Wenn man sich die grölenden Rassisten und die Proteste vor den Flüchtlingsunterkünften in Heidenau und Freital anschaut, könnte man fast meinen, der Osten Deutschlands würde von Asylsuchenden nur so überschwemmt. Das ist natürlich Unsinn. Denn tatsächlich ist dort nur ein verschwindend geringer Prozentsatz von Flüchtlingen aus Syrien, dem Irak und anderen Krisenländern untergebracht. Sehr anschaulich zeigt dies eine etwas andere Deutschlandkarte, die derzeit im Netz geteilt wird.
Benjamin Hennig, Senior Research Fellow an der Universität Oxford, hat für jedes Bundesland das Verhältnis von Asylbewerbern zur Bevölkerung ausgerechnet und – ausgehend von diesen Zahlen – die Bundesrepublik neu aufgezeichnet. Der Wissenschaftler nutzte dafür die Daten einer Deutschlandkarte aus dem ZEIT Magazin, die wiederum Zahlen des Bundesamts für Migration und Flüchtlinge (BAMF) für das Gesamtjahr 2014 visualisiert. Besonders viele Flüchtlinge nehmen demnach die Stadtstaaten Bremen, Hamburg, Berlin sowie Nordrhein-Westfalen auf. Auch in Hessen und im Saarland kommt auf jeden Einwohner eine verhältnismäßig große Zahl von Asylbewerbern. Mit Abstand die wenigsten Flüchtlinge sind in Sachsen untergebracht – also ausgerechnet da, wo sogenannte Asylkritiker die Unterkünfte belagern.
Natürlich können sich diese Zahlen bis August 2015 leicht geändert haben. Letztlich hängt die Zuteilung in die Erstaufnahme-Einrichtungen von den tatsächlich zur Verfügung stehenden Kapazitäten ab. Außerdem sind für die Bundesländer Aufnahmequoten festgelegt, die Flüchtlinge werden nach dem sogenannten Königsteiner Schlüssel verteilt. Dieser wiederum errechnet sich aus den Steuereinnahmen sowie der Bevölkerungszahl der Länder. Wie die Verteilungsquoten für 2015 konkret aussehen, zeigt diese Übersicht des BAMF. Und wie sich die Flüchtlinge auf die einzelnen Landkreise in Deutschland verteilen, stellt diese ZEIT-ONLINE-Karte dar.
ZEIT ONLINE hat vor einigen Tagen eine Karte veröffentlicht, die zeigt, wo in Deutschland Flüchtlinge besonders gefährlich leben. 500 Gewalttaten gegen Asylsuchende und ihre Unterkünfte protokollieren Mitarbeiter der Amadeu Antonio Stiftung aus Berlin im Jahr 2015. Erstaunlich ist, dass gerade im Saarland und in Bremen, wo – prozentual zur Bevölkerung – besonders viele Flüchtlinge leben, keine Übergriffe gemeldet wurden.
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