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Städtebeschimpfung nach Plan

 

Das beste Gesprächsthema auf Partys? Städte und was sie angeblich ausmacht. Dass Jens aus Hannover nach Berlin gezogen ist, aber gerne in Buenos Aires leben würde. Dass Felicitas Berlin für völlig überschätzt hält und den Swag in Leipzig verortet. Tim findet, dass in Hamburg die Menschen einen Stock im Allerwertesten haben und dass er das als Bayer nicht abkann – während Julia depressiv wird, wenn sie beim Frühstück nicht den Kölner Dom sieht. Und außerdem sind die Kölner ja so offen und in München laufen nur Snobs rum. Puh. Der Meister der Städtebeschimpfungen ist allerdings Thomas Bernhard. Seine gesammelten Hasstiraden hat ein Facebook-User in eine interaktive Google-Karte gepackt.

Und die zeigt: Der österreichische Schriftsteller könnte auf jeder Neuköllner WG-Party bestehen. Denn keiner meckert so schön und tiefgründig über Städte und ihre Bewohner. Vor allem sein Heimatland trifft es. Der Prater in Wien „stinkt nach Bier und Verbrechen und wir begegnen in ihm nur der Brutalität und dem schamlosen Schwachsinn des gemeinen rotzigen Wienertums“ (aus: Alte Meister). In Graz ist „nur der Stumpfsinn zuhause“ (aus: Heldenplatz) und Salzburg, immerhin die Geburtsstadt von Wolfgang Amadeus Mozart, wird in Bernhards Autobiografie als „eine perfide Fassade, auf welche die Welt ununterbrochen ihre Verlogenheit malt“ beschrieben, „hinter der das (oder der) Schöpferische verkümmern und verkommen und absterben muß“.

Aber Bernhard schaut auch nach Deutschland, schimpft in einem Brief an seinen Verleger Siegfried Unseld über die Münchner Kammerspiele (das Theater „nimmt doch das Maul bis zur Ungeheuerlichkeit voll, während es doch nicht das geringste Hirn hat“), die Stadt Regensburg („kalt und abstoßend“ – aus: Meine Preise) und die Frisuren des weiblichen Bayreuther Theaterpublikums: „Das ist der Hauptgrund, warum ich nicht ins Theater geh, weil die meisten Damen, die um einen herumsitzen, bespreyte Haare haben, und wenn sich das mit dem Schweiß vermischt, ist das in einem Umkreis von vier bis fünf Quadratmetern nicht auszuhalten“, heißt es in Monologe auf Mallorca.

Stellt sich noch die Frage, ob es überhaupt eine Stadt gibt, die vor Thomas Bernhard bestehen kann. Und tatsächlich: Es gibt sie. Klicken Sie mal auf Rotterdam oder Lissabon.

Mehr zur Einzigartigkeit von Thomas Bernhard lesen Sie hier.

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