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München will seinen Datenschatz heben

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Ausschnitt aus einem der ersten Werke mit Open Data aus München

Ende vergangener Woche gab es eine Premiere: 50 Teilnehmer aus Verwaltung und Zivilgesellschaft waren zwei Tage lang zum Münchener Open Government Day (MOGD)y zusammengekommen. Die Münchener Verwaltung hatte als eine der ersten Stadtverwaltungen in Deutschland dazu aufgerufen, Anwendungen und Dienstleistungen vorzuschlagen, um die Idee des Open Government umzusetzen. 130 Vorschläge kamen zusammen und wurden online debattiert und bewertet.

„Eine Stadtverwaltung hat eine Unmenge an Infrasturkturdaten, die sie bearbeitet und nutzt – danach aber nichts mehr damit tut“, sagt Marcus Dapp, der den MOGDy vorbereitete. „Es ist anzunehmen, dass viele dieser Daten für andere Dinge sinnvoll nutzbar wären. Die Stadt tut das aber nicht, weil es nicht ihr Auftrag ist, weil sie es nicht muss, weil sie nicht auf die Idee kommt oder weil ihr die Ressourcen fehlen.“

Ganz so unkreativ ist man in München dann doch nicht, zwei zusätzliche Vorschläge stammen von der Stadtvewaltung selbst, sodass derzeit insgesamt sieben Projekte geprüft werden.

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US-Gesetze unter der Lupe

logo opengovernment org

Die Gesetzgebung in fünf amerikanischen Bundesstaaten kann seit Neuestem genauer unter die Lupe genommen werden. Anfang dieser Woche startete das Portal opengovernment.org. Dessen Angebot soll auf alle Bundesstaaten ausgeweitetet werden; mit Kalifornien und Texas sind von Beginn an gleich die beiden bevölkerungsreichsten Staaten dabei, dazu gesellen sich Wisconsin, Maryland und Louisiana.

Dank opengovernment.org lässt sich der aktuelle Stand der Gesetzgebung nachvollziehen und in verschiedene Zusammenhänge setzen. So können Gesetzentwürfe chronologisch oder nach Themen durchsucht werden. Angezeigt werden auch Informationen über die daran beteiligten Politiker: Neben deren Biographien und ihrem bisherigen Abstimmungsverhalten findet die Suche ihre Namen auch in sozialen Netzwerken, Blogs et cetera. Gleichzeitig ist sichtbar, wer Geld an die Mandatsträger spendete – etwa die Tabaklobby in Texas.

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Britische Open-Data-Aktivisten fürchten Ausverkauf

skyline Finanzenter Hauptstadt UK
Daten könnten auch den Finanzplatz London als Ressource interessieren

In Großbritannien rüsten Open-Data-Aktivisten für den Kampf. Denn die konservativ-liberale Regierung hat angekündigt, eine Public Data Corporation zu gründen. Das sorgt für Unruhe, denn bislang ist unklar, welche Rolle diese Gesellschaft genau spielen soll. Mindestens ebenso unklar ist, wie der freie kostenlose Zugang zu öffentlichen Datensätzen gewährleistet bleiben kann, wenn das staatliche Unternehmen „value for the taxpayers money“ erwirtschaften soll, wie es in der Ankündigung hieß. Mit anderen Worten: Geld verdienen. In der Erklärung ist überhaupt viel von Gebühren, Investitionen und Unternehmertum die Rede, aber wenig von Transparenz und Offenheit.

Tom Steinberg, Mitglied des Transparency Boards der Regierung, schreibt: „Wenn du ein geborener Zyniker bist, wirst du sagen, die Regierung hat bereits beschlossen, alles an den Höchstbietenden zu verscherbeln.“ Aber, so fährt der Gründer der NGO mySociety fort, noch sei nichts entschieden. Druck von außen könnte den Unterschied machen; die nächsten Monate seien dafür entscheidend.

Schon jetzt betreibt die britische Regierung diverse „Trading Funds„, die wertvolle Datensätze erheben und verwalten. Kartenmaterial etwa, oder Wetterdaten und Patentinformationen. Diese Gesellschaften sollen offenbar in besagter Corporation zusammengefasst werden.

Die britische Nichtregierungsorganisation Open Rights Group hat den verantwortlichen Minister für Kabinettsangelegenheiten, Francis Maude, am Montag um eine Stellungnahme gebeten. Auch schlug sie ein öffentliches Beratungsverfahren vor. Eine Reaktion darauf gibt es bislang nicht.

 

BBC schließt „Backstage“ – wegen des großen Erfolges

ebook opendata bbc
Zum Abschluss erschien ein Buch: Hacking the BBC

Ein fünfjähriges Experiment ist zu Ende gegangen. Anfang des Jahres schloss die BBC den Vorhang für ihr Projekt Backstage BBC. Der Blick hinter die Kulissen hat etliche Projekte und Ideen rund um Open Data des britischen öffentlich-rechtlichen Senders hervorgebracht. Eine Retrospektive liegt nun in Form eines kostenlosen eBooks vor.

BBC Backstage war als Sandkasten gedacht, um Ideen rund um die digitale Verarbeitung von Informationen zu testen. So sind etliche Visualisierungen, Services und Schnittstellen entstanden. Dass nun Schluss ist, hat nicht zuletzt mit dem Erfolg des Projektes zu tun. Viele Ideen sind schlicht zur Norm geworden. Vor drei Jahren war es noch eine Innovation, automatisch die neuesten Nachrichten an Twitter schicken zu lassen – heute ist es für die meisten Websites selbstverständlich.

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Bundestag reloaded

video parlamentsdebatten
Durchsuchbar: Bundestube zeigt die Debatten zusammen mit den Protokolltexten

Der Informatiker Christian Kohlschütter hat vor kurzem das Angebot bundestube.de gestartet. Jetzt ist er gespannt, ob alles so klappt wie er es sich vorstellt. Wenn kommende Woche der Bundestag wieder tagt, sollen die neuen Reden und vorläufigen Protokolle direkt nach Veröffentlichung in dem System angezeigt werden. Die Feuerprobe steht aber noch aus, sagt Kohlschütter.

Bundestube zeigt die Videos aller Parlamentsdebatten mit den dazugehörigen Redetexten. Vor allem aber macht der Service die Protokolle nach Personen oder Themen durchsuchbar. Dabei werden auch Suchvorschläge angeboten und die Inhalte nach statistischen Häufigkeiten gewichtet.

Das Videosystem des Bundestags selbst sei recht kompliziert zu bedienen, sagt Kohlschütter. Und es biete nur ellenlange Links zu den Videos an, die nach einer gewissen Zeit auch noch ungültig werden könnten. Sein Angebot dagegen mache es einfach, auf interessante Debattenbeiträge zu verweisen. So ließen sich Diskussionen in einen anderen Kontext einbinden. Noch ein Vorteil: Da die Protokolle gleichzeitig in Schriftform gezeigt, sind beispielsweise auch Zwischenrufe zu verstehen. Erste Politiker hätten bereits damit begonnen, auf ihre eigenen Reden zu verweisen, sagt Kohlschütter.

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Informationen zu Dioxin sind gut versteckt

Wie so oft entpuppt sich ein vermeintlich kleiner Vorfall nur als Spitze eines Eisbergs: Was mit einigen Bauernhöfen begann, ist inzwischen ein landesweiter Dioxin-Skandal . Trotzdem ist der Versuch, offene Daten zu diesem Themenkomplex zu finden, nahezu vergeblich.

Dabei wäre es im Fall des mit Dioxin verseuchten Futters von großem Interesse, eine Liste aller betroffenen Betriebe zu bekommen. Für Journalisten, NGO, Vereine oder Verbraucher könnten solche automatisch zu verarbeitenen Informationen hilfreich sein. Etwa um Karten zu erstellen und Zusammenhänge zu verstehen.

Die Frage nach so einer Liste der über 4000 Betriebe wurde offensichtlich auch oft an das Bundesamt für Verbraucherschutz und Lebensmittelsicherheit gestellt. Von dort wird auf die Zuständigkeit der Länder verwiesen. Auf den jeweiligen Websites der Landesministerien könnte ggf. so eine Liste zu finden sein, heißt es.

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Die Freude an Statistik

Dem ein oder anderen mag die Freude an Statistik an der Uni oder schon in der Schule ausgetrieben worden sein. Glücklicherweise gibt es Hans Rosling. Er bricht eine Lanze für „faktenbasierte Betrachtung statt Vorurteilen“ Der schwedische Arzt und Gesundheitsforscher ist für seinen Enthusiasmus und seine originellen Präsentationen von Statistiken bekannt.

Die BBC räumte ihm kürzlich in einer einstündigen Sendung Platz ein, die „Joy of Stats“ zu verkünden. Die Sendung kann komplett bei der britischen Open University angeschaut werden. In ihr geht Rosling auf die Kartierung von Kriminalität ein. Auch würdigt er die Bedeutung der Arbeiten von Florance Nightingale für die Visualisierung von Statistik. Weitere Themen sind u.a. die Rolle statistischer Zusammenhänge bei automatisierter Übersetzung und in der Astronomie.

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Open-Data-Termine zu Jahresbeginn

2011 wird für Open Data und Open Government ein wichtiges Jahr werden. Davon zeugen diverse Veranstaltungen, die gleich zu Jahresbeginn anstehen. Ein kleiner Überblick:

6. Januar – Berlin: Gleich in der ersten Woche lädt das Open Data Network zu einer Auftaktrunde ein, um sich über die Frage auszutauschen „wie wir in diesem Jahr in Berlin und Deutschland Open-Data angehen und gestalten können“. Beginn 20 Uhr – mehr Informationen hier.

8. Januar – Köln: Wenig später findet ein „casual get-together“ unter dem Namen Participation Meetup Cologne statt. Neben der Zeit für Austausch soll es auch Workshops geben. Ab dem frühen Nachmittag – mehr Informationen hier.

17./18 Januar – Bremen: Der Finanzsenat der Hansestadt lädt zur E-Government-Konferenz in media res ein. Auf dem Programm stehen u.a. „Informationstechnik und die Zukunft der Kommunen“ sowie die Frage „Open Data – Öffentliche Daten, frei und kostenlos?“ Die Veranstaltung beginnt Montagnachmittag und endet Dienstagmittag – mehr Informationen hier.

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Die Open-Data-Feuerwehr

Open Data Feuerwehr Karte
Ausschnitt aus der Einsatzkarte: Das Symbol rechts zeigt den Brandort

Bart van Leeuwen ist seit fünfzehn Jahren Feuerwehrmann in den Niederlanden. Aber er ist auch Programmierer und beschäftigt sich seit Jahren mit Open-Source-Software und mit dem semantischen Web. In Interview spricht van Leeuwen über den Nutzen von Open Data für Rettungskräfte und das Informationssystem „RESC.info„. Das entwickelt er für die Feuerwehr zusammen mit der Gruppe netlabs.org. Obwohl die Leitung der Amsterdamer Feuerwehr kein Interesse zeigt, setzen mittlerweile acht Feuerwehrstationen die Software ein.

Herr van Leeuwen, wie kamen Sie dazu, eine Kartenanwendung für die Amsterdamer Feuerwehr zu entwickeln?

Bart van Leeuwen: Auf der Fahrt zu einem Einsatzort geht es in den wenigen Minuten oft hektisch hinzu. Wir müssen im Fahrzeug mit Funkgeräten, Handys und dem Navigationsgerät hantieren. Aber während über unseren Köpfen die Sirene mit hundertzwanzig Dezibel kreischt, sind beispielsweise die Richtungsanweisungen vom Navi nicht zu hören. Und wir brauchen bereits bevor wie losfahren exakte Angaben über den Ort, zu dem wir müssen.

Einer meiner Kollegen wusste, dass ich programmiere. Er fragte mich vor etwa zwei Jahren, ob ich nicht eine Lösung hätte.

Wie sind sie das Problem dann angegangen?

van Leeuwen: Selbstverständlich habe ich erst einmal versucht, den offiziellen Weg zu gehen und teilte den entsprechenden Stellen mit: Wir brauchen etwas anderes. Nichts passierte. Und so begann ich, die Kartensoftware zu schreiben.

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Im OpenData-Neandertal

Das Jahr 2010 war ein wichtiges für die Idee der OpenData. Weltweit hat sie inzwischen Karriere gemacht; selbst in der weiter mit dem Internet fremdelnden deutschen Politik und der ihr angegliederten Verwaltung hat sich das Thema niedergeschlagen. Deutlich wurde in diesem Jahr aber auch, dass der Weg noch weit ist, bis das Konzept frei zugänglicher Daten Wirkungsmacht entfalten, bis es die Gesellschaft ändern wird. Ein Kommentar.

OpenData erhält derzeit viele Vorschusslorbeeren. Dem Thema wird Platz eingeräumt, ihm wird Interesse entgegengebracht, es werden Hoffnungen für die politische Zukunft daran geknüpft. Dazu gesellen sich Erwartungen, solche Daten künftig auch wirtschaftlich verwerten zu können.

Die Zivilgesellschaft beispielsweise unterstützt OpenData aus einem radikalliberalen Bürgerrechtsgedanken heraus. Auch wenn noch umstritten ist, wie weit die darin enthaltene Transparenz gehen darf, wie die Vorgänge um die Wikileaks zeigen.

Bislang jedoch fehlt eine entscheidende Komponente, um OpenData als taugliches Konzept zu etablieren: Es gibt keine „Killer App“, keine originäre OpenData-Anwendung, die ohne Firlefanz zeigt, was in der Idee steckt. Großartige Projekte wie OffenerHaushalt und das jüngst erschienene britische OpenCorporates bergen Potenzial, um Zusammenhänge zu verstehen und zu durchdringen. Doch sind sie im Alltag des Jedermann kaum von Nutzen. Vielleicht sehen wir derzeit nur den Anfang dessen, was mit OpenData einst möglich sein wird.

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