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Der ewige Krieger

Ein erhellender Beitrag des Berliner Schriftstellers Michael Rutschky in der taz über Terroristen als zeitgenössische Form des „Kriegers“.

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Michael Rutschky

Schlüsselzitat:

Denn das muss man sich, wenn es um Krieger geht, immer wieder vor Augen halten: Krieger verfolgen keine Ziele, die man in der Wirklichkeit erreichen oder verfehlen kann. Vor allem sind Krieger komplett desinteressiert an zwei Dingen, von denen der friedliebende Bürger meint, sie gehörten zum Krieg wesentlich hinzu, am Sieg und am Friedensschluss. So etwas kann der Krieger nur als Verrat ansehen. Für ihn endet der Krieg nie – wenn er selbst im Kampf stirbt, setzen ihn die Genossen in die Unendlichkeit fort. Der Krieg ist eine Lebensform, kein Mittel zum Zweck, nationale Expansion, Rache für Demütigungen, die Fortsetzung der Politik, wie die berühmte Formel lautet, mit anderen Mitteln. All das müssen wahre Krieger abweisen als Verrat an der grandiosen Imagination, der Imagination des Grandiosen, die ihnen bei ihren Absichten und Taten vorschwebt.

 

Modetip für kritische Muslime

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Dieses attraktive Anti-Dschihad-Shirt bekommt man hier. Man sieht einen vermummten Gotteskrieger, in der einen Hand ein Maschinengewehr, in der anderen einen Koran. Das Logo sagt: This is not my Islam!

Weitere Motive: Muslims against Terrorism.

Und : Don’t confuse ignorance with Islam.

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Auch sehr schön: Dieses Shirt mit der Aufschrift

Most Muslims don’t want to chop your head off. Don’t be a victim of fear mongering.

Gleiche Quelle, s.o.

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Vom Metal-Fan zum Dschihadisten

Eine grossartige Geschichte aus dem New Yorker über einen kalifornischen Jungen, der heute der Propagandachef vom Al-Kaida ist.

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Wie aus einem kulturell entfremdeten Hippiejungen und Death-Metal-Fan namens Adam Gadahn nach seiner Konversion zum Islam ein Dschihadi namens Azzam Al-Amriki wurde.

 

Englands wachsende Probleme mit Hasspredigern

Zwei Nachrichten aus England vom Wochenende:

Der Guardian berichtet, ein Anführer der Demonstration gegen die Mohammed-Karikaturen sei wegen Aufrufs zu Mord und Rassenhass verurteilt worden. Der 27jährige Umran Javed aus Birmingham war an der Demonstration vor der dänischen Botschaft im letzten Februar beteiligt gewesen. Er hatte dort mit einem Megaphon gerufen:

„Bomb, bomb Denmark. Bomb, bomb USA.“

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Links: Umran Javed. Daneben und darunter die Proteste vor der dänischen Botschaft in London am 3.2.2006, bei denen mit Mord und Massaker gedroht worden war.

Zeugen sagten, Javed habe die Menge zum Töten aufgerufen und gesagt, Dänemark werde mit Blut bezahlen müssen… Weiter„Englands wachsende Probleme mit Hasspredigern“

 

„Erklärung der europäischen Muslime“

Hier – als Hintergrund zu meinem Porträt des Grossmufti Mustafa Ceric aus der aktuellen ZEIT – der Text seiner „Erklärung“. Eine arabische Version findet sich unter www.rijaset.ba, der Website der bosnischen Muslime:

DECLARATION OF EUROPEAN MUSLIMS

Expressing the sense of the European Muslims regarding the attack in New York in September 2001, the massacre in Madrid in March 2004, and the bomb explosion in London in July 2005.

Whereas on 11th September 2001 thousands of men and women who had worked at the World Trade Center in New York were killed by a terrorist attack, and on 11th March 2004 hundreds of people who had traveled by a train in Madrid were massacred, and on 7th July 2005 in London many innocent passengers were victims of bomb explosions in London, and whereas all these acts of violence against humanity have been ascribed to “Islamic terrorism”….

Weiter„„Erklärung der europäischen Muslime““

 

Der Schuhbomber spricht

Der Anwalt Peter Herbert gewährt im Guardian von 24.8. erstmals Einblicke in die Gespräche, die er mit dem „Schuhbomber“ Richard Reid führte, der es im Dezember 2001 beinahe geschafft hätte, ein Flugzeug zwischen Paris und den Verienigten Staaten zum Absturz zu bringen. „Ich bin nicht verrückt, wie behauptet wird, ich wußte genau, was ich tat“, sagt Reid. „Natürlich hätte es mir leid getan, all diese Menschen sterben zu sehen aber ich wußte, daß meine Sache richtig und gerecht war. Es war der Wille Allahs, daß ich keinen Erfolg hatte.“

Reid spricht hier von den 184 Passagieren und 14 Crew-Mitgliedern des American Airlines Fluges 63. Hätte er es kurz nach dem 11. September vermocht, sein Attentat zu vollenden, wäre dies ein großer Triumph für Al-Kaida gewesen. Die Schockwellen über einen zweiten Angriff so kurz nach der Zerstörung der Twin Towers wären enorm gewesen.

Reid ist der Sohn zweier britischer Nicht-Muslime, einer weißen Mutter und eines jamaikanischen Vaters. Er hatte wegen einiger Überfälle in einem Londoner Gefängnis eine Jugendstrafe abgesessen, dort den Islam kennengelernt. Zu seiner Radikalisierung hat, wie Herbert schreibt, eine Kombination aus radikal-islamistischer Propaganda und Diskriminierungserfahrungen geführt.

Reid hatte in Brixton, Süd-London, den Prediger Scheich Abdullah el-Feisal gehört, und er saß auch dem mittlerweile verhafteten Abu Hamsa in der Finsbury Park Moschee zu Füßen. Diese Männer hätten ihm die letzte Gewißheit auf seinem Weg in den Dschihad gegeben, sagte Reid seinem Anwalt. Erst in diesem Jahr (!) wurde Abu Hamsas Treiben von den britischen Behörden – auf Grundlage der neuen Gesetze nach den Londoner Anschlägen von 7/7 – ein Ende gesetzt. Der britische Umgang mit Hasspredigern, das zeigt dieser Fall abermals, war absolut fahrlässig.

Reid war von den Hintermännern des Attentats mit einem weiteren jungen Briten, Saajid Badat, zur Attacke auf den Flug eingeteilt worden. Badat zog in letzter Minute zurück, Reid wollte das Attentat zuende zu bringen, wurde aber von Passagieren überwältigt, als er die Schuhbombe zu zünden versuchte. Der Führungsmann der beiden Attentäter, Nizar Trabelsi, verbüßt derzeit eine zehnjährige (!) Haftstrafe in einem belgischen Gefängnis, weil er geplant hatte, eine Nato Airbase zu bombardieren.

Peter Herbert widerspricht mit seinem Bericht allen Gerüchten, daß Reid verwirrt und geistig minder bemittelt sei. Herbert hatte 2002, nach seinem Besuch im amerikanischen Gefängnis seines Mandanten, den britischen Behörden mitgeteilt, daß er mit Reid gesprochen habe. Niemand aus der britischen Terror-Bekämpfung hat je mit Herbert das Gespräch gesucht, um die Mentalität des Schuhbombers verstehen zu lernen.

 

Britische Desintegrationspolitik

Hier finden Sie ab heute Kommentare, Artikel, Essays, Interview und mehr. JL

Aus dem Deutschlandfunk vom14. 8. 2006:

Europakolumne von Jörg Lau.

Mag sein, dass der in London aufgedeckte Plan, zehn voll besetzte Flugzeuge durch Selbstmordattentate in die Luft zu sprengen, ein Fanal zum fünften Jahrestag des 11. September 2001 setzen sollte, der uns bald ins Haus steht.

Doch es gibt einen wichtigen Unterschied zur Attacke auf das World Trade Center. Er betrifft die vermutlichen Täter. Der 11. September war ein Angriff von Außen, von jungen Saudis, Ägyptern und Araber aus dem Maghreb. Anders die Londoner Verschwörung: Wie schon bei den Attacken auf U-Bahnen und Busse ein Jahr zuvor werden auch diesmal die Täter unter jungen britischen Muslimen gesucht. Die meisten der Verhafteten kommen aus Familien mit pakistanischen Wurzeln. Sie sind in England aufgewachsen und auch zur Schule gegangen, unauffällige Kinder aus der Mittelschicht. Die Nachbarn fallen aus allen Wolken.

Immer noch fällt es den Engländern schwer, die Wahrheit ins Auge zu fassen, dass zahlreiche junge britische Moslems ihre Heimat derart hassen, dass ihnen ein Massenmord im Namen des Dschihad gerechtfertigt erscheint. Und dies ist ja auch nicht leicht zu verstehen.

Denn kein anderes Land in Europa hat den Multikulturalismus so beherzt zur Maxime erklärt wie England. Es gibt überall Kopftücher – in den Schulen, im öffentlichen Dienst. Islamische Feiertage werden im Unterricht gefeiert. Antidiskriminierungsstellen arbeiten überall im Staatsauftrag gegen Rassismus. Es ist britische Staatsdoktrin, die Diversität der Ethnien und Religionen als Bereicherung zu feiern.

Es ist an der Zeit für eine schonungslose Revision dieser Politik: All diese Maßnahmen haben das Zugehörigkeitsgefühl der Muslime zu ihren Land nicht befördert. Vielleicht haben sie es sogar vermindert: In einer neuen Umfrage erklärten schockierende 81 Prozent der befragten britischen Muslime, sie seien zuerst Moslem, und nur in zweiter Linie Briten. Nicht einmal in Pakistan gibt es so hohe Werte für eine alles überragenden islamische Identität.

England hat radikale Hassprediger jahrelang gewähren lassen, die alles Westliche verteufeln und die Muslime als ewige Opfer darstellen. Integration ist in England zum Unwort geworden, mit dem man sich sofort als „Rechter“ qualifiziert. Zugleich wurde – als Wiedergutmachung für die Kolonial-Vergangenheit – die Herausbildung besonderer Gruppenidentitäten gefördert. Die Regierung hat versäumt, Druck auf die muslimischen Organisationen auszuüben, sich transparent, demokratisch und repräsentativ aufzustellen. Man hat die Einwanderer nicht als ganz normale britische Bürger ernst genommen, von denen man auch etwas fordern darf. Statt dessen hat man ihnen ein gemütliches Ghetto eingerichtet, in dem Wut und Opfermentalität gedeihen, verkleidet als islamische Sonderidentität.

England steht vor den Trümmern einer Integrationspolitik, die sich in Wahrheit als Desintegrationspolitik erweist. Deutschland hat keinen Grund zur Selbstgefälligkeit. Auch bei uns fühlen sich 66 Prozent der islamischen Bevölkerung zuerst als Moslems, dann erst als Deutsche. Wir brauchen in Zukunft etwas scheinbar Paradoxes: gleichzeitig mehr Gefühl und mehr Härte in der Integrationspolitik. Statt weiterer Placebos wie dem Gleichstellungsgesetz brauchen wir mehr alltägliche Durchlässigkeit der europäischen Gesellschaften für ihre Migranten. Zugleich muß überall in Europa deutlich mehr Druck auf die Moscheen und die Moslemorganisationen ausgeübt werden, aktiv daran mitzuwirken, dass ihre Mitglieder sich hier heimisch fühlen.