War Beate Zschäpe in Dortmund oder handelt es sich um eine Verwechslung? Diese Frage beschäftigte die Medien nach dem 43. Verhandlungstag. Die Zweifel an der Zeugenaussage von Veronika A., die Zschäpe zur Zeit eines NSU-Mordes dort gesehen haben will, sind noch einmal größer geworden.
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Im April 2006 will Veronika A. Zschäpe auf dem Grundstück ihres Nachbarn in Dortmund gesehen haben. Dazu wurde am 43. Verhandlungstag der Nachbar Thomas D. gehört. Seine Frau ähnelt Beate Zschäpe. Die meisten Prozessbeobachter sind jedoch der Meinung, dass sich die Ähnlichkeit der beiden Frauen in Grenzen hält. So etwa Ralf Isermann (AFP/stern.de) und Julia Jüttner von Spiegel Online. Ein Aufenthalt von Zschäpe in Dortmund zur Zeit des Mordes an dem Kioskbetreiber Mehmet Kubasik sei dennoch nicht belegbar. Jüttner resümiert: „Für Beate Zschäpe war es ein guter Tag.“
Tom Sundermann dagegen schreibt auf ZEIT ONLINE: „Zwischen D.s heutiger Frau und Beate Zschäpe lassen sich durchaus Ähnlichkeiten feststellen.“ Dass Zschäpe auf dem Grundstück in Dortmund war, ließe sich nicht beweisen, daher gelte: Im Zweifel für die Angeklagte.
Thomas D. stritt in der Vernehmung jede Verbindung mit der rechten Szene ab. „Im Laufe der Befragung zeigte sich allerdings, dass die Frage, was ‚rechts‘ ist, bei diesem Zeugen nicht eindeutig zu beantworten ist“, kommentiert Jochen Neumeyer (dpa). Sein Resümee: „So gab die Befragung des Nachbarn zwar in diesem Prozess ein weiteres Beispiel für dumpfes, fremdenfeindliches Gedankengut – doch für Verbindungen des Nationalsozialistischen Untergrunds in die örtliche rechte Szene Dortmunds ergaben sich keine Anhaltspunkte.“
Am Rande des Prozesses gibt es neue Erkenntnisse von Seiten der Ermittler: Auf einer Festplatte aus dem Brandschutt in der Zwickauer Frühlingsstraße fanden sie eine Fotomontage. Darauf zu sehen ist der ehemalige Bundeskanzler Gerhard Schröder – abgebildet hinter Gittern, mit einem Judenstern auf der Brust und mit „You are the next one“ (dt.: Du bist der Nächste) überschrieben. „Hatten die Mörder der Zelle etwa auch den Kanzler im Visier?“, fragt Per Hinrichs anschließend in der Welt und mutmaßt: „Offenbar rückten die Drei von dem Vorhaben wieder ab“, denn die Datei sei nicht in das Bekenner-Video eingefügt worden.
„Auch Hinweise auf eine Tatbeteiligung des ebenfalls Angeklagten André E. finden sich auf den Datenträgern, zumindest darauf, dass er engen Kontakt zu dem Trio hatte“, schreibt Sundermann. Etwa seien darauf Bilder aus E.’s Privatleben abgespeichert.
Die Festplatte war auch Thema in der Thüringer-Allgemeinen: „Fotos von Exbundeskanzler Gerhard Schröder auf NSU-Festplatte gefunden“.
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Das nächste Medienlog erscheint am Donnerstag, 10. September.