Wieder einmal muss ich auf Fareed Zakaria von Newsweek verweisen. In einem längeren Essay geht er der Frage nach, wie es um die Chancen der Dschihadisten steht, die Weltordnung herauszufordern. Zakaria ist der Meinung, dass die radikeln Islamisten den Kampf um die öffentliche Meinung in den massgeblichen islamisch geprägten Ländern verloren hätten. Die sei vor allem der gewandelten Haltung der so genannten „moderaten islamischen Regime“ – allen voran Saudi Arabien – geschuldet.
Während die Saudis die extremistischen Imame früher gefördert oder mindestens haben gewähren lassen, hätten sie nun verstanden, dass der Antiterror-Kampf auch der um das Überleben ihres Systems ist. Al Qaida und seine Affiliationen wiederum hätten durch die Antiterrormassnahmen der letzten 8 Jahre Manövrierraum verloren und seien gezwungen worden, immer mehr lokale Ziele zu verfolgen – teils mit desaströsen Folgen. Man kann zwar noch die schmutzigen Ecken des Globus aufmischen wie Jemen oder Somalia, doch im Irak, in Pakistan und in Indonesien verlor man durch die Brutalität des Vorgehens gegen andere Muslime – die häufigsten Opfer der Anschläge – an Boden.
Außerdem habe in der islamischen Welt eine Debatte über die Ursprünge des eigenen Zurückbleibens begonnen, die nicht mehr als Kolonialismus oder Kulturimperialismus abgetan werden könne. Ausgangspunkt dafür sei der „Arab Human Development Report“ von 2002 gewesen, ein Dokument der UN, angefertigt von arabischen Wissenschaftlern.
Während die Saudis verstanden haben, dass die Radikalen, die sie einst gefördert haben, ihr eigenes System angreifen, steht Pakistan nach Zakarias Eindruck erst am Anfang dieses Lernprozesses. Aber immerhin: Auch hier habe er begonnen. Der Kampf gegen die pakistanischen Taliban ist ein Beleg dafür.
Diese Diagnose bedeutet nicht, dass nun alles vorbei ist und wir friedlichen Zeiten entgegensehen. Im Gegenteil: Al Qaida ist in dem hoffnungslosen und zerrütteten Zustand von heute ein sehr viel schwerer zu bekämpfender Gegner als am Ende des fürchterlichen Jahres 2001 mit den lokalisierbaren Lagern in Afghanistan:
„The focus of our concern now is not a broad political movement but a handful of fanatics scattered across the globe. Yet Washington’s vast nation-building machinery continues to spend tens of billions of dollars in Iraq and Afghanistan, and there are calls to do more in Yemen and Somalia. What we have to ask ourselves is whether any of that really will deter these small bands of extremists. Some of them come out of the established democracies of the West, hardly places where nation building will help. We have to understand the changes in the landscape of Islam if we are going to effectively fight the enemy on the ground, rather than the enemy in our minds.“
(Letzteres ist auch hier in diesem Blog immer wieder zu beherzigen.)
Es wird nicht immer gelingen, junge Fanatiker wie den Unterhosenbomber von fürchterlichen Anschlägen abzuhalten. Aber: Sein eigener Vater hat ihn bei den amerikanischen Behörden angezeigt! Zakaria: „Were the fathers of these boys convinced that the United States would torture, maim, and execute their children without any sense of justice, they would not have come forward. I doubt that any Chechen father has turned his child over to Vladimir Putin’s regime.“
Zakaria zitiert auch mehrere Umfragen über die Akzeptanz des Dschihadismus in der islamischen Welt, die Anlass zur Hoffnung geben:
„The data on public opinion in the Muslim world are now overwhelming. London School of Economics professor Fawaz Gerges has analyzed polls from dozens of Muslim countries over the past few years. He notes that in a range of places—Jordan, Pakistan, Indonesia, Lebanon, and Bangladesh—there have been substantial declines in the number of people who say suicide bombing and other forms of violence against civilian targets can be justified to defend Islam. Wide majorities say such attacks are, at most, rarely acceptable.
The shift has been especially dramatic in Jordan, where only 12 percent of Jordanians view suicide attacks as „often or sometimes justified“ (down from 57 percent in 2005). In Indonesia, 85 percent of respondents agree that terrorist attacks are „rarely/never justified“ (in 2002, by contrast, only 70 percent opposed such attacks). In Pakistan, that figure is 90 percent, up from 43 percent in 2002. Gerges points out that, by comparison, only 46 percent of Americans say that „bombing and other attacks intentionally aimed at civilians“ are „never justified,“ while 24 percent believe these attacks are „often or sometimes justified.“
This shift does not reflect a turn away from religiosity or even from a backward conception of Islam. That ideological struggle persists and will take decades, not years, to resolve itself. But the battle against jihadism has fared much better, much sooner, than anyone could have imagined.“