An jedem Werktag fassen wir im NSU-Prozess-Blog die wichtigsten Medienberichte, Blogs, Videos und Tweets zusammen. Wir freuen uns über Hinweise via Twitter mit dem Hashtag #nsublog – oder per E-Mail an nsublog@zeit.de.
Der nächste Verhandlungstag vor dem Münchner Oberlandesgericht steht bevor, in den Medien ist das alles beherrschende Thema die anstehende Aussage des Angeklagten Carsten S.. Der Mitangeklagte Ralf Wohlleben wird nicht sprechen, seine Anwältin hat jedoch eine Erklärung angekündigt.
Vermutlich wird Carsten S. Wohlleben schwer belasten, schreibt unter anderem die WAZ. (Vgl. Medienlog vom 3. Juni). Die Berliner Zeitung schreibt in diesem Zusammenhang: „Es wird wohl kein Geständnis sein, im Gegenteil: Wohllebens Verteidiger wie wohl auch die von Beate Zschäpe werden alles daran setzen, die Glaubwürdigkeit des Kronzeugen S. in Zweifel zu ziehen.„
Ein Widerspruch, den der heutige Prozesstag klären könnte, betrifft die Aussagen über die Tatwaffe, schreibt die Berliner Zeitung. Im Gegensatz zum Verkäufer habe Carsten S. angegeben, die Waffe ohne Schalldämpfer bestellt zu haben. „Wenn Carsten S. bewusst eine schalldämpfende Waffe für eine in der Illegalität lebende Gruppe besorgt hat, musste er davon ausgehen, dass diese für Mordanschläge benutzt werden soll“, schreibt die Zeitung.
Die Onlineausgabe des Senders NTV widmet der Geschichte der Angeklagten Holger G. und Carsten S. einen ausführlichen Artikel. Carsten S. sei als Jugendlicher in die Neonazi-Szene geraten und habe ihr schon lange den Rücken gekehrt. Er habe damals die Nähe zu gewalttätigen Männergemeinschaften gesucht, weil er seine Homosexualität unterdrücken wollte, schreibt Solveig Bach. Inzwischen sei Carsten S. in der Schwulenszene aktiv und arbeite für die Anti-Aids-Hilfe. Holger G. habe sich seit 2004 zunehmend aus der rechten Szene gelöst. Den Kontakt zu seinen „NSU-Freunden“ habe er jedoch weiter gehalten.
Bild.de hingegen beschäftigt sich stattdessen mit der Verteidigungsstrategie der Hauptangeklagten: „Wird aus dem NSU-Prozess ein Kasperltheater?“, fragt das Onlineportal. Befürchtet wird eine neue „Antragsflut“ von Beate Zschäpes Anwälten. Bislang hätten diese den Protest dazu genutzt, ihren „unbedingten Verzögerungswillen“ zu zeigen.
In englischsprachigen Medien wurden heute erneut keine Berichte über den NSU-Prozess veröffentlicht.
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Das nächste Medienlog erscheint am Mittwoch, den 5. Juni.