Lesezeichen
 

Gute Nacht mit japanischem Rap

Weiß der Teufel, was sich diese netten, aber ein wenig verrückten Japaner dabei gedacht haben. Besonders der mit staunenswerten Brüsten ausgestattete Sumo-Mann gegen Ende hat mich beeindruckt.

Soundtrack: Herrlich melodiöser Rap von Shing 02, unten noch mal mit Text.

 

Wie unsere Kinder uns erziehen

Torsten Harmsen schreibt in der Berliner Zeitung über mein Buch:

In seinem Buch „Bekenntnisse eines schwer erziehbaren Vaters“ schreibt der Zeit-Autor Sätze wie: „Einer der schönsten Genüsse im Leben mit Kindern ist bekanntlich das Wochenende ohne sie.“ Was wie eine Gemeinheit klingt, ist dialektisch gedacht. Denn ohne Kinder hätte man diesen Genuss gar nicht. Das Glück, das man in der hin und wieder errungenen freien Zeit empfindet, wirkt auf die Beziehung zu den Kindern zurück. (…)

„Lieber Papa. Wen du mir nicht 1 Kegs apgipst. Dan Ferschteke ich. Deine Unter Hosen.“ Mit diesem Briefchen seiner Tochter Anna zeigt Jörg Lau, wie irrig die Vorstellung ist, man habe als Eltern die Erziehung im Griff. „Kinder verfügen ziemlich früh über ein ganzes Arsenal von Kniffen, mit denen sie uns steuern“, schreibt er. Doch während andere vor dem Heranwachsen lauter kleiner Tyrannen warnen, sieht Lau im Leben mit Kindern die Chance zu lernen.

(…)

Sein Buch mit dem Untertitel „Wie unsere Kinder uns erziehen“ ist ironisch, unterhaltsam – und zugleich ziemlich philosophisch. Lau schildert die Symbiose, die sich entwickelt, wenn man Familie hat – eine „riskante Lebensform“. Man werde verwundbar. Zugleich schützten einen Kinder bei Krisen. Man sehe die eigenen Eltern anders. Und der Umgang mit den letzten Dingen ändere sich.

Das Buch steckt voller Geschichten zu Fragen wie: Was ist kindgerecht? Wie kombiniert man Freiheit und Verbindlichkeit? Welche Rolle spielen Rituale? Wo darf man lügen? Wie vertragen sich Forderungen und Kritik mit bedingungsloser Liebe? Auch das Loslassen müsse man lernen. „Nur noch ein paar Jahre, und die rätselhaften kleinen Gäste, die eines Tages in unserem Leben auftauchten, werden das Weite suchen“, schreibt Lau am Ende. Doch trotz dieser Wehmut ist es ein ermutigendes, lebensfrohes Buch.

 

Wenn die Sarazenen kommen

Mit meinem Nachnamen sollte man ja eher vorsichtig sein, wenn es um Namenswitze geht. (Was habe ich nicht schon gelitten seit Grundschultagen!) Aber jetzt muss ich doch noch mal was zum Namen Sarrazin loswerden.
Es wirkt jafast ein bisschen bizarr, dass der Mann, der die „Eroberung durch Geburtenrate“ zum Thema gemacht hat, den Namen jenes Volksstammes trägt, der im Mittelalter zum Inbegriff der christlichen Islampolemik wurde: der Sarazenen nämlich. Einem Schriftsteller würde man eine solche Erfindung nicht durchgehen lassen: zu dick aufgetragen, mein Lieber!

Erhard_Reuwich_Sarazenen_1486

Auf dieser Abbildung aus dem Jahr 1486 sieht man die Tracht der männlichen und weiblichen „Sarazenen“, inklusive Burka und Turban, wie sie von Erhard Reuwich dargestellt wurde.

In Wikipedia gibt es zum Begriff zu lesen:

„Die Bedeutung wurde seit der Spätantike sukzessive erweitert, zuerst auf die übrigen arabischen Stämme der vorislamischen Zeit (Eusebius, Hieronymus), und dann im Laufe der kriegerischen Auseinandersetzungen mit maurischen und arabischen Armeen in Europa auf die islamischen Völkerschaften schlechthin. In dieser erweiterten Bedeutung wurde das Wort seit der Zeit der Kreuzzüge aus dem Griechischen und Lateinischen auch in die europäischen Volkssprachen übernommen.

Der Gebrauch im christlichen Schrifttum war hierbei geprägt von einer die bezeichneten Völker abwertenden, gelehrten Volksetymologie. Bereits bei Hieronymus und Sozomenos, also in vorislamischer Zeit, erscheint die Worterklärung, dass die Agarener (oder Hagarener), die Nachfahren der Hagar, der verstoßenen Sklavin und Nebenfrau Abrahams, sich fälschlich als „Sarazenen“ bezeichnet hätten, um sich als Abkömmlinge der Sarah, der Freien und Ehefrau Abrahams auszugeben und sich dadurch aufzuwerten. Diese Worterklärung, die die Sarazenen als verkappte Agarener, und damit in Anknüpfung an die paulinische Deutung des alttestamentlichen Themas (Gal. 4,21-31) als Angehörige eines von Gott heilsgeschichtlich verstoßenen Volkes deutete, wurde bei den christlichen Autoren des Mittelalters seit dem Aufkommen des Islam zu einem anti-islamischen Topos, der in der europäischen Literatur über die Kreuzzüge und den Islam weitere Verbreitung erlangte.“

Irgendwie doch verdammt lustig, diese Koinzidenz: Der Mann trägt den Namen, mit dem man abwehrend und abwertend die dunkelhäutigen Muslime bezeichnete, die im Zuge des Eroberungsfeldzugs der Mauren nach Europa kamen.

A propos Eroberung durch Geburten: Deutsche in Berlin haben eine Geburtenrate von 1,2 Kindern, Araber und Türken in der Hauptstadt eine Rate von 2 Kindern pro Familie. Die Kollegen vom Stern weisen in ihrer morgen erscheinenden, exzellenten Ausgabe darauf hin, dass die Sarazenen, wenn dies so bleibe, mehrere hundert Jahre für ihr Projekt bräuchten.

Der Stern hat die wesentlichen Aussagen Sarrazins einem Faktencheck unterzogen. So viel kann ich verraten: es bleibt nicht viel übrig. (Vielleicht stellen die Kollegen die Sache ja auch mal online?)

 

Ahmadinedschads jüdische Wurzeln

Kein Witz: Der Daily Telegraph enthüllt, dass der iranische Präsident Machmud Ahmadinedschad jüdische Wuzeln hat. Bei der Registrierung zur Wahl hat Ahmadinedschad seinen Pass in die Kameras gehalten. Bild 1

Der Telegraph hat sich das Dokument vorgenommen und dabei herausgefunden, dass der ursprüngliche Familienname Sabourjian geheißen habe. Dies sei aber ein jüdischer Name, der „Tuchweber“ bedeute:

The short note scrawled on the card suggests his family changed its name to Ahmadinejad when they converted to embrace Islam after his birth.

The Sabourjians traditionally hail from Aradan, Mr Ahmadinejad’s birthplace, and the name derives from „weaver of the Sabour“, the name for the Jewish Tallit shawl in Persia. The name is even on the list of reserved names for Iranian Jews compiled by Iran’s Ministry of the Interior.

An diese Enthüllung schliessen sich natürlich sofort Theorien an, es handele sich bei den anti-israelischen Attacken des Präsidenten um kompensatorische Akte eines Konvertiten. Jüdischer Selbsthaß?

Damit wäre ich vorsichtig, so interessant solche psychologisierenden Deutungen sind – denn die antiisraelische Linie wird ja nicht nur von (möglicherweise) Konvertiten wie ihm vertreten (auch der „Moderate“ Rafsandschani ist durch Ausfälle gegen Israel auffällig geworden). Sie geht auf den Revolutionsführer Chomeini zurück und ist Teil der Staatsräson geworden.

Trotzdem: Eine extrem pikante Enthüllung, falls sie sich als zutreffend erweisen sollte.

Dank an Chajm Guski.

p.s.: Unterdessen gibt es Stimmen, die das Ganze für eine (iranische) Kampagne gegen Ahmadinedschad halten – siehe den Kommentar von Tobi. Was allerdings noch nicht bedeutet, dass an der Sache nichts dran ist.

Juan Cole sieht es so:

The Telegraph newspaper reveals that president Mahmoud Ahmadinejad appears to have Jewish antecedents, back in the 1940s when the family was still called Sabourjian (makers of Jewish shawls). This discovery was made via a photograph of his identity card, There have been many conversions from Judaism to Islam, many of them voluntary. In the real world people get all mixed up. Iran has the largest Jewish community in the Middle East aside from Israel itself. In the 19th century there were forced conversions of Jews to Shiism in the eastern city of Mashhad. Since converts intermarry with the majority community, this means that many Mashhadis have a Jewish great grandfather and may not know it. It isn’t just Iran. One genetic study found that some 20% of the Spanish had Jewish haplotypes and 10% had an Arab ancestry. The revelation in Iran doesn’t change anything; Ahmadinejad does not make his critiques of Israel with reference to his own heritage but on the basis of a radical interpretation of Khomeinist ideology. The latter in its full form is only a little over 40 years old, so for everyone in Ahmadinejad’s age cohort, it is an adopted ideology for those who adhere to it, not an inherited one.

Sag‘ ich doch!


 

Iran gibt weniger fürs Militär aus als – Schweden!

Ein interessantes Faktum zur „iranischen Gefahr“ von Juan Cole in Salon:

Belief: Iran is a militarized society bristling with dangerous weapons and a growing threat to world peace.

Reality: Iran’s military budget is a little over $6 billion annually. Sweden, Singapore and Greece all have larger military budgets. Moreover, Iran is a country of 70 million, so that its per capita spending on defense is tiny compared to these others, since they are much smaller countries with regard to population. Iran spends less per capita on its military than any other country in the Persian Gulf region with the exception of the United Arab Emirates.

 

Westerwelles Erfolg: Gay Pride

Noch ist Guido Westwerwelle gar nicht Vizekanzler und Außenminister – da beneidet uns die Welt schon um ihn:

Mein Lieblingsblogger Andrew Sullivan, der konservativ-katholische, offen schwule Obama-Freund, hat aus nahe liegenden Gründen Freude am deutschen Wahlergebnis – und fragt sich, warum so etwas in Amerika nicht denkbar ist, dem Ursprungsland der Gay-Rights-Bewegung:

„Westerwelle is now the world’s leading non-leftist gay leader. His politics are eclectic: for example, he favors removing the last American nuclear weapons from Germany. He came out formally five years ago. The Germans paid no mind.

Meanwhile, in America, there are almost no openly gay politicians, and one major party seeks to marginalize and disenfranchise gay people, stripping them of all relationship rights, and running ad campaigns focused on the „threat“ that openly gay couples pose to schoolkids.“

Ich hatte letzte Woche eine Gruppe von amerikanischen Deutschlandkennern zu Gast, die mich auch neidisch fragten.

He’s openly gay, right? And this is a total non-issue?

Ja, isses, und das ist auch gut so.

 

Erkennen Sie den Genossen…

…, der hier spricht? (Wer warnt in folgendem Zitat so eindringlich vor der drohenden Ökonomisiserung unserer Außenpolitik und macht dabei Heinrich Böll zum Zeugen?) Wer’s richtig rät, wird gegruschelt.

„Regime, die Bürger steinigen oder ihren Mädchen Bildung verweigern, die Gefangene foltern oder unliebsame Nachbarn erpressen, die Glaubens- und Gewissensfreiheit mit Füßen treten oder Terror exportieren, müssen unseren Druck spüren. Die universell anerkannten Werte – wie der Respekt vor der Würde des Menschen – sind jene Grenze, ab der aus dem Prinzip der  Nichteinmischung gemeinsame Verantwortung wird. Wer hier ehrlich auftritt, gewinnt mehr Glaubwürdigkeit als jener, der leisetritt und Deutschland im Ausland nur als oberster Handelsvertreter repräsentiert. Heinrich Böll hat uns ins Stammbuch geschrieben: Es gibt eine Pflicht zur Einmischung in die innere Angelegenheit der Menschenrechte.