Der Gedanke hat schon Charme, zumindest für Geringverdiener: Angenommen, das Vermögen des reichsten Menschen würde unter den Ärmsten eines Landes verteilt – was könnte man davon alles bezahlen? Eine Urlaubsreise, ein schickes Abendessen, vielleicht ein Auto. Klingt gut. Tatsächlich geht für manche Länder die Rechnung auf. Aber eben nur für manche Länder.
Der Nachrichtendienst Bloomberg hat am Dienstag den Robin-Hood-Index vorgestellt. Dieser ermittelt, ganz in der Tradition des Namensgebers, den Betrag, den jeder Bürger eines Landes, der unterhalb der Armutsgrenze lebt, vom reichsten Menschen der Nation bekommen würde – sollte dieser auf die Idee kommen, sein Vermögen unter den Bedürftigen aufzuteilen.
Sehr ertragreich wäre diese Berechnung in Zypern und Schweden. In Zypern ist John Fredriksen gemeldet, Besitzer der weltgrößten Tankerflotte und mit seiner Firma Marine Harvest der größte Zuchtlachs-Produzent überhaupt. Fredriksen, der in der Vergangenheit als rebellischer Investor von Tui Schlagzeilen machte, besaß 2014 ein Vermögen von 15 Milliarden US-Dollar. Das würde für jeden armen Zyprer knapp 46.000 US-Dollar machen – genug Geld, um einen Mittelklassewagen zu kaufen. Reichster Schwede ist Ikea-Gründer Ingvar Kamprad. Seine 45 Milliarden Dollar würden jedem verarmten Landsmann 33.149 Dollar einbringen.
Wie hoch der jeweilige Betrag ist, hängt nicht nur vom Vermögen des Milliardärs ab, sondern auch von der Zahl der Staatsbürger und dem Wohlstand im Land. In Indien leben gemäß dem Factbook der CIA (das als Berechnungsgrundlage für den Index diente) fast 30 Prozent der mehr als 1,2 Milliarden Inder unter der Armutsgrenze. Da würden von den 22 Milliarden Dollar des Industriellen Mukesh Ambani nur etwa 60 Dollar pro Person übrig bleiben.
Auch die 84 Milliarden von Bill Gates müssten auf viele Amerikaner verteilt werden. Jedem armen US-Bürger blieben 1.736 Dollar. Das würde immerhin für drei Drinks im Nobel-Nachtclub Xs in Las Vegas reichen.
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