Am Wochenende war der NSU-Prozess unter anderem Thema in der taz („Da entsteht eine permanente Krise“) und im Magazin Cicero („Zschäpe ist nicht Satan“). Für Aufregung sorgte ein Bericht über eine neue Panne bei der Vergabe der Presseplätze.
An jedem Werktag fassen wir im NSU-Prozess-Blog die wichtigsten Medienberichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.
Die Auswahl derjenigen Medien, die direkt aus dem Münchner Gerichtssaal berichten dürfen, sorgte schon einige Mal für Wirbel. Nun will der Focus erfahren haben, dass mehrere Journalisten von vorn herein von dem entscheidenden Losverfahren ausgeschlossen worden waren. Der Grund: Ihre Anmeldungen, so das Magazin, landeten im Spam-Ordner des Landgerichts. Konsequenzen für die laufende Verhandlung habe das aber nicht. Den Bericht greifen unter anderem Spiegel Online, die Süddeutsche Zeitung und die türkischsprachige Sabah auf.
In der Jungen Welt ging es dagegen noch einmal um die Vernehmung des Ermittlers Josef Wilfing, der bereits am Donnerstag zum Mord an Habil Kiliç ausgesagt hatte: „Ermittler im NSU-Prozess – hartnäckiges Feindbild„, ist der Artikel überschrieben, in dem der Autor mit dem Zeugen hart ins Gericht geht. Mit Wilfing habe ein Ermittler ausgesagt, dem die „Türkenmafia“ nicht aus dem Kopf gehe.
Der NSU-Prozess wird auch auf der Theaterbühne thematisiert, was Jan Zier von der taz aufgreift. Er führte ein Interview mit dem Regisseur des Theaterstücks „Projekt Untergrund – eine Prozessbeobachtung“. Den Theatermacher interessiert demnach vor allem der mediale Umgang mit dem Prozess. Es ginge allerdings auch im Stück um ein „deutsches Problem“: Ausländerfeindlichkeit, Rassismus und ein prekärer Umgang mit Gewalt und Hass.
Die Aufgabe des Gerichts: Grundsätzlicher wird die Zeitschrift Cicero. Darin kritisiert Autor Frank Meyer, dass Beate Zschäpe zum Satan stilisiert werde. Er lässt noch einmal die Berichterstattung vor allem am Anfang des Prozesses Revue passieren. Zschäpe wurde da von vielen deutschen und auch türkischen Medien als „Teufel“ oder „Nazi-Braut“ bezeichnet. „Wer aber den Teufel vor Gericht sehen will, der wünscht sich keinen profanen Prozess, der ausschließlich der Rechtsfindung dient“, schreibt Meyer.
Den Autor empört, dass sich viele einen Schauprozess wünschen und die Rechtsprechung vorweg nehmen. Dabei sei es die Pflicht des Gerichts, den Prozess unspektakulär zu verhandeln statt außergerichtliche Erwartungen zu erfüllen oder sich mit der „notorischen Blindheit vieler deutscher Polizisten auf dem rechten Auge“ zu beschäftigen. Am Ende resümiert Meyer: Türkische Politiker und Juristen, wären sie denn im Gerichtssaal anwesend, hätten viel über den deutschen Rechtsstaat gelernt: „über den Rechtsstaat überhaupt“.
Wie gehabt keine Berichte in den englischsprachigen Onlinemedien.
Das nächste Medienlog erscheint am Dienstag, den 16. Juli.