An jedem Werktag fassen wir im NSU-Prozess-Blog die wichtigsten Medienberichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.
Die neue Woche beginnt mit neuen Vorwürfen gegen Beate Zschäpe und der Frage, „Warum der Staat um den NSU-Prozess bangen muss“. Mit letzterer beschäftigen sich Hannelore Crolly und Per Hinrichs in der Welt. „Mancher Polizist oder Beamte dürfte schon jetzt Bauchgrimmen vor der Zeugenaussage haben“, vermuten die Autoren. Denn die Verteidiger von Beate Zschäpe und Ralf Wohlleben würden belastende Behauptungen nach allen Regeln der Kunst zu zerpflücken versuchen.
Zudem mache die Tatsache, dass Holger G. schweigt, es nicht leichter, Beate Zschäpe die Schuld an den Morden nachzuweisen, heißt es in der Welt, deren Autoren schlussfolgern:“Wenn die Justiz scheitert an dem Versuch, die Taten angemessen zu ahnden, hätte das gravierende gesellschaftliche Folgen, für das Rechtsempfinden, die Integrationspolitik und das ohnehin erschütterte Vertrauen in den Sicherheitsapparat.“
Die Berliner Zeitung berichtet über ein NSU-Opfer, das dann doch keines war. Die Ermittler führten Yunus Turgut zunächst als Getöteten in ihren Akten. Doch Turgut lebt, heißt es in dem Bericht. Er sei Bauer in Kayalik.
Neue Vorwürfe gegen Zschäpe: Nach Informationen des Magazins Focus belastet ein neues Gutachten des Landeskriminalamts Bayern die Hauptangeklagte im NSU-Prozess schwer. Demnach hätte der Brand in der Zwickauer Wohnung des NSU zu vielen Toten und Verletzten führen können. Die Bundesanwaltschaft geht davon aus, dass Zschäpe das Feuer legte. Das Gutachten untermauere laut Focus den Vorwurf der besonders schweren Brandstiftung.
Wieso bringt Titel, Thesen, Temperamente zu brisanten Themen wie #occupygezi und #NSU die besseren Beiträge als die politischen Sendungen?
— Fraeulein Bruenett (@Frl_Bruenett) 9. Juni 2013
Die ARD stellt in der Kultursendung titel thesen temperamente das Buch Blut und Ehre der beiden Journalisten Andrea Röpke und Andreas Speit vor, die schon seit vielen Jahren zum Thema Rechtsextremismus recherchieren. Laut Beitrag seien besonders die Recherchen zur Arbeit der Sicherheitsbehörden erschreckend gewesen. Laut Röpke und Speit hätten die Ermittler vor allem nicht zielführend ermittelt, weil „Terrorismus von rechts offenbar nicht den Terrorismusvorstellungen der Ermittler“ entsprach.
Die beiden beschreiben damit eine schon lange existente Sicht auf die Ermittlungen, die Versäumnisse von Polizei, Justiz und auch des Inlandsgeheimdienstes sind gegenwärtig Gegenstand mehrere Untersuchungsausschüsse. Röpke und Speit ergänzen aber: Auch die Gesellschaft und deren Vorbehalte hätte ihren Teil dazu beigetragen, dass rechte Strukturen unentdeckt blieben.
Das Kreuz mit dem Kreuz: Der Rechtsanwalt Adnan Menderes Erdal hat seinen Antrag, das Kreuz im Gerichtssaal abzuhängen, zurückgenommen. Etwas Gutes hat der Antrag, findet der Rechtsexperte Holger Schmidt: „Das Verfahren könnte dazu dienen, dass der Unterschied zwischen Kreuz und Kruzifix bekannter wird“, schreibt er auf seinem Blog. Denn obwohl oft behauptet, hänge im Gerichtssaal kein Kruzifix, sondern ein schlichtes Holzkreuz. Ein Kruzifix dagegen ist die Darstellung der Kreuzigung Jesu.
Entschuldigung für die Platzvergabe: Die Europa-Ausgabe der türkischen Tageszeitung Sabah berichtet schon am Samstag, dass der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude sich für die Platzvergabe im NSU-Prozess entschuldigt habe. „Ich finde es entsetzlich, was der türkischen Gesellschaft hier zugemutet wurde“, zitiert die Sabah den Bürgermeister. Das Vorgehen des Gerichts sei unverständlich gewesen und er könne sich dafür nur entschuldigen.
Die englischsprachige türkische Tageszeitung Hürriyet Daily News berichtete noch am Freitag ebenfalls von der Aussage Holger G.´s und dessen Entschuldigung bei den Angehörigen der NSU-Opfer.
In ihrer Montagsausgabe erinnert die Sabah an den Bombenanschlag in der Kölner Keupstraße am 9. Juni 2004. „Keup blieb dieses Jahr stumm“, titelt die Zeitung. Es habe weder eine Gedenkveranstaltung stattgefunden, noch wurden Blumen an der Stelle niedergelegt, an der die Bombe explodierte. Viele der Händler wollten wieder zu ihrem Alltag zurückkehren. Das Gedenken an den Bombenanschlag würde sie schmerzen, schreibt die Sabah.
Das nächste Medienlog erscheint am Dienstag, den 11. Juni.