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Der Friedensprozess lebt…

… allerdings nicht in Israel/Palästina, sondern in Afghanistan. Am Dienstag findet in Kabul eine große internationale Konferenz statt. Haupttagesordnungspunkt: „Versöhnung“ mit den Taliban. Die afghanische Regierung wird von der internationalen Gemeinschaft ermutigt und unterstützt beim „Friedensprozess“ mit den Taliban. Die deutsche Regierung stellt 50 Millionen € zur Verfügung für „Reintegrationsmaßnahmen“ in Afghanistan. So richtig gut zu erklären ist es nicht, dass wir das unterstützen, aber weiterhin mit Hamas nicht reden und in Deutschland nicht mal mehr mit Milli Görüs (resp. IHH, Islamrat etc.). Ein Bericht von Al Jazeera English:

 

Warum Amerika am islamistischen Terror schuld ist

Wenn ich so etwas lese, denke ich (denkt es in mir): Lasst uns bloß aus dieser verfluchten Weltregion abhauen.

In Lahore haben gestern Terroristen einen Sufi-Schrein attackiert und dabei an die 40 Menschen getötet und über 170 verwundet. Es handelt sich offenbar um islamistische Fanatiker, die diese Selbstmordattentate begangen haben.

Dass in Pakistan der Volksislam mit seinen sufistischen Heiligenschreinen angegriffen wird, ist nichts Neues. Diese südostasiatische Ausprägung des Islam mit der Verehrung heiliger Männer ist den (oft von arabischen Gönnern gesponserten) Fanatikern lange schon ein Dorm im Auge. Sie gilt als „unrein“.

Nun aber sehe man sich die Reaktionen an, die in der pakistanischen Zeitung „Dawn“ festgehalten werden: Statt zu erkennen, dass hier in tödlicher Kampf um die Seele des Islam tobt, den nichtradikale Muslime endlich annehmen müssen, weicht man auf Verschwörungstheorien aus:

On Friday, few Pakistanis interviewed saw militants at the root of the problem.

“America is killing Muslims in Afghanistan and in our tribal areas (with missile strikes), and militants are attacking Pakistan to express anger against the government for supporting America,“ said Zahid Umar, 25, who frequently visits the shrine.

Pakistanis are suffering because of American policies and aggression in the region, said Mohammed Asif, 34, who runs an auto workshop in Lahore. He and others said the attacks would end if the US would pull out of Afghanistan.

Washington “is encouraging Indians and Jews to carry out attacks“ in Pakistan, said Arifa Moen, 32, a teacher in the central city of Multan.

Eine Lehrerin! Let’s get the hell out of there!

 

Wie Israels Blockade Hamas stärkt

Dies beschreibt der Economist in seiner aktuellen Ausgabe. Es gibt keine schwere humanitäre Katastrophe in  Gaza, wie ja auch die Verteidiger der isarelischen Position immer wieder betonen. Aber vielleicht ist das gar keine gute Nachricht, wie der Economist zeigt: Denn das kommt daher, dass die Hamas eine Kriegsökonomie aufgebaut hat, die es ihr erlaubt, totale Kontrolle über den Streifen auszuüben. Es scheint, als würde die Sanktionspolitik die Islamisten fest im Sattel halten:

The policy began within weeks of Israel’s pull-out from Gaza in 2005. At the start, America tried to keep the gates open, brokering an Agreement on Movement and Access with Israel to allow the export from Gaza of hundreds of trucks of produce a day, regular bus convoys to and from the West Bank and the opening of a Palestinian-controlled crossing at Rafah to Egypt. But the agreement was in ink only. After just one year Gaza’s exports stood at a mere 8% of the agreed amount, Rafah was closed and the buses never came. Once the strip was under Hamas’s total control, Israel declared it a hostile entity, and prevented movement to and from the territory.

Initially Hamas and other militant groups, drunk on their self-claimed success in forcing Israel’s departure, sought to fight their way out with projectiles. The number of mostly home-made rockets hitting Israel rose from 281 in 2004 to 1,750 in 2008; and their range rose from a few kilometres to reach Tel Aviv’s outskirts. But stung by the ferocity of Israel’s reprisals, most lethally in the January 2009 war, Hamas reined in its fire and forced others to do likewise. So far this year 34 rockets have landed in Israel, none launched by Hamas. “Hamas is defending Israel,” chuckles an Israeli foreign ministry official.

Instead Hamas has turned its energies inward. With Gazans locked inside the 40km by 10km (154 square-mile) strip, the siege has given Hamas a free hand to mould the place. Its leaders liken Gaza to a ribat, a warrior monastery, and its inmates to murabitoun, or militant monks, recalling the 11th-century revivalist movement which withdrew to the Moroccan highlands before sweeping onto the Moroccan plains and Andalusia. They regale the struggle to survive with the same terminology they once used for fighting Israel. To ensure supplies they created a “resistance” economy, supervising the digging of an elaborate web of tunnels snaking under Gaza’s border with Egypt.

At first the resistance economy failed to meet people’s needs. But today, thanks to the tunnels, Gaza’s shop shelves are brimming with goods that often arrive cheaper and faster than when Israel opened the gates. Winches hoist in aggregates, allowing a spate of road repairs and housing construction….

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Der Times-Square-Bomber: „a modern boy“

Der Attentäter vom Times Square kommt nach einem Bericht der pakistanischen Tageszeitung Dawn aus guter Familie:

Der Vater war ein höherer Offizier der Air Force Pakistans, die Familie lebte in dem Dorf Mohib Banda bei Peschawar in einem villenartigen Anwesen. Er wurde liberal erzogen und besuchte Eliteschulen und Universitäten wie üblich im pakistanischen Establishment. Die Familie hatte angeblich keine starken religiösen Bindungen, geschweige denn Kontakte zu Militanten.

“He was clean shaven here but I now see a change. He has grown beard in the United States,” said Ahmad, the 50-year-old former mayor of Mohib Banda.

 

Die Ratio der Anschläge von Moskau

Einem Bericht des renommierten amerikanischen Instituts für Sicherheitspolitik CSIS entnehme ich eine verblüffende Statistik:

Die Zahl von Selbstmordanschlägen im Nordkaukasus (der vermutlichen Herkunftsgegend der Moskauer Attentäterinnen) hat sich im letzten Jahr gegenüber dem Vorjahr vervierfacht:

An der linken Seite kann man die Zahl der Toten bei gewalttätigen Vorfällen ablesen.

In anderen Worten: Der Krieg, über den in unseren Medien kaum mehr berichtet wird, ist nicht etwa zuende, sondern geht mit größter Rücksichtlosigkeit weiter.

Im folgenden Bild sieht man die gewalttätigen Vorfälle – das heißt Aktionen des Militärs und der Aufständischen – nach Distrikten aufgeschlüsselt, alles im Jahr 2009:

Bemerkenswert, wieviel Aufmerksamkeit jedem Vorfall in Nahost zuteil wird – und wie wenig dem Krieg im Kaukasus. Das liegt natürlich erstens an der extrem restriktiven und repressiven Nachrichtenpolitik der Russen, der gegenüber die israelische geradezu transparent anmutet. Wo ist der Goldstone-Bericht über die Vorfälle aus der oben abgebildeten Statistik?

Aber zweitens liegt es auch an unserer Gleichgültigkeit. Und die dürfte durch das Moskauer Attentat weiter befördert worden sein. Wer Frauen in die U-Bahn schickt, damit sie dort Dutzende in den Tod reißen, kann mit keiner Empathie rechnen.

Ein Teufelskreis:

Da die ungeheure Zahl von Attentaten in Tschetschenien, Inguschetien und Dagestan nicht mehr wahrgenommen wird, trägt man den Kampf nun in die Hauptstadt. Darin liegt, bei aller Perfidie und Monstrosität der Moskauer Attacken, eine nicht von der Hand zu weisende Rationalität der Kriegsführung seitens der Aufständischen.

Es wird ihnen freilich nichts nützen. Sie liefern dem unvermeidlichen Rückschlag der russischen Regierung die Legitimation zu äußerster Härte: Wer so agiert, hat sich außerhalb der menschlichen Gesellschaft gestellt.

Das ist ein wesentlicher Unterschied zu den Mudschahedin in Afghanistan in den Achtzigern, die sich als Bauern mit Stinger-raketen einer überlegenen Armee mit Panzern und Hubschraubern als ungleiche Kombattanten entgegenstellten.

 

Bringen Fatwas gegen den Terrorismus überhaupt etwas?

Ich hatte hier auf die umfangreiche Fatwa des pakistanischen Sufi-Gelehrten Taher ul Qadri hingewiesen, in der Selbstmordattentate verurteilt werden. Bringt das eigentlich was? Religiöse Gutachten gegen den Extremismus? Albrecht Metzger hat da seine berechtigten Zweifel (auf Qantara.de):

Die Fatwa habe das Potential, junge Muslime, die auf dem Wege seien, in den Extremismus abzugleiten, zur Umkehr zu bewegen, so der Tenor. Selbst der Bild-Zeitung war die Geschichte eine Meldung wert: „So deutliche Worte hat ein islamischer Gelehrter für Terroristen noch nie gefunden!“

Ob das so stimmt ist fraglich. Nach den Anschlägen von London am 7. Juli 2005 veröffentlichten zum Beispiel einige Dutzend islamische Gelehrte aus Großbritannien eine gemeinsame Erklärung, in der sie die Tat ohne Wenn und Aber verurteilten: „Wir sind der festen Überzeugung, dass dieses Töten nicht vom Islam gutgeheißen werden kann, es gibt auch keine Rechtfertigung in unserer edlen Religion für solche bösartigen Taten.“

Die Täter seien keinesfalls als Märtyrer zu betrachten. Auch andere Religionsgelehrte in der islamischen Welt haben ähnlich lautende Fatwas zu dem Thema Selbstmordattentate verfasst.

Die Frage ist also, ob das Gutachten Taher ul-Qadris jenseits der Medienaufmerksamkeit, die es erhalten hat, geeignet ist, muslimischem Extremisten zur Umkehr zu bewegen. Zweifel sind angebracht. Erreicht er die Richtigen?

Eine Fatwa ist die persönliche Meinung eines islamischen Gelehrten, ob ein Gläubiger sie befolgt oder nicht hängt davon ab, wie er diese Person beurteilt. Taher ul-Qadri ist Führer einer Sufi-Organisation. Auf Youtube kursiert ein Video, in dem sich seine Anhänger mit Musik in Ekstase tanzen. Am Ende taucht der Gelehrte selber auf, steigt über einen am Boden liegenden Mann und wirft dem Sänger Geldscheine zu.

Bild vergrössern Viel Medienlärm um nichts? Bei Großbritanniens Muslimen sorgte die Fatwa Taher ul-Qadris bislang für keinerlei nennenswerte Resonanz. In salafistischen Kreisen, aus deren Mitte sich die meisten Jihadis rekrutieren, macht er sich mit solchen Praktiken extrem angreifbar. Sie lehnen Tanz und Gesang als unislamisch ab. So ist nach Ansicht von Sicherheitsexperten Kritik an Selbstmordattentaten vor allem dann effektiv, wenn sie aus den eigenen Reihen kommt. Ein Sufi findet unter Salafisten jedoch kaum Gehör.

In Deutschland jedenfalls hat Taher ul-Qadri in den einschlägigen Webforen keinerlei Reaktion hervorgerufen. „Nicht mal ein abwertender Kommentar ließ sich finden“, so ein deutscher Verfassungsschützer. „Die Ausstrahlungskraft auf die deutsche Jihadi-Szene lässt sich also mit ’nicht vorhanden‘ bezeichnen.“

Darüber hinaus stellt sich die Frage, ob religiöse Gutachten die richtige Methode sind, um einen fortschrittlichen Islam zu entwickeln. Es sei zwecklos, eine „Fatwa-Schlacht“ mit den Extremisten zu beginnen, so Brian Whitaker, langjähriger Nahostkorrespondent des britischen Guardian. Denn für jedes Gutachten gebe es ein Gegengutachten.

 

Eine 600-Seiten Fatwa gegen Al-Kaida

Ein pakistanischer Gelehrter, der Sufi-Imam Dr Tahir-ul-Qadri veröffentlicht heute in London eine 600 Seiten starke theologische Herausforderung der Ideologie Osama Bin Ladens.

Ul-Qadri ist keineswegs der erste Gelehrte, der sich gegen Al-Kaida stellt. Doch er erhebt den Anspruch, dies gründlicher zu tun als alle seine Vorgänger: eine Punkt-für-Punkt-Widerlegung des Bin Ladenschen Anspruchs, im Namen des Islams zu handeln.

Tahir-ul-Qadri Foto: Wikimedia

Ul-Qadri ist der Gründer der Sufi-Organisation Minhaj-al-Quran, die in England mittlerweile zehn Moscheen betreibt. Zahlenmässig spielt seine Gruppierung noch keine große Rolle unter den britischen Muslimen. Doch die Behörden sehen in ihm einen Hoffnungsträger, weil er vor allem jüngere Muslime anspricht. Die BBC schreibt:

The scholar’s movement is growing in the UK and has attracted the interest of policymakers and security chiefs.

In his religious ruling, Dr Qadri says that Islam forbids the massacre of innocent citizens and suicide bombings.

Although many scholars have made similar rulings in the past, Dr Qadri’s followers argue that the massive document being launched in London goes much further.
They say it sets out point-by-point theological arguments against the rhetoric used by al-Qaeda inspired recruiters. The fatwa also challenges the religious motivations of would-be suicide bombers who are inspired by promises of an afterlife.

The populist scholar developed his document last year as a response to the increase in bombings across Pakistan by militants.

The basic text has been extended to 600 pages to cover global issues, in an attempt to get its theological arguments taken up by Muslims in western nations. It will be promoted in the UK by Dr Qadri’s organisation, Minhaj ul-Quran International.

Shahid Mursaleen, spokesman for Minhaj-ul-Quran in the UK, said the fatwa was hard-hitting.

„This fatwa injects doubt into the minds of potential suicide bombers,“ he said. „Extremist groups based in Britain recruit the youth by brainwashing them that they will ‚with certainty‘ be rewarded in the next life.

„Dr Qadri’s fatwa has removed this key intellectual factor from their minds.“

 

Warum sind so viele (islamistische) Terroristen Ingenieure?

Emmanuel Sivan stellt in Haaretz diese interessante Frage:

What links the following people: the Nigerian who wanted to blow up Northwest Airlines Flight 253 to Detroit on Christmas Day; the two Palestinians arrested at Be’er Sheva’s Central Bus Station and who are suspected of reconnoitering for a mass terror attack; Mohammed Abd al-Salam Faraj, leader of the killers of Anwar Sadat; Khalid Sheikh Mohammed, planner of the attack on the Twin Towers; Mohamed Atta, who commanded the attack; and Iranian President Mahmoud Ahmadinejad?

Answer: all are engineers or students of engineering and applied science. There are other examples, such as in the leadership of the Muslim Brotherhood in Egypt and Jordan, and in the Hamas leadership. We’re talking about real engineers or students of the science, not the terrorist bomb makers often described as „engineers“.

I am among those who attribute this phenomenon first and foremost to what is described as engineering thinking or an engineering mindset. The concept includes an assumption, which has been raised in psychological research, that engineering as a field of study and a profession tends to attract people who seek certainty, and their approach to the world is largely mechanistic. So they are characterized by a greater intolerance of uncertainty – a quality that is evident among extremists, both religious and secular.


Those with engineering mindsets are also characterized by an approach that requires society to operate „like clockwork“ and abhors democratic politics, which requires compromises. It’s clear that this is a cumulative tendency and not a stereotypical generalization.

(…)


First, cognitive dissonance, in other words, high expectations that end in bitter disappointment. In the Arab world the standards for being accepted into engineering programs are very high and the studies are demanding. On the other hand, work in the enormous public sector is routine, wages are low, subjection to hierarchy is humiliating and the position’s social status is moderate – unless they are willing to go abroad to the United Arab Emirates, (which is how it is seen) from Cairo, Amman and Damascus. There wages are good, but amid social isolation and cultural desolation.

Today, employment in the Gulf is less available than even in the 1970s. In-depth interviews and focus groups have shown that Muslim engineers tend to interpret this situation as an expression of fundamental injustice that characterizes their societies, and from that the distance is short to viewing the radical Islamist solution as representative of the egalitarian ideal.

Second, it can be assumed that in technological fields, a young Muslim faces Western superiority (including the superiority of Japan, China and South Korea). How can this inferiority be explained in the Muslim world, which in the past was at the cutting edge of scientific progress? That Islam is in decline. Whoever aims to stop this decline and opposes blind imitation of the West to preserve his cultural uniqueness will find many people sharing the same outlook among the radical Islamist groups.

Von allen Argumenten finde ich das letzte am plausibelsten. Die küchenpsychologische Erklärung des „engineeering mindset“, das weniger tolerant für Unsicherheit sei, kaufe ich nicht. Die großen Ideologen des Totalitarismus waren leider of sozialwissenschaftlich und literarisch gebildete Intellektuelle. Und Qutb passt auch nicht so recht rein (aber der war ja auch kein Terrorist, sondern nur Vordenker).

Aber dass ein Ingenieurstudent die Unterlegenheit der islamischen Welt in seinem Studium stärker zu spüren bekommt als etwa ein Theologe oder Kulturwissenschaftler, der sich mit irgendwelchen Goldenen Zeiten und verpassten Gelegenheiten trösten kann, das ist doch ein scharfer Gedanke.

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Wurde der Talibanführer gefangen oder verraten?

Die Festnahme des Talibanführers Mullah Baradar ist erfreulich über die Tatsache hinaus, dass den Aufständischen in Afghanistan damit ein wesentlicher Schlag zugefügt werden konnte.

Die Kooperation zwischen dem pakistanischen Geheimdienst ISI und der CIA lässt hoffen, dass Pakistan endlich den Kampf gegen die Dschihadisten aufnimmt, statt sie als Werkzeug seiner Einflussnahme im Nachbarland zu päppeln und zu protegieren. Mullah Baradar wurde ausserhalb der südpakistanischen Stadt Karatschi festgenommen. Dabei soll die amerikanische Telefonüberwachung eine entscheidende Rolle gespielt haben.

Die pakistanische Zeitung Dawn schreibt:
Mullah Baradar’s capture from a place on the outskirts of Karachi was the result of increasing US pressure on Pakistan to pursue a policy of killing or capturing the Taliban leadership believed to be hiding in the country.

The detention of one of their most powerful commanders sent a clear message to the Taliban leadership that Pakistan was no more a safe haven for them.

Pakistani intelligence had been keeping a close track of the movement of the Taliban leadership which had earlier moved freely.

Mullah Baradar’s arrest demonstrated increasing cooperation between the Central Intelligence Agency and Pakistan’s Inter Services Intelligence.

Pakistan hofft offenbar, sich durch die Kooperation gegen die Taliban Aktien im Poker um die Zukunft Afghanistans zu erwerben: gut so!

Allerdings gießt Al-Dschasira etwas Wasser in den Wein: Mullah Baradar könnte, vermutet der Sender, einer Intrige in der Talibanführung zum Opfer gefallen sein. Er war angeblich bei geheimen Verhandlungen mit der afghanischen Regierung in Dubai beteiligt. Dies sei bei den Hardlinern der Bewegung nicht auf Zustimmung gestossen.
Und nun habe man ihn womöglich aus dem Verkehr gezogen, indem man ihm dem Feind ausliefert. (Mit leuchtet daran nicht ein, dass es doch viel zu gefährlich ist, einen Mann mit diesem Wissen aufzugeben. Hätte man ihn nach der Logik von Al-Dschasira nicht besser liquidiert?)

Jedenfalls: Wenn Mullah Baradar zum verhandlungsbereiten und verhandlungsfähigen Teil der Bewegung gehört, ist seine Festnahme vielleicht schlechte Nachricht für alle, die eine „politische Lösung“ des Konflikts für unabdingbar halten.

Hier der Bericht von Al-Jazeera English:

 

Warum Bin Laden schon verloren hat

Wieder einmal muss ich auf Fareed Zakaria von Newsweek verweisen. In einem längeren Essay geht er der Frage nach, wie es um die Chancen der Dschihadisten steht, die Weltordnung herauszufordern. Zakaria ist der Meinung, dass die radikeln Islamisten den Kampf um die öffentliche Meinung in den massgeblichen islamisch geprägten Ländern verloren hätten. Die sei vor allem der gewandelten Haltung der so genannten „moderaten islamischen Regime“ – allen voran Saudi Arabien – geschuldet.

Während die Saudis die extremistischen Imame früher gefördert  oder mindestens haben gewähren lassen, hätten sie nun verstanden, dass der Antiterror-Kampf auch der um das Überleben ihres Systems ist. Al Qaida und seine Affiliationen wiederum hätten durch die Antiterrormassnahmen der letzten 8 Jahre Manövrierraum verloren und seien gezwungen  worden, immer mehr lokale Ziele zu verfolgen – teils mit desaströsen Folgen. Man kann zwar noch die schmutzigen Ecken des Globus aufmischen wie Jemen oder Somalia, doch im Irak, in Pakistan und in Indonesien verlor man durch die Brutalität des Vorgehens gegen andere Muslime – die häufigsten Opfer der Anschläge – an Boden.

Außerdem habe in der islamischen Welt eine Debatte über die Ursprünge des eigenen Zurückbleibens begonnen, die nicht mehr als Kolonialismus oder Kulturimperialismus abgetan werden könne. Ausgangspunkt dafür sei der „Arab Human Development Report“ von 2002 gewesen, ein Dokument der UN, angefertigt von arabischen Wissenschaftlern.

Während die Saudis verstanden haben, dass die Radikalen, die sie einst gefördert haben, ihr eigenes System angreifen, steht Pakistan nach Zakarias Eindruck erst am Anfang dieses Lernprozesses. Aber immerhin: Auch hier habe er begonnen. Der Kampf gegen die pakistanischen Taliban ist ein Beleg dafür.

Diese Diagnose bedeutet nicht, dass nun alles vorbei ist und wir friedlichen Zeiten entgegensehen. Im Gegenteil: Al Qaida ist in dem hoffnungslosen und zerrütteten Zustand von heute ein sehr viel schwerer zu bekämpfender Gegner als am Ende des fürchterlichen Jahres 2001 mit den lokalisierbaren Lagern in Afghanistan:

„The focus of our concern now is not a broad political movement but a handful of fanatics scattered across the globe. Yet Washington’s vast nation-building machinery continues to spend tens of billions of dollars in Iraq and Afghanistan, and there are calls to do more in Yemen and Somalia. What we have to ask ourselves is whether any of that really will deter these small bands of extremists. Some of them come out of the established democracies of the West, hardly places where nation building will help. We have to understand the changes in the landscape of Islam if we are going to effectively fight the enemy on the ground, rather than the enemy in our minds.“

(Letzteres ist auch hier in diesem Blog immer wieder zu beherzigen.)

Es wird nicht immer gelingen, junge Fanatiker wie den Unterhosenbomber von fürchterlichen Anschlägen abzuhalten. Aber: Sein eigener Vater hat ihn bei den amerikanischen Behörden angezeigt!  Zakaria: „Were the fathers of these boys convinced that the United States would torture, maim, and execute their children without any sense of justice, they would not have come forward. I doubt that any Chechen father has turned his child over to Vladimir Putin’s regime.“

Zakaria zitiert auch mehrere Umfragen über die Akzeptanz des Dschihadismus in der islamischen Welt, die Anlass zur Hoffnung geben:

„The data on public opinion in the Muslim world are now overwhelming. London School of Economics professor Fawaz Gerges has analyzed polls from dozens of Muslim countries over the past few years. He notes that in a range of places—Jordan, Pakistan, Indonesia, Lebanon, and Bangladesh—there have been substantial declines in the number of people who say suicide bombing and other forms of violence against civilian targets can be justified to defend Islam. Wide majorities say such attacks are, at most, rarely acceptable.

The shift has been especially dramatic in Jordan, where only 12 percent of Jordanians view suicide attacks as „often or sometimes justified“ (down from 57 percent in 2005). In Indonesia, 85 percent of respondents agree that terrorist attacks are „rarely/never justified“ (in 2002, by contrast, only 70 percent opposed such attacks). In Pakistan, that figure is 90 percent, up from 43 percent in 2002. Gerges points out that, by comparison, only 46 percent of Americans say that „bombing and other attacks intentionally aimed at civilians“ are „never justified,“ while 24 percent believe these attacks are „often or sometimes justified.“

This shift does not reflect a turn away from religiosity or even from a backward conception of Islam. That ideological struggle persists and will take decades, not years, to resolve itself. But the battle against jihadism has fared much better, much sooner, than anyone could have imagined.“