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Japan – USA 5:3 n.E.

Sehr gutes Endspiel, hochdramatisch, temporeich, Werbung für den Frauenfußball, das Finale war, was selten vorkommt, der sportliche Höhepunkt des Turniers.

Japan ist ein überraschender und verdienter Weltmeister. Mit ihrem neuen Stil haben die Asiatinnen Maßstäbe gesetzt, die der Weiterentwicklung dieses Sports dienen werden. Körperliche Überlegenheit muss im Frauenfußball nicht der alles entscheidende Faktor sein. Auf Technik und Taktik kommt es an. Aber auch darauf, nie aufzugeben. Eine Disziplin, in der Japan den USA in nichts nachstand, wie sich heute zeigte. Und die derzeit beste Fußballerin der Welt haben sie auch in ihren Reihen: Homare Sawa, die Pässe schlägt wie Overath und Netzer zusammen.

Aber, ich hätte mir gewünscht, dass sie im Finale ihr Spiel mutiger durchziehen. Japan wurde erst nach den zwei Rückständen offensiver sowie kurz nach den beiden Ausgleichstreffern. Dass die amerikanische Abwehr Fehler macht, hat man ja gesehen. Gut, es ging auf. Und wenn sie mehr riskiert hätten, wer weiß, vielleicht hätten die Amerikanerinnen sie ausgekontert.

Heute verlor die bessere und aktivere Mannschaft. Die Amerikanerinnen haben deutlich besser Fußball gespielt als während des Turniers. Und auch besser, als ich das in der Vorbemerkung ankündigte. Sie beherrschten das Mittelfeld und zerfledderten die japanische Verteidigung, vor allem in den ersten 30 Minuten – über links, über rechts oder mit Schüssen. Doch haben sie einfach nicht oft genug das Tor getroffen. Selbst im Elfmeterschießen verschossen sie bei drei von vier Versuchen. Dabei hätte man den US-Guys gerade beim Schießen mehr zugetraut als dem Gegner. Manchmal gewinnt im Fußball der Schlechtere. So ist das halt.

Trivia

Pfiffe für Sepp Blatter bei der Siegerehrung. „Das hätte es nicht mehr gebraucht“, sagt ARD-Schmelzer. Völlig daneben, dieser Kommentar. Das ist Morbus Kerner im Endstadium. Ein Bravo für das wache Publikum! Vielleicht noch eine aktuelle Lektürehilfe.

Der Jubel der deutschen Delegation bei Japan-Toren hinterließ einen unsportlichen Eindruck. Ich kenne den Hintergrund nicht, und ich habe nicht verfolgen können, ob sie auch bei den Toren der USA aufgesprungen sind.

Jetzt, wo wir wissen, dass Deutschland gegen den Weltmeister ausgeschieden ist – verlängert Zwanziger mit Neid heute vorzeitig bis 2022?

Das Spiel

– 5:3 Kumagari, Japan ist Weltmeister
– 4:3 Wambach
– 4:2 Sakaguchi, Solo war dran
– Heath verschießt, Kaihori hält
– Nagasato verschießt, Solo hält
– Lloyd verschießt, beckhamesk drüber
– 3:2 Miyama
– Boxx verschießt, Kaihori hält

Stand nach 120 Minuten Ein hochspannendes Finale wird durch Elfmeterschießen entschieden.

120+1′ Rot für Japans Iwashimizu wegen Notbremse, aber Chance und mögliches Tor verhindert. Taktisch völlig richtig.

119′ Wambach mit der Chance zum Sieg. Knapp drüber. Tolles, rasantes Spiel.

116′ Tor für Japan 2:2 Eckball, Sawa zieht kurz, hält die Hacke hin, 5. Tor im Turnier. Distanz zum Tor: 6 Meter, Solo konnte nicht mehr adäquat reagieren. Das geht besser.

115′ Kinga mit der Chance zum Ausgleich, nachdem sie von Sawa mit einem Netzerpass eingesetzt wird. Solo kommt zu spät raus, doch Rampone muss auf der Linie klären.

114′ Die Kräfte schwinden schon seit einiger Zeit. Das Spiel ist aber noch immer schneller als die meisten anderen dieser WM.

112′ Extrem unsouveräne Abwehr der USA, auch von Hope Solo. Wenn man die unter Druck setzt …

110′ Japan versucht sich noch mal am Ausgleich. Ich hätte mir sie gerne das ganze Spiel über offensiver gewünscht.

104′ Tor für die USA 1:2 Wambach Japan kann den Ball nicht klären, über Rapinoe kommt der Ball zu Morgan, die am linken Flügel eine Flanke reinzieht. Und Abby zückt den Colt.

Bis dahin war die Kopfballspezialistin von den kleinen Japanerinnen bei den vielen Flanken gut verteidigt worden.

96′ Diese Morgan kann man schicken. Behauptet den Ball auch gegen zwei, bringt sich in Schussposition, doch der Ball rutscht ihr über den Spann.

Stand nach 90 Minuten 1:1 Glück für Japan. Das Tor war ein Geschenk aus Amerika. Die USA ist die aktivere Mannschaft, Japan dosiert seine Angriffe, aus guten Gründen. Ein gutes Finale geht in die Verlängerung.

Ich finde ja, die Fifa sollte die Wechselregel für Verlängerungen ändern: einen oder zwei zusätzliche Wechsel erlauben.

80′ Tor für Japan 1:1 Miyama nimmt einen damenlosen Ball auf, nachdem sich Buehler und Krieger angeschossen haben. Dusselig von der US-Verteidigung. Mit dem Ausgleich hab ich nicht mehr gerechnet.

Wie ist denn Silvia Neids Torjubel zu bewerten?

76′ Transparent im Fan-Block: Give US Hope in our Neidmare!

69′ Tor für die USA 0:1 Langer Pass aus der eigenen Hälfte, Morgan ist schneller, hält mit links drauf. So einfach geht’s. Wieder ein guter Wechsel von Pia Sundhage.

65′ Wambach wirft sich in einen langen Ball, aber die japanische Goalie Kahori kann mit ihren Kinderhänden den Ball über die Latte tippen.

64′ Mutig! Die USA wollen einen Meter hinter der Mittellinie auf Abseits spielen. Geht schief. Doch weil die Assistentin falsch sieht, wird Ohno, die alleine auf dem Weg zum Tor ist, zurückgepfiffen.

62′ Und Homare Sawa ist überall, eben setzt sie Kinge per Lupfer ein. Dankenswerterweise trägt sie einen Pferdeschwanz, damit die Leute an den Fernsehgeräten sie gleich erkennen. Wo auch immer sie sitzen.

56′ Megan Rapinoe (#15) kann vorzüglich fintieren und ganz vorzüglich mit dem Ball umgehen.

49′ Wieder Pfosten, Herrgottnochmal! Morgan lenkt eine flache Hereingabe von O’Reilly an den Pfosten. Morgan ist nach der Halbzeit für Cheney gekommen.

Halbzeit 0:0 Überraschender Verlauf, die USA sind deutlich überlegen, kommen immer wieder zu Chancen, anfangs im Minutentakt. Rapinoe, Lloyd, Cheney und Wambach sind heute starke Individualisten, kombinieren sich aber auch gut über die Flügel durch. Bloß das Tor fehlt. Japan hingegen wirkt verschüchtert. Die Abwehr steht manchmal zu tief, manchmal lässt sich die ganze Viererkette zur Grundlinie ziehen, dann ist der Rückraum total frei. Am Spiel aktiv teilgenommen haben die Japanerinnen erst nach 30 Minuten, dann konnte man erkennen, wie gefährlich sie über die 10er-Position kommen können. Man sieht aber auch, dass sie sich immer spielerisch befreien wollen. Das ist wichtig: Stiltreue.

Sehr gutes Spiel, zu einem überragenden kann es noch werden. Dazu müsste aber Japan gleichwertiger werden.

42′ Der Reporter Bernd Schmelzer sagt: „Hope Solo hat noch bis eine Stunde vor Anpfiff getwittert. Das muss man sich mal vorstellen.“ Muss man den Begriff nicht den Leuten erklären? Der durchschnittliche ARD-Zuschauer könnte das für eine Anzüglichkeit halten.

40′ Ich kann mich täuschen, aber dieses WM-Finale ist ein bisschen fairer als das im letzten Jahr.

36′ Endlich! Endlich wird Bibiana Steinhaus gelobt. Wie lange wollte uns die ARD noch warten lassen?

34′ Starker Header von Cheney landet auf dem Tordach.

Aus dem Wissensgebiet Druck: „Solo, Wambach, Rapinoe & Boxx all play on the same US pro team – Magicjack. Stadium capacity? 1,500!“ (via @darrenrovell, einem amerikanischen Sportjournalisten)

31′ Japan spielt auch mit. Klasse durchgesteckt, aber für Ohno ist der Winkel zu spitz. Kein Problem für Solo.

28′ Klasse Tempofußball der USA. Jetzt zimmert Wambach den Ball von der Strafraumkante mit links an die Latte.

19′ „Happy Birthday, Angela!“ steht auf einem Transparent im Fan-Block. Ist Kristina Schröder auch da?

17′ Das Angriffsrecht hat zurzeit alleinig die USA. Müsste schon längst 2:0 stehen.

Aus den Kommentaren: Kenji Yuasa ist ein japanischer Fußballtrainer und Fußballjournalist. Hat 1981 Trainerlizenz an der Kölner Sporthochschule gemacht.

Danke.

12′ Rapinoes Chance. Daneben.

11′ Rebound für Lloyd, aus 13 Metern knapp drüber.

10′ Deutlich mehr Support für die USA. Im Stadion und woanders.

8′ Noch mal eine USA-Chance über links: Rapinoe flankt auf Cheney, deren Volley geht knapp am kurzen Pfosten vorbei.

1′ Nach 15 Sekunden erste Chance für die USA: Cheney drückt ihre Gegenspielerin zur Seite, scheitert am kurzen Eck.

20:40 Kenji Yuasa: „Japan war bis zur WM 2011 ein ängstliches Team. Eigene Entscheidungen zu treffen, Verantwortung auf dem Platz zu übernehmen, entspricht nicht japanischer Mentalität.“ (via @sportschau_wm11)

Wenn ich jetzt nur noch wüsste, wer Kenji Yuasa ist …

20:37 Im ARD-Vorbericht war einiges zu erfahren über Bibiana Steinhaus, die Finalschiedsrichterin aus Deutschland, etwas über die anwesenden deutschen Nationalspielerinnen, es fielen ein paar Worte zu Angela Merkel. Über Japan hingegen nichts Nennenswertes.

20:34 Wem Schlussfeiern nichts sagen, für den haben wir zur Überbrückung noch ein paar sportliche Highlights aus dem Frauenfußball:

20:30 Einmarsch der Fischer-Chöre

20:28 „Fröhliche Stimmung im Stadion, aber nicht ausgelassen“, skypet mir gerade Christian Spiller. „Viele amerikansiche Fans mit Kriegsbemalung.“ Netzer und Delling sollen auch dort sein.

Die Aufstellungen
Japan: Kaihori – Kinga, Iwashimizu, Kumagai, Sameshima – Sakaguchi, Sawa – Ohno, Miyama – Kawasumi, Ando
USA: Solo – Krieger, Buehler, Rampone, LePeilbet – O’Reilly, Lloyd, Boxx, Rapinoe – Cheney, Wambach

Für die USA rückt die Edeljokerin Rapinoe in die Startelf, die nach ihren Einwechslungen gegen Brasilien und Frankreich je ein Tor vom linken Flügel aus vorbereitet hat. Weichen muss Amy Rodriguez.

Edeljokerin – ist das noch Deutsch? Hatte kurz überlegt, ob ich das Wort verwenden soll.

allesaussersport bloggt auch live, allerdings heute ohne Hundenahrung, stattdessen (wohl) mit Anke Groener. Wir empfehlen auch den Twitter-Account der Sportschau. Und aus dem Waldstadion in Frankfurt twittert unser Reporter Christian Spiller.

Vorbemerkung

Schöner, weil gegensätzlicher, kann ein Finale nicht sein. USA gegen Japan ist das Duell Alt gegen Neu, Athletik gegen Spielwitz, Spirit gegen Taktik, Groß gegen Klein. Zwei Fußballkulturen prallen aufeinander. Die WM war sportlich durchwachsen, aber auf das Endspiel darf man sich freuen.

Auf der einen Seite die USA, eine der fünf großen traditionellen Bastionen des Frauenfußballs. Keine der vier anderen, Norwegen, China, Brasilien und Deutschland, hat es bis ins Halbfinale geschafft. Auch der Weg der Amerikanerinnen nach Frankfurt war holprig. Fast wären sie sogar in der Qualifikation ausgeschieden. In der Vorrunde unterlagen sie den Schwedinnen, im Halbfinale gegen Frankreich wackelten sie zwischenzeitlich ordentlich. Im Viertelfinale lagen sie bis zur 122. Minute gegen Brasilien zurück. Aber sie haben alle Rückschläge überwunden. Genau das, betonen die Spielerinnen, macht ihre Stärke aus. Der Glaube an die eigene Stärke, der Spirit, ist ihr größter Trumpf.

Torschützin war Abby Wambach (sprich „Wommbäck“, das Streiflicht hat gestern das lautmalerische Potenzial dieses Namens herausgestellt). Sie repräsentiert das Spiel der USA. 1,81 Meter groß, geht sie keinem Zweikampf aus dem Weg, vor allem keinem Kopfball. Ihr 2:1 gegen Frankreich, als sie einen Eckball mit dem Schädel versenkte, war „man like„: langer Anlauf, gutes Timing, kraftvoller Absprung. Dass sie dabei gegen den Pfosten sprang, machte ihr nichts aus. „Hat sich gut angefühlt“, sagte sie.

Der größere Verdienst der schwedischen Trainerin Pia Sundhage ist: Sie hat der Mannschaft den Spaß am Spiel zurück gebracht. Im Training wird gelacht. Doch taktisch spielt die Mannschaft wie eh und je. Trotz aller Modernisierungsversuche durch Sundhage spielen die USA Kick & Rush. Eine schlägt das Ei nach vorne, Abby fängt es. Sie wissen das selbst und empfinden es als Mangel. Aber so leicht lassen sich Wurzeln nicht kappen. Außerdem hat es ja Erfolg, heute vielleicht zum letzten Mal auf diese Art.

Auf der anderen Seite Japan, eine Mannschaft, die vor dem Turnier kaum jemand auf der Rechnung hatte (falls doch, bitte melden, aber mit Beleg). Die Mannschaft von Norio Sasaki hat während des Turniers gezeigt, wie attraktiv und gut Frauenfußball sein kann. Sie lassen den Ball laufen, bieten der Ballführenden meist mehrere Anspieloptionen, sind technisch durchweg beschlagen. Und sie wissen auch zu verteidigen, auch hohe Flanken. Das 3:1 im Halbfinale gegen Schweden war ein Meisterstück, der Gegner kam selten an den Ball, das Ergebnis ist der Überlegenheit der Japanerinnen nicht gerecht geworden. Es ist zu hoffen, dass Silvia Neid am Mittwoch ganz genau hingesehen hat. Erfolgreicher Fußball lässt sich auch spielen. (Und von den Amerikanerinnen kann man vielleicht was in Sachen Lockerheit lernen.)

In Japan hat Frauenfußball wenig bis keine Tradition, wenig bis keine Bedeutung. Von wem haben die Japaner ihr Erfolgsmodell kopiert? Von den Männern wohl, und zwar von ganz bestimmten. Das Etikett „Barca des Frauenfußballs“ ist nicht übertrieben. Halt, es fehlen den Japanerinnen die herausragenden Solisten. Bis auf Homare Sawa, die 32-jährige Regisseurin lenkt das Spiel aus der Mitte und stößt auch immer wieder in den Strafraum vor. Vier Tore hat sie erzielt, drei davon übrigens mit dem Kopf.

Zusätzliche Motivation zieht die Mannschaft aus Fukushima. Angeblich zeigt der Trainer regelmäßig Videos von der Katastrophe. Nach dem Spiel bedankt sich die Mannschaft bei „der Welt“ immer mit einem Transparent.

Ich habe Japan in der Vorrunde gegen Mexiko im Stadion gesehen und war sehr angetan. Dachte aber, dass sie gegen körperlich überlegene Mannschaften den Kürzeren ziehen. Irrtum. Die USA habe ich zwei Mal in Dresden gesehen, gegen Nordkorea und im Viertelfinale vor einer Woche. Mit dem Ausgleich gegen Brasilien in der Nachspielzeit haben die US-Guys ihren Colt gezückt.

Mein Tipp: 2:1 für Japan.

Ab 20 Uhr wird hier live gebloggt, wir freuen uns auf Ihre Kommentare, Sie können jetzt schon loslegen.

 

Wie? Wir spielen nicht mit fliegendem Torwart?!

Liebe Leser, Fußballfreunde und -freundinnen! Ihre Kreativität ist wieder gefragt. Was fällt Ihnen zu diesem Bild ein?

© Rainer Jensen/Bongarts/Getty Images
© Rainer Jensen/Bongarts/Getty Images

Schreiben Sie Ihre Antwort unten in die Kommentarspalte! Der originellste Beitrag gewinnt ein Fußballbuch aus dem Verlag Die Werkstatt. Einsendeschluss ist Mittwoch, 14 Uhr. Den Rechtsweg können Sie sich übrigens sparen.

Und hier ist die Auflösung von der letzten Ausgabe:

Siegerin ist dieKleine: „Wie? Wir spielen nicht mit fliegendem Torwart?!“ Auf den Plätzen landen LCarroll („Nie! Nie durfte ich Torhüterin sein!“) und Christian Seitz („Zitat Wikipedia: Heutzutage wird Großfeldhandball nur noch vereinzelt gespielt.“) Melde Dich bitte, Kleine, wir brauchen eine Postadresse.

© ZDF
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Deutschland – Japan 0:1 n.V.

Abschlusswort HF Dramaturgisch war die Niederlage vielleicht gar nicht so schlecht: Viele Zuschauer haben in den letzten fünfzehn Minuten des Japan-Spiels wahrscheinlich zum ersten Mal in ihrem Leben Herzklopfen während eines Frauenfußballspiels gehabt. Und schlechte Laune nach Abpfiff. Eine überlegene Mannschaft, die die WM im eigenen Lande versemmelt hat: Im Film wäre das ein perfekter erster Plot Point. In Zukunft werden wir beim Frauenfußball endlich mitzittern. Und darum geht es doch beim Fußball.

OF Ja, Niederlagen können mythische Wirkung entfalten, Heike. Dann will ich mal was sportliches loswerden. Die Deutschen haben alles gegeben, doch verlieren ist immer drin im Fußball. Und Japan war taktisch sehr gut eingestellt, einfach ein starker Gegner. Ich hab sie gegen Mexiko gesehen und war sehr angetan. Dachte aber, dass sie zu klein und schmächtig sind. Aber, da muss ich mich korrigieren, wird das im Frauenfußball zunehmend unwichtiger.

Aber spielerisch war das sehr dürftig, was die Neid-Elf heute bot. Es ging zu sehr durch die Mitte und dort aber ungefährlich, selten gelang es dem Team, mit Tempo in die so gefährliche 10er-Position zu kommen. Die Flügelspielerin Garefrekes setzte sich selten durch, Behringer kam immerhin zu einigen Vorstößen und Schüssen. Mängel im Passspiel, in der Ballannahme und im Spielaufbau taten das ihrige. Zudem war der Gegentreffer ein Torwartfehler. Nadine Angerer öffnete durch eine Bewegung ins kurze ohne Not das lange Eck Aus diesem Winkel darf sie kein Tor kassieren.

Die Niederlage kam überraschend, die spielerisch dürftige Leistung nicht. Letztlich hat die Mannschaft nur ein Mal überzeugt: gegen Frankreich. Bei der Heim-WM hatte die Mannschaft die Chance, sich, ihr Spiel und ihre Sportart einem großen Publikum bekannt zu machen. Das klappte nur begrenzt.

Den Fall Lira Bajramaj. Sie ist die beste deutsche Fußballerin, zumindest was Technik und Tempo betrifft. Nicht weil sie so gut aussieht, sondern weil sie so gut mit dem Ball kann, ist sie die Zukunft des Frauenfußballs. Dass sie bei dieser WM so wenig zum Zug kam und dass sie sich in den vergangenen Monaten so verschlechterte, ist nicht zuletzt der Trainerin anzukreiden. Da muss sich Silvia Neid hoffentlich noch einige Fragen anhören. Dass sie Birgit Prinz auswechselte, kann ich hingegen verstehen.

„3. Platz ist was für Männer“. Ich fand den Spruch witzig. Das jetzt höhnisch umzukehren … meinetwegen. So ist wohl Fußball. Aber ohne mich.

Jetzt fällt hier das ZDF aus. Dass sie den Frauenfußball so schnell fallen lassen, hätte ich nicht gedacht.

HF Ja, als sie auf der Verliererstraße einbogen, war das der Moment, in dem ich mich mit der Mannschaft zu identifizieren begann.

OF Tja, das ist kaum zu glauben. Bist Du traurig?

HF Oli, what happend?

23:14 Abpfiff. Deutschland ist raus.

118 HF Eine Ecke, vielleicht die letzte. Ein Tor würde dem Frauenfußball gut tun, dem deutschen vor allem.

116 HF … von den Fernsehanstalten vor allem. Ich meine, das sind ja wohl Millionenverluste an Werbung.

114 OF Bei einem Ausscheiden im Viertelfinale bei einer Heim-WM nach drei Monaten Vorbereitung – Silvia Neid würde sich einiges anhören müssen …

112 HF Flanke um Flanke fliegt vor das japanische Tor, doch leider kein Problem für die japanische Torfrau. Noch, noch. Wartet eine Trainerdebatte auf uns, Oli?

109 HF Ziemlich guter Schuss von Behringer. Eckball, Flanke, nüscht!

108 OF Tor für Japan 0:1 Maruyama Sehr guter Pass von Sawa auf Maruyama, die ballferne Außenverteidigerin Schmidt hebt das Abseits auf, Bartusiak kommt nicht mehr hin, und Angerer lässt sich verladen.

102 OF Letzte Chance für Grings. Popp kann man schon bringen. Aber das Problem scheint mir heute eher zu sein, dass die Bälle erst gar nicht in der Spitze ankommen. Ich bleibe dabei, ich hätte Bajramaj gerne gesehen. Sie reißt Lücken in eine Abwehr, auch wenn sie ab und an den Ball verliert.

100 HF Wie du vorausgesagt hattest – sie bringt Popp. Wahnsinn!

98 OF Heute ist England im penalty kick raus, Klischee siegt bei dieser WM. Nach dieser Logik können wir nur gewinnen.

96 HF Das ist das erste Mal, dass die Deutschen in einem Turnier im Viertelfinale in die Verlängerung müssen. Müssen wir uns schon über die Elfmeterstärke der Teams Gedanken machen?

93 OF Garefrekes hat manchmal echt ne lange Leitung. Da würde ich mir jetzt mal einen Wechsel Bajramaj wünschen. Wie lange noch warten, Trainerin?

90+3 HF 0:0 nach regulärer Spielzeit Es geht in die Verlängerung.

87 OF Das ist es definitiv. Die Kleinen (im Wortsinn) holen auf. Aber Spannung ist nicht alles, ich vermisse bei den Deutschen Kreativität im Spiel nach vorne und Genauigkeit im Spielaufbau. Krahn beispielsweise hat da große Schwächen.

85 HF 0:0 gegen Japan in de 85. Minute – das erste richtig spannende deutsche Spiel des Turniers. Neid wird nicht gerade happy sein, aber für den Frauenfußball ist das hervorragend, oder?

83 OF Grings kommt im 16er zu Fall, kein Elfer, richtige Entscheidung. Bei einigen Spielerinnen schwinden die Kräfte, die Fehler häufen sich.

79 OF Was man so hört, empfindet sie große Last auf ihren Schultern. Nach dem Eröffnungsspiel, immerhin einem Sieg, soll sie ordentlich getobt haben.

78 HF Unglaubliche Schlussviertelstunde. Immer noch 0:0, das muss ein Alptraum sein für Silvia Neid.

77 OF Chance für Behringer, aber der Pass von Garefrekes ist zwar genau, aber zu hart. Die Japanerinnen geben den Deutschen auch sehr wenig Platz im Strafraum.

74 HF „Die Japanerinnen spielen gut mit“, würde Rubenbauer jetzt sagen.

72 HF Sie hat so einen Bändel vorne, ist das Cinque (der offizielle Ausstatter?). Welche Frauen tragen eigentlich heute noch Cinque?

67 OF Da ich fest mit Popp rechne, weil sie ein guter Joker ist, werden wir Bajramaj heute nicht wohl nicht mehr auf dem Feld sehen. Bajramaj ist die beste deutsche Fußballerin, technisch und vom Bewegungsablauf. Sie kann mit Ball am Fuß Tempo zulegen. Dass sie das bei diesem Turnier noch nicht gezeigt hat, sehe ich auch. Aber ich glaube nicht an die Theorie, dass das an ihrem offensiven Marketing liegt. Zumindest reicht das als alleinige Erklärung nicht aus. Eine Trainerin muss sich auch mal ankreiden lassen, dass eine Top-Spielerin weit unter Niveau spielt. Immerhin hat Silvia Neid die Mannschaft seit drei Monaten unter ihrer Fittiche.

Anderes Thema: Können wir über die Hemden von Silvia Neid sprechen, Heike?

67 HF Zwei Wechsel bei den Deutschen und noch keine Bajramaj. Was ist da los, Oli?

65 OF Die beiden 6er Laudehr und (heute ausnahmsweise seit der Kulig-Auswechslung) Bresonik bringen heute wenige Zuspiele in die Spitze. Jetzt wird Bresonik ausgewechselt, Goeßling kommt. Das heißt, zwei Wechsel sind schon verbraucht.

51 OF Ja, den Trend gibt es bei den Männern. Barca ist das beste Beispiel. Oder Spanien. In Deutschland glauben ja noch viele, die Spanier muss man nur in Zweikämpfe verwickeln, ein bisschen härter angehen, und dann kann man sie schlagen. Der echte-Kerle-Fußball aus den 80ern. Dass im Frauenfußball physische Überlegenheit noch so ins Gewicht fällt (ist nicht als Wortwitz gemeint), ist für mich ein Zeichen dafür, dass dieser Sport noch in einem früheren Stadium der Entwicklung ist als der Männerfußball. Naturgemäß, darf ich ergänzen.

Da habe ich ihn wieder gezogen, den törichten, unzulässigen, vielleicht irgendwann sogar verbotenen Vergleich.

49 HF Wieso ist die Tatsache, dass die Japanerinnen im Durchschnitt 10 cm kleiner sind überhaupt ein Problem? Ich meine, gibt es nicht auch bei Barca einen Trend zu kleinen, eher schmächtigen SpielerInnen, siehe Messi, Xavi, Iniesta, Villa …?

47 HF Xabi schreibt man mit b in der Mitte, oder?

47 OF v

Halbzeit 0:0 HF/OF Bevor das hier zum Oberseminar wird – ein paar Worte zum Sportlichen: Die Deutschen kommen generell näher ans gegnerische Tor, doch die Lücke in der japanischen Abwehr finden sie noch nicht. Die Japanerinnen sind der bislang stärkste Gegner im Turnier, ihre körperliche Unterlegenheit (wo wir schon beim Thema sind) fällt nicht sehr ins Gewicht. Pech für Silvia Neid, dass sie schon ein Mal wechseln musste. Denn auf die Wechsel wird es nun ankommen, vor allem offensiv. Popp, Bajramaj, sehen wir Euch heute noch auf dem Feld? Vielleicht sogar Prinz?

37 HF Ich sag’s ungern, aber ja, ich finde da schwingt was Grundsätzlicheres mit. Ist natürlich Unsinn, weil der Rassist ja bei schwarzen Sprintern den genau umgekehrten Link herstellt

32 OF Ok, dann will ich mal. Ich hab die Tage das U17-Halbfinale der Jungs gegen Mexiko (2:3) gesehen. Es kam mir wahnsinnig schnell vor. Jetzt frag ich mich, ob ich richtig gesehen habe oder ob meine Standards in den letzten zwei Wochen so gesunken sind. Ich muss dazu sagen, dass meine Standards ohnehin nicht die höchsten sind, nämlich die aus der Bundesliga, Männer.

Glaubst du, das Problem könnte sein, dass man aus der körperlichen Unterlegenheit von Frauen auf andere Fähigkeiten schließt? So wie der klassische Rassist aus der – vermeintlichen – Überlegenheit schwarzer Sprinter immer auf eine intellektuelle Unterlegenheit geschlossen hat.

30 HF Ja, gute Frage. Warum eigentlich? Weil’s halt nervt. Beobachtung vom Public Viewing: Man darf jetzt wieder mit den Männern vergleichen. Der Frauenfußball ist jetzt so groß und stark, dass man ihn vergleichen darf.

Mbabi frei im 16er, doch Fehler in der Ballannahme. „Es sah so aus, als hätte sie ein Bügeleisen im Schuh“, schreibt Christian Spiller.

18 OF Im Prinzip ja, aber die Japanerinnen machen es am besten, man nennt sie ja auch das Barca der Frauen. Die Außen der Amerikanerinnen beispielsweise haben keinen hochdotierten Vertrag mit dem Ball. Bei den Männern, um auf Deine Frage zurückzukommen, ist das Standard, doch der Männervergleich steht ja auf dem Index. Warum eigentlich, Heike?

17 HF Ist das nicht heutzutage Standard?

16 OF Ja, gute Raumaufteilung, Ballsicherheit im Mittelfeld, Außenverteidiger schalten sich mit ein …

14 HF Hi Guys, Heike eingetroffen. Die Japanerinnen gelten ja als spielerisch bestes Team, Oli …

7 OF Kim Kulig ist leider verletzt raus, dafür ist Heike jetzt da. Mit Weizenbier.

3 OF Heike kommt zu spät, ist nicht zum Anpfiff da. Diese WM bedient so manches Klischee.

20:45 OF Anpfiff, in die Mannschaft gerückt sind Kim Kulig und Melanie Behringer, Lira Bajramaj ist raus. Immerhin liegt sie auf meinem Schreibtisch, gleich mehrfach.

20:40 OF England verliert im Elfmeterschießen. Diese WM bedient so manches Klischee.

20:35 OF Frankreich gegen England, das erste Viertelfinale, geht ins Elfmeterschießen. Und die Reporter in Wolfsburg sitzen auf heißen Kohlen, denn in zehn Minuten geht das Deutschland-Spiel los. Die Hymnen werden wir wohl verpassen. Kein gutes Timing der Turnierplaner.

Heike holt gerade Bier hoch, bei uns herrscht halt noch die klassische Rollenverteilung.

Hinwendung zum Spiel

OF: Zweites Viertelfinale, Deutschland gegen Japan. Japan hat eine tolle Spielanlage, ist technisch und taktisch vielleicht die beste Mannschaft des Turniers. Doch sie sind halt noch so klein. Daher haben sie wohl keine Chance gegen die großen, körperlich überlegenen Deutschen. Das sagt auch Katja Kraus, die ehemalige Nationaltorhüterin und ehemalige HSV-Vorständlerin, die mir heute ihre Einschätzung gemailt hat. Körperlich überlegene Deutsche – wie das klingt … Schreibt die ausländische Presse schon von den „deutschen Panzern“?

Im Stadion in Wolfsburg ist heute wie immer unser Frauennationalmannschaftsbeauftragter Christian Spiller. Lesen Sie auch seine Tweets die er immer von mir abschreibt. Und vor dem Fernseher in Berlin sitzen und bloggen heute Heike Faller vom Magazin (HF) und Oliver Fritsch (OF).

 

Schau mal Joseph, die hat nen Fairplay-Button!

Liebe Leser, Fußballfreunde, Schlaumeier! Kreativität ist wieder gefragt. Was fällt Ihnen zu diesem Bild ein, das wir für Sie aufgefangen haben?

© ZDF
© ZDF

Schreiben Sie Ihre Antwort unten in die Kommentarspalte! Der originellste Beitrag gewinnt ein Fußballbuch aus dem Verlag Die Werkstatt. Einsendeschluss ist Mittwoch, 16 Uhr. Den Rechtsweg können Sie sich übrigens schenken.

Und hier ist die Auflösung von der letzten Ausgabe, die wir besonders intensiv geprüft haben. Unser Sieger ist Malte Kraus, der genau hingehört hat: „Schau mal Joseph, die hat nen Fairplay-Button!“ Auf den Rängen folgen tropenheini: „Also Bettina, wenn Du jetzt da unauffällig einen Zehner reinschiebst, schenkt uns der Sepp doch noch das Sommermärchen 2022.“ Und Sascha Glimmann: „Nee, Bettina, jetzt bist du mal dran mit Bier holen!“ Wir bitten den Sieger um eine Postadresse.

© Wolfgang Kumm/picture alliance/dpa
© Wolfgang Kumm/picture alliance/dpa

 

Deutschland – Kanada 2:1

Endstand Deutschland – Kanada 2:1 Einstand geglückt. Knapper Sieg, obwohl die Deutschen über weite Teile sehr dominierten. Aber genau das war ja der Auftrag: nicht zu hoch gewinnen, sonst heißt es, das Niveau des Turniers ist zu niedrig.

Schwacher, teilweise parteiischer ARD-Kommentator. Analyse und Spielreportage folgen.

93′ Bajramaj missglückt alles. Durch den Wind.

86′ Gut gesehen von der Assistentin, kein Abseits. Doch Kanada vergibt die Ausgleichschance kläglich.

85′ Es fällt auf, dass die Deutschen, vor allem Kulig und Laudehr, gerne mal aus 30 Metern draufhalten.

82′ Tor für Kanada Sinclair 2:1 Schön gezirkeltes Freistoßtor aus 23 Metern durch die Kapitänin. Doch noch mal Spannung?

80′ Ich denke immer, wenn der Goldstreifen am oberen Hosensaum zum Vorschein kommt, die Deutschinnen tragen ein Mieder.

77′ Laudehr hat noch Kraft, jagt den Ball aus 28 Metern an die Unterkante der Latte. Kanada hat keine Körner mehr.

73′ Der ARD-Reporter hält das Publikum für fair, weil es Blatter nicht ausgepfiffen habe, als Blatter eingeblendet worden sei. Der Mann hat die falschen moralischen Kriterien.

71′ Bajramaj für Behringer. Endlich, darf ich mal als Fußballfan hinzufügen. Technisch und vom Bewegungsablauf die beste deutsche Fußballerin, wie ich finde.

66′ Garefrekes, eieiei. Nach einen vorzüglichen Popppass schießt sie aus sechs Metern übers leere Tor. Wahrscheinlich ist die Aktion jetzt schon auf Youtube, kann mal einer nachsehen?

65′ Kanada gelingt im Moment kein vernünftiger Angriff. Ein Popp-Schuss streift die Latte. Grings kommt für da Mbabi.

56′ Popp für Prinz, bestimmt wirds bald klingeln. Prinz ohne Torgefahr, aber gut ins Spiel eingebunden, zumindest in die Offensive.

53′ Blind. Ich bin beruhigt.

47′ „Sie läuft in den Ellenbogen rein“, sagt der ARD-Mann. Blind oder bezahlt?

Halbzeit 2:0 für Deutschland Verdiente Führung, Kanada stellt sich naiv an bei den vielen langen Bällen Deutschlands, die Offensivreihe inklusive Prinz rotiert sehr viel. Prinz passt viel besser als noch vor zehn Tagen, Garefrekes löst sich gut, macht ein Tor, bereitet eins vor, spielt aber einige Fehlpässe. Da Mbabi mit gutem Spielverständnis, Peter guter offensiver Außenverteidiger. Kanada nicht chancenlos, spielen fast alle Standards kurz. Zwei Tore, zwei Torwartfehler.

Die ARD sieht eine „Demonstration der Stärke des deutschen Frauenfußballs“. Poah!

42′ Tor für Deutschland 2:0 da Mbabi So einfach gehts, kanadische Abwehr lässt sich von Garefrekes an der Mittellinie überlupfen, die Abseitsfalle wird ausgehebelt, da Mbabi läuft alleine aufs Tor und schiebt ihn an Mrs. McLeod vorbei ins Tor, die auf der Linie festklebt.

31′ Der ARD-Reporter erkennt selbst in der Zeitlupe das Abseits falsch. Wie beim Männerfußball. Das nenne ich Gleichberechtigung.

23′ Viele Strafraumszenen, die Deutschen sind dominant. Aber Kanada macht einen gefährlichen Eindruck, hat zudem kurze Eckbälle gut einstudiert. Verdiente Führung nach einer halben Halbzeit.

10′ Tor für Deutschland 1:0 Garefrekes Prinz steckt schön durch auf Peter, Peter flankt von der linken Eckfahne, Garefrekes steigt hoch und macht auf die Ballack-Art (Stichwort Arm auf die gegnerische Schulter) das Kopfballtor. Torfraufehler. Kurz zuvor hatte Garefrekes schon das 1:0 auf dem Fuß.

6′ Erste Chance für Kanada. Die beiden deutschen 6er Kulig und Laudehr doppeln zentral sehr gut, erobern den Ball, doch Laudehr verliert ihn. Durch einen Steilpass kommt es zur 1:1-Situation, doch die Kapitänin Sinclair schießt drüber.

1′ Es kann losgehen, das Projekt 3. Plätze sind was für Männer.

18:00 Steffi Jones hat Wort gehalten. Gestern sagte sie auf der Pressekonferenz bestimmt, sie werde dafür sorgen, dass Sepp Blatter nicht ausgepfiffen werde. Wie hat sie es geschafft? Blatter wurde in Christian Wulffs Eröffnungsrede gar nicht erwähnt. Das wird er bestreiten, aber welch Niederlage für ihn!

Aufstellung Deutschland: Angerer – Bresonik, Krahn, Bartusiak, Peter – Laudehr, Kulig – Garefrekes, da Mbabi, Behringer – Prinz
Grings, Bajramaj und Popp auf der Bank

17:55 Kanada spielt unter der Italieinerin Carolina Morace, Trainerin dort seit 2009, nicht mehr ganz so sturen Kick and Rush, sondern streut ab und an Flachpässe ein. Der ARD-Reporter sagte eben: „Die Kanadierinnen wollen so spielen wie die Deutschen. Na, ob sie das drauf haben?“

17:45 Eröffnungsfeier mit Segways. Sehr trendig.

Wir wollen nicht vergessen, es ist eine Fifa-Veranstaltung. Womit wird das Pfeifkonzert für Sepp Blatter überspielt, übertönt werden? Hiermit?

People (they like to create problems) by changeFIFAnoise

Oder ist kein Pfeifpublikum anwesend?

Vorbemerkung

Oha! Das wird eine heikle Aufgabe heute. Frauenfußball, WM in Deutschland, erstes Spiel der Deutschen gegen Kanada. Wenn ich die Diskussionen der letzten Wochen richtig einordne, wird jedes Wort auf die Goldwaage gelegt. Und geprüft, ob es anzüglich ist oder prüde, überhöhend oder herablassend, anbiedernd oder gleichgültig, sexistisch oder verkrampft.

Ich blogge normalerweise Fußball der Männer. Dort kann ich problemlos lästern: „Ob die Halbzeitpause Gomez ausreicht, sich die Haare zu richten?“ Aber darf ich auch schreiben: „Wird sich Lira nun das Lipgloss nachziehen?“? Etikettierte ich die Männerelf als „Jogis Jungs“, würde sich kaum einer dran stören. Für „die deutschen Mädels“ hingegen bekäme ich einen Rüffel nicht nur von Kollegen. Sprech- und Schreibverbote, links und rechts, oben und unten. Heiliger deutscher Ernst!

Na, das kann was werden. Wollen wir mal hoffen, dass sich alles ein bisschen lockert, sobald der Ball rollt. Die WM soll doch keine humorfreie Veranstaltung werden. Apropos, diese Woche kursierte ein altes Video im Internet. Dort moderiert Wim Thoelke (ja, der vom Großen Preis) Frauenfußball zu einer Zeit, in der er noch verboten war: im Jahr 1970, kurz vor seiner „Legalisierung“ durch den DFB. Auch wenn man nicht übersensibel ist – es ist ein erschreckendes Dokument aus einem anderen Land aus einer fernen Zeit. Und der deutsche Machisme kam nicht nur chauvihaft daher, sondern auch gehässig, uncharmant. Und eben humorlos.

Ab 17.30 Uhr wird hier live gebloggt, kommentieren Sie mit!

 

Manchester United – Schalke 04 4:1

91′ Das Spiel endet standesgemäß, Neuer gräbt noch einen Schuss von Owen raus, insgesamt hatte er aber nicht seinen besten Tag. Dann ist Schluss. Manchester insgesamt zwei Klassen besser als Schalke, im Hinspiel noch deutlicher als heute. Analyse folgt morgen.

Manchester United zieht ins Finale nach Wembley ein, Gegner wird dort der FC Barcelona sein. London ruft. Das wird ein Fest. Ich tippe auf United.

Glory, Glory, Man United! Glory, Glory, Man United! We’re the boys in Red, an we’re on our way to Wemberly. Wemberly, Wemberly, we’re the famous Man United, and we’re goin‘ to Wemberly.

Die Smiths haben leider keinen United-Song geschrieben.

76′ Tor für Manchester 4:1 Anderson Das geht jetzt deutlich zu schnell für Schalke. Gibson vertikal auf Berbatov, legt quer auf Anderson. Noch mal Manchestermucke:

Noel Gallagher hat mal gesagt, so einen guten Song wie „Live Forever“ könne man nur in den Zwanzigern schreiben, mit Ende Dreißig nicht mehr. Das fand ich sehr traurig. Apropos, kommt Giggs heute nicht mehr? Nö, dafür aber Michael Owen.

72′ Tor für Manchester 3:1 Anderson Nani bricht rechts durch, Grundlinienrückpass (GLRP hat das mein Extrainer immer ausgedrückt), der Ball war eigentlich schon verteidigt, doch Anderson holt seinen eigenen Rebound. Einigen wir uns auf Unentschieden?

70′ Huch, Stürmer Huntelaar für Verteidiger Höwedes. Jetzt kanns noch mal lustig werden.

65′ Ich hab Jürgen Klopp nach dem Hinspiel vorige Woche gefragt, wie er gegen Manchester gespielt hätte und wie man das hätte besser machen können. Er sagte, er werde den Teufel tun und kluge Ratschläge geben, er habe ja noch nicht ein Spiel Champions League hinter sich.

Lässt sich nicht aufs Glatteis führen.

62′ Spiel verliert ein bisschen an Tempo. Schalke geht wohl ein wenig die Kraft aus, und Manchester muss ja nicht. Auffällig: Raul hat sich seit der Einwechslung Edus ins Mittelfeld fallen lassen, verteilt die Bälle.

55′ Ja! Das war so eine Szene, von denen wir uns mehr erhoffen. Neuer holt Andersons Ding aus dem Winkel.

52′ Ok, neues Quiz: Welches Spiel gilt in der Geschichtsschreibung als internationaler Durchbruch Ryan Giggs‘?

48′ Wenn ich van der Sar sehe, muss ich jetzt immer an die Enke-Biografie denken. Van Gaal und sein Torwarttrainer Frans Hoek haben demnach Enke in Barcelona immer mit Hinweisen getriezt wie: „Van der Sar macht das so, van der Sar macht das anders. Stell Dich weiter vor wie van der Sar! Van der Sar hätte den Ball jetzt nach links gepasst!“

Bislang musste van der Sar noch nicht sehr eingreifen.

21:45 Quiz war zu einfach. kubowski23 hat schon gelöst: Sean Connery hätte in den 50ern beinahe für United gespielt. Damals aber noch nicht Sir.

Halbzeit 2:1 Sehr schnelles Spiel,kann auch an meinen bundesligagewöhnten Augen liegen. Für Schalkes bundesligagewöhnte Abwehr hier und da zu schnell. Aber es sieht besser für Blau-Weiß aus als im Hinspiel. In der Halbzeit unterhalten wir Sie mit ein paar Folkloretakten aus Manchester:

Die FAZ schrieb einmal: „In New Orders Klassiker schwingt so viel urbaner Frust mit, wie einem Nordengland unter Thatcher nur zufügen konnte.“

40′ Wir machen mal ein Quiz: Welcher berühmte Schauspieler hätte beinahe mal für Manchester United gestürmt?

34′ Tor für Schalke Manchester United 2:1 Jurado Schalke kann auch fest schießen, Jurado nimmt einen herrenlosen Ball auf und befördert ihn ins Tor. „Nur noch 3!“, singen die Schalker Fans. Das ist übrigens mein Lieblingscover der 11 Freunde.

30′ Tor für Manchester Gibson 2:0 Nach einem Einwurf kombiniert sich Manchester in den Strafraum, Valencia legt auf Gibson. Dessen Strahl kann Neuer nicht wegbaggern. Dieser Torwartfehler spart Bayern München rund 2 Millionen. Einigen wir uns auf Unentschieden?

26′ Tor für Manchester 1:0 Valencia Ballverlust Schalke an der Mittelline, dann braucht es nicht lange, bis Valencia alleine vor Neuer steht und ihn tunnelt. Messerscharfe Vorlage von Gibson. Einigen wir uns auf Unentschieden?

25′ Schnelles Spiel mit guten Zweikämpfen. Schalke hält gut mit, kommt im Gegensatz zu Manchester nicht mit dem Ball in den Strafraum.

15′ Senor Raul, unsere Hoffnung, Sie wissen doch, wo im Old Trafford das Tor steht:

10′ Schalke versucht, die United-Abwehr aggressiv zu pressen, ist auch nah dran. Doch weder van der Sar noch Rafael haben sich von zwei Gegnern aus der Ruhe bringen lassen.

8′ Schuss von Farfan aus 22 Metern, gar nicht ungefährlich. Neuer noch ohne Prüfung. Btw, Champions League bei Tageslicht – irgendwie ungewohnt.

1′ Spiel läuft. Inzwischen haben alle, die sich vor der Kamera geäußert haben, ob Kerner oder Beckenbauer, ob Krethi oder Plethi, beschworen: „Wer fünf Tore in Mailand schießt …“ Alles ist drin, soll das heißen.

20:45 Zu Manchester fällt mir als erstes ein: Ian Curtis ist tot.

Aufstellungen

Manchester van der Sar – Rafael, Smalling, Evans, O’Shea – Gibson, Scholes, Anderson – Valencia, Berbatov, Nani
Schalke Neuer – Uchida, Höwedes, Metzelder, Escudero – Papadopoulos, Jurado, Baumjohann – Draxler, Raul, Farfan

Manchester United mit einer besseren B-Elf riskanten Aufstellung. Rooney und Ferdinand nicht im Kader, Giggs auf der Bank, Evra, Vidic, Fletcher und Hernandez auch. So kann man ein Champions-League-Halbfinale auch angehen: als Schongang für die nationale Liga.

Vorbemerkung

Wie lange hat Napoleon gebraucht, um sich von seiner Begegnung mit Wellington zu erholen? Nun, der französische Schlachtenlenker war kein Schalker. Denn der Schalker regeneriert schneller. Jedenfalls fährt die Delegation Blau-Weiß acht Tage nach ihrem Waterloo mit Mut heute nach Manchester und hofft auf ein Wunder. „Wenn sich die Chance ergibt, müssen wir da sein“, sagt Ralf Rangnick. „Wir müssen erneut über uns hinauswachsen“, ergänzt Benedikt Höwedes und denkt an Mailand.

War was? Bloß das Hinspiel des Champions-League-Halbfinals, das United mit 2:0 gegen Manuel Neuer Schalke gewann. Die Angelegenheit war, sagen wir, ein wenig einseitig. Aber vielleicht wird es heute ja doch noch mal spannend in Manchester. Wer weiß das schon in diesem unberechenbaren Sport? Wir sind jedenfalls live vor der Glotze dabei, bis zum Anpfiff um 20.45 Uhr unterhalten wir Sie mit ein paar Takten ortstypischer Musik:

 

Deutschland – Kasachstan 4:0

Analyse In der ersten Halbzeit war die Löw-Elf initiativ, spielte schnell und mit Druck. Ein paar Dinge fielen dabei auf: Im Spielaufbau verzögert sie ab und an, auch mit Rückpässen auf den Keeper. Ab dem Mittelfeld wurde das Tempo angezogen. Die Spieler hatten definitiv den Auftrag, den Ball nicht nur laufen zu lassen, sondern ins Eins-gegen-Eins zu gehen (auch ins Eins-gegen-Zwei oder Eins-gegen-Drei): Raumöffnung durch Dribbling, was besonders Özil, Lahm und Müller beherrschen. Und die Überlegenheit bei Standards der Deutschen war nicht zu übersehen.

In der zweiten Halbzeit hat Löw Carsten Jancker und Christian Wörns eingewechselt. Das Geschehen auf dem Grün hatte dann die Anmutung eines Trainingsmatchs, sah aus wie Angriff gegen Abwehr. Das Spiel verhielt sich fortan zu einem „normalen“ Ligaspiel wie eine Etüde zu einem Klavierkonzert.

Lesen Sie morgen: Christian Spillers Bericht aus Kaiserslautern

Das Spiel in umgekehrter Reihenfolge

Endstand Deutschland – Kasachstan 4:0

88′ Tor für Deutschland 4:0 Klose Khedira stößt vor, legt quer, Klose staubt ab. Nur noch 7 bis zum Rekordtorjäger Gerd Müller, der „Kloses heißen Atem spürt“ (B. Rethy).

85′ Ach ja, zurück zum Spiel, die Deutschen haben in den vergangenen Minuten ein paar Chancen verdaddelt, nachdem sie zuvor zwanzig Minuten die Bemühungen halbiert hatten. Gomez wurde bei seiner Einwechslung ausgepfiffen.

79′Drittens: St. Paulis Asamoah kam vorige Woche mit zwei Kiez-Damen nach Hause, „um Burger zu essen und Cola zu trinken“. Dumm nur, dass seine Frau Linda unerwartet dort wartete. Scharfe Messer wurden gezogen, es gab Schnittwunden, Linda verlor einen Haarbüschel. „Das war alles ganz harmlos. Meine Frau kennt die beiden auch, möchte aber nicht, dass ich mit ihnen zusammen bin“, sagte Asamoah. „Da war nichts Sexuelles.“

70′ Zweitens: Jupp Heynckes hat sich für seinen Spieler Rolfes eingesetzt, der nicht von Löw nominiert worden ist. Vordergründig hat sich Heynckes für seinen Spieler Rolfes eingesetzt. Eigentlich hat er damit seinem Spieler Ballack, der nicht von Löw nominiert worden ist, eine Backpfeife verpasst.

65′ Bei der Gelegenheit können wir ja mal über die drei „Höhe“punkte der Fußballwoche reden. Erstens: Wie hat das der DFB Chief Communication Brand Director Oliver Bierhoff mit seiner TV-Kritik gemeint, als er sich beschwert hat, dass „die Prominenz der Nationalmannschaft für irgendein Thema oder Scherz missbraucht“ werde? Dass er natürlich gegen Hass auf Schwule ist, aber sein Team mit dieser Krankheit nicht in Verbindung gebracht sehen will?

60′ Neuer sieht sich einem Gewaltroller des kasachischen Stürmers ausgesetzt – und hebt ihn auf.

48′ Angesichts fehlender Dramatik auf dem Grün – hören wir uns doch mal auf den Rängen um! Und stellen fest: Der DFB-Fanclub ist in Sachen Hymne textsicherer als unser Ex-Bundespräsident.

Halbzeit Deutschland – Kasachstan 3:0

43′ Tor für Deutschland 3:0 Müller Özil lupft den Ball vertikal in die Box, Müller lässt ihn von der Brust abtropfen und schießt rein.

31′ Schweinsteiger hat seine Bayernform in die Nationalmannschaft herübergerettet. Sein Fehlpassticker steht inzwischen auf 4.

25′ Tor für Deutschland 2:0 Müller Freistoß, diesmal von der anderen Seite, von Özil, und Müller hält den Kopf hin.

23′ Deutschland nun mit einigen retardierenden Momenten im Spielaufbau.

19′ Badstuber spielt einen Manni-Kaltz-Gedächtnis-Rückpass zum Tormann von Höhe der Mittellinie. Das wird einen Eintrag in Löws Klassenbuch geben.

14′ Eine Kombination zwischen Lahm und Klose lässt einen ganzen Schwung kasachischer Abwehrspieler überfordert zurück. Lahms Schuss landet auf dem Tordach.

3′ Tor für Deutschland 1:0 Klose Schweinsteiger zieht einen Freistoß auf den langen Pfosten, wo Klose freistehend einschiebt. Die Story geht weiter: In Bayern auf der Bank, geht Klose in der Nationalmannschaft auf Gerdmüllerjagd.

1′ Anpfiff Hoffentlich spielen die Deutschen nicht so gestelzt und gestellt wie Bela Rethy redet.

19:56 Wir geben ab zu den Hymnen, heute mit Horst Köhler:

19:50 Vom Betzenberg twittert unser Reporter Christian Spiller.

Aufstellung Deutschland

Neuer – Lahm, Mertesacker, Badstuber, Aogo – Khedira, Schweinsteiger – Müller, Özil, Podolski – Klose

19:30 Deutschland gegen Kasachstan, die Spannung in diesem Duell dürfte sich in Grenzen halten. Deutschland mit vier Siegen aus vier Spielen, bei den Kasachen verhält es sich umgekehrt, sie haben noch nicht mal ein Tor geschossen. Warten wir also auf den einen oder anderen Zungenschnalzer von Mesut Özil!

 

Koan Titel!

Koan Titel! Zumindest keinen nationalen für die Bayern in diesem Jahr. Es bleibt noch die Champions League, auf die sich jetzt konzentrieren können. Louis van Gaals Elf hatte nur eine gute Viertelstunde, direkt nach der Halbzeit. Und gegen Ende des Spiel noch ein paar Strafraumszenen. Sonst griffen sie sich zwar meist den Ball, waren aber kaum gefährlich. Die Standards waren erbärmlich.

Schalke hat sich, grob gesagt, von Dortmund einiges abgeschaut, hat es ebenso geschafft, Robben aus dem Spiel zu nehmen, völlig unerwartet mit Hans Sarpei in einer sehr gelungenen Nebenrolle. In der Feinanalyse zeigen sich jedoch Unterschiede: Schalke stand sehr tief, hat die Konter seltener als der BVB und auch mit weniger Spielern gefahren. Es war eher das Inter-Mailand-Modell von 2010. Sehr überlegen waren die Schalker bei Ecken, da hätten sie noch mehr Tore schießen können.

Louis van Gaal, über den wird man jetzt reden. Andererseits steht er vor dem erneuten Einzug ins Viertelfinale der (die FR würde sagen) Königsklasse. Magath geht als Sieger vom Platz, führt Schalke wahrscheinlich zum Pokalsieg gegen den MSV Duisburg und damit (die FR würde sagen) zu den Fleischtöpfen des Europapokals.

Endstand Bayern – Schalke 0:1 Magath zitiert Klopp.

87′ Ribéry schießt Neuer in die Arme. Bekommen die Bayern noch eine Chance?

Papadopoulos für Annan.

81′ Der belgische Catcher van Buyten kommt als Brechmittelstange, Luiz Gustavo raus.

Schmitz für Sarpei.

77′ Kuriose Szene: Bayern-Keeper Kraft spielt an der Strafraumgrenze Farfan mit der Hacke aus und überrascht Luiz Gustavo offenbar damit so sehr, dass der das Fußballspielen einstellt. Farfan gelingt dann beinahe ein empty net goal.

Klose für Müller.

71′ Uchida hat Glück, dass Schiri Meyer keine Zeitlupe hat, sonst wäre der Japaner mit dem Gomez-Nest auf dem Kopf für sein Beinstellen an Ribéry mit Gelb-Rot zum Duschen und Haare waschen geschickt worden.

67′ Und wer wollte bestreiten, dass Fußball unter Felix Magath nichts mit Arbeit zu tun hat?

61′ Wechsel Schalke: Für Jurado kommt der 17-jährige Draxler. Darf der denn überhaupt um diese Zeit noch arbeiten?

Aus dem Jugendarbeitsschutzgesetz:

Jugendliche (15 bis 18 Jahre) dürfen nur in der Zeit von 6 bis 20 Uhr beschäftigt werden. Ausnahmen gibt es im Bäckerhandwerk (16-jährige ab 5 Uhr, 17-jährige ab 4 Uhr [nicht in Konditoreien!]), in der Landwirtschaft (16-jährige ab 5 Uhr oder bis 21 Uhr) und im Gaststättengewerbe (16-jährige bis 22 Uhr). In mehrschichtigen Betrieben dürfen Jugendliche ab 16 Jahren bis 23 Uhr beschäftigt werden.

Warum eigentlich nicht in Konditoreien!?

59′ Interessanter Wechsel bei den Bayern: Kroos kommt für Timoschtschuk, vermutlich rückt Luiz Gustavo in die Abwehr.

54′ Schweinsteiger nach Lahmflanke mit dem Kopf ausnahmsweise nicht an Pfosten oder Latte, sondern auf den Keeper. Bayern hat nun extrem viel Schwung und Leidenschaft. Louis van Gaal hat in der Kabine offenbar die richtigen Signale gesendet. Hoffentlich ist es bei Worten geblieben.

47′ Pranjic bringt einen Ball vom Flügel flach und fest herein, aber Robben kommt zu spät, geht aber auch mit dem falschen Fuß hin.

46′ Bela Rethy mit einer Aussage, auf die man nur kommen kann, wenn man Jahrzehnte als Fernsehexperte gewirkt hat: „Die Bayern brauchen jetzt Leidenschaft.“

21:33 Oliver Kahn mit einer Analyse, die man nur treffen kann, wenn man sich tagelang auf seine Rolle als TV-Experte vorbereitet hat: „Es muss ein Leader auf den Platz, der den anderen in den Hintern tritt und sagt, wo’s langgeht.“

Halbzeit 0:1 Schalke verteidigt gut und kollektiv, nach der Führung stehen sie noch tiefer, mehrere Torchancen nach Standards, darunter auch das Tor. Bayern ohne Torchance, weder Robben noch Ribéry kommen durch. Nicht ein Mal kamen sie in die gefährliche Zone auf die 10er-Position. Müller ist aus dem Spiel.

Darf jetzt jeder auch Schalke in Bayern gewinnen?

Wenn das so weitergeht, wird Neuer heute keinen Trost gebrauchen:

38′ „Ballbesitz als Dogma“ (Bela Rethy über Lars von Triers Louis van Gaals Bayern)

35′ Gute Chance für Schalke. Eine Ecke, diesmal kurz ausgeführt, landet bei Höwedes, dessen Kopfball von Müller auf der Linie entschärft werden muss.

30′ Nach Ballverlust schaltet Schalke von 4:3:3 auf 4:4:2 und verteidigt extrem tief, greift erst am eigenen Mittelkreis an, selbst Raul ist bei Bayerns Angriffen meist hinter dem Ball.

20:55 Mit den 11 Freunden finden wir Gefallen an dem „erfrischendsten Expertengespräch seit hundert Jahren“, die Rede ist von der gestrigen ARD-After-Match-Runde mit Beckmannscholl sowie den beiden Trainern Milan „Polier“ Sasic und Pele Wollitz.

15′ Tor für Schalke 0:1 Raul Eckball Farfan, Kopfballverlängerung durch Höwedes auf Höhe des Elfmeters, Raul am langen Pfosten per Kopf. Bei der Ecke zuvor scheiterte Raul mit einem Schuss an Gomez. Bis dahin war Bayern dominant.

9′ Was wirklich weh tut: Festzustellen, dass der Kommentator die gleiche Phrase benutzt wie ich: „ein vorweggenommenes Finale“. Schreiben wie Bela Rethy redet – wer will das schon?

3′ Bayern-Fans begrüßen den umworbenen Neuer mit Pfiffen und „Koan Neuer“-Schildern, die sie auf der U-Bahn-Hinfahrt gebastelt zu haben scheinen. Kann mir Preußen das jemand übersetzen?

1′ „Der Fifa-Schiedsrichter Florian Meyer gibt das Spiel frei.“ (Bela Rethy)

Aufstellungen

Bayern: Kraft – Pranjic, Breno, Timoschtschuk, Lahm – Schweinsteiger, Luiz Gustavo – Ribéry, Müller, Robben – Gomez
Schalke: Neuer – Sarpei, Metzelder, Höwedes, Uchida – Matip, Kluge, Annan – Jurado, Farfan – Raul

Van Gaal korrigiert also seinen Nicht-Fehler und schiebt Luiz Gustavo von links hinten ins Zentrum des Mittelfelds. Magath überrascht mit Hans Sarpei als Gegenspieler von Robben.

20:17 ARD, ZDF, wo ich auch hinschalte, überall sehe ich Jörg Pilawa. Und jetzt auch noch Katrin Müller-RiefHohenstein und Oliver Kahn als Expertenteam. Fernsehen kann so inspirierend sein …

Vorbemerkung

Es ist das vorweggenommene Finale, denn im echten Finale wartet „nur“ der MSV Duisburg, Zweitligist und krasser Außenseiter – egal ob der Sieger des heutigen Halbfinals Bayern oder, weniger wahrscheinlich (wenn Sie mich fragen), Schalke heißt. Im Blickpunkt stehen auch die zwei Trainer: Felix Magath, weil er das immer tut und weil Schalke die letzte gute Chance verspielen könnte, sich für den Europapokal der nächsten Saison zu qualifizieren. Und Louis van Gaal, weil er das immer tut und fast aus dem gleichen Grund wie Magath, zudem weil er von Uli Hoeneß angezählt ist. Nicht ausgeschlossen, dass es sein letztes Spiel für die Bayern ist.

Im Blickpunkt steht auch Manuel Neuer. Die Bayern sind sehr an dem Schalker Keeper interessiert, weil sie finden, dass der weltbeste Tormann beim weltbesten Verein spielen muss. Die Bayern-Führung hat jüngst ihren Stil bewiesen, als sie sich dauernd öffentlich über die Personalie Neuer stritt und den Namen des Vereinsfremden in internen Machtkämpfen missbrauchte. Wahrscheinlich geht Neuer eh nach Manchester.

Was spricht für die Bayern? Sie werden alles dran setzen, die Demütigung vom Samstag wiedergutzumachen, als Borussia Dortmund ihnen die Grenzen zeigte. Was spricht für Schalke? Tja … bestimmt, dass sich die Mannschaft in großen Spielen mehr zu motivieren scheint als in schnöden Duellen mit Nürnberg und Kaiserslautern.

 

Live Blog Deutschland – Türkei

Unsere Live-Blogger heute: Christian Spiller sitzt im Olympiastadion, Oliver Fritsch in Hamburg auf der Couch.

22:54 UhrOliver Fritsch

Endstand 3:0 für Deutschland Die Türken haben die Schwächephase des Gegners nach der Halbzeit nicht in ein Tor ummünzen können. Die Deutschen haben “clever ihren Stiefel runtergespielt” (Neuer). Man erkennt in jedem Spiel Löws Stil: kurze Verzögerung durch Ballhalten in der Abwehr, dann mit schnellen Pässen durch die Mitte. Klose trifft, Özil schleicht, Müller wült – alles wie gehabt. Fazit: Ein verdienter “Auswärtssieg zuhause” (Transparent im Schlaaand-Block). Gute Nacht!

22:42 UhrChristian Spiller

Mensch Oli, all meine Sätze sind metaphorisch gemeint. Außer dieser: Ich mache mich jetzt auf in die Mixed Zone. Mesut Özil befragen, wie man sich denn fühlt und so. Ich bitte dich um ein Spielfazit.

22:39 UhrChristian Spiller

3:0 Miro Klose. Jetzt löst sich türkische Elf in ihre Bestandteile auf, wie ein durchgeweichter Dürüm. Volkan serviert Klose den Ball Klose, der bedankt sich mit einem Beinschuss. Die Weißen singen: “Oh, wie ist das schön.” Die Roten fahren nach Hause.

22:38 UhrMarkus Horeld

Die “Fanmeile” auf dem Berliner Orianienplatz ist vollkommen dicht. Nach langer Suche endlich einen Platz zum Gucken gefunden: eine nigerianische Kneipe, die das Geschäft ihres Lebens macht.

22:35 UhrOliver Fritsch

Christian, weißt Du mehr als wir? Wie viele Väter hat denn Özil? Oder war das mehr so metaphorisch gemeint?

22:34 UhrChristian Spiller

2:0 Mesut Özil. Lahm schickt Özil auf die Reise und der verwandelt so sicher, als ob er jeden Tag gegen das Land seiner Väter trifft.

22:34 UhrOliver Fritsch

Schlaaand singt “Süg”

22:31 UhrOliver Fritsch

Uns Mesut!

22:24 UhrOliver Fritsch

Özil hat eine enorme kinästhetische Intelligenz. Kann ich als Teutone das auch lernen?

22:22 UhrChristian Spiller

Was war da los, Oli? Stand Poldi da noch einer im Weg, den ich hier aus der Ferne übersehen hab?

22:22 UhrOliver Fritsch

Podolski vorbei. Tschüsch, Alda!

22:21 UhrChristian Spiller

Oje, Podolski.

22:18 UhrOliver Fritsch

War gar nicht Bayern-Hamit, sondern Halil von der Eintracht.
@Eike: Von Dir bekommen wir immer nur denselben Eintrag. Haben sie Dir in Friedrichshain Dein Handy geklaut?

22:13 UhrChristian Spiller

Trotz Rückstand jetzt Stimmung wie im Ali-Sami-Yen. Ich zähle eins, zwei, drei, vier, fünf, sechs bengalische Feuer. Der Stadionsprecher mahnt, die Blitzlichter zucken.

22:10 UhrChristian Spiller

Dann ist mit Neuer ja auch wenigstens ein Schalke-Spieler in Nicht-Schalke-Form.

22:08 UhrOliver Fritsch

52′ Wenigstens ein Bayern-Spieler in Bayern-Form: Altintop. Kriegt das Ding aus 7 Metern nicht an Neuer vorbei.

22:04 UhrChristian Spiller

Aber natürlich stehe ich bei den Hymnen auf, bin doch gut erzogen. Nur mitsingen ist nicht so mein Ding. Sind übrigens ringsrum alle aufgestanden. Selbst die drei Bodyguards vor mir. Eine Etage tiefer scheint jemand Wichtiges zu sitzen.

22:02 UhrOliver Fritsch

Bist Du eigentlich bei der Hymne aufgestanden, Christian? Und wenn nein – bist Du von den Kollegen fordernd und mahnend angeguckt worden?

21:58 UhrChristian Spiller

In echt sieht das ähnlich aus. Die Ballverluste der Türken lassen den Kollegen aus Anatolien neben mir regelmäßig zusammenzucken. Bei den Deutschen vermisse ich tatsächlich Bastian Schweinsteiger. Der schmale Toni Kroos spielt mir auf dieser Position einfach zu körperlos.

21:49 UhrOliver Fritsch

Mein Halbzeitfazit: Ein bisschen wüst kommt mir das Spiel vor. Die Türken mit extrem vielen leichten Ballverlusten in der eigenen Hälfte, die Deutschen machen zu wenig draus. Auf der anderen Seite ist auch die deutsche Abwehr nicht gegen jeden Vorstoß gefeit. 1:0 geht in Ordnung. Wie sieht das in echt aus, Christian? Was gibts Neues aus Friedrichshain, Eike, alles friedlich?

21:39 UhrChristian Spiller

So, 45+5 Minuten gespielt. Herr Fritsch, zur Halbzeitanalyse bitte.

21:33 UhrChristian Spiller

Ja, kommt hin. 1:0 Klose!! Kopfball Müller. Gehalten oder Latte oder sowas. Und Klose nickt den Ball aus 150 Millimetern Torentfernung über die Linie.

21:31 UhrOliver Fritsch

Die Weltregie spielt gerade ein Tor von Klose sein. Wie sieht es in der Realität aus, Christian?

21:29 UhrOliver Fritsch

Den hätte Altintop machen müssen, Tschüsch, Alda!

21:21 UhrOliver Fritsch

Ich weiß nicht, hab aber neulich gelesen, dass in Wahrheit Wallraff Sarrazin gewesen sein soll.

21:20 UhrChristian Spiller

Von hier oben ist sehr gut zu erkennen, wie die deutsche Mannschaft die türkische Abwehrreihe auseinanderzieht, indem beide Außen, Müller und Podolski fast auf der Seitenlinie kleben. So gibt es immer wieder Lücken, zum Hineinstoßen, zuletzt für Kroos.

21:09 UhrOliver Fritsch

15′ Deutsche Mannschaft mit Pressing, das den Türken nicht behagt. In der Spieleröffnung deutsche Verteidiger mit langem Ballbesitz, schnell wirds ab der Mittellinie. So wie soeben, als Özil die Pfiffe gegen ihn fast verstärkt hätte. Doch seinen Rechtsschuss kann Volkan paradieren.

21:02 UhrChristian Spiller

Bis jetzt der Moment dieses Spiels: Beim “Steht auf, wenn ihr Deutsche seid” klatschen auch viele mit der Halbmond-Fahne freudig mit. Was macht eigentlich Thilo Sarrazin heute?

20:57 UhrOliver Fritsch

Wir begrüßen Eike, unseren Korrespondenten in Friedrichshain. Bekommen wir nachher Stimmungsbilder von dort?

20:54 UhrChristian Spiller

Nein, das täuscht nicht. Die Jungs machen gehörig Krach. Wir müssen ganz ehrlich sein: Ein Heimspiel hört sich anders an.

20:49 UhrOliver Fritsch

Schönes Pfeifkonzert, wenn Deutschland am Ball ist. Kommt mir am Fernseher zumindest so vor. Oder täuscht mich das? Wie ist das im Stadion, Christian?

20:47 UhrChristian Spiller

1:0 für die Türkei. Das Hymnenduell haben die Türken zumindest gewonnen. Ist auch alles ein bisschen zackiger.

20:40 UhrOliver Fritsch

Howard Webb pfeift. Wer ihn noch nicht in “Referees at work” gesehen hat, schaue hier.

20:37 UhrChristian Spiller

Interessant auch: Als Kanzlerin und Bundespräsident vorgestellt wurden pfiffen auch die Weißen. Herr Erdogan bekam viel Beifall von den Roten. Politikverdrossenheit ist kein türkisches Wort.

20:35 UhrChristian Spiller

Nein, Jancker 2002.

20:32 UhrChristian Spiller

Ein deutsch-türkisches Duell heute auch auf dem Weg zum Stadion. Der obligatorischen Currywurst bekam Konkurrenz von der Sucuk, der türkischen Knoblauchwurst.

20:30 UhrOliver Fritsch

Trägst Du wie immer Dein Lothar-Matthäus-Trikot 90?

20:25 UhrChristian Spiller

Oli, hier bin ich. Pressetribüne, Reihe neun, Platz neun. Rechts von mir sehe ich viele Menschen mit weißen Shirts, links von mir überwiegt rot. Sieht aus wie DFB-Pokalfinale.

20:24 UhrOliver Fritsch

Aufstellung Deutschland: Neuer – Lahm, Mertesacker, Westermann, Badstuber – Kroos, Khedira – Müller, Özil, Podolski – Klose

20:18 UhrOliver Fritsch

Moin aus Hamburg. Ich versuche gerade, Kontakt herzustellen zu meinem Kollegen im Berliner Olympiastadion. Christian, hörst Du mich, liest Du mich?

17:44 UhrChristian Spiller

Vorbemerkungen:

Das Wörtchen Integration wurde vor diesem Spiel öfter erwähnt als Jerome Boateng den Ball hochhalten kann. Jeder versuchte zu erklären, warum Özil jetzt also für Deutschland spielt, und sein Kumpel Altintop für die Türkei. Das alles spielt nun keine Rolle mehr. Der Sport möge beginnen. Dieses Qualifikationsspiel für die EM 2012 ist auch unter diesem Gesichtspunkt kein gewöhnliches Fußballspiel. Es geht schließlich darum, wer das beste Team der Gruppe A ist. Das DFB-Team konnte bisher zweimal gewinnen, und auch das Team von Guus Hiddink kommt mit Siegen gegen Kasachstan und Belgien im Gepäck nach Berlin. Für Löws Mannschaft ist es das erste Spiel gegen einen halbgroßen Gegner seit der Weltmeisterschaft. Das erfolgreiche Turniersystem, das 4-2-3-1 wird Löw nicht umschmeißen, obwohl Bastian Schweinsteiger verletzt fehlen wird. Er wird wohl von dem eigentlich etwas offensiver veranlagten Toni Kroos ersetzt.

 

Deutschland – Uruguay 3:2

© Rodrigo Arangua/AFP/Getty Images
© Rodrigo Arangua/AFP/Getty Images

Forlan will unsere moralischen Erörterungen in die Verlängerung schicken, doch sein Freistoß in der 93. Minute geht an die Latte. Endstand 3:2 für Deutschland. Eine aus deutscher Sicht aufregende WM geht mit einem unterhaltsamen Spiel zu Ende und lässt uns mit vielen schwer wiegenden Fragen zurück, etwa dieser: Trägt Urs Siegenthaler einen Fiffi?

Morgen geht es an dieser Stelle weiter mit dem Final-Live-Blog des Kollegen Christian Spiller. Ich tippe auf Holland, man freut sich ja mittlerweile über Siege des Nachbarlands. Daher drücke ich Oranje die Daumen, muss aber gestehen, dass ich bei jedem holländischen Tor einen feuchten Anflug in meinem Nacken spüre. Muss auf Erfahrungen in meiner Jugend zurückgehen.

88′ Darf ein Trainer sich freuen, dass der Stürmer, den viele fordern und den er meist auf die Bank setzt, vorbeischießt? Damit er Recht behält, was ja eine wichtige Trainerwährung ist. Kießling vergibt gerade kläglich das 4:2.

82′ Noch eine knifflige Frage: Ich hab vor dem Turnier mit einem Twitter-Follower gewettet, dass Khedira bei dieser WM zwei Tore macht. Jetzt hat er mit seinem ersten nach einer Ecke Deutschland 3:2 in Führung gebracht. Angenommen, er macht noch eins, gilt das denn im Spiel um Platz 3? Darf ich mich dann als Sieger fühlen, obwohl ich das jetzt so ja nicht gemeint hatte? Und muss ich jetzt hoffen, dass noch der Ausgleich fällt, damit er in der Verlängerung dreißig weitere Minuten Zeit hat? Und angenommen, Khedira hätte selbst auf sich gewettet – dürfte er gleich ein Eigentor schießen?

76′ Das Löw-Dilemma: Je besser Kießling, gerade eingewechselt, spielt, desto eher wird sich der Trainer anhören müssen, warum er zuvor immer wieder auf Gomez setzte. Und schon wird Kießling zum ersten Mal auffällig. Darf ein Trainer hoffen, dass sein Spieler schlecht spielt, sein Stürmer das Tor nicht trifft, damit ihm, dem Trainer, nicht die Argumente ausgehen? Es ist ein schwieriger Job, glauben Sie mir.

62′ Löw fordert einen indirekten Freistoß für einen Rückpass. Dabei fällt mir Markus Merk ein, dreifacher (jetzt bitte dazudenken, wie ich mit den Zeige- und Mittelfingern beider Hände Anführungszeichen in die Luft male) Weltschiedsrichter des Jahres. Dessen vierminütige Nachspielzeit im Mai 2001, als Bayern in Hamburg Meister wurde, fand ich, nebenbei gesagt, aber mal so was von rechtspositivistisch.

56′ Mich dürft Ihr meinetwegen als chauvinistischen Homophoben bezeichnen, aber bitte nicht als schlechten Fußballer. 2:2 durch Jansen auf Flanke Boateng. Der HSV ist unsre Rettung, hab ichs nicht gesagt?

51′ Ich habe mal mit einem hochrangigen Soziologen über Fußball diskutiert. Für ihn war „Positivist“ das gröbste Schimpfwort. Dummkopf, Bayernfan, Blödheini, das alles konnte man ihn schimpfen. Aber Positivist – da verlor er die Fassung. So sind sie, die Adorno-Fans. 2:1 übrigens für Uruguay durch ein Traumvolley, seitfallziehend, Forlans auf Flanke von Arevalo.

48′ Was mich auch interessieren würde: Wie reagieren eigentlich die deutschen Spieler auf die Buhrufe für ihren Gegenspieler, was empfinden Sie dabei? Können die Field Reporter das nach Abpfiff bitte mal fragen? Finde ich ohnehin spannend, die Spieler nach ihren Gegenspielern zu fragen. Statt also: „Wie groß ist die Freude über den Sieg?“ Besser: „Wer war Ihrer Meinung nach der beste Spieler beim Gegner?“ Spiel geht übrigens weiter, Butt verhindert das 1:2.

Man kann natürlich sagen, Suarez wurde regelgerecht bestraft – und damit hat es sich. Aber das wäre ja ein erster Schritt zum Rechtspositivismus. Haben Gesetze nur Buchstaben, nicht auch einen Geist? Im übrigen bin ich der Meinung, dass das deutsche Spiel an einer Überdosis HSV leidet.

Halbzeit 1:1 Zwei motivierte Mannschaften: Deutschland will das Spiel machen, Uruguay kontern. Abwechslungsreich mit einigen Tricks angereichert. Uruguay dem Führungstor näher.

40′ Suarez, der gerade am langen Ecke vorbeischoss, wird bei jedem Ballkontakt vom Publikum ausgebuht, weil er im Viertelfinale den Siegtreffer Ghanas mit der Hand abwehrte. Die Empörung über diesen Regelverstoß fand ich intuitiv naiv. Je mehr ich darüber nachdenke, muss ich mich aber fragen, ob ich schon zum Zyniker geworden bin. Brechen Gentlemen die Regeln, nur damit es ihnen zum Vorteil gereicht?

28′ Tor für Uruguay 1:1 Cavani Blitzsauber Konter. Ein Ballverlust des hamlethaft zögernden Schweinsteigers (ist ihm in diesem Moment der Geist Ballacks erschienen?) an Perez bringt Uruguay in ein 3:2-Überzahl. Der Rest ist Kreuzen, ein gut getimter Pass von Suarez und ein genauer Abschluss.

18′ Tor für Deutschland 1:0 Müller Abstaubertor, Müllertor. Schweinsteiger jabulanit aus dreißig Metern, und Müller hat das Näschen, während alle Urus stehenbleiben. Wie haben wir ihn vermisst, den Müller? Es kommt mir wie eine Ewigkeit vor, dass er das letzte Mal gespielt hat.

10′ Arne Friedrich köpft an die Latte. Wen willst Du damit, mit Toren, noch überraschen, Friedrich? Friedrich ist eine der Personalentscheidungen, die Joachim Löw zu einem Gewinner dieser WM machen. Das sehen ja nicht alle so, im Internet habe ich viel Ärger über Löw und Rücktrittswünsche vernommen – was mich etwas erschrocken hat. Ist das Internet der Fußballstammtisch und hat Bild und DSF abgelöst? Aus manchem Blog-Post, aus manchem Tweet sprach billige Besserwisserei, Haudraufpolemik, genau das also, was man dem „alten“ Fußballdeutschland vorgeworfen hat.

4′ Rüdes Foul von Aogo, Gelb. Im Amateurfußball würde man jetzt reinrufen: „Mach doch langsam! Wir müssen morgen alle wieder arbeiten.“ Diese Ermanung würd ja heute auch passen.

Letzte Vorbemerkung: 34, 70, 2006, 2010! Lässt sich das singen? Wollen wir das überhaupt? Will Deutschland den Weltmeistertitel der Herzen verteidigen?

Aufstellungen

Deutschland Butt – Boateng, Mertesacker, Friedrich, Aogo – Schweinsteiger (C), Khedira – Müller, Özil, Jansen – Cacau
Uruguay Muslera – Fucile, Godin, Lugano (C), Cáceres – Cavani, Pereira, Arevalo, Perez – Forlan, Suarez

19:55 Als ich Bernd Hoffmann, den HSV-Vorstand, in einem Hintergrundgespräch mal danach fragte, ob er die Elf von Athen aufsagen könne, also die HSV-Mannschaft, die 1983 das Europapokalfinale der Landesmeister und damit den bislang letzten wichtigen Titel für Hamburg gewann, wollte er mich auch auf dem falschen Fuß erwischen: „Wissen Sie“, erwiderte er, „wer 1970 im Spiel um Platz 3 stand und wer das Tor schoss?“ Das war für mich nun wahrhaft kein Problem. Für alle Freaks – hier ist das Video. Das Spiel ging dann zwischen ihm und mir noch ein bisschen weiter. Über das Ergebnis zu sprechen, verbietet mir meine Erziehung.

19:40 Tschüs, Günter Netzer! Ich wäre bei Ihrem Abschied noch wehmütiger gewesen, wenn Sie vor vier oder sechs Jahren gegangen wären. Anfangs war das erfrischend, was Sie mit Sidekick Delling machen. Zwischendurch begann Ihre demonstrative Drögheit, mich zu langweilen. Eine kurze Würdigung per Best-of:

19:35 Thomas Tuchel, der Mainzer Trainer, ist ein interessanter, wenn auch nüchterner Gesprächspartner. Zu Fußballfachlichem hat er einiges zu sagen. Man sollte sich auf jeden Fall aber gut vorbereiten, wenn man ihn an die Strippe gezogen hat. Das habe ich auch getan, als ich im Frühjahr mit ihm telefoniert habe. Nicht alles, dass ich noch die Stärken und Schwächen der Ersatzspieler der Mainzer C-Jugend recherchiert hätte. Meine Prognose: Tuchel wird bald einer der führenden Trainer in Deutschland sein. Weil er Fußball gedanklich durchdringt. Und weil er fleißig ist. Und weil ich die Ahnung habe, dass das nicht für alle Bundesligatrainer in gleichem Maße gilt.

Heute hat Tuchel in einem Gespräch mit der FAZ erläutert, was er von der WM gelernt hat:

„Laufwege, offensive Laufwege vor allem, wenn die deutsche Mannschaft im 4-2-3-1-System spielt, sind viele gute Sachen dabei, die wir unseren Spielern demonstrieren können. Oder das Verteidigerverhalten von Brasilien mit seinen überragenden Innenverteidigern. Bei Mexiko das Passspiel, das Spielen und Gehen. Ballzirkulation, Freilaufverhalten oder die Angriffsauslösung bei Spanien, wenn die durch die Mitte das Tor bedrohen und spät erst auf die Außen gehen.“

Kann mir gut vorstellen, dass sich Tuchel und seine Assistenten die Nächte mit DVDs zurückspulen. Und vor- und zurückspulen, und vor- und zurückspulen … Neben viel Lob für Joachim Löw oder den südamerikanischen Fußball lesen wir von Tuchel auch Offenes über Michael Ballack:

„Als er ausfiel, hatte ich ein sehr schlechtes Gefühl. Ballack ist nun mal auf Jahre hinaus bei allen Trainern in Chelsea Stammspieler gewesen und total anerkannt. Deshalb halte ich es für unfair, jetzt eine Debatte aufzumachen, dass seine Verletzung ein Glücksfall fürs Team war. Ballack wird momentan ziemlich falsch bewertet.“

19:05 Ein überaus lesenswertes politisches WM-Fazit hat Arne Perras in der SZ verfasst, in dem er die vorurteilsbeladenen Warnungen vor dem gefährlichen Standort Afrika als gegenstandslos entlarvt. Man könnte auch sagen, dass er Uli Hoeneß zurechtweist:

„Es fällt Europa immer noch schwer, über Afrika nachzudenken, ohne neokolonialen Reflexen zu erliegen. Der Erfolg der WM hat nun einige frische Gedanken angestoßen: Jenseits des schaurig-schönen Bildes vom Chaos- und Katastrophen-Kontinent muss es noch ein anderes Afrika geben. Wenn diese Einsicht weltweit durchgesickert ist, dann kann man die Fußball-WM tatsächlich als bemerkenswertes Ereignis der Völkerverständigung betrachten. Das jedenfalls ist der wichtigste Gewinn, den sich Südafrika mit dem Turnier erkämpft hat. Es ist dies nicht das Verdienst Sepp Blatters und seiner Fifa; es ist die Frucht eines afrikanischen Ehrgeizes, der das Land viele Monate lang beflügelt und getragen hat. Südafrika wollte der Welt zeigen, wozu es fähig ist. Und es hat den Plan durchgezogen.“

An anderer Stelle heißt es mit Blick auf Joseph Blatter:

„Die WM in den afrikanischen Winter zu legen, war eine absurde Entscheidung der Fifa. Nur den Afrikanern konnte man diese Frechheit zumuten, weil man sie eben nicht besonders ernst nimmt. Es hieß dann immer wieder, dass es zu schwierig gewesen wäre, den Zeitplan der WM umzustellen. Unmöglich war es nicht. Allein der Wille fehlte. Nun wunderten sich manche, warum die Fanparks in Südafrika so verwaist waren. Können diese Afrikaner nicht feiern? Und können sie sich nicht auch mal für andere Mannschaften begeistern? Natürlich können sie. Aber nicht da draußen, in eisiger Kälte.“

18:10 Das Spiel um Platz 3 – Trost oder Strafe? Zwei Verlierer treffen aufeinander, zwei Verlierer, die vor wenigen Tagen ein WM-Finale verpasst haben. Treffen sich heute also die Typen, die auf der Party keine abbekommen haben, am Morgen danach zum Restesaufen? Kennt die Fifa, die auf diese Extrarunde besteht, nicht das Sportlermotto „Lieber Tod als Bronze“?

Für Miroslav Klose geht es heute immerhin um die Torjägerkrone. Nicht mal unbedingt dieses Turniers, sondern die ewige (wobei sich ewig entgegen des Wortsinns natürlich auf die zurückliegende Zeit bezieht). 14 hat Klose auf dem Konto – einen für Ronaldo, zwei zur ganzen Welt. Doch Klose spielt gar nicht mit, hat Rücken, kommt allenfalls als Joker. Stattdessen sehen wir Cacau, auch Jansen und Aogo sind am Start.

Unterstreicht das die Überflüssigkeit des Spiels um Platz 3? Vielleicht. Aber, liebe Leser, liegt das Beiwohnen eines Sportereignisses nicht gerade im Genuss des Überflüssigen, in der Freude am Irrelevanten? Und man denke nur zurück an die WM 2006, an die Gänsehautstimmung in Stuttgart, als einem sogar Oliver Kahn die Augen zum Überlaufen brachte.

Einfach und anders gesagt, in zwei Stunden ist es endlich wieder soweit! Es gibt Fußball! Und beim Restesaufen ist es doch auch so: Der erste Schluck mag noch bitter schmecken, aber dann …

Wir freuen uns auf Ihre Kommentare, bis zum Anstoß um 20.30 Uhr unterhalten wir Sie mit ein paar fußballnostalgischen Takten Musik: