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Ein nerviger Eiscafébesitzer – Das NSU-Medienlog von Freitag, 7. November 2014

 

Der Donnerstag war der Tag der Beweisanträge. Die Nebenklage stellte eine Reihe davon, um nachzuweisen, dass die Dortmunder Neonazi-Szene Verbindungen zum NSU unterhielt. Eine These, für die es laut Bundesanwaltschaft keine Belege gibt, obwohl, wie die Vertreter der Anklage bei früherer Gelegenheit betonten, natürlich auch in diese Richtung ausführlich ermittelt worden sei, schreibt Christoph Arnowski vom Bayerischen Rundfunk.

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Hintergrund ist der Mord an dem Gemüsehändler Mehmet Kubasik im April 2006. Gisela Friedrichsen von Spiegel Online beschreibt die bewaffnete „Combat-18“-Zelle, die sich in Dortmund in Anlehnung an die seit 2006 in Deutschland verbotenen Turner Tagebücher organisiert hatte, ein Roman, in dem der Amerikaner William L. Pierce 1978 rassistische und antisemitische Ideen propagierte.

„Bisher hatten Teile der Nebenklageanwälte gefürchtet, eine weitere Aufklärung der Beteiligung des NSU-Umfeldes könnte den Angeklagten zugute kommen nach dem Motto: Man hat es ihnen ja auch leicht gemacht, ihre Taten zu begehen“, schreibt Friedrichsen. „Dies scheint inzwischen der Überzeugung gewichen zu sein, dass sich die enge Einbindung der Angeklagten in eine militante Unterstützerszene bezüglich der Bewertung ihrer weiteren Gefährlichkeit auch anders auswirken könnte. „

Hickhack um Schweizer Zeugen

Die Details der Dortmunder Verbindungen in den NSU glauben die Anwälte laut Tagesspiegel bei längeren Recherchen entdeckt zu haben, unter anderem in Ermittlungsakten. Wie Frank Jansen schreibt, fanden sie auch heraus, dass der am Donnerstag vernommene Zeuge Sebastian S. vom heutigen Brieffreund der Hauptangeklagten Beate Zschäpe, dem aus Dortmund stammenden und in Bielefeld inhaftierten Robin S., der Anstiftung zu einem Raubüberfall beschuldigt wurde.

Nachtrag vom Mittwoch: Mehrere Berichte widmeten sich der ernüchternden Suche nach dem Weg der Tatwaffe. Jansen beschrieb im Tagesspiegel das Hickhack um den Schweizer Zeugen Hans-Ulrich M., der den Tätern die Mordwaffe verkauft haben soll. Wegen diverser Ausflüchte gelang es der Bundesanwaltschaft trotz mehrerer Versuche bisher nicht, ihn in den Gerichtssaal zu bekommen. „So bleibt unklar, ob am Oberlandesgericht München jemals eine der mutmaßlichen Schlüsselfiguren im Fall der Ceska 83 gehört werden kann“, schrieb Jansen.

Ein nerviger Zeuge

Dabei hatte man dem Mann, der offenbar finanzielle Schwierigkeiten hat, praktisch alles geboten, was möglich war, schrieb Gisela Friedrichsen von Spiegel Online: etwa einen kostenlosen Zeugenbeistand, freies Geleit. Auch der Prozessbeobachter des Bayerischen Rundfunks machte den Zeugen M. zum Hauptthema: „Eine Aussage von M. wäre für den Prozess hoch relevant“, schreibt er.

Heiterkeit löste ein Thüringer Eiscafébesitzer aus, wie der Bayerische Rundfunk in seinem Prozesstagebuch ausführt. Auf Fragen nach dem Weg der Waffe gab der Zeuge demnach zum Besten, er habe ein Luftgewehr und einen Schreckschussrevolver besessen – und ein Gewehr aus Glas, gefüllt mit Rotwein. Die Zuschauer erfuhren, wann und wo er mit wem – wie er es ausdrückte – „in der Kiste“ war und welcher seiner ehemaligen Mitarbeiter dem Alkohol nachhing. Richter Manfred Götzl habe sich arg beherrschen müssen, um nicht aus der Haut zu fahren. Am Ende seien alle derart entnervt gewesen, dass niemand mehr Fragen an den Zeugen stellen wollte. „Nicht einmal jene Nebenklageanwälte, die sonst immer noch was zu hinterfragen haben.“

Das nächste Medienlog erscheint am Montag, 10. November 2014.