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Revolution des Lernens in Amerika?

Klingt reichlich technikgläubig, aber so kennen wir ja unsere amerikanischen Freunde: Mit dem „National Educational Technology Plan“ (NETP) will die US-Regierung das Lernen revolutionieren, das berichtet das Weblog „Readwriteweb“ (Sie landen auf dem Artikel, wenn Sie auf das gefärbte Wörtchen hier klicken; hier kommen Sie direkt zum NETP).

Unter anderem soll jeder Lehrer und jeder Schüler in der Schule und zu Hause einen Breitband-Zugang zum Internet bekommen und die vielfältigen neuen Lehr- und  Lern-Möglichkeiten des Webs nutzen können.

Man kann das natürlich mit größter Skepsis betrachten. Ich empfehle: lieber neugierig hinschauen, was an den amerikanischen Schulen nun passiert – und sich das Beste für uns abgucken.

 

Missbrauch und Reformpädagogik – lesenswerte Artikel

Der sexuelle Missbrauch von Schülern durch Lehrer an der reformpädagogisch orientierten Odenwaldschule wühlt viele auf. Hier eine Auswahl von Artikeln, die das Thema von verschiedenen Seiten beleuchten (wenn Sie auf das farbig markierte „hier“ klicken, landen Sie direkt bei den Artikeln).

Den Skandal ans Licht brachte der Artikel von Jörg Schindler in der Frankfurter Rundschau. Sie finden ihn: hier

Ein beeindruckendes und bedrückendes Porträt des bekannten Reformpädagogen Hartmut von Hentig, der die Rolle seines des sexuellen Missbrauchs beschuldigten Lebensgefährten schönredet, hat Tanjev Schultz in der Süddeutschen Zeitung gezeichnet. Eine gekürzte Version für den Zürcher Tagesanzeiger finden Sie hier. Markus Verbeet hat in einem schriftlich geführten Interview für Spiegel-Online bei Hartmut von Hentig noch einmal nachgefragt, das Ergebnis, Sie finden es hier, ist nicht weniger verstörend.

In der FAZ beschreibt die aus dem Fernsehen bekannte Moderatorin Amelie Fried ihre Zeit an der Odenwaldschule, die schönen und die schrecklichen Seiten. Lesen Sie bitte hier.

In der ZEIT erschien ein Artikel von Bernd Ulrich, der den Bogen schlägt von den Missbrauchsfällen in katholischen Schulen, über die Missbrauchsfälle an der Odenwaldschule bis zu Kinderpornos im Internet. Sie finden den Artikel hier.

Der Grünen-Politiker Cohn-Bendit, auch ein Odenwaldschüler, kritisiert in einem ZEIT-Interview die Fehler der libertären Sexualmoral. Lesen Sie hier.

Und der konservative Reformpädagoge, der langjährige Leiter von Salem, Bernhard Bueb bekennt sich zu seinen Fehlern. Seinen Artikel für die ZEIT finden Sie hier.

 

Was schützt gegen sexuellen Missbrauch?

Man liest dieser Tage viel über sexuellen Missbrauch von Lehrern an Schülern, der sich vor Jahren an katholischen Schulen und einer Vorzeigeschule der Reformpädagogik zugetragen hat.

Viele Eltern fragen sich: Wie können wir unsere Kinder  schützen? Denn die Gefahr des Missbrauchs besteht auch heute: in der Schule, im Sportverein, in der Familie.

Besonders wichtig erscheint mir dazu, was Sabine Rückert, Ulrich Schnabel, Henning Sußebach und Heinrich Wefing in der ZEIT vom 11. Februar 2010 geschrieben haben:

Wir alle leben Tür an Tür mit Sexualstraftätern, allein in Berlin wohnen etwa 10.000 Personen, denen Sexualdelikte aller Art vorgeworfen wurden. Sie machen 0,3 Prozent der Berliner Bevölkerung aus, was bedeutet, dass statistisch ein Angezeigter Sexualstraftäter auf 340 Bürger kommt. Wollten diese Bürger die Nähe zu belasteten Personen meiden – Berlin müsste geräumt werden. Der beste Schutz auch für Kinder ist deshalb: Offenheit. Eltern sollten ihre Kinder über das Vorgehen der Täter informieren, sie zur Aufmerksamkeit anhalten und sich nicht scheuen, sie sexuell aufzuklären, sagt die Jugendpsychiaterin Stellermann: »Wichtig ist, dass die Kinder lernen, welche Art von Anfassen okay ist und welche nicht. Dass Geschlechtsorgane private Regionen sind, die niemand berühren darf.«

Noch wichtiger aber, sagt Stellermann, sei es, den eigenen Kindern »Selbstwirksamkeit« zu vermitteln: »Ein Kind, das mit vier Jahren gelernt hat, zu sagen, ich will den blauen Pullover anziehen und nicht den roten, und das erlebt, dass diese Aussage ernst genommen wird, wird sich auch gegen unerwünschte Zudringlichkeiten wehren.« Denn immer wieder stellen die Psychiaterin Stellermann und die Gerichtsmedizinerin Seifert während ihrer Untersuchungen fest: Pädophile haben einen Blick für Kinder, die Hilf- und Wehrlosigkeit ausstrahlen. Sie wenden keine Gewalt an, sondern treten als nette Menschen in ihr Leben. Ob als Fußballtrainer oder Chorleiter. Sie warten in Freizeitheimen und Schwimmbädern. Sie lassen sich Zeit, das Vertrauen eines Kindes zu erschleichen, sich die Defizite emotional unterversorgter Wesen zunutze zu machen. Durch Geschenke und geheuchelte Anteilnahme gewinnen sie die Arglosen für sich. Kinder, die von ihren Eltern behütet werden, ein gutes Verhältnis zu ihnen haben und über merkwürdige Vorkommnisse zu Hause offen reden können, sind deshalb deutlich weniger gefährdet.

 

Neue Kolumne erklärt die Welt

Das müssen Sie sich anschauen: Mein Kollege Jochen Bittner, Nato-Korrespondent der ZEIT, erklärt in seiner neuen Videokolumne die Welt und ihre Konflikte, in der ersten Folge: neues von der Arktis – schöner Stoff für den Unterricht in Erdkunde und Politik aber auch für den Deutsch- (Medienkunde) oder Informatikunterricht, denn die Ausführungen Jochen Bittners werden auf einer beweglichen Weltkarte hinter ihm visualisiert. Also, ein Mix aus ZEIT und CNN 😉

 

Hamburger Schulreform: Premiere für „Afghanistan“-Koalition

In Hamburg hatte gestern die „Afghanistan“-Koalition Premiere. Afghanistan? Nun die Farben der afghanischen Nationalflagge sind Schwarz, Rot und Grün. Und das Hamburger Parlament, die Bürgerschaft, hat nahezu einstimmig, in einer Schwarz-rot-rot-grünen Koalition die umstrittene Schulreform beschlossen, die unter anderem die flächendeckende Einführung einer Primarschule genannten sechsjährigen Grundschule beinhaltet.

Was nach einem großen Konsens in der Hansestadt aussieht, ist aber nur eine Frontbegradigung. Denn die Gegner der Schulreform befinden sich nicht im Parlament, sondern in der Elterninitiative „Wir wollen lernen“, die einen Volksentscheid gegen die zwangsweise Einführung der Primarschule anstrebt (siehe Kommentar). Die kommenden Monate in Hamburg werden also spannend.

Einen guten Überblick über die Fronten in der Schulreform bieten die Artikel meiner Kollegin Jeannette Otto: „Schwarz-grüner Sprengstoff“ und das Pro-und-Contra am Beispiel zweier Familien. Was die Befürworter der Reform bewegt, ist nachzulesen im Interview mit der Schulsenatorin Christa Goetsch, das mein Kollege Martin Spiewak geführt hat. Meine Meinung zur Hamburger Schulreform können Sie im Kommentar „Alte Schule“ nachlesen.

 

Deutsche „Home-schooling“-Flüchtlinge in Amerika

Wie ergeht es eigentlich deutschen „Home-schooling“-Flüchtlingen in Amerika? Also deutschen Familien, die ihre Kinder der  Schulpflicht entziehen und sie zu Hause unterrichten wollen, was hierzulande verboten ist – und deshalb in die USA auswandern. Ein Artikel in der New York Times zeigt: ziemlich gut.

Dass ein US-Gericht das als Asylgrund anerkennt, wirkt allerdings befremdlich.

Danke für den Tipp, Manuel.

 

Lehrer feuern, wenn die Schüler schlecht sind?

Im ersten Moment schockiert die Meldung, dann hakt man sie schnell ab unter „verrückte Ami-Idee“: An einer High School in den USA hat die Schulbehörde alle Lehrer gefeuert, weil  die Hälfte der Schüler den Abschluss nicht schaffte.

Hierzulande wäre das nicht möglich, und das ist auch gut so.

Aber auch bei uns gibt es einzelne Schulen, an denen die Schüler so gut wie gar nichts lernen. Das kann an der schwierigen sozialen oder ethnischen Zusammensetzung der Schülerschaft liegen, verstärkt durch die Kapitulation der Lehrer vor dem Problem. In solchen Fällen sollten auch die deutschen Schulbehörden einmal über radikalere Schritte nachdenken: die Schließung der Schulen (und die Verteilung der Schüler auf andere Lehranstalten) oder das Auswechseln des Lehrkörpers.

Den betroffenen Pädagogen sollte dann die Chance gegeben werden, sich an einer anderen Schule zu beweisen.

 

Der Mogel-Schulfrieden von Hamburg

Hier muss ich jetzt einmal auf meinen Kommentar (für Neulinge: einfach auf das gefärbte Wort „Kommentar“ klicken, schon landen Sie dort) verweisen 🙂

Wer sich ein Bild vom Verfall der politischen Kultur in Hamburg machen will, dem sei die Lektüre der TAZ empfohlen. Vor allem des Kommentars. Also: Schulfrieden ja, aber nur, wenn die „Guten“ gewinnen; dem Volkswillen nur Geltung verschaffen, wenn das Volk auch „richtig“ abstimmt. Wer dieser Auffassung ist, der sollte doch bitte noch einmal ganz in Ruhe in sich gehen.

 

Wie Erstklässler 2015 heißen

„Emma“ kommt 2015 in die Schule. Das zeigen die gerade von der Gesellschaft für deutsche Sprache veröffentlichten Vornamen-Top-Ten für Neugeborene des Jahres 2009. Die beliebtesten Mädchennamen sind: Marie, Sophie/Sofie, Maria, Anna, Emma, Mia, Sophia/Sofia, Leonie, Lena und Johanna. Bei den Jungs stehen ganz oben in der Beliebtheit: Maximilian, Alexander, Leon, Paul, Luca, Elias, Felix, Lucas/Lukas, Jonas, David.

Seit Jahren tut sich erstaunlich wenig bei den Top Ten; nur Emma hat es erstmals nach ganz oben geschafft. Die Nachwuchs-Emmas werden es mir verzeihen: Ich muss bei dem Namen immer an „Tante Emma“ denken, das schon als ich Kind war sehr betagte „Mädchen“ (also die Hausangestellte) meiner Großmutter. Inzwischen ist sie längst im Himmel und wird sich über die Launen des Zeitgeistes freuen.