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Videos im Netz: Welche Musik verwenden?

Immer wieder bekommen deutsche YouTube-Nutzer Sperrtafeln wegen mutmaßlicher Rechteverletzungen angezeigt, und das selbst bei Videos, die augenscheinlich gar nichts mit Musik zu tun haben. Die einfachste Erklärung (abgesehen davon, dass sich YouTube öfters mal irrt) ist, dass die Macher der Videos für die Hintergrundmusik Inhalte verwendet haben, deren Rechte sie nicht haben.

Sicher, es ist es schön, eine gute Timelapse oder ein packendes Sportvideo mit bekannten und schmissigen Songs zu unterlegen. Legal ist das aber in den meisten Fällen nicht. Denn wie überall müssen vorher die Rechte eingeholt werden. Auf YouTube lassen die Rechteinhaber solche Inhalte zwar häufig durchgehen oder sie durch das Content-ID-System kurzerhand sperren. Im schlimmsten Fall aber droht den Machern eine Klage.

Übersicht von iRights über Lizenzen (CC-BY)
Übersicht von iRights über Lizenzen (CC-BY)

Philipp Otto von iRights.info hat gestern auf Twitter auf einen Beitrag des Portals aus dem Herbst vergangenen Jahres hingewiesen, der sich für jeden neuen und interessierten Filmemacher empfiehlt. Es geht nämlich um die verschiedenen Lizenzen von Musik im Netz. Die meisten Filmemacher dürften mit dem Thema vertraut sein, aber gerade Neulinge sind oft etwas unvorsichtig. Auch, weil etwa die vermeintlich frei verfügbaren Creative-Commons-Inhalte nicht einfach wahllos benutzt werden dürfen.

iRights weist darauf hin, dass Musik im Netz sich in drei Kategorien einteilen lässt: Alle Rechte vorbehalten, einige Rechte vorbehalten, und gemeinfreie Werke.

Nicht alle CC-Lizenzen unproblematisch

Gemeinfreie Werke stellen das geringste Problem dar, denn für sie ist das Urheberrecht abgelaufen. Sie gehören deshalb der Allgemeinheit und können frei verwendet werden. Seiten wie das Internet Archive, FreePD oder MusOpen sammeln Inhalte.

Wer nicht auf altes Zeug steht, kommt um Inhalte mit CC-Lizenz nicht herum. Die gibt es inzwischen an vielen Orten im Netz, auf Jamendo etwa, Freesound, CC-Mixter, auf den Seiten der zahlreichen Netlabels oder per angepasster Suche auf Soundcloud. Wichtig ist zu beachten, dass es unterschiedliche CC-Lizenzen gibt: Nur für nicht-kommerzielle Inhalte beispielsweise. Oder „No Derivatives“, die für Videos nicht infrage kommt. Oder „Share-Alike“, die besagt, dass die neuen Werke ebenfalls wieder unter einer CC-Lizenz veröffentlicht werden müssen.

Von Werken, bei denen alle Rechte vorbehalten sind, sollte man dagegen gleich die Finger lassen. Hierunter fällt erstmal alles, das unter keiner anderen Lizenz steht, und damit natürlich sämtliche Songs aus den Charts und von den heimischen CDs.

Der Artikel auf iRights geht noch weiter ins Detail und empfiehlt sich deshalb ebenso zur Lektüre wie ein weiterer auf der Seite über das richtige Zitatrecht bei Videomontagen, Satire und Mash-ups.

Der vielleicht wichtigste Punkt in allen Fällen aber ist: „Fragen kostet nichts. Man kann sich häufig einfach an den Urheber wenden und nachfragen, ob man sein Musikstück in einem Film- oder Videoprojekt verwenden kann. Wenn die CC-Lizenz etwas nicht erlaubt, heißt das nur, dass der Urheber (der Komponist) das nicht von vornherein für alle freigeben wollte.“

Denn gerade in Sachen CC ist der direkte Dialog meist vielversprechend und die Urheber in der Regel sehr zuvorkommend. Dann klappt’s auch auf YouTube.

 

„Don’t say Gif“

Vergangene Woche wurden die Webby Awards verliehen, ein Preis für herausragende Leistungen im Bereich Unterhaltung im Netz. Einer der diesjährigen Preisträger war Steve Wilhite. Steve wer? Viele kennen ihn vor allem wegen seiner Erfindung aus dem Jahr 1987: Wilhite ist der Schöpfer des Graphics Interchange Format, kurz Gif. Ein Phänomen, das bis heute nicht totzukriegen ist – und das völlig zu Recht.

Wilhite hielt dann auch eine Dankesrede, in der eine überraschende Bemerkung machte: Er sagt, die Aussprache von Gif mit einem harten ‚g‘ sei falsch, es müsste seiner Meinung nach „Jif“ ausgesprochen werden. Haben wir das „Wort des Jahres 2012“ etwa die ganze Zeit falsch ausgeprochen?

Man könnte es es jedenfalls so sehen, schließlich ist das ‚g‘ im Englischen in den meisten Fällen weich, wenn anschließend ein ‚i‘ folgt. Gleichzeitig ist es natürlich die Abkürzung von „Graphics“, das wiederrum hart ausgesprochen wird. Auf der anderen Seite: Kann ein Erfinder nicht selbst festlegen, wie seine Erfindung heißt? Im Netz jedenfalls wird seit vergangenem Freitag heftig diskutiert und parodiert.

Der Oxford English Dictionary, das Referenzwerk der Englischen Sprache, erlaubt jedenfalls beides. Das Netz aber ist (fast) sicher: Es heißt Gif. Mit harten ‚g‘.

Wie auch immer, die Gelegenheit bietet sich an, um auf Jonathan Mann aufmerksam zu machen. Der veröffentlicht unter Song-a-Day nämlich seit 2009 jeden Tag einen Song mit einem entsprechenden Video auf YouTube. Eine bemerkenswerte Leistung und wunderbarer Mittagspausenfüller. Inzwischen ist er bei mehr als 1600 Liedern angekommen, und eines davon beschäftigt sich mit der richtigen Aussprache von Gifs. Wie schön.

(via)

 

Von Hunden und Helden: Der Webvideopreis 2013

Die Gewinner des Webvideopreis 2013 (Bild:  Christof Wolff / CC BY 2.0)
Die Gewinner des Webvideopreis 2013 (Bild: Christof Wolff / CC BY 2.0)

Der Teppich vor der Tür war nicht rot, sondern blau. Die Stars des Abends störte das nicht. Sie standen auch so im Mittelpunkt des Geschehens. Dafür sorgten allein die zahlreichen Kameras um sie herum. Zum dritten Mal wurde am Samstagabend der Deutsche Webvideopreis für die besten Onlineclips des vergangenen Jahres verliehen. Die Gala aus dem Düsseldorfer Capitol zeigte: Auf YouTube wächst keine neue Generation an Comedians und Filmemachern, an Popstars und Persönlichkeiten mehr heran. Sie ist längst unter uns.

Nirgends zeigte sich das deutlicher als in den Stunden vor der Verleihung. Schon ab 14 Uhr, rund vier Stunden vor Beginn, luden die Veranstalter und die prominenten YouTuber ihre Fans ein. Die kamen zahlreich. Bis zur Verleihung verwandelten sich der Hof und das Foyer des Capitols zur Fanmeile, die ausgelassene Stimmung erinnerte an eine Klassenfahrt. Jugendliche und Junggebliebene ließen sich mit ihren Lieblingsfilmern fotografieren, holten sich Autogramme und plauderten.

Für einige war das eine ungewohnte Situation. „Das hätte ich nicht erwartet, ich war noch nie bei so etwas“, sagt der als Dner bekannte Gamer. Dabei gehört er mit knapp 100.000 Abonnenten nicht zu den Unbekannten der Szene. Er war mit einem Video in der Kategorie Let’s Play nominiert, in der YouTuber sich selbst beim Zocken kommentieren. Dass ihn so viele junge Menschen erkennen, ansprechen und um Autogramme bitten würden, überraschte den Nominierten.

Die Szene kennt und schätzt sich

Rund 1.000 Gäste waren an diesem Abend geladen, deutlich mehr als noch im vergangenen Jahr. Viele von ihnen gehörten zu den Machern und nutzen die Gelegenheit, um neue Videos zu drehen. Etwa thePort. Der Wiesbadener hat sich auf YouTube auf Reviews und Interviews spezialisiert. Den Webvideopreis hält er für eine gute Gelegenheit um Kontakte zu knüpfen und neue Episoden zu drehen. In drei Jahren auf YouTube hat er es auf 3.500 Abonnenten und eine knappe halbe Million Abrufe gebracht. Das ist ausbaufähig, aber „einige schaffen es eben schneller, einige langsamer“, sagt der 25-Jährige, reicht flink seine Visitenkarte und huscht mit seiner Kamera weiter.

Definitiv geschafft haben es Persönlichkeiten wie der Kölner Let’s Player Sarazar oder die Jungs von Y-Titty, die zu den bekanntesten deutschen Webvideomachern gehören. Als sie das Capitol betreten, werden sie von Menschen umringt, Kameras und Smartphones blitzen. Geduldig kritzeln sie Autogramme in mitgebrachte Poesiealben, auf Mützen und aufblasbare Bälle. Einige Meter weiter sitzen die Gebrüder Lochmann, bekannt als Die Lochis und Preisträger des vergangenen Jahres, bei einer Live-Aufzeichnung der Sendung YouTalk am runden Tisch und diskutieren mit Gleichgesinnten.

4.000 Einsendungen in 13 Kategorien

Preise gab es an diesem Abend in 13 Kategorien. Die hießen wie schon im vergangenen Jahr LOL und FYI, Cute, Epic oder OMG. Videos einreichen durfte jeder. Über 4.000 waren es am Ende. Anhand ihrer Verbreitung in sozialen Netzwerken wie Twitter und Facebook wurden schließlich sechs Nominierte in jeder Kategorie ermittelt. Anschließend ging es erneut im Netz um die finale Abstimmung. Gab es im vergangenen Jahr noch getrennte Jury- und Publikumspreise, hatten die beiden Parteien in diesem Jahr gleiches Stimmrecht. Durch die Gala führte die TV-Moderatorin Miriam Pielhau.

Ganz dem Medium Internet entsprechend, ging es in der Kategorie Cute zu. Die Gewinnerin lief auf vier Beinen auf die Bühne: Die Weimeranerin Maya setzte sich mit ihrem Versuch, eine Frisbee aus dem Pool zu holen durch und verlieh dem Webvideopreis die fast schon obligatorische tierische Note.

Besonders viele Lacher ernteten auch die Filme der Kategorie Fail. Darunter fallen die schlimmsten Imagefilme und gut gemeinte, aber schlecht gemachte Tutorials des Jahres. Während die Sparda Bank eine Ausstrahlung ihres Werbevideos untersagte, konnten andere mit ihrem Fremdschämfaktor glänzen. Am Ende gewann der schon mehrfach nominierte Wolfgang Rademacher. Er kam leider nicht, um den Preis anzunehmen, obwohl er sich bestimmt einige Tipps hätte abholen können.

Natürlich aber ging es an diesem Abend nicht nur um die witzigsten Videos. Es gab auch ernste und aktuelle Themen, etwa aus dem Bereich der Medien- und Gesellschaftskritik. Die Satireseite Der Postillon konnte sich in der Kategorie LOL mit ihrer Nachrichtensendung Postillon24 durchsetzen. In der allein von der Jury bestimmten Kategorie Academy Approved Art gewann Ken Ottman mit Paper Age, einer Animation zum Thema Leistungsschutzrecht.

Nicht nur Favoritensiege

Die größte Überraschung des Abends aber war, dass nicht in allen Kategorien die vermeintlichen Favoriten gewannen. So gingen etwa die bekannten YouTuber iBlali, die Space Frogs und Doktor Allwissend trotz großem Beifall im Saal leer aus. Stattdessen gewannen Clips, die durchaus professionell daherkamen. So die Internationale Filmschule Köln in der Kategorie Win oder die Hochschule Ostwestfalen-Lippe mit einem 15-minütigen Film über Kindesmissbrauch in der Kategorie OMG, einem unbequemen, aufrüttelnden Beitrag.

Auch in anderen Kategorien gab es Überraschungen. Der Preis in der Kategorie Epic für das beste Webvideo des Jahres ging an den Schweizer Opernsänger August Schram, dessen bizarre Adaption von Habanera aus der Oper Carmen offenbar den (Hör-)Nerv der Zuschauer traf, im Saal aber für zweifelnde Blicke sorgte. Und auch der Sieg von Stefans Musikworkshop in der Kategorie FYI, der den Erfolg von Adeles Skyfall-Soundtrack erklärte, erntete einige spöttische Kommentare im Publikum.

Großen Applaus gab es dagegen für die Sieger in den Kategorien VIP. Der Berliner LeFloid überzeugte mit seinem Appell an die Zivilcourage im Alltag. Mit 660.000 Abonnenten gehört er dank seiner wöchentlichen Nachrichten LeNews zu den größten Namen der Szene. Wie auch Y-Titty: Die Vorjahresgewinner erhielten zum Abschluss der Gala von Cherno Jobatey den Ehrenpreis für besondere Leistungen in der Webvideoszene. Um die Reichweite von Y-Titty zu bekommen, müsste „Markus Lanz noch neun Jahre senden“, sagte Jobatey. Das Publikum johlte. Sticheleien gegen das lineare Fernsehen sind bei YouTubern beliebt.

Der Webvideopreis ist erwachsen

So bunt das Rahmenprogramm und die nominierten Videos waren, so klassisch präsentierte sich die tatsächliche Gala. Anders als im vergangenen Jahr, in dem sich die Sieger und Jury gemütlich auf einer Couch auf der Bühne fläzten und alberten, wirkte die Veranstaltung in diesem Jahr geradezu bieder. Moderatorin Pielhau bemühte sich zwar redlich, schien sich auf der großen Bühne aber oft verloren zu fühlen.

Mit lediglich zwei Punkten im Rahmenprogramm, einem Eröffnungssong der YouTube-Kombo Die Außenseiter und einem Nachruf auf den Filmkritiker Franc Tausch, wirkte die Veranstaltung in ihren 90 Minuten unnötig gedrängt. Auflockernde Momente, kreative Einspieler, Interaktion mit den Gästen im Saal und den Zuschauern im Stream gab es bestenfalls im Ansatz, etwa als Pielhau einige Tweets vorlas.

Am Ende bleibt der Eindruck, dass der Deutsche Webvideopreis gemeinsam mit der Szene gewachsen ist und sich in Sachen Gästezahl, Umsetzung und Anspruch mit den anderen großen deutschen Medienpreisen messen kann. Das ist erfreulich für die deutschen Webvideo-Macher, die nun eine Veranstaltung haben, die sie angemessen ehrt. Aber auch irritierend: etablierte Filmemacher mit einer gewöhnlichen Preisverleihung wollten diese eigentlich nie werden. Etwas mehr des Esprits, den die jungen Macher vor Beginn der Gala an den Tag legten, hätte auch der eigentlichen Verleihung gut getan.

(Auf der Seite des Webvideopreis finden Sie die Übersicht mit allen Gewinnern.)

 

Von Alaska nach Argentinien in 500 Tagen

© Alex Chacon
© Alex Chacon

Im Jahr 2004 fuhren die Schauspieler Ewan McGregor und Charly Boorman in Long Way Round zunächst mit dem Motorrad von London über Asien nach New York, und in Long Way Down (2007) noch einmal von Schottland nach Südafrika. Dabei mussten sie so manche brenzlige Situationen meistern. Nicht selten schienen sie ganz glücklich, dass sie mit der BBC einen großzügigen Sponsor mit dabei hatten, der für die Papiere und Planung zuständig war.

Sponsoren hatte der Texaner Alex Chacon zwar auch, bei seinem Trip von Alaska bis nach Feuerland war er aber größtenteils auf sich alleine gestellt. Bevor der 25-jährige nach dem Studium seinen Doktor in Biomedizin machte wollte, sehnte er sich nach einem richtigen Abenteuer. Inspiriert von Che Guevaras Motorcycle Diaries (der damals ebenfalls Medizinstudent war), verkaufte er seinen kompletten Hausstand und schwang sich auf das Motorrad.

500 Tage war er anschließend in Nord- und Südamerika unterwegs, 23 Länder erkundete er dabei. Zunächst schlief er vor allem in Zelten und aß aus der Dose. Doch je länger er unterwegs war, desto mehr Menschen wollten ihn unterstützen. Über die Website Couchsurfing fand er Unterkünfte, die Menschen unterwegs versorgten ihn mit Essen und Benzin.

Seine Erlebnisse nahm er mit einer Helmkamera auf und veröffentlichte sie in kurzen Episoden auf YouTube. Nun, zum Abschluss der Reise, hat Chacon die gesamte Reise und 600 Stunden Material in ein einzelnes Video gepackt. Und das sieht aus, als hätte das trotz der Strapazen eine Menge Spaß gemacht.

Das mit der Doktorarbeit hat er übrigens inzwischen aufgegeben. Chacon arbeitet nun als Reiseberater – für Abenteurer, versteht sich.

 

Ready to LOL: Die YouTube Comedy Week beginnt

YouTube ohne Comedy? Unvorstellbar. Die erfolgreichsten Kanäle, ob in den USA oder Deutschland, sind vor allem für die Lachmuskeln ausgelegt und längst hat sich ein eigenes, sehr junges und sehr netzaffines Comedy-Genre etabliert, das man problemlos als „YouTube-Comedy“ bezeichnen kann. Mit Protagonisten, die immer häufiger auch jenseits der Internets für Lacher sorgen, und die selbst gestandenen TV-Comedians mittlerweile im Netz den nötigen Schub geben.

In der kommenden Woche feiert YouTube sich und seine Comedy-Macher. Vom 19. bis zum 25. Mai findet die YouTube Comedy Week statt. Los geht es heute Nacht um 3 Uhr mitteleuropäischer Zeit mit einer zweistündigen Liveshow. Zu den Gästen zählen unter anderem Vince Vaughn, Ricky Gervais, Conan O’Brian, Ben Stiller und Sarah Silverman. Bis zum nächsten Samstag gibt es jeden Abend eine Show: Geplant sind unter anderem Shows mit dem Fokus auf Musik, Improvisationscomedy und Stand-Up. Alle Inhalte sind natürlich nach der Ausstrahlung auf dem Spotlight-Kanal archiviert.

Die Comedy Week ist der erste Versuch der Plattform, über mehrere Tage hinweg ein Sendeschema zu liefern – und damit der nächste Angriff auf das klassische Fernsehen. Ist es bei YouTube in der Regel immer noch so, dass die Nutzer sich die Inhalte durch Empfehlungen oder selbst zusammensuchen müssen, bekommen sie in dieser Woche jeden Abend ein vorgegebenes Programm. Anklicken und laufen lassen, das ist der Plan. Dass YouTube längst auch Live-Streaming kann, haben sie spätestens mit dem Sprung Felix Baumgartners bewiesen, den acht Millionen Menschen gleichzeitig auf YouTube alleine verfolgten.

Synergie-Effekte gewünscht

Gleichzeitig geht es natürlich um das Vorstellen der zahlreichen Talente, die inzwischen ihr Geld auf der Plattform verdienen. Die beiden Jungs von Smosh etwa, die mit fast 10 Millionen Abonnenten zurzeit den erfolgreichsten Kanal der Welt betreiben. Oder die Macher von Epic Rap Battles of History, die inzwischen selbst Rapper wie Snoop Dogg Lion als Gäste begrüßen konnten. Und auch die Satire-Seite The Onion hat sich in den vergangenen Jahren immer stärker auf Videoformate konzentriert.

Die Comedy Week soll Synergien zwischen neuen, talentierten Künstlern und gestandenen Comedians schaffen. Das klingt logisch, denn zwischen den beiden Gruppen besteht noch immer ein Graben: YouTube-Künstler haben es schwer, in traditionellen Medien Fuß zu fassen. Für TV-Künstler ist dagegen der Weg ins Netz nicht immer leicht, oft mangelt es an dem direkten Austausch mit der Community. Originalkanäle wie der von Sarah Silverman, Michael Cera und Reggie Watts gegründete Jash suchen deshalb bewusst den Kontakt zu bekannten YouTubern – und genießen die Freiheit im Netz: „Niemand muss ein Scripts absegnen, niemand braucht überhaupt ein Script“, sagte Silverman auf dem diesjährigen SXSW-Festival.

Neben den genannten Künstlern treten im Verlauf der Woche noch Ryan HigaThe Fine BrosThe Gregory BrothersCollegeHumorDaily GraceEpic Meal Time und Tobuscus auf. Tubefilter hat eine ausführliche Liste.

Zusätzlich dürfen die Zuschauer aber auch zahlreiche Videos von Machern erreichen, die nicht offiziell an dem Programm teilnehmen. Und wer weiß: Vielleicht sind ja auch deutsche YouTube-Comedians dabei.

 

Nintendo will bei „Let’s Plays“ mitverdienen

Sie nennen sich Gronkh und Commander Krieger, Sarazar und PietSmiet und sie alle haben das gleiche Hobby: Videospiele spielen und gleichzeitig lustig kommentieren. Das scheint zunächst ungewöhnlich: Wieso sollte man anderen Menschen beim Spielen zusehen? Tatsächlich aber gehören die sogenannten „Let’s Plays“ zu einem der beliebtesten Formate auf YouTube. Über 800.000 Abonnenten haben die Macher von PietSmiet, sogar 1,5 Millionen sind es bei Gronkh. Damit gehören sie zu den erfolgreichsten deutschen YouTubern. Sie verdienen ihr Geld buchstäblich mit Zocken. Denn bei jedem Video bekommen sie einen Teil der Werbeeinnahmen.

Für die meisten Let’s Player spielt es keine Rolle, was sie spielen: Egoshooter und Strategiespiele, Puzzle- und Rollenspiele, alles wird angespielt. Das könnte sich nun ändern. Nintendo hat gleich mehrere Kanalbetreiber informiert, dass sie durch den Upload von Szenen aus Nintendo-Games Urheberrechtsverletzungen begehen. Doch statt die Videos löschen zu lassen, haben sich die Japaner für eine andere Lösung entschieden: Sie schalten künftig eigene Werbung vor die Videos. Mit dem Ergebnis, dass die Kanalinhaber an diesen nichts mehr verdienen können. Auch Microsoft hatte im vergangenen Herbst ähnliche Schritte angekündigt. Nun diskutiert die YouTube- und Spielerszene: Wer profitiert eigentlich am meisten von Let’s Plays?

Kritik an Content-ID

Dass Nintendo überhaupt Inhalte von YouTubern monetarisieren kann, macht das sogenannte Content-ID-System möglich. Teilnehmende Rechtinhaber können ihre Inhalte in einer Bibliothek speichern, YouTube vergleicht diese mit neu hochgeladenen Videos und informiert die Rechteinhaber, falls eine vermeintlich rechtswidrige Nutzung vorliegt. Dann gibt es drei Optionen: erlauben, löschen lassen oder mitverdienen.

Das System steht in der Kritik. Immer wieder werden Videos fälschlicherweise gesperrt. Sei es, weil das System Inhalte falsch erkennt, oder weil Dritte falsche Ansprüche geltend machen. Das musste etwa die Nasa erfahren, als Unternehmen plötzlich die Rechte an den Aufnahmen der Marssonde Rover Curiosity einforderten.

Im Fall von Nintendo scheint der Fall zumindest aus technischer Sicht eindeutig. Let’s Plays bestehen ausschließlich aus langen, abgefilmten Spielszenen, nicht selten zeigen die Kanäle die kompletten Spiele über mehrere Episoden hinweg. Deshalb greift in diesem Fall eine Fair-Use-Regel nicht. Doch sind sie deshalb mit Filmen zu vergleichen, die unerlaubt aufgeführt werden?

Nein, sagt Zach Scott. Der Amerikaner, dessen YouTube-Kanal knapp 70 Millionen Abrufe hat, hatte die Entscheidung jüngst in Beiträgen auf Facebook und Reddit öffentlich gemacht. Erste Nachrichten an Kanalbetreiber hatte Nintendo aber bereits im März verschickt und seitdem wurden die Entwicklungen auch in der deutschen Let’s-Play-Szene diskutiert.

Von Let’s Plays profitieren Spieler und Studios

Für Scott – und die meisten anderen Let’s Player – ist die Sache klar: Die Videos stellen keinen unerlaubten Trailer dar, sondern ein subjektives Spielerlebnis. Wenn 1,4 Millionen Menschen innerhalb von vier Tagen Gronkh bei seiner 1000. Folge Minecraft zuschauen, dann nicht, weil sie Szenen aus dem Spiel sehen möchten. Sie kommen des Kommentars wegen. Bis ein Spieler erst einmal in den Bereich kommt, in dem er mit den Werbeeinnahmen Geld verdient, vergehen nicht selten Jahre der Community-Pflege.

Gleichzeitig können auch die Spielestudios von Let’s Plays profitieren: Kaum ein Spieler wird ein Spiel, das ihn interessiert, nicht kaufen, nur weil er Szenen bereits in einem Let’s Play gesehen hat. Stattdessen, so Scott, möchten viele Zuschauer anschließend selbst das Spiel für sich erleben. Als Gronkh im vergangenen Jahr das fünf Jahre alte Adventure Edna bricht aus durchspielte, war die Hamburger Spieleschmiede Daedalic quasi über Nacht um einiges bekannter. Viele Spieleentwickler und Publisher erlauben den YouTubern deshalb die Aufnahmen, einige liefern ihnen sogar kostenlos Vorabexemplare neuer Titel.

Die YouTuber wollen Nintendo boykottieren

Kurioserweise möchte auch Nintendo offenbar nicht auf diese Art der Berichterstattung verzichten, sondern lediglich daran mitverdienen. „Wir möchten auch weiterhin, dass Fans Nintendo-Inhalte auf YouTube mit anderen teilen“, heißt es in der Stellungnahme des Unternehmens, aber eben „auf eine angemessene Art“.

Die Spieler sehen das anders. Viele Let’s Player haben angekündigt, in Zukunft keine Nintendo-Titel mehr spielen zu wollen. Nicht nur, weil sie an den Videos nichts mehr verdienen. Es kratzt auch an der Authentizität der Kanäle, wenn die Entwickler eigene Werbung über die Besprechungen ihrer Spiele legen können. Und was passiert eigentlich, wenn ein Let’s Play einmal nicht positiv ausfällt? Gut möglich, dass Nintendo dann zur zweiten Option greift und die Inhalte kurzerhand löschen lässt.

 

Jenn Frank schreibt auf Gameranx, dass Nintendo nie gelernt habe, „den Spielern zu vertrauen“. Der Angriff auf die Let’s-Play-Szene ist ein gewagter Schritt, der für das Unternehmen, das im zweiten Jahr in Folge Verluste einfährt, nach hinten losgehen könnte.

 

 

Holland. The Original Cool.

Imagefilme von Tourismusbehörden sind in der Regel eine schmalzige Angelegenheit. In übersättigten Bildern wird die Schönheit der lokalen Flora, Fauna und Menschen aufgetischt, meist begleitet von Musik, die entweder nach einem Lagerfeuersong der christlichen Gemeinde oder nach Erstrundenversagern des ESC klingt. Klar, es geht auch besser, aber solche Experimente sind doch eher selten.

Die niederländische Tourismusbehörde (die ihr Land selbst als Holland bezeichnet, das nur mal so am Rande für alle Pedanten, die reflexartig auf den Unterschied zwischen Holland und Niederlande hinweisen) kommt in ihrem neuen Werbevideo zwar ebenfalls nicht um die typischen Tourismus-Bilder herum, hat dafür aber das Zeug für einen viralen Hit. Ein gewisse Meme-Affinität, ein wenig Witz und etwas Mut beim Schnitt machen’s möglich.

 

Netzfilm der Woche: „Internet Archive“

Die neue Bibliothek von Alexandria steht nicht in Ägypten, sondern in einer gutbürgerlichen Nachbarschaft San Franciscos. In der 300 Funston Avenue, um genau zu sein, einer ehemaligen Kirche mit neoklassizistischen Säulen und schweren Metalltüren. Im Inneren befinden sich karge Holzbänke, die aber nicht etwa auf einen Altar oder Kreuze ausgerichtet sind, sondern auf kleiderschrankgroße Gerätschaften, die hektisch blau blinken: das Internet Archive.

1996 von Brewster Kahle gegründet, hat das Archive inzwischen über 200 Mitarbeiter und offiziell den Status einer Bibliothek. Seit 17 Jahren sammelt die Wayback Machine Schnappschüsse des Internets, längst verloren geglaubte Websites lassen sich damit, jedenfalls teilweise, wiederbeleben. Und das ist nur ein Teil des Projekts. Inzwischen hat die gemeinnützige Organisation mehr als 1,6 Millionen Bücher aus der Public Domain gescannt und archiviert. Dazu kommen die Mitschnitte sämtlicher US-Nachrichtensendungen seit 2009, zigtausende Filme, Texte und Audioaufnahmen. Seit 2011 schlummern zudem 750.000 tatsächliche Bücher in riesigen, klimakontrollierten Containern in Oakland, noch einmal so viele sollen bald folgen.

Brewster Kahle und sein Team bezwecken mit dem Projekt nicht allein die Archivierung für die Ewigkeit, sondern auch den freien Zugriff auf Informationen, überall und jederzeit. Und im Gegensatz zu Google, das ebenfalls ein umstrittenes Archivprojekt betreibt, soll das Internet Archive keine finanziellen und politischen Interessen bedienen.

Das ist ambitioniert, manche sagen unmöglich. Doch wer Kahle in der kurzen Dokumentation Internet Archive und zahlreichen anderen Auftritten sieht, möchte ihm fast glauben. Der Informatiker, der in den frühen Neunzigern den Webanalyse-Dienst Alexa gründete und später für viele Millionen an Amazon verkaufte, ist ein charismatischer Nerd. Seine Sammelwut begründet er mit der Unsicherheit, der Informationen im Netz unterliegen. Sei es durch Regierungen, die Seiten sperren, durch Unternehmen, die Dienste offline nehmen oder der fehlerhaften Technik, die täglich zu Datenverlusten führt.

Kahle und sein Team wissen, dass sie eine Sisyphusarbeit betreiben, dass sie niemals das Internet in seiner Gänze archivieren können. Ihre Arbeit wird nicht bloß durch die Masse der Daten, sondern auch durch rechtliche und technische Probleme erschwert. Doch sie machen weiter, solange sie sich durch Spenden finanzieren können. Im Oktober knackte das Internet Archive die 10-Petabyte-Marke. Die Filmemacher von Deepspeed Media nahmen diesen Tag zum Anlass, einen Blick hinter die Kulissen des Projekts zu werfen.