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Auswege aus dem Rechtsextremismus – das Medienlog vom Freitag, 22. Juli 2016

 

Wann denn Mathias Grasel dem Gericht die Antworten von Beate Zschäpe übermitteln werde, fragt Richter Manfred Götzl regelmäßig – Antworten auf Fragen, die die Prozessbeteiligten der Hauptangeklagten gestellt haben. Götzls Frage an Zschäpes Rechtsbeistand sei schon ein Running Gag in dem Verfahren, schreibt Gisela Friedrichsen auf Spiegel Online. Denn Grasel behaupte regelmäßig, das dauere noch.

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Vor der Sommerpause sei nichts von Zschäpe zu erwarten. Weil das Thema Zschäpe auf Eis liege, befasst sich das Gericht mit Ralf Wohlleben, schreibt Friedrichsen. Und der Frage, ob er nicht doch gewalttätig und ausländerfeindlich gewesen sei, „was seine Verteidigung unter Aufbietung aller strategischen Kunst zu widerlegen versucht“. Ein Zeuge schilderte, welche Stellung Wohlleben und der Mitangeklagte Carsten S. in der Szene innehatten. Der Mann war ein junger Teenager, als er beide kennenlernte und erzählte, er habe „irgendwann nachgedacht“ über diese politische Einstellung. Die Aussage „war immerhin ein Beweis dafür, dass es einen Weg aus dem Sumpf des Rechtsradikalismus gab“, schreibt Friedrichsen.

Thema des Verhandlungstages war auch die Frage, inwieweit S. und Wohlleben in gewalttätige Auseinandersetzungen verwickelt waren – insbesondere in eine Schlägerei an einer Tram-Endhaltestelle in Jena-Winzerla, die Carsten S. in seiner Aussage erwähnt hatte. „Und über allem stand die Frage: Wie glaubwürdig ist Carsten S. bzw. wie glaubwürdig ist Ralf Wohlleben, die sich in ihren Aussagen vor dem Oberlandesgericht gegenseitig belastet haben“, schreibt Thies Marsen vom Bayerischen Rundfunk.

Oft habe der Zeuge gesagt, sich nicht erinnern zu können, schreiben alle Prozessbeobachter. „Ganz offensichtlich habe er diese Zeit verdrängt und verspürt nur wenig Lust, sich nun wieder damit auseinanderzusetzen“, meint auch Kai Mudra von der Thüringer Allgemeinen.

Die Junge Welt (Paywall) beschrieb den Auftritt von Marcel D. als Zeugen vom Mittwoch, der eine Mitarbeit für den Verfassungsschutz leugnete, obwohl die Behörde ihn als Quelle bezeichnet.