Die Berichte konzentrieren sich auf einen Ermittler, der als Zeuge aussagte. Wie schon zuvor wurde auch beim Mord an Halit Yozgat deutlich, dass die Polizei bei der Suche nach den Tätern nicht in die rechte Szene hinein ermittelte. Schmerzlich für die Hinterbliebenen, schreibt Frank Jansen im Tagesspiegel, die somit neben dem Verlust ihrer Angehörigen auch die Verdächtigungen der Polizei zu verkraften hätten.
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Ebenso sieht das Julia Jüttner auf Spiegel Online: Der Ermittler im Zeugenstand habe sich wie viele seiner Kollegen „damals nicht allzu viele Gedanken bei der Arbeit gemacht“. Er habe sich auf alle möglichen Motive konzentriert, nicht aber auf ein fremdenfeindliches. Dennoch habe der Kommissar im Zeugenstand auf die gute Zusammenarbeit mit der Familie verwiesen. Doch Halit Yozgat habe das anders gesehen und sich einem türkischen Polizisten anvertraut, den er auch auf ein ausländerfeindliches Motiv hingewiesen habe.
Die Bemerkung des Ermittlers (s. Tweet) greift unter anderem Tim Aßmann vom Bayerischen Rundfunk auf, er fragt: „Was wollte der Zeuge den Prozessbeteiligten damit sagen? Und was sagt das möglicherweise über das Bild, das er von Türken hat?“ Als Zuhörer bleibe man verblüfft und auch betroffen zurück, wenn Ermittler im NSU-Prozess aussagten.
„Die große Verschwörung“: Der Bericht der taz konzentriert sich besonders auf den Verfassungsschutzmitarbeiter T., der im Internetcafé von Halit Yozgat war, kurz bevor dieser durch Schüsse starb. Er hatte sich allerdings als einziger Zeuge später nicht bei der Polizei gemeldet. Deshalb rankten sich besonders um den Mordfall Yozgat Verschwörungstheorien, analysiert die taz. So etwa vermuteten rechte Kreise, dass der NSU vom Geheimdienst gesteuert worden sei.
Weiteres Thema im Prozess war, wie auch schon zuvor, der Mord an Theodoros Boulgarides. Die Ausführungen der Sachverständigen beschreibt Kai Mudra in der Thüringer-Allgemeinen als sehr detailliert. Fotos mit Details von Toten seien aber im Gegensatz zu früheren Gerichtsverhandlungen übersprungen worden.
Dennoch seien die Zuschauer nicht geschont worden, stellt Julia Jüttner auf Spiegel Online fest: „Auch die an die Wand projizierten Fotos und die sachlich-nüchternen Ausführungen der Zeugen transportierten die Brutalität der Taten ebenso wie die fassungslose Sinnlosigkeit.“
Nicht die Bilder mit dem Erschossenen ließen einen erschrecken, schreibt Annette Rammelsberger in der Süddeutschen Zeitung: „Es sind diesmal die Bilder, auf denen kein Blut ist, die Bilder, auf denen alles so sauber, aufgeräumt, frisch renoviert erscheint. Bilder voller Hoffnung. Hier hatte Boulgarides nur zwei Wochen vor seinem Tod seinen Laden aufgemacht, hier wollte er neu anfangen. Mitten in diesen Anfang schossen die Mörder.“
Sowohl beim Mord an Halit Yozgat als auch beim Mord an Theodoros Boulgarides sei deutlich geworden, dass die Täter keine Angst hatten, erwischt zu werden, stellt Tom Sundermann auf ZEIT ONLINE fest. Sundermann geht auch noch mal der Frage nach, wie die Täter ihre Opfer aussuchten. Eine der Möglichkeiten sei, dass es Helfer vor Ort gegeben habe. Ein interessantes Detail stütze diese These: „Wolfgang F. hatte am Tag zuvor ausgesagt, das Geschäft sei bis 18 Uhr geöffnet gewesen – die tödlichen Schüsse fielen jedoch gegen 19 Uhr. Möglicherweise hatte Boulgarides seinen Mördern nach Ladenschluss noch die Tür geöffnet.“
Stefan Geiger fasst in der Stuttgarter Zeitung die gesamte Verhandlungswoche zusammen: „Zwei Morde und viele zerstörte Leben“.
Eine kurze Meldung zum 39. Prozesstag auch auf dem türkischsprachigen Online-Portal Dünya Bülenti.
Die Zeugin A., die Beate Zschäpe in Dortmund gesehen haben will, (vgl. Medienlog vom 20. September), wurde inzwischen vernommen. Lena Kampf schreibt auf stern.de, dass auch die Nachbarn vernommen werden sollten. Einer könnte der „bullige Skinhead“ sein, den A. beschrieben habe. „Die Namen seiner Söhne zumindest lassen auf eine rechte Gesinnung schließen. Sie sind nach nordischen Göttern benannt, wie auch der Sohn von Zschäpes Mitangeklagten André E.“ A. habe ihre Beobachtungen in den Vernehmungen umfassend geschildert, wie verlässlich ihre Angaben wirklich seien, werde sich am Montag im Gerichtssaal herausstellen.
In der Welt schreibt Per Hinrichs ebenfalls, dass die Zeugin A. ihre Begegnung mit Zschäpe glaubhaft habe schildern können. Das gehe aus dem Vernehmungsprotokoll hervor.
Die Strafkammer des Gerichts ist für René Heilig von der Zeitung Neues Deutschland überfordert. Er begründet das so: Unter anderem scheitere die Aufklärung an simplen Fragen. Etwa sei der Auslöser des Brandes in der Zwickauer Straße noch nicht geklärt worden. Immer wieder würden bei den Vernehmungen auch neue Fragen auftauchen.
Keine Berichte in englischsprachigen Onlinemedien.
Das nächste Medienlog erscheint am Freitag, den 27. September 2013.