, sind wir alle zu Opfern von Betrug und Unterstellungen geworden, als wir unsere Nation zu erneuern versuchten und Träume zu verwirklichen suchten, die in den Herzen unserer Jungen und Alten wurzeln.

Die große Beteiligung bei der jüngsten Wahl war das Resultat harter Arbeit bei der Schaffung von Hoffnung und Vertrauen. Wir versuchten denen eine verdiente Antwort zu erteilen, deren breite Unzufriedenheit mit der jetzigen Managementkrise die Grundfesten des Regimes hätte antasten können.
Wenn dieser gute Wille des Volkes nicht beantwortet wird, indem man seine Stimmen schützt, oder wenn das Volk seine Rechte nicht auf eine zivile Art und Weise durchsetzen kann, dann wird die Verantwortung für die gefährlichen Kämpfe vor uns auf den Schultern jener lasten, zivile Proteste nicht tolerieren. Wenn Betrug und Manipulation, die den Zorn des Volkes erregt haben, als Fairness ausgegeben werden, wird die republikanische Natur des Staates zerstört werden und die Ideologie praktisch bewiesen werden, dass Islam und republikanische Verfassung unvereinbar seien.
Dieses Ergebnis wird zwei Gruppen glücklich machen: Erstens jene, die seit Beginn der Revolution gegen den Imam (Khomeini) standen und die Islamische Republik eine Diktatur der Elite nannten.
Und zweitens jene, die die Menschenrechte verteidigen und glauben, die Religion und der Islam seien gegen die Republik. Die große Kunst des Imams war es, diese Gegensätze zu neutralisieren. …
Doch jetzt haben die Oberhäupter unseres Staates die Verantwortung akzeptiert für das, was während der Wahl passiert ist, indem sie die Ergebnisse der Wahl bestätigten und ihre Überprüfung so einschränkten, dass das Endergebnis dadurch nicht verändert werden kann.
Wir werden aufgefordert, unsere Beschwerden beim Wächterrat einzureichen, obwohl dieser Rat seine Voreingenommenheit unter Beweis gestellt hat, nicht nur vor und während, sondern nach der Wahl. …
Wenn ich die Szene betrachte, scheint sie mir bereit für eine neue politische Agenda, die weit darüber hinaus geht, eine ungeliebte Regierung zu installieren. … Als jemand, der die Schönheit eurer grünen Welle gesehen hat, werde ich nie erlauben, dass jemandes Leben durch meine Taten gefährdet wird. Doch ich lasse mich nicht einschüchtern in meiner Forderung, dass die Wahl annulliert werden muss und das Recht des Volkes gewahrt.
… Voll Gottvertrauen und Zukunftshoffnung, gestützt auf die Stärke einer sozialen Bewegung, (sage ich:) fordert eure Rechte im Rahmen der existierenden Verfassung, und beachtet das Prinzip der Gewaltlosigkeit!
Denn wir stellen uns nicht gegen die Bassidsch-Milizen. Die Bassidsch sind unsere Brüder. Und wir stellen uns nicht gegen die Revolutionsgarden. Die Garden sind die Hüter unserer Revolution. Wir stellen uns nicht gegen die Armee, denn die Armee beschützt unsere Grenzen. Diese Organe sind die Hüter unserer Unabhängigkeit, der Freiheit und der Islamischen Republik. Wir stellen uns gegen Betrug und Lügen, und wir wollen Reform – Reform durch Rückkehr zu den wahren Prinzipien der Revolution.

Wir raten den Staatsgewalten, die Strasse zu beruhigen. Artikel 27 der Verfassung gibt nicht nur dem friedlichen Protest Raum, sondern ermutigt gar zu solchen Versammlungen. Das Staatsfernsehen sollte aufhören, uns schlechtzureden und Partei zu ergreifen. Bevor Stimmen sich zum Geschrei steigern, lasst sie in vernünftigen Debatten hörbar werden. Lasst die Presse kritisieren, und die Nachrichten bereicht, so wie sie passieren. In einem Wort: Schafft einen Freiraum für die Menschen, wo sie Zustimmung und Dissens ausdrücken können. …
Euer Bruder und Gefährte Mir Hossein Mussawi.“

 

Übersetzung aus dem Englischen von Jörg Lau

 

Die Revolution der Frauen im Iran

Bewegendes Stück von Roger Cohen in der NYT:

I don’t know where this uprising is leading. I do know some police units are wavering. That commander talking about his family was not alone. There were other policemen complaining about the unruly Basijis. Some security forces just stood and watched. “All together, all together, don’t be scared,” the crowd shouted.

I also know that Iran’s women stand in the vanguard. For days now, I’ve seen them urging less courageous men on. I’ve seen them get beaten and return to the fray. “Why are you sitting there?” one shouted at a couple of men perched on the sidewalk on Saturday. “Get up! Get up!”

Another green-eyed woman, Mahin, aged 52, staggered into an alley clutching her face and in tears. Then, against the urging of those around her, she limped back into the crowd moving west toward Freedom Square. Cries of “Death to the dictator!” and “We want liberty!” accompanied her.

 

Hilferuf aus Teheran

Mitblogger docaffi sendet folgende Nachricht:
Die Nachricht eines guten Freundes in Teheran; gerade über Facebook erhalten:

“dustan komak konin berin tazahorat az iranihayi ke inja koshte mishan kotak mikhoran hemayat konin.

ma inja donbale chizi hastim ke hameye shomaha unja baratun mamuliye wa haghe mosalame ye adamizad hesab mishe.

farda khodetun mikhayn bian az in barawardeha estefade konin.

etehade irania baham tuye khiabunha shekaste nemishe. shomaham unja dasbedase ham berin ino neshun bedin.”

Meine schnelle Übersetzung:

Freunde bitte hilft uns und geht für eure Landsleute, die zu dieser Stunde auf den Strassen getötet und verprügelt werden, demonstrieren.
Sie sterben, weil sie nach etwas streben, das für euch in Europa selbstverständlich ist. Wenn wir siegen, werdet ihr morgen davon profitieren.
Der Zusammenhalt der Demonstranten wird nicht nicht zu durchbrechen sein. Bitte geht Hand in Hand und zeigt eure Verbundenheit.

Aus Andrew Sullivan’s Blog:

4.22 pm. Conf’d Iran Fatemiyeh Hospital Tehran: 30-40 dead as of 11pm; 200 injured. Police taking names of incoming injured.

Call from Iran reports severe skin burns due to the unknown liquid dropped from helicopters.

Bahman Ahmadi Amouee (Zhila’s husband, journalist) also arrested

Jila Bani Yaghoub, Femenist and Journalist arrested at her home in Tehran a few Mins. ago.

Some other Journalists arrested in Tehran.“

 

Was Mussawi will

Mussawi übersetzt – eine Art Yeswecan-Video des unterlegenen (?) Kandidaten: