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Was Sie bisher verpasst haben

Es soll Menschen geben, die die Vorgänge rund um Wikileaks, Anonymous, Barack Obama und HBGary bisher nicht verfolgt haben. Der amerikanische Hardcore-Journalist Stephen Colbert kann Ihnen helfen. Er fasst die Story in kompakten 3’30 zusammen. Die Details gibt es dann demnächst wieder hier.

Die Fortsetzung mit dem Glenn Greenwald Interview gibt’s übrigens direkt im Anschluss.

 

Sprechblasen der Weltpolitik

Man wird das Gefühl nicht los. Auch wenn von einer dramatischen Situation die Rede ist. Auch wenn historische Augenblicke behauptet werden. Auch wenn von Entschlossenheit und  Entschiedenheit gesprochen wird. Artikulationen von Staatsmänner kommen oft nicht über das Niveau der Sprechblase hinaus. Weltpolitik erscheint immer wieder als Comicstrip. Zugegebenermaßen manchmal sogar noch finsterer, wie im Falle Berlusconis, der nur noch als Operettenfigur zu bezeichnen ist. Was läge da näher, als Weltpolitik in Comicform zu erzählen? Genau das hat The Atlantic getan. Und zwar mit den interessantesten US-Depeschen, die Wikileaks bisher veröffentlicht hat. Zwar kann man darüber streiten, ob die Auswahl der Atlantic-Redaktion tatsächlich die interessantesten Storys ausgewählt hat, aber entstanden ist definitiv eine wunderbare Serie von Cabelgate-Comix. Wie das Beispiel der illustrierten Depesche aus Tripolis, Libyen zeigt.

 

Kurz und klein (4): Assange-Chat, Open Channel und Wikileaks-Teetassen

+++Assange-Chat+++

Die Entscheidung des britischen Gerichts war noch ganz frisch. Julian Assanges Auslieferung nach Schweden wurde für zulässig erklärt. Da chattete der Wikileaks-Gründer bereits live mit der schwedischen Tageszeitung Aftonbladet. Das englische Transkript des Chats gibt es bei WLCentral. Unter anderem wurde er gefragt, wie er mit der Gerichtsentscheidung umgehen wird, ob er sich als Freiheitskämpfer definiert, welche weiteren Veröffentlichungen bevorstehen, inwieweit er sich und Wikileaks in die arabischen Aufstände involviert sieht. Assange beteuerte seine Sorge vor einer Auslieferung an die USA und wiederholt: Wikileaks wird weiter existieren, auch wenn er persönlich an seiner Arbeit gehindert werden sollte.

Assange hat sich aber natürlich nicht nur in Chats, sondern auch vor den Kameras der Weltöffentlichkeit geäußert und klar gestellt, dass er die Entscheidung nicht akzeptieren werde:


Unterdessen hat der britische Telegraph noch eine ganz praktische Timeline der Vorwürfe zusammengestellt. Wann Assange was wo und wie verbrochen haben soll. Angeblich jedenfalls.

Auch empfehlenswert in diesem Kontext: Der Blogger und Rechtsanwalt Glenn Greenwald von Salon.com äußerte sich bei Democracy Now! zur Gerichtsentscheidung. Democracy Now! ist das US-Politmagazin im nicht kommerziellen Rundfunk.  Der Talk mit Greenwald beginnt etwa ab Minute 14. Es geht allerdings nicht nur um die Entscheidung zur Auslieferung, sondern auch um den HBGary-Skandal, den wir hier schon unter dem Titel Guerillakrieg im Netz diskutiert haben.

+++Open Channel+++

Die Zahl der Whistleblowing-Portale wächst weiter. New York Times und Spiegel denken über eigene Angebote nach. WAZ und Al Jazeera haben unlängst eigene Seiten gestartet. Jetzt hat auch der amerikanische Fernsehsender MSNBC nachgelegt.

Mit Open Channel auf msnbc.com ist eine weitere Whistleblowingstruktur eines großen Medienhauses am Markt. Unser Whistleblowing-Index der letzten Woche, mit einer aktuellen Übersicht aller verfügbaren Angebote, wird es hier in Kürze als Update geben.

+++Wikileaks-Teetassen+++

Vor wenigen Tagen ging die Tabelle mit den erfolgreichsten europäischen Fußballclubs rum. Vorne lagen erwartungsgemäß der FC Barcelona, Real Madrid, Manchester United und der FC Bayern München. Es ging allerdings nicht um Tore und Punkte, sondern um Merchandising, also den Verkauf von Clubdevotionalien wie Trikots, Schals, Bettwäsche mit Vereinslogo oder Wimpeln für den Autospiegel. Die Vereine verkaufen ihre Stangenware mittlerweile von Ecuador bis Iserlohn, von Bangkok bis Bernau. Und machen damit jede Menge Geld.

Auch Wikileaks ist jetzt in das Merchandising Business eingestiegen. Nachdem es ja bereits wiederholt Mutmaßungen über eine finanzielle Misere bei Wikileaks gab, scheint man sich neue Ertragsfelder erschließen zu wollen. Ab sofort gibt es die Revolution also hautnah. Der Subversive von Welt kann im Wikileaks-T-Shirts joggen gehen oder aus Teetassen mit Assange-Konterfei Tee Marke Umsturz Second Flash oder Earl Grey als Top Secret Mischung trinken.

 

Die Familie des Diktators

Die Lage in Libyen eskaliert. Der seit Jahrzehnten herrschenden Diktator Muammar al-Gadahfi verliert die Kontrolle. In Tripolis und anderswo brennen Regierungsgebäude. Einer der vielen Söhne des Diktators droht im Staatsfernsehen mit einem Kampf bis zum letzten Mann.

Der britische Guardian hat nun zahlreiche Depeschen zusammengestellt, die einen Einblick in die Diktatorenfamilie Gadahfi geben. Wer nach Abgründen sucht, ist hier richtig. Allen sei noch mal in Erinnerung gebracht, dass die EU-Staaten noch vor Tagen mit dem libyschen Staat über die sogenannte Flüchtlingsproblematik verhandelten. Man hatte dem Herrscher weitere Millionen bereit stellen wollen. Ihr Verwendungszweck: Das Wegfischen von afrikanischen Flüchtlingen auf ihrem Seeweg nach Europa.

Heute Abend wurden offenbar Demonstranten aus Flugzeugen beschossen. Die Europäische Union diskutierte gleichzeitig Sanktionen. Eine Entscheidung gab es nicht.

 

Wikileaks ist tot! Es lebe das Whistleblowing

Vor wenigen Wochen machte ein Kondom die Runde. Es war ganz offenbar gebraucht. Jemand hatte es dennoch aufbewahrt. Später wurde es dann fotografiert, jetzt ist es ein Beweisstück und zirkuliert durch die Presse. Weltweit. Eine eher seltene Karriere für ein Präservativ. Aber die sexuellen Praktiken eines gewissen Julian Assange machen es möglich.

Weltberühmtes Kondom

Soweit kolportiert wurde, soll jener Julian Assange dieses Kondom vorsätzlich beschädigt haben, um einen gefühlsechteren Geschlechtsverkehr ausüben zu können. Was, so wurde weiter kolportiert, nicht ganz im Sinne der temporären Partnerin war.

Ein Drama biblischen Ausmaßes jedenfalls, das sich da vor wenigen Monaten in Schweden ereignete. Vollkommen klar, dass umgehend Titelseiten freigeräumt wurden. Was könnte es Wichtigeres geben, als über jenes shakespear’sche Dramoulette zu berichten?

Und der Mann mit dem zerrissenen Kondom spielte mit, bediente die Mechanismen des Boulevards, schwadronierte von einer Einkerkerung in Guantanamo oder gleich von der drohenden Exekution durch die US-Regierung.

Soweit, so uninteressant. Angereichert von Insiderauskünften, die die Ränkespiele des ehemaligen Zweimann-Betriebs Wikileaks in ein neues Licht rücken wollen, lenkt dieses Boulevardgetöse nur noch ab.

Es ist längst an der Zeit, wichtigere Fragen zu diskutieren. Wird es eine dauerhafte Whistleblowingkultur geben? Was kommt nach Wikileaks? Welche Erben sind in Sicht? Was wird sie von Wikileaks unterscheiden? Können sie dazu beitragen, eine lokale oder regionale, eine nationale oder internationale Leakingkultur zu etablieren? Welche Gefahren drohen? Wie stellen die unterschiedlichen Plattformen den wichtigen Quellenschutz sicher? Wer trennt bedeutende Dokumente, die auf politische oder wirtschaftliche Verbrechen hinweisen von hinterhältigen Denunziationen?

In den nächsten Wochen werden hier ausgewählte Plattformen ausführlicher vorgestellt. Hier schon mal eine erste Übersicht.

Eine herausragende Bedeutung kommt natürlich OpenLeaks.org zu. Allein schon weil das Portal des Wikileaks-Dissidenten Daniel Domscheit-Berg momentan internationale Aufmerksamkeit erfährt. Es unterscheidet sich in seinem Ansatz fundamental von Wikileaks, da es keine eigenständige Publikation der eingehenden Whistleblowing-Dokumente beabsichtigt. OpenLeaks versteht sich als Mittler zwischen Geheimnisverrätern und anderen Organisationen – von Menschenrechtsgruppen über Gewerkschaften bis hin zu konventionellen Medien. Die Organisationen können sich bei OpenLeaks akkreditieren. Der Whistleblower kann im Gegenzug nicht nur Dokumente anonym hinterlegen, sondern auch Wünsche äußern, welcher Organisation seine Dokumente zuerst zugehen sollen.

Auch die Transparency-Unit des arabischen Nachrichtensenders Al Jazeera wurde in den vergangenen Wochen international bekannt. Gemeinsam mit dem britischen Guardian hatte die Transparency Unit geheime Dokumente der Nahost-Friedensverhandlungen veröffentlicht. Überraschende Verhandlungspositionen und -strategien der israelischen Regierung und der palästinensischen Autonomiebehörde kamen ans Licht. Al Jazeera ist der bisher eindeutigste Beleg für Aktivitäten größerer Medien auf dem Gebiet des Whistlebowings.
Die New York Times und der Spiegel sollen jedoch ebenfalls über eigene Whistleblowingstrukturen nachdenken.

Einen Schritt weiter ist da bereits die WAZ-Mediengruppe mir ihrem Angebot derwesten-recherche.org. Das Angebot zielt vor allem auf die Verbreitungsregion der meisten WAZ-Zeitungen in Nordrhein-Westfalen. Ein attraktiver Ansatz, da viele Informationen oft nur eine regionale Relevanz besitzen und bei einem weltweiten Player wie Wikileaks unter Umständen untergehen würden.

Lokales Leaken ist auch das Thema der Seite BayernLeaks.de. Auch Brusselsleaks.com verfolgt den Ansatz einer regionalen Spezifizierung – allerdings im weltpolitischen Maßstab. Die Seite will sich auf Themen der europäischen Union fokussieren.

Portale wie RuLeaks, TuniLeaks, BalkanLeaks, KanariLeaks und IndoLeaks sind ebenfalls auf Regionen oder Länder spezialisiert. Allerdings beschränken sie sich teilweise auf die Auswertung bekannter Dokumente wie etwa bereits veröffentlichte US-Botschaftsdepeschen.

Einen ganz anderen thematischen Kontext bedient dagegen die Seite GreenLeaks. Dokumente, die Umweltzerstörungen oder Klimagefährdungen belegen, sollen auf GreenLeaks publiziert werden können.

Bleiben noch Portale mit einem breiteren Profil. Zum einen das bereits seit einigen Jahren existierende Cryptome.org. Die Macher von Cryptome arbeiteten anfangs mit Julian Assange zusammen, distanzierten sich dann aber nach diversen Konflikten. Bekanntheit erlangte Cryptome unter anderem mit der Veröffentlichung geheimer MI6-Dokumente.
Ebenfalls ohne thematische Spezifizierung arbeitet das Portal GlobaLeaks.

Neben den originären Leakingsportalen gibt es eine ganze Reihe weiterer Portale und Blogs, die im Umfeld von Wikileaks und Co arbeiten. Crowdleak.net gehört zu den bekanntesten Beispielen. Hier soll die Crowd nach unentdeckten News in bekannten Leaking-Dokumenten recherchieren. Auch die Depeschensuchmaschine Cablegatesearch.net will die Schwarmintelligenz nutzen, um die Auswertung der Depeschen ertragreicher zu gestalten.
Seiten wie WLcentral.org oder Leaknews.de verstehen sich dagegen eher als Nachrichtenseiten zu Whistleblowingthemen.

Nicht zu vergessen ist in diesem Zusammenhang das deutsche Whistleblowing-Netzwerk. Theorie und Praxis des Leakens werden dort umfangreich diskutiert.

Natürlich gibt es mittlerweile auch haufenweise Onlinespiele und jede Menge Trash mit Unterhaltungswert zum Thema Whistleblowing im Netz. Dazu in Kürze mehr.

Bleibt am Schluss noch ein erstes Zwischenfazit. Die Vielzahl entstehender Portale deutet auf wachsende Relevanz des Whistleblowings hin. Den Beleg ihrer Bedeutung sind alle Portale noch schuldig. Viele Fragen sind dagegen noch offen. Hat Wikileaks dem Thema Whistleblowing zum Durchbruch verholfen? Oder werden sich Staaten und Unternehmen zukünftig noch massiver schützen? Und – wer ist er eigentlich, der Whistleblower und was sind seine Motive?

Antworten und Ergänzungen gerne und jederzeit!

 

Tage des Zorns

In Libyen ist für heute der Tag des Zorns ausgerufen. Inspiriert von den Umstürzen in Tunesien und Ägypten haben die Initiatoren via Internet zur Großdemonstration gegen den selbsternannten Revolutionsführer Muammar al-Gadhafi aufgerufen. Wer sich über die Gründe des Zorns in Libyen informieren will, kann hier in diversen Depeschen stöbern. Die Depeschensuchmaschine Cablegatesearch.net macht’s möglich.

Unter anderem erklärte diese Depesche, warum die Bevölkerung in Libyen in weiten Teilen frustriert ist. Allerdings kamen die Autoren 2009 noch zu dem Schluss, dass es der Bevölkerung vor allem um ökonomische Reformen geht und nicht um politische Veränderung. Es könnte sich dabei allerdings um einen gewaltigen Irrtum handeln, wie wir vielleicht in wenigen Wochen feststellen werden. Der Brotpreis war schon häufiger Auslöser von Aufständen.

Und momentan bebt ja die gesamte arabische Region vor dem Zorn der jungen, oft perspektivlosen Jugendlichen. Wie die Beispiele Tunesien, Ägypten und momentan Bahrain beweisen. Über die dortige Situation und die Einschätzung der US-Regierung gibt ein Blogartikel des amerikanischen Nachrichtensenders ABC Auskunft, der die entsprechenden Depeschen zusammengetragen hat. Der Titel: The Cozy US-Bahrain Relationship. In Bahrain ist es heute allerdings weniger gemütlich. Während eines Polizeieinsatzes gegen friedliche Demonstranten gab es in Bahrains Hauptstadt Manama mehrere Tote.

 

Guerillakrieg im Netz

Die Hacker-Bewegung Anonymous sorgte bereits mehrfach für Schlagzeilen. Mit diversen Hacker-Attacken wurden die Server von VISA, Mastercard und Amazon im Dezember lahmgelegt. Zuvor hatte die US-Regierung die Dienstleistungsanbieter genötigt, ihre Zusammenarbeit mit Wikileaks zu beenden. Der anschließende Kniefall der Dienstleistungbranche, der ohne jede rechtliche Notwendigkeit erfolgte, wurde von Anonymous mit massiven DDOS-Angriffen beantwortet.

Jetzt startet die Gruppe anonymer Hacker offenbar ein eigenes Leakingprojekt. AnonLeaks heißt das Ganze und ist seit kurzem online. An AnonLeaks wird sich mit großer Sicherheit erneut eine Diskussion entzünden, die bereits am Wochenende hier geführt wurde, wenn auch in einem völlig anderen Zusammenhang. Wer darf wann was leaken? Denn die ersten Dokumente auf AnonLeaks sind keine klassischen Whistleblowerlieferungen. Anonymous gab bereits vor Tagen den Hack, also den digitalen Einbruch in die Mailserver der amerikanischen IT-Sicherheitsfirma HBGary bekannt. HBGary hatte in Zusammenarbeit mit dem FBI versucht, Akteure der Hacker-Gruppe Anonymous zu identifizieren. Jetzt holte Anonymous offenbar zum Gegenschlag aus. Auf AnonLeaks veröffentlichte die Hacker-Bewegung tausende Mails der Firma.

 

Der Nazi als Vorbild

Das Böse ist ein Phänomen, das spätestens im 19. Jahrhundert, allerspätestens jedoch im 20. Jahrhundert ausgestorben ist. Keine Hexenjagden mehr, keine Scheiterhaufen für Gelehrte. Aufklärung und Psychoanalyse machen es möglich. Das Böse ist kein Dämon, sondern Teil von uns. Mit einer großen Ausnahme.

Der Nazi, in der Gegenwart natürlich der gemeine Neo-Nazi, gilt gesellschaftlich weiter als Inbegriff des Bösen. Er ist mindestens ein Hund, ein Schurke, Asozialer, Menschenhasser, Rassist, Schläger.

Das psychische Profil des Nazis ist dabei ebenso eindeutig:  Zwischen dumpfer Tölpel mit Hang zur Kurzhaarrasur und nachhaltig gestörtem Verhältnis zur Gewalttätigkeit, Vorlieben für Lautstärke, Rudelbildung, sowie gemeingefährlichem Hetzer mit Minderwertigkeitskomplexen oszilliert seine bedauernswerte Persönlichkeitsstruktur.

Eine Aneinanderreihung von Klischees. Die in der Regel der Wahrheit entspricht. Jetzt aber hat einer dieser Beschriebenen ganz offenbar eine Vorbildfunktion übernommen. Denn gestern sind über 60.000 E-Mails der NPD geleakt, also anonym veröffentlicht worden. Unter anderem wurden der Tagesschau und der tageszeitung Dokumente zugespielt, die belegen, wie die Damen und Herren Kameraden miteinander elektronische Konversation treiben. Der Ton ist den skizzierten psychischen Dispositionen entsprechend. Und in der Summe die zu erwartende Blamage der politischen Stümper vom rechten Rand. Die Mails dokumentieren eher Lautstärke als politisches Strategieverständnis. Aber wer hätte etwas anderes erwartet?

Aber in einem Punkt ist der Nazi ein Vorbild, zumindest dieser, der die Quelle für die geleakten Mails zu sein scheint. Er hat die Bedeutung der entstehenden Leakingkultur erkannt – und genutzt.

Also Ministeriumsmitarbeiter, Angestellte in Futtermittelbetrieben, Manager der mittleren Ebene in Krankenhäusern oder Pharmakonzernen und Führungskräfte bei Discountern oder Energieversorgern – was ein Nazi kann, könnt Ihr doch wohl auch. Leakt Dokumente, wenn Euch Schweinereien zu Gesicht kommen. Es gibt genug Adressen.

Eine Übersicht folgt hier in der nächsten Woche!

P.S.: Und wenn es keiner der Nazis war, sondern ein IT-Mitarbeiter bei irgendeinem Provider, der die Mails geleakt hat, dann nehmt Euch an dem ein Beispiel…

 

Kurz und klein (3): Talkrunden, Schlammschlachten, Mitschnitte

+++Talkrunden+++

Debatten für Kurzentschlossene. In Berlin gibt es heute gleich zwei öffentliche Diskussionen zum Thema Wikileaks:

Um 17 Uhr diskutieren Mitchell Moss, Pressesprecher der Botschaft der Vereinigten Staaten von Amerika, Frank Rieger, Chaos-Computer-Club und Dr. Konstantin von Notz, MdB, netzpolitischer Sprecher der Fraktion BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN unter dem originellen Motto „Wikileaks und die Folgen“ im Bundestag miteinander.

Um 18.30 Uhr kann man dann gleich zur Humboldt Universität rüberhasten, um Marcel Rosenbach und Holger Stark, Redakteure des Spiegel, im Gespräch mit Bundesinnenminister Thomas de Maizière und dem Publizisten Jakob Augstein zuzuhören.

+++Mitschnitte+++

Bereits am Dienstag gab es in der Heinrich-Böll-Stiftung eine Wikileaks-Diskussion (MP3) mit dem Titel “Whistleblowing, WikiLeaks und die neue Transparenz“. Zu den Diskutanten zählten unter anderem OpenLeaks-Gründer und Wikileaks-Dissident Daniel Domscheit-Berg und CCC-Mitglied Constanze Kurz.

+++Schlammschlachten+++

Am gleiche Tag waren Auszüge des noch unveröffentlichten Buchs von Domscheit-Berg auf cryptome.org unautorisiert erschienen. Danach hatte eine Schlammschlacht zwischen Aassange und Domscheit-Berg eingesetzt. Es ging um eine wiederum nicht autorisierte Datenentwendung Domscheit-Bergs. Er hatte bei seinem Wikileaks-Abgang Whistleblower-Dokumente an sich genommen, da sie aus seiner Sicht in der Wikileaks-Struktur nicht mehr sicher waren. Die Debatte läuft aktuell auf der Seite Netzpolitik.org.

Fortsetzung folgt.

 

Weltmacht Wikileaks

Am Mittwochabend zeigt die ARD die Dokumentation „Weltmacht Wikileaks„. Selbstredend strahlt das Erste den Film zu einer kundenfreundlichen Zeit kurz vor Mitternacht aus. Später als 23.45 Uhr ging es aber leider nicht. Um 0.50 Uhr war bereits der Gassenhauer Breakfast of Champions geplant und die Wiederholung der 1242 Folge der Serie Sturm der Liebe um 2.40 Uhr war auch nicht mehr zu verschieben.

Am Donnerstag berichtet das ARD-Magazin Panorama alerdings bereits um 22.15 Uhr (vermutlich ein Planungsfehler) unter dem Titel Todesschützen frei, Enthüller in Haft über die Haftbedingungen der vermeintlichen Wikileaks-Quelle Bradley Manning. Der US-Gefreite sitzt seit Monaten in Untersuchungshaft. Manning wird verdächtigt, Wikileaks unter anderem die US-Botschaftsdepeschen zugespielt zu haben. Zu dem wird er beschuldigt, der Whistleblowingplattform auch das Cockpit-Video eines US-Kampfhubschraubers zugespielt zu haben. Wikileaks hatte das Video unter dem Titel Collateral Murder veröffentlicht. Es zeigt einen unbegründeten Angriff auf Passanten im Irak im Jahr 2007. Panorama berichtet morgen nicht nur über die umstrittenen Haftbedingungen Mannings, sondern auch über die Piloten des damaligen Hubschraubereinsatzes. Die schmutzige Pointe: Während Manning seit Monaten in Isolationshaft sitzt, sind sie auf freiem Fuß. Laut Untersuchungsbericht haben sie sich an die US-Kriegsregeln gehalten.