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„Ich spreche Sie als Mutter an“ – das Medienlog vom Freitag, 4. Oktober 2013

 

Ayse Yozgat ist die Mutter des neunten Opfers des NSU. Vor Gericht richtet sie am 42. Verhandlungstag einen Appell an Beate Zschäpe und scheint sie damit zu erreichen. So sehen es Tanjev Schultz von der Süddeutschen Zeitung und Julia Jüttner von Spiegel Online. Doch auch ein Streit um Akten steht im Mittelpunkt.

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„Sie sind auch eine Dame. Ich spreche Sie als Mutter an. Ich bitte Sie, dass Sie all diese Vorfälle aufklären. Weil Sie eine Frau sind, denke ich, dass die Frauen sich gegenseitig verstehen“. Das sind die Worte, die Ayse Yogat an Beate Zschäpe richtet, wie Tanjev Schultz in der Süddeutschen Zeitung schreibt. Seit sieben Jahren würde sie kaum schlafen können, sagt sie auf Türkisch, ein Dolmetscher übersetzt: „Ich habe immer gedacht: Warum konnte es geschehen?“ Ein emotionaler Moment, der anscheinend auch bei Beate Zschäpe ankommt. So schreibt Schultz: „Sie bittet Zschäpe, sie zu erlösen und die Taten aufzuklären. Beate Zschäpe hört, so wirkt es, sehr aufmerksam zu, still und ohne körperliche Regung.“

Auch Julia Jüttner von Spiegel Online sieht die Szene ähnlich; „Sie sind auch eine Dame“, sagt Ayse Yozgat an Zschäpe gerichtet, schreibt Jüttner. „Ich spreche als Mutter, als eine Geschädigte, als Mutter von Halit Yozgat. Ich bitte Sie, dass Sie all diese Vorfälle aufklären.“ Wie Schultz beschreibt auch Jüttner, dass Yozgat Zschäpe zu erreichen scheint: „Zschäpe hört – anders als bisher in ähnlich eindringlichen Momenten – aufmerksam zu, wendet den Blick nicht ab von dieser Frau.“

Für Tom Sundermann ist ebenso klar, dass Yozagt mit ihren Worten erreicht, was im Prozess eine Seltenheit darstellt: Zschäpe hört merklich zu. „Zschäpe drückt den Rücken durch, blickt auf die Projektionswand, wo Frau Yozgats Gesicht zu sehen ist. Sie hört aufmerksam zu, blättert nicht wie üblich auf ihrem Laptop durch Prozessdokumente“, schreibt er auf ZEIT ONLINE.

Die Äußerung von Ayse Yozgat fällt mitten in einen Streit um Prozessformalien: „Mehrere Anwälte der Nebenklage liefern sich mit der Bundesanwaltschaft ein Gezerre um 35 Aktenordner, in denen es um den ehemaligen hessischen Verfassungsschützer Andreas T. geht“, schreibt Sundermann.

Für Stern.de ist der Grund klar: Aktenvermerke würden zeigen, dass der V-Mann Benjamin G. sich noch am 28. April 2006, als die Ermittler Andreas T. als Verdächtigen bereits im Visier hatten, bei dem Beamten meldete. Er soll ihm auf die Mailbox seines bereits abgeschalteten Diensthandys gesprochen haben.

Auch Tom Sundermann schreibt: „In den Ordnern könnte sich brisantes Material finden, wie heute deutlich wird: So geht es etwa um einen V-Mann aus der rechten Szene in Hessen, Benjamin G.“

Weitere Unklarheiten entstehen um die Aussagen der Zeugin, die die am Montag behauptet hatte, Zschäpe in ihrer Dortmunder Nachbarschaft gesehen zu haben. „Günther H. sorgte mit seiner Aussage weniger für Aufklärung als für Verwirrung, was die Beobachtungen seiner Ehefrau angeht“, schreibt Julia Jüttner auf Spiegel Online. „Er sei von den Beobachtungen seiner Frau auch deshalb überzeugt, weil sie ‚das Fernglas bei der Einsichtnahme verwendet‘ habe. Er selbst sei ’schockiert‘ gewesen“, schreibt Jüttner und kommentiert: „Offenbar nicht schockiert genug, um zur Polizei zu gehen.“

Auch Tom Sundermann gibt das Auftreten des Ehepaares Rätsel auf. Weder A. noch H. hätten überzeugend erklären können, warum sie ihre Beobachtungen nach Auffliegen des NSU 2011 nicht der Polizei gemeldet hätten.

Keine Berichte in englischsprachigen Onlinemedien.

Das nächste Medienlog erscheint am Montag, 7. Oktober 2013.