Lesezeichen
 

Al-Kaida: Die Seifenoper

Die lange erwartete vierte Folge der Al-Kaida-Seifenoper.

Was bisher geschah:
Herr Abernaty verdächtigt seine Frau Safira, entweder im Verborgenen Bücher zu lesen oder ihn zu betrügen. (Schwer zu sagen, was schlimmer wäre.)

Feisals Vater und Mutter haben ihn im Verdacht, dass der angehende Selbstmordterrorist sich in Wahrheit gar nicht in die Luft sprengen will. Tatsächlich täuscht er eine Erkältung vor, um dem Selbstmordanschlag, den sein Vater so sehr herbeisehnt, zu entgehen.

Ein Chirurg teilt einer verzweifelten Familie mit, man habe zwar eine Niere für die nötige Transplantation gefunden – aber die sei leider – von einem JUDEN! (Daraufhin wird der Mullah beauftragt, die Niere zu konvertieren.)

Eine junge Frau beginnt an sich zu zweifeln, weil alle ihre Freunde sich fürher oder später in die Luft sprengen („Liegt es an mir?“) Schließlich setzt sie ihre Hoffnung auf Feisal, den feigen Car-Bomber.

In dieser Folge: Herr Abernaty wird von den Taliban aufgesucht, die nach Homosexuellen Ausschau halten. Er geht seinem fürchterlichen Verdacht nach, seine Frau betrüge ihn mit dem Friseur. Doch der ist …

Alle bisherigen Folgen auf Youtube unter „National Banana“.

 

So kann man sich täuschen

Der libanesische Premierminister Fuad Siniora in einem Interview mit der arabischen Tageszeitung Al-Hayat über den Tag, an dem der Libanonkrieg begann (12. Juli 2006):

Fouad_Sinora.jpg

Fuad Siniora  Foto: IMF

PM Siniora:  I was having a meeting with His Excellency President Emile Lahoud when we were informed of the operation. After the meeting, I sent for Haj Hussein Khalil (the political aide to the Secretary-General of Hezbollah, Mr. Hassan Nasrallah), and discussed the issue with him.

I asked him, „Why the operation, and why outside the Shebaa Farms?‘

He replied: „We got the chance.“

I asked him:“Did you consult anyone?‘

He said, „Like whom?“

I answered: „The government. Are you confronting it with a fait accompli?“

I reminded him of what Mr. Nasrallah had said in the national dialogue, that the Resistance would not interfere in operations, and, if it did, it would only be as a reminder to the enemy in the Shebaa Farms area.

I asked him, „What will the Israelis do?“

He answered: „Nothing“.

 

Ministerpräsident Erdogan: „In meinem Land leben nicht nur Muslime“

In einer „Malatya-Botschaft“, wie es die HÜRRIYET nennt, hat Ministerpräsident Erdogan die Morde in der südostanatolischen Stadt Malatya erneut scharf kritisiert und die Bürger dazu aufgerufen, Verantwortung für die Sicherheit der religiösen Minderheiten zu übernehmen:

„Wir dulden keinen radikalen Nationalismus. In unserem Land leben 36 verschiedene Ethnien. Als Regierung begegnen wir all diesen mit der gleichen Distanz und es ist unsere Pflicht, für die Sicherheit aller zu sorgen“, so Erdogan.

Wer seiner eigenen Religion vertraue, brauche keine Angst vor der Glaubensfreiheit zu haben. „In Europa haben wir an die 6000 Moscheen, die gleiche Sicherheit müssen wir in unserem Land allen Synagogen und Kirchen gewähren“, so Erdogan: „In meinem Land leben nicht nur Muslime“.

Receep-Tayyip-Erdogan-2.jpg
Erdogan

Das ist ein bedeutender Schritt. Allerdings ist der „radikale Nationalismus“ nur die eine Seite des Grauens von Malatya. Die Täter beanspruchen, es für die Heimat und den Islam getan zu haben. Erdogan muss auch die Fusion aus Islamismus und Nationalismus angreifen, die sich in den Morden und in der ihnen zugrunde liegenden Missionars-Paranoia ausdrückt.

 

Berliner Verwaltungsgericht: Werbung für Hizbollah erlaubt

Das Berliner Verwaltungsgericht hält es für erlaubt, bei einer Demonstration in Berlin für die Hizbollah zu werben. Am Mittwoch wurde einer entsprechenden Klage stattgegeben. Der „Deutsche Friedensrat“ hatte im August 2006 zusammen mit zwei palästinensischen Organisationen eine Demonstration gegen den Libanon-Krieg in Berlin angemeldet.
Der Berliner Polizeipräsident hatte die Demo unter der Auflage genehmigt, dass keine Symbole der Hizbollah oder Bildnisse des Generalsekretärs Nasrallah gezeigt würden.
Nun fällt ihm das Verwaltungsgericht in den Rücken:
Wer für die Hizbollah während der Libanonkrieges Partei ergreife, entscheide sich bloss für einen „Beteiligten einer kriegerischen Auseinandersetzung“. Dies sei eine legitime Meinungsäußerung. Sind die Hisbollah-Sympathisanten also ganz gewöhnliche Schlachtenbummler? Was die Richter nicht erwähnen, ist der Unterschied zwischen jemandem, der sich für die Hisbollah entscheidet – und jemandem, der sich für ein Team in einem Europacup-Endspiel entscheidet. Die Hisbollah strebt die Auslöschung ihres Gegners an. Spielt es wirklich keine Rolle, dass Hizbollah Israels Existenzrecht bestreitet und für die Vernichtung der „zionistischen Entität“ eintritt? Der Polizeipräsident hatte recht mit seiner Auflage: Eine Stellungnahme gegen den Libanonkrieg ist legitim, aber sie muss sich von einer Unterstützung der Hizbollah-Terroristen unterscheiden. (Dass Hizbollah nicht nur in Terrorismus macht, sondern auch soziale Dienste, Medien und dergleichen unterhält, ändert nichts daran, dass sie eine Terrororganisation ist.)
Wissen die Richter das nicht? Man ist fassungslos.

Hier ein Potpourri der Reden von Hizbollah-Chef Nasrallah, in denen er die „Märtyrer-Operationen“ als „schnellsten Weg zu Allah“ lobt:

Hier der Wortlaut der Pressemitteilung des Berliner Verwaltungsgerichts:

Der Kläger meldete zusammen mit zwei palästinensischen Organisationen für den 12. August 2006 eine Demonstration zum Thema „Stoppt den Krieg gegen Libanon und Palästina“ an. Mit Bescheid vom 10. August 2006 verbot der Polizeipräsident als Versammlungsbehörde während der Demonstration jedes Werben für die Hizbollah. Es wurde untersagt, Kennzeichen, Symbole oder Embleme dieser Organisation oder Bildnisse des Generalsekretärs der Hizbollah Nasrallah zu zeigen.

Die vom Kläger gegen diese Auflage nachträglich erhobene Klage hatte Erfolg. Zur Begründung hat die 1. Kammer des Verwaltungsgerichts Berlin ausgeführt:

Entgegen der Auffassung des Polizeipräsidenten sei das Zeigen der von ihm untersagten Symbole bzw. Bilder auf einer Demonstration während des Libanonkriegs als Parteinahme für einen der Beteiligten der kriegerischen Auseinandersetzung zu verstehen, die unter den durch Art. 5 Abs. 1 des Grundgesetzes garantierten Schutz der Meinungsäußerungsfreiheit falle. Der Polizeipräsident hätte das Zeigen der Bilder und Symbole daher nur dann untersagen dürfen, wenn dies strafbar gewesen wäre. Das könne das Gericht aber nicht feststellen.

Die in dem Zeigen der untersagten Symbole und Bilder liegende – für sich gesehen rechtlich nicht zu beanstandende – Parteinahme könne nicht dahingehend verstanden werden, dass mit ihr jede Äußerung oder Handlung der Hizbollah oder ihres Generalsekretärs gut geheißen oder unterstützt werde. Deshalb sei das Zeigen der Symbole und Bilder der Hizbollah und ihres Generalsekretärs nicht als Verstoß gegen Strafgesetze (Aufforderung oder Billigung von Straftaten) zu werten.

Die in der Parteinahme lediglich zum Ausdruck kommende Unterstützung der Hizbollah als solche sei aber – auch nach Auffassung des Polizeipräsidenten – nicht strafbar, weil sie nicht als ausländische terroristische Vereinigung eingestuft sei.

 

Das alltägliche Grauen im Irak

Zum Kontrast mit dem Historienbild unten hier drei alltägliche Bilder aus dem Irak von Anfang Januar.
Aus dem immer lehrreichen Blog „Healing Iraq“:

A view of the dozens of corpses lying in the streets of Baghdad, often for weeks. These scenes of Iraq’s civil war have become such a daily part of people’s lives so much that they don’t bother to remove the bodies. Those were taken in Adhamiya a month ago and the victims were judged as „strangers“ or „spies“ before they were shot and thrown with the garbage in the street. People in the neighbourhood just covered them with blankets and moved on. Those bodies are rarely counted in the daily death toll, and when they are counted they’re just „unknown corpses.“

DSCN4706.JPGDSCN4705.JPGDSCN4692.JPG

 

Scheich Jussuf Al-Karadawi: Saddam kommt in den Himmel

Der populärste Prediger der sunnitischen Welt, Jussuf Al-Karadawi, ergeht sich in einer Freitagspredigt über Saddam als unbeugsamen Helden, der mit der Schahada (islamisches Glaubensbekenntnis) auf den Lippen gestorben sei und darum in den Himmel komme:

 

Ayan Hirsi Ali: Die moderaten Muslime müssen eine Alternative zum Dschihadismus bieten

ayaan-hirsi-ali.jpg
Ayan Hirsi Ali sagt gegenüber der New York Times etwas sehr Wahres:

Q. Have you seen any ideology coming from within Islam that gives young Muslims a sense of purpose without the overlay of militancy?

A. They have no alternative message. There is no active missionary work among the youth telling them, do not become jihadis. They do not use media means as much as the jihadis. They simply — they’re reactive and they don’t seem to be able to compete with the jihadis. And every time there is a debate between a real jihadi and, say, what we have decided to call moderate Muslims, the jihadis win. Because they come with the Koran and quotes from the Koran. The come with quotes from the Hadith and the Sunnah, and the traditions of the prophet. And every assertion they make, whether it is that women should be veiled, or Jews should be killed, or Americans are our enemies, or any of that, they win. Because what they have to say is so consistent with what is written in the Koran and the Hadith. And what the moderates fail to do is to say, listen, that’s all in there, but that wasn’t meant for this context. And we have moved on. We can change the Koran, we can change the Hadith. That’s what’s missing.

 

Wachsende Radikalisierung unter jungen Muslimen?

Alarmierende Aussagen aus Polizeikreisen:

Die Gewerkschaft der Polizei sieht die Gefahr einer wachsenden Radikalisierung junger Muslime in Deutschland. Der GdP-Vorsitzende Konrad Freiberg betonte, von Jugendlichen mit Migrationshintergrund werde das Terrornetzwerk Al Qaida zunehmend „idealisiert“.

Dies sei auch bei entsprechenden Internet-Foren beobachtet worden. Freiberg fügte hinzu, das Internet wirke hier „wie ein Raketentreibsatz“. Auf diesem Wege sei es viel leichter als früher, Gleichgesinnte für extreme Positionen oder Verabredungen zu finden. Der GdP-Chef betonte: „Und wir wissen, dass auch die Hardliner von Al-Qaida sich diese Szene genau anschauen und diese Jugendlichen gezielt ansprechen, um sie für Attentate zu disponieren.“ Deshalb müsse die Polizei „das Fahndungsfeld Internet stärker ins Auge nehmen“.

Der GdP-Vorsitzende verwies auch auf die wachsende Zahl von Menschen, die zum Islam konvertieren. Er betonte: „Es ist eine alte Erfahrung, dass jemand, der von einem Glauben zum anderen konvertiert, sich dort als besonders treu präsentieren möchte – das heißt, durchaus auch etwas extremer ist als diejenigen, die mit diesem Glauben groß geworden sind.“

Das ist in der Tat eine Erfahrungswahrheit, und es gab auch (jedenfalls in anderen Ländern) Konvertiten unter den Terroristen, wie beispielsweise im Fall des britischen Schuhbombers oder im Fall von Adam Gadahn, der vom Metal-Fan zum Al-Kaida Propagandachef wurde.

Trotzdem sollte man nicht so undifferenziert die Konvertitenszene ins Zwielicht rücken, ohne weitere Daten zu liefern. Die deutschen Islamverbände weisen eine hohe Zahl von Konvertiten in Führungspositionen auf, deren Positionen man kritisieren mag, die aber nichts mit Terrorismus zu tun haben.

Die traurige Wahrheit ist, ich wiederhole mich, dass die deutschen Behörden nahezu nichts Belastbares über die Meinungsbildung in der islamischen Gemeinschaft (und ihren vielen Sub-Gemeinschaften) wissen.

(Zur englischen Debatte siehe meinen Post hier.)

Wir brauchen endlich eine umfassende Studie über die Meinungen und Haltungen der deutschen Muslime, damit wir wissen, ob solche Aussagen tatsächlich für einen beängstigende Trend stehen – oder ob sie bloss passgenau ventiliert werden, um politischen Druck hinter die Forderung nach weiterer Internet-Überwachung zu bringen.

 

Islamismus in Deutschland

Termin: 14. Februar 2007 von 15.00 – 18.00 Uhr in der Friedrich-Ebert-Stiftung, Berlin, Hiroshimastrasse, Tiergarten

Wort und Begriff „Islamismus“ sind schon lange in der Diskussion. Häufig ist nicht klar, was damit gemeint ist. Gelegentlich werden „Islam“ und „Islamismus“ gleichgesetzt. Wir fragen bei Experten nach und wollen Muslime fragen, wie sie mit dem Thema Islamismus umgehen.

15.oo Uhr
Begrüßung und Einführung: Prof. Dr. Thomas Meyer, FES

15.15 Uhr
„Islamismus in Deutschland“, Prof. Dr. Mathias Rohe, Universität Erlangen

anschließend Diskussion

16. 30 Uhr
„Islamismus – eine Herausforderung für den Islam in Deutschland?“
Aiman Mazyek, Zentralrat der Muslime in Deutschland, Köln
Oguz Ücüncü, Islamische Gemeinschaft Milli Görüs, Kerpen
Bekir Alboga, Türkische Anstalt für Religionen (DITIB), Köln
Ali Ertan Toprak, Alevitische Gemeinde Deutschlands, Köln
Moderation Jörg Lau, Die Zeit

Vielleicht ist ja jemand in der Stadt…

 

Eine arabische Kritik der „Kultur des Todes“

Ein grossartiger Text von Hassan Haydar in der arabischen Tageszeitung Al Hayat, der die „Kultur des Todes“ kritisiert, in der bereits Kinder im Libanon und in Palästina erzogen werden.

Der Aufsatz bezieht sich auch auf den jüngsten Selbstmordanschlag vor einigen Tagen im israelischen Badeort Eilat, bei dem vier Menschen starben.

sersik.jpeg

Ahmed Sersik, Attentäter von Eilat 

Der Autor ist schockiert von dem Bericht über die Mutter des Attentäters, die ihren Sohn verabschiedet hat und ihm Glück wünschte, im vollen Wissen seiner Tatabsicht. Und die sich nun gegenüber AP „glücklich“ zeigte, dass ihr Sohn zum Märtyrer geworden ist.

Schlüsselzitat:

Most important, such examples confirm the growing influence of Tehran today, and the extent of the proliferation of the culture of death and the glorification of martyrdom in more than one Arab country, using as a means the sectarian affiliation, funding, armament, and the convergence of political agendas with Shiites in Iraq and Lebanon, and the Palestinian Hamas and the Islamic Jihad movements.

It is also a culture that is not exclusive to local, professional fighters engaged in an armed conflict with an enemy, but that has extended to affect entire communities, including mothers and children, schools, television, newspapers, poetry, art and music, and the significance of this in distorting the concept of struggle itself; denying people the right of making the rational and mature choice; and demeaning all that is not martyrdom, including political and social work aiming to improve the conditions of these communities and the standard of living of their members.

It is also a culture reflecting a state of collective psychological detachment, in which a child would celebrate the loss of a father and a mother the loss of a son, which is against human nature and culture.