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Eine Anwältin unter Druck – das Medienlog vom Montag, 29. Juli

 

Ihr Mandat für die Hauptangeklagte im NSU-Prozess hat für die Anwältin Anja Sturm persönliche und berufliche Konsequenzen: Die Verteidigerin von Beate Zschäpe verlässt ihre Kanzlei und ihre Heimat Berlin. Grund ist die massive Kritik aus den Reihen der Sozietät und der Berliner Kollegenschaft an ihrem Mandat – ein Thema, das die Medien am Wochenende aufgriffen.

An jedem Werktag fassen wir im NSU-Prozess-Blog die wichtigsten Medienberichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.

Im Tagesspiegel, der bereits am Freitag exklusiv berichtet hatte, kritisiert Frank Jansen den verengten Blick auf den Rechtsstaat. Einer Kollegin vorzuwerfen, Zschäpe zu vertreten, ignoriere den Grundsatz, dass jedem Angeklagten eine engagierte Verteidigung zusteht. „Was also macht Anja Sturm falsch?“, fragt Jansen. „Sollten etwa nur rechtsextreme Anwälte Rechtsextremisten verteidigen?“ Dass sich Sturm nun veranlasst sieht, die Stadt zu verlassen, sei „ein Lehrstück über falsch verstandenen Antifaschismus“.

Auch die Berliner Zeitung widmet sich dem Fall. Autor Markus Decker reichert seinen Artikel mit Politikerstimmen an und mit einer ökonomischen Perspektive. Wenn ein Anwalt ein solches Mandat übernimmt, ist er für Monate gebunden – ein Aspekt, den auch Sturms Kanzlei umtrieben haben dürfte.

Alleinversorgerin, Marathonläuferin, vom Krebs geheilt: Persönlicher mutiert die Geschichte bei Hannelore Crolly. In der Welt schreibt sie über Anja Sturm („Beate Zschäpes Anwältin verliert Job und Heimat.“) und verweist dort auch auf ein Porträt der Anwältin, das noch vor dem NSU-Prozess in der Frauenzeitschrift Brigitte veröffentlicht worden war. Dort hatte Sturm noch gesagt: „Die Wut halten wir locker aus.“

Das nächste Medienlog erscheint am Dienstag, den 30. Juli.