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„Ich kann mich nur entschuldigen“ – das NSU-Medienlog vom 11. Mai 2013

 

An jedem Werktag fassen wir im NSU-Prozess-Blog die wichtigsten Medienberichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.

Die neueste Entwicklung im NSU-Prozess: Das Oberlandesgericht in München hat die Befangenheitsanträge der Verteidigung abgelehnt, nachzulesen auf ZEIT ONLINE. Die Ablehnung der Befangenheitsanträge meldeten etwa auch die österreichische Tageszeitung Der Standard oder die Neue Zürcher Zeitung . Der türkische Fernsehsender TRT betitelte die Meldung mit: „Schlechte Nachricht für die ‚Nazi-Braut'“.

Weitere Berichte der letzten 24-Stunden:

Hoffen auf Aufklärung: Der Abgeordnete der türkischen Regierungspartei AKP, Akif Çağatay Kılıç, sagte in einem Interview mit ZEIT ONLINE, die türkische Bevölkerung und Politik wolle wissen, wie groß das Terrornetzwerk wirklich war. „Alles muss hinterfragt werden, auch die Rolle der Sicherheitsbehörden und die der Geheimdienste“, sagte er. Er hoffe, dass die Angeklagte Antworten gebe: „Ein Problem könnte sein, wenn der Prozess keine weiteren Informationen ans Licht bringt. Dann wäre die Enttäuschung groß.“

 

 

Fehlendes Wissen und Verständnis: ARD-Terrorismus Experte Holger Schmidt kommentierte die Aufregung um die Vertagung des NSU-Prozesses. Wie der Prozess begonnen habe, mache ihm „große Sorge“, schrieb er auf seinem Blog. Viele Nebenkläger-Anwälte und Journalisten hätten in den ersten Stunden „möglicherweise vorhandenes Wissen und Verständnis über das deutsche Rechtssystem beidhändig über Bord geworfen“. Die Vertagung käme für die Angehörigen der Opfer zwar ungelegen, doch die Unterbrechung sei folgerichtig und absehbar gewesen. Die Verteidiger hätten ihre Mandanten vorbereiten müssen, kritisierte Schmidt. „Es sind wenige Anwälte unter den Nebenklägern, die diese Professionalität aufbringen.“

Medienkritik: Der NDR sendete am Mittwoch im Medienmagazin „ZAPP“ einen Beitrag zur NSU-Mordserie. Die Medien hätten die Berichte der Behörden über die „Türken-Mafia“ hingenommen und nicht nachgefragt. „Berichtet wurde, was spektakulär klang“, heißt es in dem Beitrag. Selbstkritisch erzählen die Journalisten Frank Jansen und Heike Kleffner, wie sie in vielen anderen Fällen rechter Gewalt an Tatorte gefahren seien, um mit Hinterbliebenen zu sprechen – im Fall der NSU-Morde jedoch nicht.

Zur Frage, warum sie nicht weiter recherchiert hätten, sagte Kleffner. „Ich glaube, dass ich das nicht gemacht habe, dass die Kollegen das nicht gemacht haben liegt auch daran, dass es so eine große Distanz zu ganz normalen türkischen Menschen gibt von weißen deutschen Journalistinnen und Journalisten.“ Bedauern sei zu wenig, sagte sie. „Dafür kann ich mich nur entschuldigen bei den Angehörigen.“

In den englischsprachigen Medien waren Online keine Artikel zum NSU-Prozess verfügbar.

Das nächste NSU-Medienlog erscheint am Montag, den 13. Mai.