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Details über die Zwickauer Wohnung – das NSU-Medienlog vom 26. Juni 2013

 

Thema der Berichterstattung am 15. Verhandlungstag waren die Details über die Zwickauer Wohnung, über die ein Polizeizeuge Auskunft gab. „Fast wie ein Reiseleiter“ habe der Zeuge Zschäpe durch ihr altes Leben geführt, schreibt etwa Lena Kampf auf stern.de. Frank Jansen fasst die Wohnsituation von Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt im Tagesspiegel so zusammen: „Sie lebten komfortabel und sie waren gerüstet wie ein paranoider Mensch, der Scharen von Einbrechern fürchtet.“

Die drei führten ein „bürgerliches Leben mit Katzen, Plastikblumen und einem Laufband fürs Fitnesstraining“, schreibt Tom Sundermann auf ZEIT ONLINE. Die Süddeutsche Zeitung fasst den 15. Verhandlungstag ebenfalls kurz zusammen. (Virtuelle Ortsbegehung mit Beate Zschäpe)

An jedem Werktag fassen wir im NSU-Prozess-Blog die wichtigsten Medienberichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de

Die Zwickauer Wohnung ist wichtig für die Anklage: Beate Zschäpe habe von den Morden, die Uwe Mundlos und Uwe Böhnhardt verübt haben sollen, nichts gewusst, das ist die Strategie ihrer Verteidigung. Das Münchner Gericht sei der Wiederlegung dieser These ein Stück näher gekommen, schreibt Gisela Friedrichsen auf Spiegel Online. Die Wohnung sei nicht in abgeschlossene Bereiche getrennt, die wären aber nötig gewesen, hätte Zschäpe vom Treiben Mundlos‘ und Böhnhardts nichts mitbekommen wollen. „Die Brandlegung in der Zwickauer Wohnung ist einer der Bausteine, auf dem die Zschäpe-Anklage ruht. Daher wird sie akribisch seziert vor Gericht. Bis ins letzte Wohn-Detail“, schreibt die Autorin.

Jens Euman beschäftigt sich in der sächsischen Tageszeitung Freie Presse vor allem mit dem Verhalten Beate Zschäpes während ein Beamter der Zwickauer Kripo als Zeuge vernommen wird. Zschäpe gefalle es nicht, dass jeder im Gerichtssaal durch ihr letztes Heim „spazieren“ darf, vermutet der Autor. Das Innenleben der Hauptangeklagten zeige sich zum ersten Mal an der Oberfläche.

Durcheinander in der Reihenfolge: Susanne Stemmler vom Schwarzwälder Boten thematisiert das „Springen“ im Prozess. Obwohl die Beweisaufnahme zum Mord von Abdurrahim Özüdoğru noch gar nicht abgeschlossen sei, habe sich das Gericht nun der Zerstörung der Zwickauer Wohnung gewidmet. Viele Prozessbeobachter hielten das für unökonomisch und nicht nachvollziehbar. Auch die Junge Welt erwähnt die durcheinandergeratene Reihenfolge und erklärt das mit der Verschiebung der Verhandlung von April auf Mai und der umfangreichen Vernehmung des Angeklagten Carsten S..

Wem gehörte das vierte Bett? fragt die Europa-Ausgabe der türkischsprachigen Zeitung Sabah. Die Zeitung beschreibt die Aussage des Polizisten Jens S., der einer der ersten am Tatort war, nachdem die Zwickauer Wohnung brannte. Dieser beschreibt unter anderem, dass es in der Wohnung vier Zimmer mit jeweils Betten und Fernsehern gab.

Die türkischsprachige Tageszeitung Zaman berichtet ebenfalls über die Aussage des Polizisten, legt den Schwerpunkt aber eher auf die umfangreiche Sicherung des Hauses, in dem Zschäpe, Mundlos und Böhnhardt lebten.

 

 

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Volksverhetzung?: Noch immer erreichbar und sehr aktiv  ist der Twitter-Account unter dem Namen Paulchen Panther, über den wir schon im Medienlog vom 29. Mai berichteten. Inzwischen hat der Account 200 Tweets abgesetzt, die unter anderem Linke und Muslime diffamieren und auf Nazi-Seiten verweisen. Der Nutzer zweifelt außerdem die Existenz des NSU und des Holocaust an.

Am Rande des NSU-Prozesses: Die  Sabah und Zaman berichten über den Genç-Preis, der am Dienstag an Türin Özüdoğru, die Tochter des vom NSU ermordeten Abdurrahim Özüdoğru, verliehen wurde. Der Genç-Preis wird von der Türkisch-Deutschen Gesundheitsstiftung, der Deutsch-Türkischen Gesellschaft und der Allianz Kulturstiftung verliehen. Er erinnert an die Familie Genç, die 1993 bei einem rassistischen Brandanschlag in Solingen fünf Angehörige verlor. Zweiter Preisträger ist der Vorsitzende des NSU-Untersuchungsausschusses, Sebastian Edathy.

Die englischsprachigen Onlinemedien berichten nach wie vor nicht mehr über den NSU-Prozess.

 

Das nächste Medienlog erscheint am Donnerstag, den 27. Juni.