Was die Wiederverwertung – heute sagt man Recycling – von Materialien betraf, so waren die Menschen in der DDR außerordentlich einfallsreich und geschickt. Mein Großvater bastelte aus Metallstäben und Muttern in stundenlanger Handarbeit Schrauben, die später bei den Nachbarn in Gartenschuppen und Zäunen Verwendung fanden. Als in den 1980er-Jahren neben anderem auch die Poppermode-Welle via Westfernsehen und -radio in die DDR hinüberschwappte, schneiderten geschickte Mütter ihren Söhnen und Töchtern aus Bettlaken oder ähnlichem Material schicke Karottenhosen. Und dass in den Schulen fleißig Altpapier für die Wiederverwertung gesammelt wurde, ist ja allgemein bekannt. Wobei Altpapier auch im Kapitalismus mittlerweile ein Rohstoff ist, für den man beim Sekundärrohstoffhändler fünf bis acht Cent pro Kilo erhält.
Wer jahrzehntelange Übung darin hat, Materalien aller Art einer mehr oder weniger sinnvollen Wiederverwendung zuzuführen, verlernt das auch nach Einführung der Marktwirtschaft nicht so schnell. Das beweist auf durchaus pfiffige Weise das Bistum Erfurt. Weiter„Der Papst war hier…“
Die Märkische Oderzeitung hat neulich Herz gezeigt. Oder wollte es zumindest. Das Blatt druckte die Meldung der Deutschen Presse-Agentur (dpa) „Nach Fanprotesten: RB Leipzig findet keine Spielgefährten“, änderte aber die Überschrift in „Niemand will mit RB Leipzig spielen“. Schwer zu sagen, was nun hämischer klingt, die Schlagzeile der Nachrichtenagentur oder die des Blatts aus Frankfurt (Oder). Dabei haben beide sicher hehre Ziele: Sie berichten über einen Verein, der sich Mühe gibt und dabei nicht so richtig glücklich wird Weiter„Fußball für Geld? Nö, bloß keinen Kommerz“
Broiler statt Brathähnchen, viertel oder dreiviertel bei den Uhrzeiten – solche Beispiele ostdeutscher Spracheigenheiten sind weithin bekannt. Doch es gibt viele weniger berühmte Feinheiten, die durchaus interessant sind und die kennen sollte, wer als Nicht-Ostdeutscher hier nicht auffallen will, sei er nun Ex-RAF, Raffke oder einfach nur gern raffiniert. Darum nun eine lose Folge von Begriffserklärungen, die mit einer inner-ostdeutschen Kuchengrenze beginnt. Weiter„Ostdeutsche Landeskunde: Die Eierscheckengrenze“
Studieren im Osten – geht das? „Grundsätzlich ja, aber …“ lautet die aktuelle Antwort von Jugendlichen aus den zehn alten Bundesländern in einer aktuellen Umfrage der Hochschulinitiative Neue Bundesländer (Berlin kann nicht mehr so richtig getrennt erhoben werden, deswegen lassen wir das mal außen vor). Warum entscheiden sich Schulabgänger für welche Uni? Die Argumente sind vielfältig: „Endlich weg von zu Hause!“, „Bloß nicht so weit weg von zu Hause!“, „Mal was Neues kennenlernen“, „Die stärksten Professoren, fachlich meine ich, sind da und da …“.
Alle Faktoren zusammengezählt, extrapoliert, Ausreißer rausgerechnet sowie Pillenknick und Kondomkrise bedacht, kommt heraus: Der Osten fetzt nicht. Weiter„Pioniergeist gefragt“
Bundespräsident Joachim Gauck hat am 3. September Sachsen besucht und dabei mit Lob nicht gespart. Vor allem lobte der Bundespräsident vor dem Diplomatischen Korps, das er aus Berlin mit an die Elbe nach Dresden gebracht hatte, den Aufbaugeist und die Aufbauleistung der Sachsen in den zurückliegenden zwei Jahrzehnten. Wäre Ostdeutschland, so schmeichelte Gauck seinen Gastgebern, nicht 40 Jahre lang von kommunistischer Zwangsherrschaft regiert worden, hätte Sachsen wohl jetzt den Entwicklungsstand Baden-Württembergs. Also in wirtschaftlicher Hinsicht.
Gleiches war am selben Tag aus Thüringen zu vernehmen. Dort nannte Wirtschaftsminister Matthias Machnig (SPD) den „Aufbau Ost“ eine Erfolgsgeschichte. Doch Machnig wäre nicht der besorgte Lenker und Steuermann, als der er sich sieht, wenn er nicht Wermut in den Lobesbecher geträufelt hätte. Weiter„1.000 Milliarden für den Osten“
Leipzig ist ja die Heldenstadt. Weil sie bzw. ihre Einwohner im Herbst 1989 die ersten waren, die gegen das SED-Regime in der DDR auf die Straße gingen. Der Titel Heldenstadt ist – im Gegensatz zum Beispiel zu „Lutherstadt“ – kein offizieller, obwohl immer wieder mal darüber diskutiert wird. Eher so eine Art Selbstbetitelung oder -beweihräucherung. Wenn es diesen Titel offiziell gäbe, wäre Leipzig natürlich die erste, die ihn verliehen bekäme. Oder nein, vermutlich käme Plauen als erste dran, weil dort damals sogar noch eher gegen die SED demonstriert wurde.
Die Heldenstadt Leipzig gibt es auch im Internet. Unter www.heldenstadt.de bloggen „Privatleute“ aus und über die Stadt. Darüber, was es Neues gibt, worüber man sich aufregen oder freuen kann, was eben so passiert. Auf der Website gibt es auch eine Liste mit allerlei Leipzig-Blogs. Die umfasst inzwischen mehr als 100 Links und wird nach Auskunft der heldenstadt-Betreiber ständig aktualisiert. Es lohnt sich, in dieser Liste zu stöbern. Da gibt es Blogs von Künstlern und Kunstfreunden, von Fußballfans (was in Leipzig, nun ja, doch ein hartes Brot ist), von Genießern und Hobbyköchen, Literaten, Lokalpatrioten und von Leuten, die sich einfach nur der Welt mitteilen wollen. Man lernt Lieblingsorte kennen oder „Helden des Alltags“ . Und damit auch ein wenig die Heldenstadt.
Haben Sie schon mal vom „Waffenschmied“ in Suhl gehört? Wenn ja, haben Sie wahrscheinlich in der DDR gelebt. Der „Waffenschmied“ war ein einmaliges Restaurant. Es war das einzige im Land, in dem man japanisches Essen und Sake bekam und von Geishas bedient wurde. Diese Geishas waren natürlich keine echten, sondern thüringische Servierfachkräfte, die in Kimonos gekleidet den Gästen Sushi und Sake servierten. Einen Platz im „Waffenschmied“ zu bekommen, war fast genauso schwierig wie eine Karte für die Semperoper in Dresden. Wer eine Reservierung ergattern konnte, durfte für ein paar Stunden auf eine Reise nach Fernost gehen. Roher Fisch auf Reis und Glasnudeln, dazu Erklärungen über die Kultur und Sitten Japans – eines Landes, das für die allermeisten DDR-Bürger noch weiter weg war als die Bundesrepublik hinter der Mauer. Weiter„Sushi in Suhl“
Sachsen und Thüringen haben bundesweit das beste Bildungssystem. Das hat das Institut der deutschen Wirtschaft in Köln in einer Studie im Auftrag der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft herausgefunden. Beide Länder belegten Spitzenplätze, „weil sie eine ausgezeichnete Förderinfrastruktur und sehr gute Bedingungen für eine individuelle Förderung bieten“, erklärte INSM-Geschäftsführer Hubertus Pellengahr. Pisa-Sieger Sachsen ist bildungsmäßig weiter super, so die Botschaft des „Bildungsmonitors 2012“.
Doch irgendwie passt dieses tolle Ergebnis nicht so recht mit dem Rücktritt des sächsischen Kultusministers Roland Wöller (CDU) vor fünf Monaten zusammen. Der hatte nämlich sein Amt nach einem kabinettsinternen Streit über die geplante Schaffung von mehr als 2.000 zusätzlichen Lehrerstellen aufgegeben. Der Streit ging im Kern darum, dass das Geld für diese Stellen eigentlich nicht da ist. Seit Monaten häufen sich im Freistaat die Klagen von Eltern, Schülern und Pädagogen über Unterrichtsausfälle und Überforderung, weil es an Personal fehlt. Es also offenkundig einiges im Argen in der sächsischen Bildungslandschaft. Doch der „Bildungsmonitor“ der INSM vermittelt ein anderes Bild. Warum? Weiter„Nichts zu essen, aber Stuck an der Decke: Wie man Bildungs-Spitzenreiter wird“
Carsten Schneider und Christoph Matschie halten offenbar nicht viel vom Ostbeauftragten der Bundesregierung. Beide haben den Bundesbeauftragten für die Neuen Bundesländer, so der offizielle Titel des CDU-Politikers Christoph Bergner, dieser Tage kräftig gedisst. Schneider, Haushälter in der SPD-Bundestagsfraktion und aus Thüringen stammend, nannte das Amt und seinen aus Sachsen-Anhalt stammenden Inhaber eine „Alibi-Verstaltung“. Schneiders Parteifreund Matschie, Kultusminister in Thüringen, ätzte gar, der Beauftragte sei nur ein „Grüßonkel“ und werde nicht mehr benötigt. Weiter„Brauchen wir einen Ost-Quizmaster?“
Die Olympischen Spiele sind eine komische Sache. Man erkennt sich nicht wieder. Plötzlich interessiert man sich für Hockey oder kann – zumindest annähernd – sagen, was eine gute Vorlaufzeit bei den 400-Meter-Lagen der Herren ist. Man redet mit.
Offenbar geht das auch unserem Bundespräsidenten so. Da er aber für die großen Auftritte zuständig ist, schaut er nicht fern, sondern ist vor Ort, in London bei den Athleten. Da kann man als Bürger schon mal ein bisschen neidisch sein. Und man kann sich ruhig ein bisschen ausmalen, wie das wäre, wenn man Tony Martin träfe oder Roger Kluge. Weiter„Sportler: Denkt an Marzahn!“