Eine Stunde ist besonders gefährlich im chinesischen Aktienhandel – und zwar die Zeit von 13:20 bis 14:20 Uhr Ortszeit. Das haben die Finanzexperten von Bloomberg ermittelt. An 19 von 30 Handelstagen fiel der Shanghai Composite Index – der wichtigste Aktienindex Chinas – durchschnittlich um 359 Punkte. Und das in einem eigentlich boomenden Marktumfeld. Die erste Theorie klingt mehr nach Zufall als nach Finanzstrategie: Große chinesische Institutionen richteten exakt in diesem einstündigen Zeitraum ihr Portfolio neu aus und verkauften Papiere, die zuletzt hohe Gewinne eingefahren haben.
Doch warum passiert das immer ab 13:20 Uhr? Weil da die Händler vom Mittagessen kommen? Das könnte tatsächlich sein. Schließlich wird der Index zwischen 9:30 und 11 Uhr sowie zwischen 13 und 15 Uhr Ortszeit gehandelt, die reine Handelszeit ist also deutlich kürzer als beispielsweise beim deutschen Leitindex Dax.
Die zweite Mutmaßung hängt mit Europa zusammen. Shanghai ist Deutschland sechs Stunden voraus (und London sieben). Investoren könnten teilweise Papiere verkaufen wollen, bevor der Handel in den europäischen Finanzzentren beginnt, sagt ein Experte zu Bloomberg.
Verstärkt werde der Effekt durch die Tatsache, dass diese extremen Bewegungen wie ein Magnet wirken. Sie ziehen Investoren an, die – zum Beispiel mit riskanten Wetten auf fallende Kurse – schnelles Geld verdienen wollen. Außerdem sei es den Investoren nicht erlaubt, die gleiche Aktie mehr als einmal pro Tag zu handeln. Sie müssen sich also einen Termin für ihre Geschäfte aussuchen. Und der liegt offenbar tatsächlich zwischen 13:20 und 14:20 Uhr.
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