Franco Moretti hat an der Stanford University Methoden entwickelt, mit denen man Romane verstehen kann, ohne sie zu lesen. Damit ist der italienische Literaturwissenschaftler berühmt geworden. Das Geheimnis liegt wie immer in den Daten: Moretti analysiert zum Beispiel, wie häufig und in welchem Kontext ein bestimmtes Wort im Werk eines Autors oder in einer Epoche auftritt – und schon hat man ein Ergebnis. Dafür mussten Literaturwissenschaftler früher jahrelang lesen.
Allerdings sind Ergebnis und Erkenntnis nicht unbedingt dasselbe, auch wenn es oft so aussieht. Zu welcher Kategorie diese Datengrafik des Journalistenbüros Dacosto gehört, wird deshalb jeder selbst entscheiden müssen: Die „Meinungsmaschine“ untersucht seit Januar 2014 die vier wichtigsten deutschen Talkshows und visualisiert so ziemlich alles, was man darüber wissen kann: Geschlechterverhältnis, Berufsbilder und Parteiangehörigkeit der Gäste, Themenverteilung, Altersschnitt. Die Spitzenplätze in der Kategorie „Anzahl der Talkshow-Auftritte“ teilen sich etwa Sahra Wagenknecht und Wolfgang Bosbach, dicht gefolgt von Norbert Röttgen und Ralf Stegner. Bei Günther Jauch liegt Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen vorn, bei Frank Plasberg teilen sich sechs Politiker das Podest, darunter Bernd Lucke.
Im besten Fall könnte die „Meinungsmaschine“ ein Tool sein, mit dem man Talkshows verstehen kann, ohne sie zu schauen. Ergebnisse produziert es jedenfalls schon einmal zuverlässig.
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