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Zschäpe als beste Freundin – das Medienlog vom Mittwoch, 11. Dezember 2013

 

Den 67. Verhandlungstag beschreiben die Prozessbeobachter als angespannt. „Selten hat die Vernehmung einer Zeugin im NSU-Prozess am Oberlandesgericht München derart die Gemüter bewegt wie die einer früheren Nachbarin von Beate Zschäpe in Zwickau“, kommentiert Frank Jansen im Tagesspiegel. Die Zeugin sei einem Nervenzusammenbruch nahe gewesen, schreibt Kai Mudra in der Thüringer Allgemeinen.

An jedem Werktag sichten wir für das NSU-Prozess-Blog die Medien und stellen wichtige Berichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.

Oliver das Gupta von der Süddeutschen Zeitung beobachtet: „Die Angeklagte hört aufmerksam zu, die Ausführungen der Zeugin lösen Emotionen aus. Die vierfache Mutter K. sagt, Zschäpe sei damals die „Hauptperson in meinem Leben“ gewesen – die Angeklagte wirft ihr einen traurigen Blick zu. K. wird zum Sexleben ihrer einstigen Freundin befragt, Zschäpes schmaler Mund zieht die Winkel nach oben. K. geht an Zschäpes Pult vorbei, weil der Richter ihr Fotos vorlegt – Zschäpe schaut weg, schaut auf ihre Armbanduhr.“

„Frauen wie diese Heike waren für Zschäpe offenbar die idealen Freundinnen“, kommentiert Gisela Friedrichsen auf Spiegel Online. Sie musste von sich selbst nichts preisgeben, wurde auch nicht gefragt über Details ihrer Lebensverhältnisse oder gar über die Männer, die bei ihr wohnten oder wenigstens ein- und ausgingen. Die anderen Frauen wollten gar nichts davon wissen – sie waren mit eigenen Problemen ausgelastet.“

Karin Truscheidt von der Frankfurter Allgemeinen zweifelt an der Glaubwürdigkeit der Zeugin. Während diese Zschäpe alles anvertraut habe, sei das Mitteilungsbedürfnis umgekehrt nicht so groß gewesen. „Die Glaubwürdigkeit der Zeugin wird noch durch einiges mehr erschüttert“, schreibt die Autorin.

In der Sendung Report Mainz beschäftigen sich die Autoren mit den Vorwürfen eines Beamten, das Landeskriminalamt Thüringen habe die Polizeiarbeit aktiv verhindert. Demnach habe der heutige LKA-Präsident Werner Jakstat 2003 die Anweisung gegeben, einem Zeugenhinweis nicht nachzugehen. Im Interview sagt der Informant: „Der Auftrag hat gelautet: Fahrt mal raus, damit keiner sagen kann, wir hätten gar nichts gemacht. Also haben wir den Zeugen befragt. Aber wir sollten nichts ermitteln. Es wurde explizit gesagt: Kriegen Sie da nichts raus.“

Den Inhalt des Fernsehbeitrags greift die türkischsprachige Zaman in einer Meldung auf.

Keine Berichte in englischsprachigen Onlinemedien.

Das nächste Medienlog erscheint am Donnerstag, 12. Dezember 2013.