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Verhör beendet – das NSU-Medienlog vom 21. Juni 2013

 

Carsten S. wurde zum vorerst letzten Mal vor dem Münchener Oberlandesgericht vernommen. Darüber berichteten unter anderem die Süddeutsche Zeitung, (Wohlleben-Verteidiger fordern Freilassung) und der Tagesspiegel. In beiden Berichten steht die Tatsache im Vordergrund, dass Ralf Wohllebens Verteidiger seine Freilassung fordern.

Die Süddeutsche Zeitung berichtet weiter von den Kontakten, die S. zum V-Mann Timo B. hatte. B war eine Führungsfigur in der Thüringer Neonazi-Szene war. Sein Name tauchte auf einer Festplatte von S. auf, berichtet auch die türkischsprachige Zeitung Zaman. Unter dem Titel: Carsten S. macht Zschäpe-Verteidiger nervös, fasst Tom Sundermann auf ZEIT ONLINE den Prozesstag zusammen. Eine Rückschau auf die gesamte Aussage S.´s, sendete München.TV.

 An jedem Werktag fassen wir im NSU-Prozess-Blog die wichtigsten Medienberichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de

„Der NSU-Prozess hat Momente voller Stahlkraft“, titelt die Welt. Zunächst habe sich nach Ansicht des Autoren Per Hinrichs die Empörung und Abscheu über die Mordserie auf die Angeklagten übertragen lassen. Doch nachdem S. von seinem Leben erzählt hat, stellt Hinrichs fest: „Das Bild, das sich zusammenfügt, ist komplexer als vermutet.“ Schließlich resümiert der Autor: „Wenn es in dieser Atmosphäre weitergeht, kann das NSU-Verfahren noch manches glänzende Klümpchen Wahrheit ans Licht bringen.“

Unter dem Titel: Die Verteidiger schlagen zurück, fasst Julia Jüttner auf Spiegel Online den 13. Prozesstag zusammen. Unter anderem berichtet sie davon, dass die Verteidiger Zschäpes Holger G. dafür kritisieren, dass er nur eine schriftliche Erklärung verlesen hat.

Mit dem Videoverbot im Gerichtssaal beschäftigt sich Wolfgang Janisch in der Süddeutschen Zeitung. Zunächst beschreibt er seine Beobachtung, dass das Interesse am Prozess abnimmt: „Hätte das Oberlandesgericht, wie vielfach gefordert, die Verhandlung per Video in einen Nebenraum übertragen, stünde die Leinwand dort jetzt vor leeren Rängen.“ Anschließend beschreibt Janisch die Argumente, die für oder gegen Fernsehbilder aus dem Gericht sprechen.

Der Angeklagte Carsten S. ist im Jahr 2000 aus der rechten Szene ausgestiegen. Michael Ankele, der das Aussteigerprojekt „ad acta“ leitet, sagt dazu im Interview mit Spiegel Online, dass die neue Generation der Aussteiger aus der rechten Szene bewusst Nazis wurden, während die vorherigen Generationen nach der Wende eher abgerutscht seien und sich austoben wollten. Gerade Migranten helfen laut Ankele den Aussteigern wieder in der Gesellschaft anzukommen.

Am Rande des NSU-Prozesses erwähnenswert: Bayerns Justizministerin Beate Merk hat sich für die erfolglosen Ermittlungen entschuldigt.

Eine kurze Meldung darüber, dass die Befragung des Angeklagten S. beendet ist und Merk sich bei den Angehörigen der Opfer entschuldigt hat, veröffentlicht das türkische Nachrichten-Portal Beyaz Gazete.

Das nächste Medienlog erscheint am Montag, den 24. Juni.