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Schweigen über rechte Ideologie – das Medienlog vom Mittwoch 19. Juni 2013

 

Suggestivfragen der Nebenklage, Zweifel an der Abkehr von seiner rechten Vergangenheit – die Berichterstattung über den elften Verhandlungstag dreht sich um Details der Aussage des Angeklagten Carsten S. Ein weiteres Thema: Die Aussage eines Beamten vor dem bayerischen NSU-Untersuchungsausschusses.

An jedem Werktag fassen wir im NSU-Prozess-Blog die wichtigsten Medienberichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de

Gisela Friedrichsen erörtert auf Spiegel Online das Verhör (Friedrichsen) der Nebenklage: „Fragen nach Motiven, nach Feindbildern, nach ideologischer Überzeugung weicht S. häufig aus“, beobachtete sie. Tom Sundermann beschreibt auf ZEIT ONLINE die Detailverliebtheit der Anwälte, mit der sie Carsten S. befragten.

Stefan Geiger beobachtet, dass Carsten S. vor Gericht kaum über seine Abkehr von der rechten Ideologie spricht. In der Berliner Zeitung schreibt er: „Er lässt die Sätze in der Luft hängen, wenn er darüber spricht, weshalb er das Trio unterstützte. Wenn es darum geht, wie er mit ihnen Kontakt hielt, sprudelt es hingegen aus ihm heraus.“ Den Unterstützern sei zudem bewusst gewesen, dass sie vom Verfassungsschutz überwacht wurden.

Die taz rückt ebenfalls das Schweigen des Angeklagten Carsten S. über seine Ideologie in den Mittelpunkt: „Seine Aussagen klingen so, als habe rechte Ideologie damals nur eine untergeordnete Rolle gespielt“, schreiben die Autoren Marlene Halser und Andreas Speit. Nach wie vor zeichne S. von sich das Bild eines unpolitischen Mitläufers.

ZEIT ONLINE betitelt den Bericht mit Wer Döner aß, wurde ausgepeitscht und bezieht sich damit auf ein Detail: Demnach soll Ralf Wohlleben gerne Strafen verhängt haben. Unter anderem hätten Kameraden, die beim Döneressen ertappt worden seien, zehn Liegestütze machen müssen und seien dabei ausgepeitscht worden. Einen ähnlichen Titel wählte die Europa-Ausgabe der türkischen Tageszeitung Sabah in ihrem Prozessbericht: Wer Döner gegessen hat, den haben sie ausgepeitscht.

„Carsten S. zog sich auf das gewohnte Spiel „Weiß ich nicht, ….“ zurück, schreibt René Heilig im Neuen Deutschland. Der Angeklagte bliebe „merkwürdig unscharf“, wenn er über seine Ideologie befragt werde.

https://twitter.com/kuebra/status/347049141953785856/

Die türkischsprachige Tageszeitung Zaman berichtet ebenfalls über den weiteren Verlauf des Prozesses, beschäftigt sich aber auch mit dem neuen Nürnberger Fall, in dem die Bundesanwaltschaft ein weiteres Ermittlungsverfahren gegen Beate Zschäpe wegen versuchten Mordes einleitete. (Vergleich Medienlog vom 18. Juni)

Im bayerischen Untersuchungsausschuss stieß die Aussage eines Kommissars auf besonderes Interesse: Laut Süddeutscher Zeitung sagte der Beamte, dass der Begriff „Nationalsozialistischer Untergrund“ schon 2007 bei einer Besprechung der Polizei fiel. Außerdem wurde damals schon vermutet, dass der NSU etwas mit der unaufgeklärten Mordserie zu tun haben könnte. Ein anderer Beamte konnte die Aussage vor dem Ausschuss jedoch nicht bestätigen.

Englischsprachige Onlinemedien veröffentlichten erneut keine Berichte über den Prozess.

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Das nächste Medienlog erscheint am Donnerstag, den 20. Juni.